Liebes Forum,
seit einem Jahr bin ich (w/30) mit meinem Freund zusammen und wir harmonieren auch sehr gut. Haben sehr ähnliche Interessen, können viel in unserer Freizeit miteinander unternehmen und wir sind wirklich eine Bereicherung füreinander. Finde es auch grundsätzlich schön, wenn man viel mit dem Partner macht, klar gehören auch Kompromisse dazu.
Ich war seither nie in einer längeren Beziehung, er seit Anfang 20. Manches bin ich sicherlich auch einfach nicht gewohnt, zum Beispiel habe ich oft ein schlechtes Gewissen gegenüber meinen Eltern oder Freundinnen, weil ich eben nicht mehr so viel Zeit habe wie als Single. Da muss ich auch an mir arbeiten und das wird sich einpendeln, das zehrt teilweise schon auch an mir obwohl mir das im Großen und Ganzen wahrscheinlich niemand übel nimmt. Dass das mit Partner anders ist als zu Single Zeiten versteht das Umfeld ja auch.
Ich gewöhne mich mehr und mehr an mein neues Leben mit Partner und genieße es auch, immer wieder kommt aber auch durch, dass ich es vermisse einfach tun und lassen zu können wie ich möchte.
Manchmal ist mir seine Anhänglichkeit aber wirklich zu viel. Ich stehe bei ihm an erster Stelle (er bei mir auch) und ich weiß dass er immer hinter mir steht, ich mich auf ihn verlassen kann und er immer für mich da ist.
Allerdings kann er sich irgendwie gar nicht alleine beschäftigen oder wenn mich nur ein Puups plagt, macht er sich übermäßig Sorgen. Wenn ich was zu ihm sage meint er, ich interessiere mich doch nur für dich und zeige Interesse an deinem Leben. Bin ich ja grundsätzlich auch froh aber manchmal denke ich ein kleines Kind sitzt da.
Beispielsweise hatten wir neulich frei, ich hab gesagt ich geh mal schnell in die Drogerie ein paar Besorgungen machen. Er fragt, was soll ich denn jetzt machen? Hallo, er wird doch mal eine Stunde alleine klar kommen.
Wenn er abends sich mit einem Kumpel trifft… Ich schau dass ich nicht zu lange bleibe. Ist ja lieb, aber ich sag ihm dann auch genieß den Abend, so lange es dir gefällt. Nicht weil ich ihn nicht sehen möchte sondern das Treffen doch auch wichtig ist.
Ich habe einen Arzttermin. Wirklich nichts dramatisches, er bietet mir an früher Feierabend zu machen und mich zu begleiten. Ich sage ihm, super lieb aber ich kann da echt alleine hin. Ist ja auch super fürsorglich, aber ich kann doch alleine zum Arzt und er muss deswegen nicht extra früher Schluss machen. Da ist er fast schon enttäuscht.
Ich war mit alten Freunden was trinken, er wusste dass ich mit denen unterwegs bin und ich hab überhaupt nicht aufs Handy geschaut. Er war dann richtig sauer weil ich mich zwischendurch nicht gemeldet hab und hat sich wohl Sorgen gemacht ob es mir gut geht.
Er will mal Abends noch kurz spazieren gehen, wenn ich mitkomme, geht er, wenn nicht, geht er auch nicht mehr. Man muss doch nicht jeden Schritt zusammen machen.
Für ihn ist das dann schon, jeder würde nur sein Ding machen und ihm ist das Gemeinsam ziemlich wichtig.
Ich war bei meiner Mum, wir haben über dies und das geredet, nichts tiefgründiges und wenn er mich dann fragt was habt ihr geredet, sage ich das so und er denkt schon wieder mir fehlt irgendwas weil ich nicht viel erzähle.
Ich will ein Buch lesen, er eine Doku schauen. Können wir doch zusammen auf der Couch, aber macht doch nichts wenn einer liest und einer Fernsehen schaut. Und an einem anderen Abend schaut man wieder gemeinsam einen Film. Wenn er aber lesen will soll ich dazu auch Lust haben…
Er will am Liebsten alles zusammen machen und ich meine, lieber zu fürsorglich als zu wenig, aber manchmal ist es mir einfach zu viel. Wir sind beide erwachsen und jeder braucht doch auch mal seinen Freiraum. Ich zumindest… Weiß nicht wie ich ihm das vermitteln kann ohne ihn zu verletzen? Habt ihr Ideen/Ratschläge?
Ich freue mich über einen Austausch..
Partner ist sehr anhänglich - ich bin eine Beziehung nicht gewohnt
Ehrlich, das klingt für mich nicht normal.
Mich würde das massiv nerven. Man ist doch nicht an der Hüfte zusammengeklebt - so krass waren wir nicht mal mit 16.
Alles, was du beschreibst - dass er sogar früher Feierabend machen würde um dich zu nem regulären(?) Arzttermin zu begleiten; dass er sauer ist, weil du das Gespräch mit deiner Mutter nicht wortgetreu wiedergeben kannst etc - das wären für mich echt Warnsignale. Und unerträglich
Hast du denn schon mal sachlich angesprochen, dass du das als zu einengend empfindest?
