Hallo,
vielleicht erinnern sich manche an meine Geschichte.
ich war im Oktober ungeplant schwanger. Wir haben es in der neunten Woche herausgefunden und uns für das Baby entschieden. Fünf Tage später hatte ich eine Fehlgeburt.
Wir hatten nicht vor, Eltern zu werden, aber durch die ungeplante Schwangerschaft hat mein Freund seine Meinung geändert. Ich allerdings nicht.
Und während ich mir immer sicherer wurde, dass ich mich nicht als Mutter sehe, ist sein Kinderwunsch gewachsen.
Anfang Dezember ist er nach sieben Jahren Beziehung ausgezogen. Das war eine Vernunftentscheidung, weil wir uns nicht gegenseitig unglücklich machen wollten. Gleichzeitig war es sehr schmerzhaft, weil unsere Beziehung vor der Fehlgeburt sehr schön war und wir uns immer noch lieben.
Gestern hat er mir eine sehr lange E-Mail geschickt. Ihm sei bewusst geworden, dass es ihm nicht primär um ein Kind, sondern um ein Familienleben gehe. Und ich sei seine Familie. Er würde gerne heiraten, seltener umziehen, ein Zuhause richtig schön einrichten und Weihnachten zum Beispiel einen Baum besorgen und dekorieren. Er hätte gerne Kinder in seinem Leben, aber es müssten nicht seine eigenen sein, sondern er würde sich nach Patenprojekten umschauen. Und er würde gerne Katzen adoptieren (war schon mal Gesprächsthema, aber wegen der Wohnsituation haben wir uns dagegen entschieden). Er will kein Vater werden, aber er möchte, dass wir beide eine Familie sind.
Ich liebe ihn. Einerseits klingt das alles sehr schön. Andererseits habe ich Angst, dass er trotzdem einen unterdrückten Kinderwunsch hat und in ein paar Jahren sehr unglücklich sein wird.
Am liebsten hätte ich ihn sofort angerufen und „JA“ gesagt, aber ich komme mir dabei egoistisch vor.
Was denkt ihr? Wäre es egoistisch, mich auf seinen Vorschlag einzulassen?
Wäre es egoistisch, mich auf seinen Vorschlag einzulassen? (unterdrückter Kinderwunsch)
Wenn er Patenonkel spielen will - okay. Aber ganz ehrlich: Wie fühlst du dich dabei?
Wenn das alles so aufgeht, wie er es sich vorstellt, fände ich es schön. Natürlich müssten wir uns auch über einen Wohnort einig werden, wenn er dauerhaft in einer Stadt bleiben möchte. Aktuell wohnen wir für seine Promotion in einer Stadt, in der alles viel zu teuer ist und keine meiner Lieblingssprachen gesprochen wird. Seit der Trennung habe ich schon über einen Umzug nachgedacht.
Wenn er sich ein, zwei mal pro Woche mit einem Kind trifft oder auch wenn das Kind zu uns kommt, ist das völlig in Ordnung für mich. Ich habe ja nichts gegen Kinder, will nur selbst nicht Mutter werden.
Ich habe lediglich Angst davor, dass er selbst feststellt, dass es ihm nicht reicht. Dass er einen Kompromiss eingegangen ist, der ihn auf Dauer unglücklich macht, weil er doch lieber Vater geworden wäre.
Was spricht dagegen, es zu probieren? Wenn er doch dauerhaft damit nicht leben kann, könnt ihr es immer noch bleiben lassen.
Und an welche Art von "Patenschaft" hat der da bezüglich Kindern gedacht?
Kenne das nur für Kinder im Ausland. Wäre aber jetzt nichts, damit man sich als "Familienvater" sieht.
Bei uns gibt es den Familienunterstützenden Dienst. Dort arbeiten Fachkräfte und ehrenamtliche und unternehmen was mit Kindern. Um Familien zu entlasten
Hey cool. Das finde ich ja toll.
Kenne ich bei uns hier gar nicht in der Form.
Hallo du,
Ich finde es super das du soweit denkst bzw ehrlich zu ihm und dir selbst bist. Viel zu oft wird sich das alles schön geredet.
Ich würde auf seinen Vorschlag eingehen. Abgesehen davon, dass er erwachsen ist und du mit offenen Karten spielst, hatte er Zeit darüber nachzudenken.
Und ganz ehrlich seine Meinung kann man immer ändern. Wärt ihr jetzt erst ein paar Monate zusammengesessen, dann hätte ich zur Vorsicht geraten , damit aus verliebt sein keine Liebe oder tiefe Verbundenheit wird aber das ist bei euch wohl eh zu spät. Er ist außerdem ein Mann. Sollte es wirklich zum „worst case“ kommen und er will doch Kinder, hat er dafür länger Zeit als du. Ich denke in deinem Fall ist es „egal“ ob er sich jetzt oder in. 5 Jahren trennt?
