Liebe Forengemeinde,
ich beziehe mich mal auf den Thread "Das ist also übrig". Kann man überhaupt noch so leben in der heutigen Zeit? Ist das noch eine gleichberechtigte Partnerschaft? Die Frau muss alles alleine machen und zusehen wie sie zurecht kommt?
Dieser genannte Thread hört sich eher nach einer frustrierten Frau an. Es bleibt alles an ihr hängen. Ich kann es durchaus verstehen, dass sie ihrem Mann die Kinder am Wochenende aufs Auge drückt und ihr Ding macht. Vielleicht hätte es auch eine Alternative gegeben. Sie hätte sich einen Job gesucht (natürlich schwierig ohne Berufsausbildung, aber durchaus machbar) und Mann schränkt seine Reisetätigkeiten ein, wenn möglich. Ich denke Geld ist nicht alles und man hat mehr Zeit für die Familie und Partnerschaft. Also mehr Lebensqualität und -zeit.
Für mich und meinem Mann war das nie eine Option. Lieber weniger Geld verdienen (mein Mann und ich verdienen wirklich
gut, Haus ist abzahlt und einiges ist noch in Vermietung) und eine gleichberechtigte Partnerschaft führen, wo man sich gegenseitig unter die Arme greift. Es hätte auch nicht funktioniert "mit dem Rücken freihalten". Unsere beiden Jungs haben Besonderheiten, der jüngste ist mehrfachbehindert durch Autismus+geistige Behinderung. Da hatten mein Mann und ich mit den beiden Kindern, als sie noch klein waren auch genug zu tun.
Wenn eine Frau ihrem Mann den Rücken freihalten möchte, kann sie es natürlich tun. Das muss jeder selber wissen.
Für mich ist das eher ein altes Relikt aus dem 20. Jahrhundert. Gut wer so leben möchte, jeder so wie er mag.
Was meint Ihr dazu?
LG Hinzwife
Dem Mann den Rücken freihalten, ist das überhaupt noch zeitgemäß?
Ich habe zwei Antworten darauf.
Einerseits kann man da tatsächlich etwas reinrutschen, ohne das es so geplant war. Daher ist es auch nicht so durchdacht. Das Baby kam halt sehr früh, dann bekommt man nicht so recht den Absprung, vor 10 Jahren konnten die Kinder in meinem Bundesland auch noch nicht kostenfrei mit 1 oder 2 Jahren (halbtags) in die Kita gehen. Hätte ich auch nicht gewollt, mit einem Einjährigen.
Da komme ich zu Punkt2. Heutzutage ist Frau eigentlich gezwungen, relativ schnell wieder einzusteigen. Wenn sie was von ihrer Rente haben will und wenn sie noch irgendeine Chance in der Berufswelt haben will (spreche nicht vor großer Karriere). Aber wer nimmt eine Frau Ende 30, die 5 Jahre oder mehr zu Hause war, wenn er eine Anfang 30 haben kann, die nur 1 Jahr in Elternzeit draußen war.
Das kommt immer auf den Job an .
Ich war jetzt auch mit 2 Kids ,4 Jahre in EZ und mein AG hat mich mit Kusshand zurück genommen,und ich durfte mir mein Einsatzort quasi aussuchen
Habe 5 zur Auswahl bekommen
Ich arbeite im Kindergarten.
Es ist also bissel pauschal gesagt mit der Arbeit
Nie hätte ich wegen der Arbeit die Zeit mit meinen kids verkürzt
Also in der Ez habe ich meinem Mann tatsächlich viel und oft den Rücken frei gehalten. Aber...wenn ich Unterstützung brauche ,ist er immer da .
Jetzt wo ich wieder arbeiten bin,wird mehr aufgeteilt.
Außer das Kochen,das bleibt ,dass ich es unter der Woche mache,und er am WE ...einfach,weil ich eher Zuhaus bin 😅
Ich finde das auch normal. Ich war bei meinem Großen 14 Monate und beim Jüngsten 2,5 Jahre zu Hause. Der Große wurde von meinem Mann bis zum Kita-Eintritt mit 3 Jahren betreut und der Kleine ab 2,5 Jahren auch von meinem Mann + stundweise von einer Tagesmutter. Das der Haushalt überwiegend gemacht wurde, war normal und ok. Mein Mann war damals Schichtgänger und verdiente wesentlich mehr als ich. Und trotzdem half er mit.
Genau da tappst du argumentativ mE in dieselbe Falle, die du hier ankreidest. Nein,auch in der Elternzeit hält man den anderen Elternteil nicht aus dem Haushalt raus und freut sich, dass er oder sie "hilft". Alleine die Formulierung impliziert, dass während der EZ Haushalt Aufgabe desjenigen ist, der die Kinder betreut. Einfach nein. Es ist Zeit zur Betreuung und Versorgung der Kinder - bevor man das auslagert, um seiner eigenen Erwerbstätigkeit wieder nachzugehen. Keine Haushaltszeit. Und auch die Argumentation mit dem Schichtdienst hinkt für mich. Wie war es denn vor den Kindern? Nur weil Partner A schichtet, macht Partner B mehr im Haushalt?