Das hat auch nix mehr mit "Sorgen machen" zu tun.
Hallo,
ich kann dich gut verstehen.
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass die Grenze zwischen einem großen Nähebedürfnis und Kontrolle fließend ist. Wenn ihm schon nicht passt, dass du alleine deine Einkäufe oder Arzttermine erledigst, dann finde ich das extrem bedenklich. Dass er sauer wird, wenn du an einem Abend mit Freunden nicht auf dein Handy schaust, ebenfalls. Das sind für mich rote Flaggen, mein Ex war genauso und es wurde mit der Zeit nicht besser, im Gegenteil.
Ebenfalls aus eigener Erfahrung kann ich berichten, wie solche Geschichten dann weitergehen: man fühlt sich immer mehr eingeengt, muss sich dauernd rechtfertigen und sich Freiräume regelrecht erkämpfen...kurzum, es ist ein Beziehungskiller. Ich habe es mit meinem Ex kein Jahr ausgehalten.
Hast du schon mal versucht, mit ihm darüber zu reden? Wenn er an einer Beziehung auf Augenhöhe mit dir interessiert ist, gibt es nichts, worüber er verletzt sein sollte. Es sollte in seinem Interesse liegen, dass es dir in der Beziehung gut geht.
Liebe Grüße,
DieKati
Danke dir für deinen Text. Hat mir gerade sehr weitergeholfen, ich bin nicht die TE, aber erlebe es derzeit genauso wie du es beschreibst, mein Text steht weiter unten und es nimmt immer mehr zu mit meinem Partner. Man kriegt fast ein schlechtes Gewissen, wenn man mal Zeit für sich anmeldet. Dann ist der andere gleich enttäuscht. Und dieses abnehmen von allen Dingen, mit zu Terminen erscheinen, Einkäufe am besten zu zweit erledigen, oder er macht das. Alles zusammen und noch mehr, einfordern. Da befinde ich mich gerade drinnen.
Hallo auch an dich,
ich habe deinen Text gelesen und weiß genau, wovon du sprichst. Ich hab auch immer wieder meinen Freiraum eingefordert...mein Ex meinte dann irgendwann, mir vorzuschreiben zu müssen, wann ich meinen freien Tag hatte ("Montags kannst du meinetwegen was für dich machen") und fühlte sich noch super-großzügig dabei, trotzdem wollte er ständig überall dabei sein. Auf einer Party umarmte mich ein ehemaliger Klassenkamerad und er machte mir eine Riesen-Szene, denn er sei ja schließlich der einzige Mann, der mich umarmen dürfe - wie gesagt, was man zu Beginn mit viel Wohlwollen noch als erhöhtes Nähebedürfnis auslegen könnte, war in Wirklichkeit Kontrolle, die sich immer mehr steigerte.
Eine gesunde Beziehung funktioniert so nicht, ganz einfach.
Liebe Grüße,
DieKati
Ich dachte gerade du beschreibst meinen Partner. Er ist exakt genauso! Soviel: Es liegt nicht an deiner Erfahrung was Beziehungen an geht, denn ich hatte schon einige und kenne dieses sehr anhängliche Verhalten auch nicht. Fürsorge ist gut und schön, aber es ist teilweise einfach zuviel, ausgefragt werden, extreme Neugierde was einen umtreibt. In viele Dinge werden Sachen reininterpretiert und es gibt nur uns, sonst niemanden. Was du tun kannst, Grenzen setzen, sonst wird das mit euch nicht von Dauer sein. Hier gehts auch nicht mehr um den reinen Austausch von Nähe, sondern einen fast Helikopter Mutter artigen Mann der um dich kreist (und um mich auch). Dein Verhalten ist nicht distanziert etc. lass dir das nicht einreden. Meiner kam erst kürzlich wieder an, wenn wir uns nicht sehen unter der Woche, würde er zum Beispiel gerne einen täglichen Austausch haben, also sprich am Abend nochmals telefonieren, mir wäre das aber zuviel. wir schrieben ohnehin viel am Tage und sind im Austausch, er würde gerne noch mehr. Ich bin Abends froh mein Ding zu machen, wo ich ihm aber auch zwischendurch Nachrichten schreibe, es ist nicht so das ich mit mal stundenlang weg wäre. Dieses einfordern von Nähe, wird immer mehr und mehr, es erstickt einen. Da musst du klar sagen was du möchtest und was dir zuviel ist! Nur so funktioniert ist. Wenn er dann enttäuscht ist, na dann ist er es eben. Ich finde ganz klar das derjenige der weniger Nähe einfordert in so einer Situation wie unserer im Recht ist. ansonsten wird man erdrückt! Das muss er definitiv lernen, die Grenze zum anderen, mit Freiraum und Freiheit zu wahren. Mein Partner hatte bisher Beziehungen zu extrem anhänglichen Frauen, mit Persönlichkeitsstörung, solche die extrem Eifersüchtig waren und wo sich alles nur um ihn drehte, ich bin nicht so. Vielleicht hat dein Partner auch solche Erfahrungen machen müssen, immer und ewig eins zu sein, es gibt solche Frauen die nur um ihm Kreisen und es gibt uns, die ein gesundes miteinander wollen, anstreben, wo auch eigener Freiraum gewünscht ist. Lass dir da auch kein schlechtes Gewissen einreden, versuchen solche Männer dann gerne, da werden dann Sprüche folgen, du wärst der spezielle Mensch, der für sich sein möchte usw. nein. Das ist genau so ganz richtig.
