Hallo
Ich brauche unbedingt Rat von neutralen Personen, da ich für mich merke ich komme nicht mehr weiter. Seit Monaten beschäftigt mich meine Beziehung so sehr, dass ich ständig Trauer, Wut und Unglück empfinde.
Ich erzähle meine Geschichte.. in der Hoffnung, dass ich einen guten Einblick geben kann:
Mein Partner und ich sind beide 30 Jahre alt. Er war damals meine Jugendliebe, meim erster Freund und wir waren damals sehr verliebt. Ich war 16 als wir damals zusammen kamen und irgendwann mit 20 hab ich ihn im anderen Licht gesehen.. da hat es aus welchen Gründen auch immer klick in meinem Kopf gemacht und ich wollte raus.. feiern, erleben, meinen jungen Jahre leben und auch Mist bauen. Damals war ich zu doof um sowas mit ihm zu besprechen und hab einfach Schluss gemacht. Rückblickend bereue ich es einerseits, habe aber auch Nachsicht mit mir. Ich war eben jung und die Welt war für mich voller Möglichkeiten. Eine kurze Zeit später kam ein Mann in meinem Leben, der mir Sicherheit und Liebe vermittelte. 10 Jahre älter als ich und er wusste wie er mit mir umgehen sollte. Ich bin so bereitwillig in eine Beziehung mit ihm gegangen. Daraus wurden 8 Jahre und es entstanden 2 Kinder. Diese Beziehung war so vorraussehbar. Ich hab nie daran gezweifelt, dass er mich liebt. Doch gab es auch viele Streitigkeiten hauptsächlich wegen Eifersucht und Rolllenmodelle zwischen Mutter Vater und Kinder. Irgendwann kam von seiner Seite aus viel Kontrolle und Respektlosigkeit. Das alles ging in eine ungesunde Richtung. Und für mich merkte ich: so eine Beziehung ist für mich nicht tragbar. Ich habe über Jahre versucht es zusammenzuhalten, doch es ging mir schlecht. Bis ich nach langem den Mut hatte mich zu trennen.
Ich bin ja ein Mensch, der an Schicksal glaubt und auf das Leben vertraut. In der Zeit kam ich mit meiner Jugendliebe und meinem jetzigen Partner wieder in Kontakt. Wir wollten uns nur mal sehen und daraus entstanden sind dann mehrere Treffen, mit hoch verliebt und eine Zeit die mir für immer im Herzen bleibt. Ich habe mich nie so lebendig gefühlt wie in der Anfangszeit bei uns beiden. Und zum ersten Mal hab ich mich voller Überzeugung für einen Weg entschieden. Wir wollten beide es jetzt einfach richtig machen. Und ich glaube das haben wir auch.. erstmal.. da ich mit meinem ex Partner 2 Kinder habe sehe ihn ständig wenn er die Kinder mal abholt. Mein Partner und ich haben anfangs darüber gesprochen, weil ich die Befürchtung habe es wird nicht leicht für ihn. Er hat mir immer versichert wir kriegen das hin. Nur denke ich, er hegt insgeheim doch Groll gegen meinen Ex und dann auch gegen mich. Weil ich mit ihm 8 Jahre in einer Beziehung war und er es gerne mit mir gewesen wäre. Er kommt mit meinen beiden Kinder wirklich sehr gut zurecht. Die beiden (9 und 7) verbringen sehr gerne auch mit ihm Zeit. Ich würde das gerne aufarbeiten, nur habe ich im Gespräch nicht das Gefühl dass ich ihm da helfen kann.
Mittlerweile sind mehr als 2 Jahre vergangen. Wir sind noch immer zusammen. Und: wir haben in der Zwischenzeit auch ein Kind bekommen. Der kleine ist jetzt 8 Monate. Seit meiner Schwangerschaft beschäftigt mich diese Beziehung schleichend immer mehr.. und ich sehe immer mehr Dinge die für mich so nicht in Ordnung sind:
In der Schwangerschaft ist mir aufgefallen, dass dir Nähe zwischen uns anders ist. Wir haben es immer so genossen zusammen Arm in Arm auf dem sofa zu liegen und uns in Gespräche zu verlieren. Das gab es nicht mehr, weil er dann gefühlt ständig arbeiten musste. Ich hab es so vermisst, dass er mal über meinen Bauch streichelt und mir was gutes tut. Stattdessen hab ich mich ständig gequält und meinen Alltag bewerkstelligt, obwohl es mir in der Schwangerschaft so schlecht ging. Ich fühlte mich so einsam.
