Was tun?

Hallo Ihr Lieben,

ich brauche eure Sichtweise und bitte um Meinungen. Ich bitte vorab schon mal um Entschuldigungen es wird lang.

Es fing nicht schon mit Corona an, allerdings fing da meine Überforderung an. Mein Mann arbeitet immer mal wieder im Ausland und ansonsten ist er oft nur am WE zu hause. Wir haben zwei Söhne. Beide musste ich während Corona durch die Schule bekommen. Der Große ist jetzt glücklich in Ausbildung der Kleine geht in die 4. Klasse. Ich arbeite 30 Stunden die Woche. Im Sommer oftmals 40 – 50h und im Winter manchmal auch nur 15h.

Vor 1,5 Jahren bat ich meinen Mann zum Arzt zu gehen, da er sehr krank erschien. Ich hatte große Angst um ihn. Er verschob es immer und flog dann fürs arbeiten ins Ausland. Ich habe schon immer Verlustängste und schon da zog sich in mir alles zusammen. Jeden Tag klagte er mir sein leid, er konnte nicht schlafen und hatte starke Kopfschmerzen. Die Coronaimpfung haute ihn dann komplett um und er wurde Vorort in ein Krankenhaus eingeliefert.

Abends rief er mich an, ich solle mir keine Sorgen machen, er können zwar nicht mehr laufen, aber alles wäre ok. Mir ging es sehr schlecht, ich saß mit den Kindern zuhause und war völlig hilflos. Ich selbst wartete bereits seit 4 Monaten auf meinen Lungenfacharzttermin, da ich immer wieder Atemnot hatte. Die Hausärztin konnte mir nicht helfen.

Später am Abend rief mein Mann mich an und sagte ich solle mich setzen. Er hat einen riesigen Gehirntumor und er wird so schnell es geht nach Deutschland geflogen. Man habe ihm allerdings schon Hoffnungen gemacht, der Tumor zeichnete sich deutlich vom Gehirn ab und man sah ihn als gutartig an.

Ich ließ mich krankschreiben, ich musste immer wieder weinen und war verzweifelt. Ich habe alles mit der Schule geregelt und dort Bescheid gesagt. Homeschooling meines Kleinen habe ich abgesagt und ihn in der Notbetreuung angemeldet. Er wurde dann nach Deutschland in eine Uniklinik geflogen, wo er dann noch schnell eine Op an den Nieren hatte und dann lag er mit Gehirntumor 2 Wochen in Quarantäne.

Wegen Corona durfte ich ihn in der Zeit nicht besuchen. Wir telefonierten mit Facetime. Nach 2 Wochen wurde er dann operiert, ich wartete 9,5 Stunden. Der Arzt rief mich dann an, dass alles gut gegangen wäre. Die OP dauerte 8,5 h und er war jetzt auf Intensiv. Eine Woche nach OP durfte er nach Hause. Er sah schrecklich aus, aber wir waren voller Hoffnung. 10 Monate Genesungszeit folgten, dann fing er wieder an zu arbeiten, wurde aber nach ein paar Monaten gekündigt. Wir hielten uns hoch, er war dann 2 Monate mit Bezahlung zuhause und fing dann eine neue Stelle an.

Er hatte Schulung und bekam ein neues Firmenauto und fuhr dann zu seinem ersten Einsatz. Abends rief er mich dann an und teilte mir mit, dass er einen schweren Autounfall hatte und im Krankenhaus im Ausland liegt. Zur Zeit ist er wieder zuhause, seine Genesungszeit beträgt ca. 3 Monate. Er hat sich Wirbel gebrochen und trägt eine Stütze.

Und nun geht es um unseren 2. Sohn. Er will nicht mehr zu Schule, ist unterfordert, gelangweilt völlig out of order. Er sagt, er wird geärgert und alle hassen ihn. Ich war monatelang jeden Montag in der Schule, um seine Situation zu verbessern. Kurz sah es so aus als würde alles gut werden. Jetzt herrscht akuter Lehrermangel und das Familienklassenzimmer fällt aus. Ich hing stundenlang am Telefon. Die Schule drohte mir das Jugendamt einzuschalten, weil er immer weint und jetzt anfängt agressiv zu werden.

