Ich weiß gar nicht, ob mir jemand helfen kann. Also es geht um meinen langjährigen Partner. Wir haben Kinder zusammen. Er hat irgendwie 2 Gesichter. Ich weiß nicht, wie ich es besser beschreiben soll. Normalerweise ist er liebevoll und besorgt und hilft mir viel. Ich hatte nach jeder Schwangerschaft Depressionen und da hat er immer den Laden geschmissen. Aber da gibt es auch dieses andere. Über die Jahre haben sich da so einige Situationen angesammelt. Beispielsweise hat er sich zu Anfang unserer Beziehung mir stark unterlegen gefühlt, weil ich das Studium abgeschlossen habe und er nicht. Auf der Abschlussfeier hat er sich dann stark betrunken und einem befreundeten Pärchen erzählt, wie ich nachts heulend vor dem PC saß, weil ich dachte, ich schaff das nicht und ohne ihn hätte ich das eh nie geschafft. Das war nicht liebevoll, sondern er hat mich absichtlich in einem sehr schlechten Licht dargestellt. Am Abend noch hat er sich 100x entschuldigt und ich hab versucht, es innerlich abzuhaken. Oder einmal waren wir teuer essen und ich hatte mir irgendeinen schweren Infekt eingehandelt, musste danach spucken und bekam hohes Fieber. Seine erste Sorge war, warum ich jetzt das teure Essen auskotze. Er war richtig sauer deswegen. Erst als er bemerkt hat, dass ich echt hohes Fieber habe, hat er sich gekümmert. Oder andere Situation, wir hatten eine demente alte Nachbarin. Eines Tages habe ich sie kaum angezogen draußen aufgefunden und sprach sie an. Sie schlug und beschimpfte mich. Ich habe die Situation halt irgendwie gelöst, Angehörige informiert, Arzt etc. Ich kam vollkommen erschüttert heim und erzählte meinem Mann davon. Er aber lachte und sagte, das wäre doch "so richtig schön, dass ich mal ordentlich eins auf die Fresse bekommen habe mit meiner Hilfsbereitschaft". Oder eins unserer Kinder fiel mit dem Fahrrad um. Ich war im Haus und hörte am Schreien, dass wirklich was passiert sein muss und lief sofort raus. Es hörte sich ganz anders an als sonst. Er stand daneben und sagte "Was ist das jetzt wieder für ein Scheiss?". Mein Vater und ich trugen das Kind dann ins Haus und riefen den Notarzt. Als er gemerkt hat, dass richtig was passiert ist, war er plötzlich sehr besorgt. Und so ist es oft. Jemand ist krank und seine erste Reaktion ist Unwillen und Schimpfen und Kälte und erst danach kommt die Besorgnis.
Und gerade wieder so eine Situation, die natürlich auch von mir dumm war. Ich bin stark erkältet und hatte eine (ehrenamtliche) Veranstaltung mit organisiert. Die anderen beiden baten mich andauernd trotzdem zu kommen, weil man sonst alles absagen müsse. Ich habe mich breitschlagen lassen, was natürlich dumm war. Er meinte, er ist zwar nicht dafür, aber er kommt mit, um mir zu helfen. Dann saß er da und aß etwas, unsere älteren Kinder haben mir geholfen. Und als ich etwas Schweres schleppte, merkte ich plötzlich, dass er mich interessiert ansieht. Wie ein Insekt. Mit so einer kühlen Distanz. Und ich meine, ja, es war dumm, da zuzusagen trotz Krankheit, aber wenn er mich liebt, wie er sagt, warum guckt er dann mit so einem kühlen Interesse zu, wie ich mich krank abschleppe und isst dabei in aller Ruhe? Danach hat er mich noch runtergeputzt, dass ich mir jetzt sicher Bettruhe eingehandelt habe und er muss es ausbaden. Irgendwie bin ich gerade sehr verzweifelt und frage mich, was mit ihm oder mit uns los ist. Ich weiß auch gar nicht, was ich mir erwarte, außer es mal niederzuschreiben, aber irgendwie habe ich den Eindruck, bei ihm gibt es neben seiner liebevollen Art noch eine gänzlich andere Person mit latent sadistischen Zügen. Oder klingt das doof?