Durch diese Argumente in Verbindung mit dem entsprechenden wording haben ungesunde Strukturen in der Aufgabenverteilung die Möglichkeit, sich festzusetzen. Danach arbeitet vielleicht ein Elternteil Teilzeit, und ist mehr zuhause,also "ist es ja klar, dass derjenige mehr im Haushalt macht" (obwohl Teilzeit idR zu Betreuungszwecken ausgeübt wird) - und so setzt es sich fort.
Hallo du,
ich denke bei vielen Paaren in der heutigen Zeit ist das auch in der Form nicht mehr möglich, dass der Mann genug Geld mit nach Hause bringt, dass es für Haus, Frau und Kinder ausreichend ist.
Bei uns ist das etwas schwierig. Ich habe studiert, habe allerdings nie groß Karriere gemacht/geplant, verdiene jedoch durch meinen Job als Softwareentwicklerin ein gutes Geld mit einem 40h Job mit feier Zeiteinteilung. Mein Mann hat eine Ausbildung zum Industriemechaniker gemacht, verdient aber damit ein gutes Stück weniger Geld als ich. Wir haben ein Haus, zahlen überschaubare Kreditraten und führen an sich ein gutes Leben. Wir teilen uns die Kosten, auch wenn gemeinsame Sonderausgaben eher von mir übernommen werden und er gibt dazu, was er möchte/kann. Hausarbeit teilen wir uns.
Wir sind aktuell noch ungewollt kinderlos. Für uns ist allerdings klar, dass ich diejenige bin, die das volle Jahr Elternzeit macht, auch wenn es finanziell nicht so rentabel ist, als wenn wir es andersrum gestalten würden. Das liegt mitunter auch daran, dass ich mich auch als Hausfrau wohlfühlen würde, er nicht. Ich hätte gerne mehr Zeit dazu mich um den Haushalt zu kümmern, dafür sorgen dass was Gutes zu essen auf dem Tisch steht und ggf. unseren Garten dazu nutzen, dass auch entsprechende Qualität auf den Tisch kommt.
Wären wir also in der komfortablen Situation, dass er genug Geld nach Hause bringt, dass es für ein schönes Leben reichen würde, dann würde ich, sofern er das auch so möchte, zuhause entsprechend klar Schiff halten.
Aber im Bezug auf den Beitrag "Das ist also übrig" muss ich auch sagen, dass es für mich trotzdem wichtig ist, dass er genug Qualitytime zuhause verbringen kann. D.h. dass die Kinder auch ihren Vater haben und vielleicht auch abends noch etwas Zeit für Zweisamkeit übrig ist.
Daher Rücken freihalten ja. Alles regeln, wenns bei ihm in der Arbeit mal länger dauert oder er auf Geschäftsreise muss, ja. Hausarbeit übernehmen, sodass er sich um nichts mehr kümmern muss auch. Aber nicht unter der Prämisse, dass ich ihn dann gar nicht mehr zu Gesicht bekomme.
Ich denke „zeitgemäß“ ist das, womit sich eine Familie wohlfühlen.
Ich würde nicht jahrelang auf meinen Job verzichten wollen, weil ich dafür lange studiert habe und ihn sehr liebe. Dennoch gibt es Frauen und Männer, die sich eine Konstellation mit einem Partner zuhause und der andere arbeitet gut vorstellen können und glücklich damit sind und es sich va leisten können (meine beste Freundin geht für ihr „Taschengeld“ arbeiten und ist ansonsten Zuhause)
Klar kann das zu Frust (auf beiden Seiten) führen aber es ist ja auch nicht zu spät etwas zu verändern.
Kinder kommenden den Kindergarten und in die Schule, dann kann man auch wieder (halbtags) arbeiten gehen.
In dem von dir genannten Thread finde ich das Verhalten der Frau allerdings nicht so ganz fair. Logisch ist ihr Job auch anstrengend und sie ist die ganze Woche damit beschäftigt (24/7) aber dann alles dem Mann zu überlassen und das ganze Wochenende nur für sich haben zu wollen ist weder dem Mann noch den Kindern gegenüber fair.
Außerdem las es sich (mMn) so, als wären bis auf den Sohn, die Kinder schon einigermaßen groß. Vormittags sind sie dann ja alle aus dem Haus und die Frau könnte auch da etwas „ne-Time“ haben zusätzlich noch einen Tag am Wochenende und der andere Tag als Familientag.