Ich habe jetzt Termine für ihn zum IQ Test, Termin beim Psychologen (1Jahr gewartet), Warteliste für eine Tagesklinik und befinde mich im Antrag für eine Mutter Kind Kur. Das Jugendamt habe ich selber eingeschaltet. Kurzum mein Kleiner braucht mich gerade sehr und ich kann mich nicht zerteilen.

Mein Mann ist mürrisch, unzufrieden und ich widme nicht genug Zeit für ihn. Während der Herbstferien hatte ich Corona, durch mein Asthma ging es mir recht schlecht. Ich lag im Schlafzimmer, mein Mann fragte mich ob ich mit dem Hund gehe. Natürlich nicht, ich bin krank. Er ging dann mit schlechter Laune. Letztlich haben sich alle angesteckt, weil ich mich nicht isolieren durfte und sie alle immer um mich rum waren.

Ich bin seit dem Unfall meines Mannes völlig erstarrt und verstummt. Immer wieder muss ich weinen. Er hat eigentlich Sexverbot, stört ihn nicht. Ich kann aber nicht und habe ihm gesagt, dass ich Zeit brauche, dass es mir sehr schlecht geht. Er nur sehr genervt, dass hilft uns jetzt auch nicht. Ich möchte nicht angefasst werden, mein Körper ist erstarrt.

Während der ganzen Zeit die er Zuhause ist, gehe ich wie auf rohen Eiern, mach gute Miene und versuche ihn bei Laune zu halten, damit er mit den Kindern nicht so genervt ist. Jetzt kann ich das nicht mehr. Der Unfall ist ungeklärt, es könnte ein neuer Tumor bis Schlaganfall alles sein. Mein Mann hat sich seine Wahrheit zurechtgelegt. Unsere Zukunft ist ungeklärt. Ich kann mit vielem Leben, aber nicht mit dieser Ungewissheit. Charakterlich hat er sich negativ verändert und jedes Mal schnürt sich mir der Magen zu, wenn er wieder rumschimpft.

Ich überlege, ob ich ihm eine Eheberatung vorschlage. Mein ganzer Körper schmerzt, ich habe Schlafstörungen und meine Gedanken stehen nicht still. Er versteht mich nicht, der Kleine braucht mich auch. Ich habe Flashbacks von früheren Situationen, die mich seelisch verletzt haben. Mein Kopf schreit Trennung. Ich wünsche mir Ruhe, Frieden, das meine Kinder glücklich sind und nicht in so einem angespannten Zuhause wohnen müssen. Wir sind seit 27 Jahren ein Paar, niemals hätte ich das gedacht, aber ich bin so müde und will so nicht weiter machen.

Es sind noch mehr Sachen vorgefallen, das würde aber echt den Rahmen sprengen.


Bitte teilt mir eure Gedanken mit.

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Deine Situation ist unheimlich komplex und schwierig. Ich finde es sinnlos, dir einen bestimmten Rat für eine Situation zu geben, denn deine Gesamtsituation ist mehr als grenzwertig für dich.

Du schriebst, du besorgtest deinem Kind eine Therapie. Und willst vielleicht Eheberatung vorschlagen.
Was ist mit dir? Gehe in Therapie! Egal ob mit oder ohne ihn. Sorge dich um dich selbst bitte.

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Hallo du Liebe,

da hat bei euch das Schicksal aber ganz schön hart zugeschlagen. Wahnsinn, was ihr alles zu stemmen habt, da wird mir allein vom Lesen schwindelig. Ich schreibe mal meine Gedanken auf, was mir dazu so einfällt.

1. Dein Mann. Er scheint ja wie ausgewechselt zu sein seit der Tumor-Sache. Veränderungen am Gehirn gehen oft auch mit Wesensveränderungen einher. Was sagen seine Ärzte, er wird doch hoffentlich engmaschig kontrolliert? Bekam/bekommt er zusätzlich irgendeine Art psychologische Betreuung?

2. Dein Sohn. Gut, dass du Untersuchungen angestoßen hast. Ich kann mir vorstellen, dass auch er unter der Situation daheim leidet und das mit ein Grund sein kann, warum es bei ihm in der Schule nicht mehr läuft.

3. Du. Du kommst auf dem Zahnfleisch daher, bist gesundheitlich ebenfalls deutlich angeschlagen und sollst dann noch Problem 1 und 2 allein wuppen. Das kann nicht funktionieren.