Wichtig ist nur dass du immer knallhart ehrlich bist und ihm nicht glauben lässt es g Hoffnung. So erlebe ich es bei meinem Bruder. Seine Frau will offensichtlich keine Kinder aber hin und wieder lässt sie ihn hoffen. Und er ist so daddelig bzw verblendet das er es nicht sieht. Er will einfach hoffen und die Wahrheit nicht sehen. Sie weiß das und kennt ihn am besten. Fair wäre es wenn sie ihm offen und ehrlich sagt das es keine Hoffnung gibt….
Der Rest ist seine Sache als erwachsener Mann..
Danke für deine Antwort.
"Seine Frau will offensichtlich keine Kinder aber hin und wieder lässt sie ihn hoffen." Das ist natürlich sehr unfair.
Ich denke, ich frage ihn gleich, ob er Morgen Zeit hat. Dann reden wir darüber und ich äußere auch meine Bedenken.
Finde ich ganz süß, dass er dir eine lange Mail schreibt und auf dich zugeht. Man kann es aber einfach nicht wissen, ob er sich auch gerade etwas einredet damit sie Beziehung funktioniert und es dann doch Iwann bereut. Vielleicht würde etwas mehr Zeit helfen. Also dass er nicht sofort wieder einzieht sondern einen kühlen Kopf behält.
Manchmal hoffen Männer ja doch, dass die Frau 5-10 Jahre später (ich weiß nicht wie alt du bist) doch ein Kind möchte. Und, in eurem Fall mal vorgekommen, dass es einfach doch passiert.
Danke für deine Antwort. Ich bin 33. Die Idee, es erst mal langsam angehen zu lassen, finde ich gut.
Ihr beide wirkt auf mich sehr reflektiert und eher rational.
Zwischen euch scheint es wenig "Drama" zu geben, sondern das ihr sehr offen und bedacht miteinander sprecht und umgeht.
Warum solltet ihr es nicht probieren. Setzt euch persönlich zusammen und sprecht. Bleibt im Gespräch, ggf auch mal mit Hilfe eines paartherapeuten. Seine Antwort wirkt auf mich zu bedacht, um einfach nur sagen zu wollen "Ich will dich unbedingt zurück, egal um welchen Preis!"
Und wer weiß, vielleicht kommt irgendwann in der Familie oder im Freundeskreis ein Kind, für das ihr beide gemeinsam gerne Paten sein wollt.
Ich wünsche euch, dass ihr euren Weg findet.
Vielen Dank für deine Antwort.
Wir haben uns jetzt für morgen verabredet, um noch mal in Ruhe zu reden.
Willst du gar keine Kinder im Sinne von - keine Schwangerschaft usw. oder überhaupt keine Kinder in deinem Leben?
Wenn ersteres ist, könntet ihr euch auch mal wegen Pflegeschaften/Adoption ect. kundig machen. Vielleicht wäre das ein Kompromiss für euch beide.
Ansonsten - er kennt deine Einstellung und offensichtlich liebt ihr euch sehr.
Probiert es. Entweder es klappt oder es klappt einfach nicht.
Ich sehe mich nicht als Mutter. Ich könnte mir nicht vorstellen, eine Mutterrolle einzunehmen und für ein Kind verantwortlich zu sein.
Also, ich finde es überhaupt nicht egoistisch.
Er schlug ja nicht vor den Kinderwunsch zu vertagen, sondern er machte dir eine Liebeserklärung:
„Ihm sei bewusst geworden, dass es ihm nicht primär um ein Kind, sondern um ein Familienleben geht. Und ich bin seine Familie.“
Und dein erster Satz hier im Post, nach den Ausführungen über das, was er sagte, ist:
„Ich liebe ihn.“
Und folgend: „am liebsten hätte ich „JA“ gesagt“
Dann ist doch alles klar. Total schön!
Lass die Zweifel fallen.
Seine Ausführungen wirken vernünftig und durchdacht.
Da sieht man wieder, dass Abstand aus der Situation und Reflexion ein guter Weg sind, um sich der Dinge klar zu werden.
Ich wünsche euch alles Gute! ❤️
Cersei
Danke für deine Antwort. Das Treffen heute war auch sehr schön und er sagte, ihm sei bewusst, dass ich auch in Zukunft keine Kinder wolle. Das ist mir sehr wichtig.
Eine Kollegin von mir kann/darf aus gesundheitlichen Gründen keine Kinder bekommen. Sie selbst und auch ihr Mann wollten gerne welche haben. Aber zumindest sie darf halt nicht.
Ihr Mann ist aus Liebe bei ihr geblieben, nach der Diagnose.
Theoretisch hätte er sich ja auch aufgrund des drängenden Kinderwunsches trennen können.
Also bei den beiden hat es geklappt, dass die Liebe zueinander größer war als der Kinderwunsch und sie sind immer noch glücklich zusammen.
Ich drücke Dir die Daumen für euch beide!