2 Gesichter
Warum er so ist, weiß ich natürlich nicht. Eventuell bekam er als Kind auch wenig Mitgefühl? Wurde eher runter geputzt und „er soll sich nicht so anstellen!“? Und daher fällt es ihm heute schwer, Situationen richtig einzuschätzen. Weil er es nie richtig gelernt hat. Ist aber nur ne Vermutung!
Vllt hat er auch das Gefühl, dass du nie was falsch machst und nur er der doofe ist und daher sucht er in den Krümeln…
Egal wie - sprecht darüber. Vllt hilft ihm ne Therapie, vllt kann er sich auch selbst öfter reflektieren - scheinbar ist er grundsätzlich ja zu Empathie fähig und grundsätzlich hilfsbereit. Daher denke ich, dass man dran arbeiten kann.
Ich denke, Du hast recht. Er hat es nicht gelernt. Und er fühlt sich mir unterlegen, da er aus sehr prekären Verhältnissen kommt. Das ist schon immer ein Problem. Aber was tun?
Hey!
Klingt so, als wäre dein Partner ein armes Würstchen, das sich neben dir schlecht fühlt und dich daher in jeglichen Situation runterputzt bzw dir einen aus Genugtuung reinwürgt.
Man muss sich mal vorstellen, dass er sich während deiner Abschlussfeier daran aufgeilt, wie du heulend vor der Abschlussarbeit saßest. Das ist schon ziemlich niederträchtig.
Ihm scheint es zudem auch an Empathie zu mangeln, daher kann er manche Situationen nicht einschätzen.
Ich glaube, es gibt viel, das ich in Beziehungen akzeptieren kann. Aber Empathielosigkeit ist ein Merkmal, bei dem ich die Flucht ergreifen würde. Das ist ein Merkmal bei vielen Störungsbildern, an denen sich Therapeuten die Zähne ausbeißen, weil die Patienten keine Einsicht haben. Da wir beim Thema sind: sein Therapeut kann die Therapie nur mit einer legitimierenden Diagnose verlängern. Ich schätze, diese Diagnose hat deinem Partner nicht geschmeckt. Daher die Verweigerung- mangelt ihm wohl an Einsicht und dem Willen, an sich zu arbeiten.
Ich schätze auch, dass du jegliche Ansätze wie Therapie oder Besserung abhaken kannst, einfach weil ihm die Empathie fehlt bzw auch der Wille, an sich zu arbeiten.
Die Frage ist: Was willst du? Kannst du diese 2. Seite akzeptieren? Oder fehlt der Beziehung in deinen Augen die Basis?
Liebe Grüße
Schoko
In jeglicher Situation stimmt nicht. Es kommt immer wieder mal vor, aber oft eben auch nicht. Ich verstehe auch nicht so wirklich, wann er so und wann er so reagiert.
Ich traue mich mal, was dazu zu sagen.
Vorweg: ich verbeisse mir solche Reaktionen so sehr ich kann. Ich mache sogar jedes Mal bewusst das Gegenteil von dem, was mein Impuls ist. Aber ich erkenne Reaktionen, wie du sie beschreibst, wieder. Also z.B. dass er so hart auf das vom Rad gefallene Kind reagiert hat.
Ich liebe meine Familie. Mein Mann ist mein absoluter Traumprinz. Meine Kinder sind wundervoll, klug, lustig, für mich wunderschön, ich würde mich für sie vor jeden Zug werfen. Ich habe schon Hechtsprünge gemacht, um sie zu beschützen, auch wenn ich mir dabei richtig wehgetan habe.
Ich tröste sie immer und wenn Blut fliesst bin ich die, die immer darauf besteht, in die Bereitschaft zu fahren. Lieber einmal zu viel, als nur einmal zu wenig. Und das alles mache ich ganz von mir aus, weil das ich bin.
Aber es gibt da diese, wie ich finde abartige Seite, die ich vermutlich habe, weil meine Mutter hart und streng war. Typ „Wenn du die Treppe runterfällst, hau ich dir noch eine runter, weil du so doof warst!“ Diesen Satz hab ich in allen möglichen Varianten gehört.
Ich habe bei mir das Muster gemerkt, wenn ich weiss, dass gleich etwas passiert und das Kind wurde mehrmals gewarnt und macht weiter und tut sich tatsächlich weh, dann kommt in mir etwas hoch, das nicht ich bin. Das passt nicht zu mir und meiner Persönlichkeit.
Das ist wie, als wenn sich eine Tür öffnet und da kommt richtig dunkler Hass raus.