Kurzum: ihr alle braucht dringend Hilfe, ihr kommt da alleine nicht mehr raus. Ich kenne mich nicht aus, ich würde aber mal bei der Krankenkasse und/oder anderen Stellen (Caritas, ProFamilia) nachfragen, was euch da zusteht und was euch helfen könnte. Ich denke da an konkrete Maßnahmen wie:
- Haushaltshilfe/Hausaufgabenbetreuung
- Familienhilfe
- Familientherapie
- Paartherapie/Eheberatung
- Reha für deinen Mann
- Mutter-Kind-Kur

Seht zu, dass ihr Unterstützung bekommt.

Ich wünsche euch nur das Beste und dass ihr bald wieder Boden unter die Füße bekommt.

Liebe Grüße,
DieKati

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Mein Mann wurde nur einmal nachkontrolliert und da war der Tumor komplett entfernt. Ich bin mir noch nicht mal sicher, ob er nach seinem Unfall überhaupt von seiner Vorgeschichte erzählt hat. Ich habe ihm gesagt, dass er es erwähnen muss und das es kontrolliert gehört. Er hat es angeblich getan, es wurde dort aber nicht weiter drauf eingegangen.

Zuerst sollte er nach Deutschland ins Krankenhaus, allerdings wurde er dann nach Hause entlassen. Ich weiß einfach nicht, wie sowas möglich ist .

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Irgendwie kommt mir das auch komisch vor.

Ich dachte eigentlich, dass man nach Hirntumor-OPs in regelmäßigen Abständen Kontrolltermine hat, um zu schauen, ob sich Rezidive bilden. Die Wahrscheinlichkeit für einen Rückfall ist ja definitiv gegeben.

Wie das nach dem Unfall abgelaufen ist, verstehe ich auch nicht. Ich kann mir vorstellen, dass er den Ärzten im Ausland nichts über seinen Hirntumor gesagt hat. Dass er dann einfach nach Hause entlassen wurde...hm, das ist echt alles sehr seltsam.

Hat er denn neurologische Ausfälle seit der OP, Wesensveränderungen, irgendwas in die Richtung? Ich fände es wichtig herauszufinden, ob der Unfall auf die OP mittelbar oder unmittelbar zurückzuführen ist - allerdings sollte das jetzt nicht deine Prio 1 sein. Dein Mann ist in erster Linie mal selber für seine Gesundheit verantwortlich, das würde ich ihm auch sagen.

Du musst jetzt in erster Linie nach dir selbst schauen, dass du zu Kräften kommst.

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Hey!

Meine Sichtweise?
Mein erster Gedanke war "Katastrophe".
Aber ich denke, dass du die Situation richtig einschätzt und auch schon viel Hilfe organisiert hast. Die Kur finde ich eine gute Idee, die Termine für deinen Sohn.
Das Jugendamt ist auch ein guter Ansprechpartner.
Die Argumentation deines Kindes, alle hassen ihn, kenne ich von vielen Kindern in dieser Situation. Ich habe aber nie feststellen können, dass dort etwas dran ist. Ein paar Freunde hatte jeder von ihnen- aber ihr Fokus lag immer auf den Kindern, zu denen sie keinen Kontakt hatten.
Es gibt auch Ambulanzen für schulmüde Kinder- vielleicht wären die eine gute Anlaufstelle für euch.
Ich glaube auch, dass du noch Hilfe für sofort brauchst. Die Caritas bietet Hilfe für Familien in Krisensituationen an. Es gibt auch Beratungsstellen nur für Frauen. Dort könntest du sofort Hilfe holen. Die Kur ist ja auch gut- aber bis ihr fahren könnt, wird noch viel Zeit vergehen.

Zu deinem Mann: Ich würde erstmal für mich selbst Hilfe holen und dann, wenn ich mich gefangen habe, die Situation neu betrachten. Kannst du mit seinen Ärzten sprechen? Kann es sein, dass der Tumor oder die OP zu Persönlichkeitsveränderungen geführt hat?