Wäre es bei uns finanziell machbar bzw. Würde mein Mann dann nicht bei seiner Rente in die Röhre schauen, wäre er liebend gern Hausmann und Papa und ich würde Vollzeit arbeiten gehen. Nach meiner Elternzeit ist auf jedenfall er erstmal in Teilzeit und ich wieder in Vollzeit bei der Arbeit.
Für mich spielen viele weitere und andere Faktoren eine Rolle als "nur" die Arbeitsteilung, um eine Beziehung auf Augenhöhe zu führen.
Ich finde einfach, beide Partner müssen sich einig sein. Wenn eine Aufteilung welcher Art auch immer besteht und einer der beiden mit dieser "Rolle" (so nenne ich es jetzt mal) unzufrieden ist, dann sollte man ein Gespräch führen und Dinge anders gewichten.
Zeitgemäß und auf Augenhöhe ist es für mich immer dann, wenn beide damit einverstanden und zufrieden sind. Dann kann da von 100:0 über 50:50 bis 0:100 alles dabei sein. Solange es beide so wollen.
Hi,
naja, wenn man sich die Altersarmutsrate anschaut, war das doch noch nie „zeitgemäß“. Im angeführten Beispiel kann er es sich leisten, eine Hausfrau zu Hause zu haben. Wenn sie dann auch noch für den Trennungsfall nachhaltig abgesichert ist, dann wäre das sogar auch partnerschaftlich.
Wenn gewisse Faktoren zur Absicherung des Rücken freihaltenden Parts erfüllt sind und sich alle damit wohlfühlen und dahinterstehen, ist das doch in Ordnung, da spielt es doch keine Rolle, ob das „zeitgemäß“ ist. Ich denke, da liegt der Hund begraben, oft rutscht nämlich einer in eine Rolle, zu der er gar nicht hundertprozentig steht und dann kommt Frust auf. Das kann auf beiden Seiten passieren.
Mir hat sogar meine Oma schon eingebläut, mich niemals von Männern abhängig zu machen und immer mein eigenes Geld zu verdienen, meine Mutter war alleinerziehend, somit war es für mich undenkbar keine Ausbildung zu machen und nur Hausfrau zu sein. Ich kann es auch nur sehr schwer nachvollziehen, wie man sich darauf einlassen kann, aber das ist meine ganz persönliche Einstellung und letztendlich ist es mir egal wie wer was handhabt. Ich hätte keine Kinder, wenn mein Mann nicht auch voll involviert in das Elternsein sein wollte.
Aber ob eine beidseitige Berufstätigkeit Voraussetzung ist, damit eine Beziehung harmonisch und auf Augenhöhe funktioniert, das denke ich nicht.
vlg tina
Klar, generell bin ich ganz deiner Meinung. Eine andere Sache ist es, wenn es eher kurzfristig so ist, dass der Eine mehr belastet ist als der Andere. Mein Mann hat im Moment einen totalen Superstress auf der Arbeit. Und ich hab hauptsächlich Sorge, dass ihn das umbringen könnte. Und es ist leider auch nicht mehr sooo kurzfristig. Gut, es ist dann auch meine Entscheidung - er würde sonst den halben Haushalt auch noch machen. Aber so nehme ich ihm schon mal etwas ab.
Das ist bei uns auch so. Ich finde es nur wichtig, dass es ausgeglichen ist und nicht automatisch immer die Frau dem Mann den Rücken freihält.
Vorweg: ich habe den Ausgangsthreat erst im Nachhinein gelesen, mein erster Gedanke auf deine Frage war zwiegespalten: Klar halte ich meinem Mann den Rücken frei, ermögliche ihm mindestens zwei Mal die Woche Zeit für sein Hobby, einfach mal Zeit für sich und übernehme mehr Betreuung, wenn er gerade stressigere Zeiten auf der Arbeit hat. Umgekehrt erwarte ich das aber auch für mich.
Ohne Kinder haben wir uns den Haushalt immer gleichmäßig geteilt, jetzt in (1 Jahr) Elternzeit mache ich im Haushalt automatisch mehr, weil ich halt auch mal so nebenbei eine Waschmaschine anschmeiße etc.
Der Hausputz wird weiterhin gemeinsam gemacht und natürlich macht er auch trotzdem weiterhin je nach Bedarf Sachen wie Kochen am Abend, Kinder ins Bett bringen, Müll rausbringen oder Küche aufräumen.
Vor dieser Elternzeit habe ich zwar tatsächlich nur 60% gearbeitet (wir verdienen gleich viel) und auch mehr im Haushalt gemacht bzw. übernehme halt den Mental Load. Mein Mann sieht aber auch, was das für Arbeit ist und will nicht tauschen. Aktuell ist das für uns gut so und funktioniert, wir sind aber im regelmäßigen Austausch darüber. Ob es so bleibt, wenn auch das letzte Kind im Kindergarten/Schule ist - wir werden es sehen!
Insofern würde ich sagen, dass den Rücken freihalten ist absolut zeitgemäß, aber nur gegenseitig!