Dann fing es an, dass er ständig am Handy war. Ich fühlte mich immer mehr so fern von ihm.. auch er merkte, dass meine Stimmung anders wird und fragte mich woran es liegt. Aber auch eine Ansprache änderte nichts.. bis heute. Das Handyproblem haben wir immer noch und ich denke, das hat sich zu einer Sucht entwickelt. Auch wenn wir irgendwo weg sind ist er nie ganz da. Es nervt mich..
Anfangs hab ich noch öfter darüber weggesehen, aber ständig machte er mir Bemerkungen über seine ex Freundin oder irgendwelche anderen Frauen die er zwischenzeitlich kennengelernt hatte. Erst waren es Dinge wie "da war ich mit meiner ex" oder "damals mit meiner ex" aber dann hat es sich auch in der sexuellen Ebene gezeigt. Irgendwann war mir das zu viel und ich hab es angesprochen. Er sagte es war ihm nicht ganz bewusst. Doch ist es für mich verletzend über eine lange Dauer ständig was von anderen Frauen zu erfahren. Ich merke wie in meinem Kopf oft schon die Warnung auftaucht "gleich kommt wieder eine ex Geschichte ". Dabei habe ich Geschichten aus meiner Vergangenheit eher für mich behalten. Jeder hat eine Geschichte, aber : Ich habe die Einstellung wenn ich mit meinem Freund wo unterwegs bin, genieße ich es einfach mit ihm dort zu sein. Da will ich das nicht damit vergleichen, dass ich mit meinem ex Partner schon da war. Das hat auf Dauer unser Miteinander ziemlich verschlechtert. Ich merke, wie ich mir wegen seiner ex Freundin Gedanken mache. Ich weiß, dass ich das nicht machen würde, wenn wir eine stabile Beziehung hätten und die Liebe spürbar wäre. Leider ist sie es nicht und der Alltag ist aktuell voller Kritik und Unmut. Ich merke wie ich Wehmut empfinde, wenn ich an unsere Anfangszeit denke. Und es fühlt sich so an, als wäre das einfach vorbei. In Gesprächen habe ich schon öfter erzählt wie ich das alles wahrnehme und empfinde. Wir kommen aber nicjg weiter. Er sagt er hat resigniert, will die Beziehung aber auch nicht aufgeben. Ich weiß nicht mehr wie ich mir selbst helfen kann und habe den drang gerade mehr Zeit für mich alleine zu nehmen. Doch denke ich wird uns das noch mehr auseinander treiben. Ich bin ratlos
Beziehung erfüllt mich nicht mehr
Hallo Vina,
die Kennenlern- und rosa-rote-Brille-Phase in jeder Beziehung ist besonders, anders und einmalig. Das sind aber teilweise Punkte, die man im Alltag nach Jahren nicht mehr so leben kann. Aber man kann miteinander reden.
Das dein Freund einen Groll gegen seinen Vorgänger hegt, ist deine Vermutung. Das hat er nie gesagt, oder? Vielleicht drängst du ihn zu diesem Groll und im Gegenzug erzählt er dir dauernd was von Ex-Freundinnen? Also, ihr müsst reden. Was passiert, wenn du ihm sagst, dass du dir wünschst, dass er die Ex-Erlebnisse für sich behalten soll, weil es dich verletzt/neidisch macht/du im Hier und Jetzt leben willst usw.? Was passiert, wenn du ihn bittest, dass ihr am Tag X jede Woche auf dem Sofa liegt und redet wie früher? Eine Verabredung ist doch eine tolle Sache, oder? Was passiert, wenn du ihn bittest, das Handy im Moment X, Y und Z mal wegzulassen. Sei es als Vorbild für eure Kinder oder weil du qualitativ Zeit mit ihm verbringen möchtest?
Was kannst du tun, damit du nicht mehr Trauer, Wut und Unglück empfindest? Was verursacht deine Gefühle? Was brauchst du?
Ihr seid in einer Phase der Beziehung, in der zumindest du (vielleicht aber auch er) nicht glücklich bist und daran solltet ihr zusammen arbeiten. Nicht im Stillen alles zerdenken. Lass ihn teilhaben in eurer Partnerschaft.
Viel Erfolg.
Micha
Danke für deine Antwort.
Ich bin seit Monaten dabei das alles zu zerdenken und momentan bin ich an einem Punkt angekommen wo ich was tun muss .. ich halte es so nicht mehr aus.