Liebe Grüße und viel Kraft!
Schoko

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Achso, zu deinem Kind: ich denke, dass auch für ihn die Situation einfach zu viel ist und er schlicht mit den ganzen Päckchen überfordert. Ich hatte schon oft Kinder im Gespräch, die nicht mehr zur Schule wollten. Meine Beobachtung war, dass sie selbst Probleme zu Hause hatten und dann schlicht mit vermeintlichen Konflikten in der Schule überfordert waren. In der Schule konnten sie entfliehen, zu Hause natürlich nicht.

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Der Kleine mochte noch nie so gerne zur Schule, allerdings sind mit der Zeit sehr unschöne Sachen in der Schule vorgefallen. Immer wieder habe ich versucht dagegen zu steuern, seine Klassenlehrerin machte alles zunichte. Ein Beispiel, wir erarbeiteten in der Schule, er soll seine Gefühle in ein Buch schreiben, um es rauszulassen. Er schrieb dann, dass seine Lehrerin dumm ist und ihn alle hassen würden. Das machte sie vor der gesamten Klasse öffentlich. Seitdem kämpfe ich zuhause, damit er überhaupt noch in die Schule geht. Die Schulpsychologin ist involviert und ich muss ihn zwingen.

Alle sind immer voller Mitgefühl, ich telefoniere seit Ewigkeiten, aber selbst das Jugendamt ist telefonisch zu gut wie nicht erreichbar. Gerade versuche ich seit 1,5 Wochen überhaupt jemanden dort zu erreichen.

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Ich finde dein Mann geht sehr verantwortungsarm mit seinen Krankheitssymptomen um und gefährdet vorsätzlich den Heilungsprozess. Find ich nicht gut und würde ihm hier die rote Karte zeigen. Sexverbot heißt Sexverbot. Und wenn es mir nicht gut geht, gehe ich zum Arzt. Alles andere ist kindisch.

Du kannst nicht die Verantwortung für alles und jeden übernehmen.

Sag ihm er soll sich nochmals durchchecken lassen nach dem schweren Unfall.

Konzentriere dich erstmal auf dein Kind und deine Baustellen. Du musst kein schlechtes Gewissen haben dass dir gerade nicht der Sinn nach Sex steht. Für mich liest es sich wie eine PTBS. Die Symptomatik passt. Schau für dich nach einem Therapeuten.

Falls dein Mann Pflege benötigt würde ich mich mit der Krankenkasse in Verbindung setzen und Hilfe beantragen.

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Oh wow, wie viel ein Mensch bzw. Familie durch machen muss. Du hast dich völlig ins Burn out gearbeitet. Die Symptome passen.
Dein Mann, holla… armer Kerl! Wirklich! Außer das mit dem Sex & schlechter Laune, weil er mit dem Hund raus muss. Quarantäne bei corona hatte er bis dahin auch noch nicht gehört ? Du durftest eh nicht raus. Und ganz ehrlich, mit so einem grad fragilen Mann würde ich auch keinen Sex haben wollen. Einfach weil es dir und ihm nicht gut tun würde und nur da liegen, bringt ja auch nichts. Er muss auch erst mal gesund werden. Sag ihm das!!!

Es wird dringend Zeit für eine Therapie & das nicht nur für ihn und dein Kind. Sondern unbedingt für dich! Ihr müsst eure Zukunft klären & die Unfallursache.
Du hattest in den letzten Monaten unheimlich viel aufzufangen, Todesängste (um deinen mann), Ärger mit der Schule usw. Sowas kann man nicht allein verarbeiten, du brauchst professionelle Hilfe und Unterstützung um wieder klar zu denken & dich zu erholen.

Alles Gute für EUCH.

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"ich bin so müde und will so nicht weiter machen"

Natürlich bist du das nach allem, was ihr in den letzten Jahren durchstehen musstet. Das Schicksal schlug pausenlos um sich in eurem Leben. Es wäre ein Wunder, wenn du NICHT müde wärst. Es wäre generell ein Wunder, wenn das an allen spurlos vorübergegangen wäre, an deinem Mann oder deinen Kindern. Ganz offensichtlich seid ihr alle psychisch vollkommen am Limit.
Bevor du jetzt an Trennung denkst, denn das ist wirklich nicht der richtige Zeitpunkt in dieser sowieso schon endlos scheinenden Krise, müsst ihr alle (!) schauen, dass ihr wieder fit werdet.
Betrachte es so: ihr seid jetzt grade im Zustand nach einem langen Kampf. Kaputt, müde, ausgelaugt, überfordert.
Das richtige wäre nun Therapie, Kur, Auszeit, zur Ruhe kommen, alles aufarbeiten einzeln und im besten Falle auch gemeinsam.
Eigentlich hättet ihr während dieser schlimmen Zeit schon psychische Unterstützung gebraucht. Das ist nun nicht mehr nachzuholen aber bevor ihr euch ins nächste Trauma stürzt, versucht lieber, wieder auf die Beine zu kommen.
Sowohl dein Gemütszustand als auch der aller anderen sind in Ordnung und normal und bedürfen einfach jetzt Heilung.
Ich wünsche euch jedenfalls von Herzen, dass ihr wieder zusammenfindet und gemeinsam heilen könnt.