Ich habe in dem Moment mein normales Gefühl von mein Baby, es tut ihm weh, ich muss und möchte es trösten und als Gegenstück ist da diese Wut, weil das Kind meinem Goldschatz (also sich selbst) richtig wehgetan hat. Ich bin da so richtig schlimm wütend. Es ist aber kein Gefühl, das in irgend einer Weise zu mir passt. Ich erkenne es von nichts wieder.
Wenn ich 15 Sekunden lang genau das Gegenteil mache, Kind extra sofort umarme und tröste, dann verschwindet es, als wäre es nie da gewesen. Aber es ist grässlich. Ich möchte danach quasi duschen, weil ich es ekelhaft finde.
Ich habe aber keine Ahnung, was das ist, ausser, dass es vermutlich daran liegt, dass ich das so erlebt habe. Also dass Mamas so mit ihren Kindern sind, wenn die sich unüberlegt wehtun.
Ich habe aber keine Minderwertigkeitskomplexe, ich weiss was ich kann und was nicht. Ich bin auch emphatisch. Vielleicht nicht gerade olympisch, aber ich weiss, wann meine Kinder und mein Mann mich brauchen und was ihnen fehlt.
Nichts in meinem Leben hat mich darauf vorbereitet, dass ich jemals so fühlen könnte gegenüber einem Menschen, den ich am allermeisten liebe auf der Welt. Ich hätte nichts vorbereitendes tun können. Die ersten Male hat es mich kalt erwischt und ich habe tatsächlich erst geschimpft statt zu trösten.
Und hab mich danach gefühlt wie ein Monster.
Ich habe danach lange und sehr ernst darüber nachgedacht und beschlossen, in solchen Momenten immer das Gegenteil zu tun von dem, was ich als Impuls habe. Und dieser Impuls ist machtvoll und sehr schnell, fast wie ein Reflex.
Ich merke, dass es weniger wird, je öfter ich es überbiete. Trotzdem fühle ich mich, als wäre ich eine schlechte Mutter und hätte einen menschlichen Makel.
Ich denke und hoffe nicht, dass ich ein Psychopath bin. Ich befürchte, ich habe einfach Spuren meiner Kindheit und hatte keine Vorbilder, wie man das anders regelt, bis ich selbst in der Situation war. Ich lerne jeden Tag, wie es anders geht und hoffe, ich beende die Kette damit.
Liebe TE, vielleicht klingt das nach einer Antwort für dich. Ich hoffe jedenfalls, dass es das ist, denn das hier habe ich noch nie ausgesprochen und ich fühle mich grad total abartig.
Ich finde es klingt etwas gruselig. Sein Verhalten würde mir schwer zu schaffen machen, wie du sagst, es klingt schon richtig bosartig in manchen Situationen. Und das, wenn es dir oder anderen auch noch richtig schlecht geht. Gerade das mit der dementen Nachbarin klingt sehr erschreckend. Er betont da deine Hilsbereitschaft - iwie scheint er sehr negativ darüber zu denken- wie kommt das?
Mein Ex konnte von jetzt auf gleich explodieren. Oder hatte widersprüchliche Meinungen, je nachdem ob die Beziehung gut oder schlecht lief. Fand ich superätzend. Für mich war die Sache dann iwann durch, nach dem letzten Tief gab es kein bergauf mehr für mich.
Für dich ist es natürlich sehr schwierig mit 2 Kindern. Ich hätte bei solch einem Verhalten immer Angst, krank oder anderen gegenüber hilfsbereit zu sein. Für mich ist das keine liebevolle Beziehung und ich frage mich, ob in diesen Momenten nicht sein wahres ich zum Vorschein kommt. Er selbst findet das nicht erschreckend, was er so von sich gibt?
Ich bin schon sehr hilfsbereit, kann nicht wegschauen, wenn jemand Hilfe braucht. Kann mir schon vorstellen, dass das auch manchmal nervig ist . Aber er ist eigentlich auch so. Er hat zweimal schon alte Damen auf der Straße aufgegabelt und zurück ins Heim bzw. zur Tochter gebracht. Aber mir wirft er es immer wieder mal vor. Dann sagt er wieder, dass er genau das an mir so mag . Aber genau diese Situation war für mich auch fast die Schlimmste. Ich war komplett fertig, schließlich war ich gerade zusammengebrüllt und geschlagen worden. Und ich dachte, er nimmt mich in den Arm oder sagt ein paar nette Worte. Stattdessen lacht er mich aus und freut sich ganz offen, dass mir das so passiert ist.