Ich halte Pros und conntras für mich fest. Dabei fällt mit auf, dass es deutlich mehr contras gibt. Für jedes negative sollte es im Schnitt etwa 5 positive Dinge geben damit es die Beziehung aushält. Hab ich mal gelesen. Und ich glaube es stimmt. Ich habe so eine lange contra Liste momentan. Und ich hätte positive.. wenn wir uns endlich mal wieder sehen würden.. tun wir aber nicht.
Das Problem bei uns ist: wir reden. Wir reden über alles. Manchmal dauert es ein bisschen, aber ich zumindest sage alles was mich stört und was ich mir wünsche. Alles was ich aufgelistet habe weiß er. Aber es ist eine endlos Situation. Wir drehen uns im Kreis, weil alles nach diesem Schema abläuft: wir werfen uns alles an den Kopf, streiten, versuchen etwas zu ändern, leider auf Dauer vergeblich und wenn der Frust wieder oben ist streiten wir wieder und werfen uns alles an den Kopf. Das ist nicht hilfreich, nur komme ich aus dem Kreislauf nicht raus. Ich weiß nicht was hilft. Leider herrscht bei uns momentan auch eine sehr angespannte Stimmung und ständig gibt es Kritik. Vordergründig weil ich mich momentan alleinegelassen fühle. Und warum ich denke ,dass er Groll hegt ist : er macht meine Entscheidungen von damals mit meinem ex schlecht, er macht ihn schlecht und manchmal macht er schlecht was wir uns aufgebaut haben und wie wir die Kinder erzogen haben. Er will ihn auch nicht sehen. Was schwierig ist mit den Kindern.
Ich will außerdem nicht die Frau sein, die jetzt neidisch ist auf irgendwelche ex Frauen von ihm. Ich meine ich habe ihn damals verlassen was erwarte ich. Jeder hat seine Geschichte und das ist auch gut so. Mich stört, dass es in eine für mich krankhafte Richtung geht. Jedes mal wenn wir was unternehmen erzählt er mir irgendwas was ihn in welchem Zusammenhang auch immer an irgendwas mit der ex erinnert. Sei es ein Laden, eine Stadt, irgendein Gegenstand.. ich sehe ihn an und hab das Gefühl er ist ein anderer Mann.. nicht der in den ich mich wieder verliebt habe. Mir ist klar, dass bei 3 Kindern, Alltag und Arbeit wenig Platz für paarzeit ist. Aber wir haben einfach keine. Er sitzt im einem Eck vom Raum und ich im anderen. Und ich ich wünsche mir für mich eine ganz andere Ebene..
Das klingt traurig und belastend. Wie fühlt es sich für dich an, darüber nachzudenken, in 2 getrennten Wohnungen die Beziehung aufzuwerten? Dass ihr euch wieder verabredet und erst mal keinen Alltag habt? Er den Vater deiner Kinder nicht sehen muss und du dir die Geschichten von ihm nicht anhörst? Wenn das nicht klappt, ist die Trennung kein großer Schritt mehr. Du solltest ausserdem für dich klären, was brauchst du, wie stellst du dir dein Leben mit den 3 Kindern vor und was bringt dir ein Partner? Vielleicht hast du deine Ehe nicht verarbeiten können, weil du zum Ex zurück bist? Vielleicht ist keiner deiner beiden Partner der richtige, was sich aber immer erst nach 2-3 Jahren rausstellen wird, wenn das Verliebtsein vorbei ist? Vielleicht gibst du dir diese Zeit bei deiner nächsten Beziehung?
Wenn du aber jetzt schon nicht mehr fühlst, dass du deinen Partner vermisst und liebst, kann man auch nicht mehr arbeiten und sollte sich trennen und in Ruhe zu sich finden.
Hallo,
ihr seid jetzt seit zwei Jahren wieder zusammen, du und deine Jugendliebe, habe ich das richtig verstanden?
Ich glaube, man kann das, was du gerade erlebst, getrost als "Ent-Täuschung" bezeichnen. Ich schreibe es mit Absicht so, ich versuche mal zu erläutern, was ich damit meine.
Ihr wart schon mal zusammen. Die erste große Liebe, unbeschwerte Zeiten. Dann kam die Trennung, soweit so normal. Es vergingen Jahre, du hast dein Leben gelebt und er seins. Ihr habt euch beide völlig unabhängig voneinander entwickelt.