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Fühl dich mal ganz fest gedrückt, das was ihr da durchmacht gerade, ist ja wirklich hammerhart.
Ich wundere mich nicht, das dir jetzt langsam die Puste ausgeht und du in eine Depression rutschst.

Du hast ja schon ganz viel selbst angekubelt und für das was dir noch fehlt an Hilfe, bereits viele Tipps und Ratschläge bekommen.

Bei aller Liebe solltest du dich aber nicht weiter verstellen, dein Mann kann ruhig sehen das du (und dein Sohn) unter der Situation leidet und eben nicht alles in bester Ordnung ist und er daran auch seinen Anteil durch sein momentanes rücksichtsloses Verhalten trägt.
Davon das eine Gehirn-Op eine Wesensveränderung zur Folge haben kann, habe ich schon oft gelesen und gehört.

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Aber es kommt bei der Hirn OP drauf an welche Areale betroffen waren? Meine Mutter hatte vor Jahren einen gutartigen Tumor entfernt bekommen und die Ärzte haben gleich gesagt, dass sie auf einem Ohr taub sein wird und so war es auch. Sonst war sie/ ist wie vor der OP. Wobei wenn der Tumor bei dem Mann schon so groß war, werden die gesunden Zellen ja auch beschädigt sein durch den Eingriff. Normalerweise wird man aber genau aufgeklärt über das Risiko und die Folgen

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Es war ein gutartiger Tumor, er war schon 5cm groß, das Gehirn war aber nicht betroffen. Es wurde bloß durch die Größe verdrängt und deshalb hatte er starke Kopfschmerzen, einen Tremor und Schlafstörungen. Beim Abschlussgespräch im KH war ich dabei und eine Reha wurde nicht als nötig erachtet. Bei der Hausärztin weiß ich nicht, ich durfte am Anfang nicht mit rein, wurde danach erst später reingerufen.

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Oh - lass dich mal drücken. Das ist ja überaus kräftezehrend alles zusammen. Gerade für dich, die dann alles am Laufen halten soll ist das eine enorme Belastung.
Ich kann dir keinen großen Rat geben.
Es ist gut, daß du das Jugendamt und Schulpsychologen zur Seite hast. Wie untalentiert kann eine Lehrerin eigentlich sein, ein Gefühlstagebuch vor der ganzen Klasse darzulegen...#klatsch die spinnt doch.

Hat dein Mann nicht Anspruch auf eine Reha? Damit sich um den mal für ein paar Wochen jemand anders kümmert.
Ich denke ehrlich gesagt, eine weitere Baustelle mit "Eheberatung" oder "Trennung" die bräuchte ich in der momentanen Lage nicht auch noch dazu. Aber irgendwie muss es auszuhalten sein - mit ihm zuhause.

Ich wünsche dir alles alles Gute.
Es kommen wieder andere Zeiten - ganz bestimmt.

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Ich habe gedacht, nach dem Unfall steht ihm eine Reha zu und wir könnten dann etwas durchatmen. Ich hätte mich auf unsere Kinder konzentrieren können und er sich auf seine Gesundheit. Aber nein, er bekommt jetzt Krankengymnastik und da wir nur ein Auto haben, ist das eine neue Baustelle für mich.

Es wird einfach nicht weniger, sondern immer kommen noch mehr Probleme auf mich zu.