Es sind immer wieder mal solche Situationen. Nicht übermäßig oft, aber doch in gewisser Regelmäßigkeit. Dann war es z. B. mal so, dass ich mit meiner Schwester wegfahren wollte und ich fragte ihn, ob es okay wäre, wenn ich die Kleinen mitnehme und übers Wochenende wegfahre. Da sagte er in so einem aggressiv fiesen Tonfall "Nein, ich freue mich, wenn Du wegfährst". Meine Schwester stand dabei und meinte sofort, dass das jetzt echt gemein gewesen wäre. Ich selbst hab erstmal mit den Tränen gekämpft. Da nannte er sie "Arsch" und dass das nur nett gemeint gewesen wäre und wir das nur nicht gecheckt hätten. Er würde sich freuen, wenn ich mal wegkommen würde, so habe er das gemeint. Aber wir hatten es beide ganz anders gehört und dass er gleich beleidigend wurde, spricht für mich auch dafür. Aber es ist dann eben öfter so, spreche ich ihn darauf an, war es gar nicht so gemeint oder ich bausche es unnötig auf etc. Er entschuldigt sich auch oft, aber dann muss ich ihm meist auch sofort verzeihen. Wenn ich dann noch irgendwas dazu sage, kommt auch mal "tut mir doch nicht leid". Manchmal ist er auch ganz zerknirscht. Es wechselt.
Er ist schadenfroh, das du von der alten Dame eine auf die Mütze bekommen hast?!
Das ist echt nicht nett und Schadenfreude vermutet man ja eher hinter jemandem, der einem nicht so mag!
Ich wüßte nicht ob ich mich so darüber freuen könnte, wenn meinem Mann sowas passieren würde.
Er ist auch als ehemaliger Polizist sehr hilfsbereit und couragiert und oft habe ich Angst, das ihm etwas zustößt.
Ab und zu lässt dich dein Mann hinter die Fassade schauen und präsentiert dir sein passiv-aggressiven Art und verschließt sich sofort wieder. Ganz ehrlich, nicht jeder Psychopath wird zum Serienmörder, aber das Verhalten deines Mannes ist extrem seltsam.
Dazu paßt das er eine Verlängerung der Therapie ablehnt, mit Sicherheit wird einem nicht oft eine Verlängerung der Sitzungen in Aussicht gestellt.
Völlig unerheblich, was ein Mensch in seiner Kindheit erlebt hat…. nicht alles kann man damit rechtfertigen. Dein Mann liest sich wie ein Psycho und du idealisierst ihn. Schrecklich!
Hm, wo liest Du in meinen Beiträgen eine Idealisierung? Im Gegenteil, über mehrere Beiträge beschreibe ich nahezu nur seine negativen Seiten, während ich die positiven allenfalls streife.
Was sagt dein Partner selbst, was bei ihm in dem Moment das Problem ist?
Was mir beim Lesen völlig fehlt, ist dass er Verantwortung für seine Taten übernimmt und sagt: Das ist die Frau, die ich liebe und ich verhalte mich asozial und verletze sie damit. Ich möchte mich ändern und setze alles in Bewegung, was möglich ist.
Für mich klingt es so, als nimmt er einfach in Kauf, dass er dich verletzt. Das könnte ich sehr schwer akzeptieren.
Na, es kommt darauf an. Wenn jemand dann wirklich krank oder verletzt ist, bereut er alles sehr und versteht nicht, warum er so reagiert hat. Es kommt aber, wie bei der Nachbarin-Situation, auch vor, dass er findet, ich mache aus einer Mücke einen Elefanten.
Aber was heißt denn, er versteht nicht warum das passiert ist. Sind die Äußerungen aus Gedankenlosigkeit entstanden (also nicht drüber nachgedacht) oder aus Wut, Überforderung oder was anderes? Das weiß er vermutlich schon.
Die viel wichtigere Frage, finde ich, ist macht er irgendetwas dafür, dass es nicht wieder vorkommt oder bist du ganz alleine damit ihn ändern zu wollen?
Dem Mann musst du klare Grenzen aufzeigen sonst verliert er die Achtung und den Respekt. Klar stellen dass sein Verhalten daneben ist. Keine Opferrolle einnehmen und nicht unter seinem Benehmen leiden sondern proaktiv kund tun dass du das nicht ok findest.