Dann kamt ihr wieder zusammen. Der Zauber des neuen Anfangs, und dann noch die Jugendliebe - klingt eigentlich Hollywood-reif. Das Leben ist aber nicht Hollywood, sondern genau das, was euch jetzt auf die Füße fällt. Es gibt Dinge, die dich an ihm stören, die du einfach nicht ewig ausblenden kannst. Umgekehrt wird es wahrscheinlich genauso sein. Du erkennst, dass eure Beziehung viel auf Erwartungen basiert hat, auf diesem "Zauber des Anfangs", der einen aber nicht über die Zeit tragen kann. Daraus resultiert die Ent-Täuschung, du siehst die Dinge in einem klaren Licht. Das geht übrigens allen Paaren so, wenn die rosarote Brille mal ab ist. Nur wo Substanz da ist, kann aus dem Zauber was wachsen, was man echte Liebe und Partnerschaft nennen kann.
Stell dir, stellt euch also die Frage (ggf. mit externer Hilfe): habt ihr die Substanz? Gibt es eine echte Basis? Wenn ja, wo ist die und wie könnt ihr darauf aufbauen?
Liebe Grüße,
DieKati
Danke für deine sehr passenden Worte. Du hast alles richtig verstanden.
Ich verstehe den Verlauf einer Beziehung so wie du. Klar ist die erste Zeit die schönste und manchmal braucht man es sich daran zurück zu erinnern wenn es schwer wird.
Ja, jetzt ist die Verliebtheit vorbei. Aber wer sagt, dass alles vorbei sein muss mit den schönen Momenten? Ich lebe dafür und will mich ständig daran erinnern warum ich mich für diesen Mann entschieden habe. Ich will geben und auch nehmen. Ich will ein Team mit ihm sein und durch Zeiten mit ihm gehen. Vor allem will ich von meinem Mann gesehen werden, Gespräche mit ihm führen und mich an ihm verlieren. Leidenschaft, Liebe, Verständnis und immer wieder Feuer.. das hält lebendig. Ist schön einen Mann zu haben mit dem man Alltag erlebt und ab und zu aus dem Alltag flüchtet. Man kann das wenn man sich dafür entscheidet. Nur ist es bei uns sehr wahrscheinlich einseitig. Und wir haben schon oft darüber gesprochen... gefühlt ausweglos.
Wir sind beide gerade überfordert mit der Situation und drehen uns ständig im Kreis. Wir reden, streiten, wollen was tun, tun aber nichts und irgendwann ist der Frust wieder ganz oben und alles fängt wieder von vorne an. Der Alltag vereinnahmt und voll und dann noch die Beziehung, die sich gerade wie Scherben anfühlen. Das ist so wahnsinnig viel.
Ich bewerte aktuell viel für mich und sehe, dass ich häufig in den letzten Monaten auf ihn zugegangen bin und die Nähe gesucht habe. Ich habe versucht mehr qualitative Paarzeit miteinander zu haben. Aber irgendwas steht uns im Weg und ich kann es manchmal auch nicht ganz benennen. Jetzt habe ich eine passive Haltung und warte ab was er tut, weil ich immer wenn ich was versucht habe gemerkt habe er will eigentlich nicht wirklich. Ich will nicht mit ihm ausgehen und das gefühl haben das Handy ist wichtiger als ich oder ständig reden wir über irgendwas aber nicht über uns. Und weil er sagte er hat resigniert ziehe ich mich gerade noch mehr zurück. Die ex Geschichten sind da auch gar nicht hilfreich. Der typ denkt manchmal einfach nicht nach was er sagt und Resultat ist jetzt FRUST. Meinerseits. Ach, Beziehung kann so viel Arbeit sein. Und unsere ist gerade nur noch Arbeit. Ich vermisse die schönen Zeiten. Ich brauche eine Veränderung. Nur mir fehlen die Mittel und ich bin in der schwebe. Das tut nicht gut.
Ich kann jedes Wort, das du geschrieben hast, komplett nachvollziehen.
Eine Beziehung sollte nie so sein, dass einer sich total aufreibt, macht und tut und der andere eben nicht. Resignieren und gleichzeitig an etwas festhalten wollen - das kann nicht funktionieren.
Wäre eine Paartherapie vielleicht was für euch, um aus dieser Spirale rauszukommen? Es kommt mir so vor, als wärt ihr gerade etwas "gefangen" - ich kann es gerade nicht besser ausdrücken, aber ich denke, du verstehst, was ich meine.