Richtige Hilfe habe ich noch von keiner Stelle bekommen. Die Lehrerin ist eine einzige Katastrophe. Ich habe dem Kleinen Schallschutzkopfhörer mit gegeben, weil es ihm dort zu laut und chaotisch ist, daraufhin hat er von ihr Ärger bekommen, er durfte sie nicht tragen. Nach Rücksprache mit der Schule, die meinten, solche Kopfhörer sind in der Schule schon öfter im Einsatz, durfte er sie dann tragen. Jetzt traut er sich nicht mehr sie aufzusetzen.

Ich wollte Verantwortung abgeben, habe meinen Mann zum Elternabend geschickt. Dort hörte er nur, der Kleine ist völlig unterfordert und langweilt sich und wir sollten ihn testen lassen. Meine Mann dann ist doch alles in Ordnung. Nächsten Tag bekam ich einen Anruf, dass er eine Lehrerin mit dem Radiergummi abgeschmissen hat und sie sich überlegen Anzeige zu erstatten.

Der Kleine flüchtet sich regelmäßig zur Schulsozialarbeiterin, sie ist lieb zu ihm und die Einzige dort, der er vertraut. Alle anderen Lehrer ist er lästig, weil er weint und dort oft überfordert ist. Ich könnte Bücher über die Schule schreiben.

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Gibt es jemanden, dem du dich ein Stück weit anvertrauen kannst? Geschwister, Eltern...?
bzw gibt es jemanden in der Familie deines Mannes, der ihm da mal ins Gewissen reden könnte, auf dessen Meinung er was gibt...der ihn nochmal zu einem Check beim Arzt überzeugen kann

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Ich finde, dein Partner übernimmt zu wenig Verantwortung. Er geht nicht zum Arzt und lässt die Unfallursache abklären, den Gehirntumor hat er auch nicht diagnostizieren lassen, sondern seine Gesundheit schleifen lassen, bis es eben nicht mehr ging.
Ganz ehrlich? Damit könnte ich nicht umgehen.

Sein Schicksal ist hart, aber er hat die verdammte Pflicht als Familienvater und Ehemann auf seine Gesundheit zu achten.

So lange er dazu nicht bereit ist, würde ich tatsächlich über eine räumliche Trennung nachdenken, damit ihr zumindest nicht unter seinen Launen leiden müsst und alle mal zur Ruhe kommt.

Eltern-Kind-Kur fände ich auch eine sehr gute Idee.

Kann dich sonst wer entlasten? Du brauchst dringend verlässliche Pausen, um mal rauszukommen aus dem Hamsterrad aus lauter Problemen und Sorgen.

Weiß die Lehrerin um eure häusliche Situation? Wie empathielos kann man dann sein, ein Kind so im Regen stehen zu lassen.

Du tust mir sehr leid. Ich find's nahezu menschenunmöglich, zu stemmen, was du stemmst. Und für mich greift da die Leitidee von Erster Hilfe: Zuerst achtet man auf die eigene Gesundheit und Sicherheit, nur zu kann man gewährleisten, anderen helfen zu können.

Deine dringendste Aufgabe ist, dich selbst aus dem dunkelroten Bereich zu holen. Und ich finde, da musst du nur so lange auf deinen Mann Rücksicht nehmen, wie er das auch im Umkehrschluss tut. Und davon lese ich in deinem Text sehr wenig.

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"Kann dich sonst wer entlasten? Du brauchst dringend verlässliche Pausen, um mal rauszukommen aus dem Hamsterrad aus lauter Problemen und Sorgen."

Leider habe ich niemanden. Meine Mutter hat selbst eine Tumorerkrankung hinter sich, arbeitet Vollzeit und ist damit am Limit. Mein Schwiegervater ist letztes Jahr gestorben, sie lagen gleichzeitig im KH und wir dachten beide sterben. Meine Schwiegermutter ist nervlich so am Ende, ihr würde ich noch nicht mal den Hund anvertrauen. Da hätte ich Angst um den Hund.

Mein Mann wurde leider genauso erzogen, wie er gerade reagiert. Ich habe ihm schon gesagt, dass er psychologische Hilfe braucht. Er denkt aber, sowas braucht er nicht. Sobald er wieder arbeiten kann, wird in seinen Augen alles gut. Ich sehe das anders. Jetzt warte ich auf den richtigen Moment, dass wir mal kurze Zeit ohne Kinder haben, um zu sprechen. Selbst unser großer Sohn klebt an uns, er spürt auch wie es hier knirscht. Er tut mir auch so leid.