Ich verbringe sehr gern Zeit mit meinem Partner und im Vergleich zu Freunden verbringen wir durchschnittlich wahrscheinlich auch mehr Zeit miteinander.
Aber deine Beschreibungen rutschen in einigen Bereichen schon in Kontrolle ab.
Mit zum Arzt kommen zu wollen finde ich schräg, wenn es nichts Ernstes ist. Wenn ich mit Freunden unterwegs bin, melde ich mich allenfalls, wenn ich länger als üblich weg bin oder manchmal schreibe ich kurz, wenn ich mich auf den Heimweg mache. Umgekehrt genauso. Ich finde es auch ganz normal, dass man zu Hause gemeinsam getrennt Zeit verbringt, also einer liest, der andere schaut einen Film. Wenn man frisch zusammen ist und sich explizit trifft, dann mag das noch anders sein, aber wenn sich alles etwas eingependelt hat?
Das mit der Gesprächswiedergabe geht gar nicht. Geht ihn auch einfach nichts an, was du mit deinen Freunden oder deinen Eltern sprichst. Gerade wenn wir die Personen, mit denen wir uns getrennt getroffen haben gut kennen, frage ich und mein Mann natürlich mal nach, ob was was Neues gibt. Aber dann ist es auch gut.
Ich bin ganz ehrlich, ich wäre da ein bisschen vorsichtig.
Hey!
Ich sehe es auch so wie die anderen- das hat nichts mit "nicht gewohnt sein" zu tun. Ich bin seit gut 15 Jahren mit meinem Mann zusammen- und für mich wäre das oben auch nichts.
Wie andere schon schrieben- manchmal ist es nicht so einfach, "Anhänglichkeit" von "Kontrollsucht" zu unterscheiden. Dich über die Gespräche mit deiner Mutter auszufragen oder dir Vorwürfe zu machen, weil du in die Drogerie gehst, hat in meinen Augen nichts mit Anhänglichkeit zu tun. Denn dann würde er deine Grenzen auch akzeptieren und nicht mit emotionaler Erpressung reagieren.
Liebe Grüße
Schoko
Puuuuh, furchtbar, die Schlinge zieht sich ja förmlich um den Hals zu...
BITTE wehr Dich ab sofort energisch und mach ihm klar, dass eure Beziehung keine Zukunft hat mit diesem Kontrollwahn.
Es geht ihn weder was an, was Du mit Deiner Mutter redest noch mit einer Freundin und zum Arzt mitgehen, ist ja wohl ein Unding, auch hier gibt es ja Dinge, die man einem Partner nicht unbedingt erzählen will.
Wenn Du weggehst, Handy aus und Abend genießen - und ihm das auch vorher so sagen.
Er wird sich von allem "verletzt" fühlen, weil er es nämlich so will - da kommst Du aber nicht drum herum, wenn Du Dir etwas Freiheit freischaufeln willst. Ich habe aber keine Ahnung, ob Du es bei diesem Typ Mann überhaupt schaffst.
Irgendwann setzt er sich noch bei Deinem Klogang dazu....schlimm 😒
LG Moni
Er verkauft dir seine Kontrolle als Fürsorge, pass lieber ein bisschen auf dich.
Wenn es ihm wirklich darum geht, dass es dir gut geht ist es ihm ein Anliegen, dass du dich in eurer Beziehung wohl fühlst, also halte mit deinen Gefühlen, Bedürfnissen und Grenzen nicht hinter dem Berg sondern sprich alles offen an. Genau so Punkt für Punkt wie du es hier beschrieben hast.
Wenn er dann „verletzt“ ist, weil du keinen Mann haben möchtest der wie eine Klette an dir klebt und ihm „das Gemeinsame“ ja so wichtig ist - ja blöd. Ist es ihm vielleicht doch nicht so wichtig wie es dir geht, will er dich vielleicht nur manipulieren mit seiner Fürsorge, damit alles so läuft wie er will?
Bleib bei dem was du spürst und willst und lass dir nicht einreden deine Bedürfnisse wären falsch.
Ich möchte dir deine Illusion nicht rauben,aber das hat für mich nichts mit Beziehung auf Augenhöhe zu tun. Ich kriege schon beim lesen Atemnot. Auch wenn ich es ungern schreibe, löse dich von ihm. Es wird schlimmer, glaub mir!