"Räumliche Trennung" während Beziehungs-Problemen - eure persönlichen Erfahrungen?

Hallo zusammen,

in unserer Ehe kriselt's aktuell - wir streiten nicht, verbringen auch eine schöne gemeinsame Zeit miteinander (und unseren beiden Kids - 2 & 4), haben regelmäßig Sex; ABER: bei meiner Frau sind seit über einem Jahr die Gefühle für mich weg (wie ich vor ~6 Monaten erfahren hatte, als sie sich von mir trennen wollte - was wir aber erstmal abwendn konnten);
Sprich: Für mich ist's die große Liebe, für sie die Freundschaft mit gewissen Vorzügen. Da das auf Dauer so vermutlich nicht gut gehen wird, und ich gerade nicht so recht weiß, was ich noch mehr tun könnte, als ein liebevoller Ehemann zu sein, suche ich natürlich nach neuen Ansätzen. Neben der Paartherapie, die ich jetzt dann mal ansprechen werde, wäre das eine räumliche Trennung - die soll ja bei so manchen schon wahre Wunder bewirkt haben, bei anderen aber komplett nach hinten losgeganen sein. Deshalb möchte ich mal ein bisschen recherchieren - und bräuchte dafür eure Erfahrungen.

Für den Fall, dass ihr aufgrund einer Beziehungs- oder Ehe-Krise schon mal eine räumliche Trennung eingegangen wart, wüsste ich gerne:
1. Hat's geholfen? Wenn ja, wie lange?
2. Wie lange wart ihr 'getrennt'?
3. Wie genau hatte die Trennung 'räumlich' ausgesehen? (neue Wohnung für einen von beiden, in den Keller / den Dachboden / die Garage gezogen, zu den Eltern gezogen, einfach nur getrennte Schlafzimmer, ...)
4. Wie oft habt ihr euch gesehen?
5. Wie habt ihr de Zeit, die ihr miteinander hattet, verbracht?
6. Kurz und knapp auf den Punkt gebracht: Was genau waren eure Probleme, wegen der ihr die räumliche Trennung angegangen seid?

Versteht mich nicht falsch: Ich möchte hier wirklich 'nur' Daten sammeln (da kommt einfach der Wissenschaftler in mir hoch) - um herauszufinden, ob es irgenwelche Muster gibt, die sich positiv oder negativ auswirken könnten. Ich brauche aktuell noch keinen Rat - das wird später kommen :-)

Danke!
Stain

Bearbeitet von Stainzait
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Vorweg: Ich denke wirklich, das man da keine aussagekräftigen "Daten" sammeln kann, aber wenn du es schaffst den Wissenschaftler in dir abzuschalten, dann kann ich gerne berichten. Denn wissenschaftlich ist daran gar nichts;-).


Wir dachten damals, das wir das erste Jahr mit Kind nicht überstanden hatten. Waren allerdings überhaupt nicht an dem Punkt, wo man sich trennen musste, damit alle zur Ruhe kommen konnten. Wollten aber auch nicht an den Punkt kommen, wo man langsam anfängt den Respekt voreinander zu verlieren. Wir waren nur an dem Punkt, das wir unser Leben so umgestalten, das man nach einen Jahr ohne wenn und aber wirklich vor den Scheidungsrichter treten kann, mit dem Hintergedanken das wir es als Familie nicht geschafft haben. Die Wohnungssuche war für beide ziemlich ernüchternd und wir kamen auf die Idee, das "Trennungsjahr unter einem Dach" auszuprobieren. Und wir wussten zu dem Zeitpunkt auch gar nicht wirklich, was uns eigentlich trennte. So wie bisher konnte es allerdings nicht weitergehen, basta.

Da uns Netzfunde nicht reichten haben wir damals gemeinsam einen Anwalt aufgesucht, der uns die Rahmenbedingungen aufzeigte. Wir selber haben dann (mit einem Mediator) alles schriftlich fixiert, wirklich alles was für eine spätere Scheidung (und für uns) relevant war. Trennungsdatum, Unterhalt, Umgang, Kostenaufteilung, Neuaufteilung des Hauses, Umgang mit neuen Partner (war für uns beide im Haus tabu). Dieses Papier war dann quasi unser Leitfaden für das folgende Jahr.
Schon während der Umsetzung entspannte sich die Lage merklich zwischen uns. Wir scherzten sogar darüber, das wir jetzt ja "von Tisch und Bett" getrennt sind, das bei uns ab jetzt zwei Rollen Klopapier im Bad stehen müssen....und noch mehr solch Blödsinn. Trotzdem haben wir das auch umgesetzt. Darf ich mir morgen deinen Schnellkochtopf leihen? Wer darf wann Wäsche waschen? Oh nö will ich nicht drüber nachdenken, ich kauf mir ne eigene Waschmaschine. Darf man sich im Trennungsjahr gegenseitig zum Essen (zu Hause) einladen? Also nicht romantisch als Date, sondern ob man anbieten kann, sich mit an den Tisch zu setzen, weil genug da war.
Uns beide hat das erstmal schön abgelenkt, der Druck war raus, ein anderer Wind wehte. Weiterer Druck war durch die getrennten Schlafzimmer raus, denn sie waren ja auch neugeschaffene Rückzugsorte geworden (und wie wir erstaunt feststellten für uns sehr wichtig). Durch den geregelten Umgang entwich weiterer Druck, beide waren gezwungen Absprachen zu treffen und nicht selbstverständlich davon auszugehen, das der andere automatisch übernimmt. Und uns beiden wurde klar, das wir uns selber durch gesellschaftlichen Einfluß/Prägung, zu einem Elternpaar gemacht hatte, das wir gar nicht sein wollten. Wir sind uns selber nicht treu geblieben und viel überflüssiger Frust (den wir am anderen ausgelassen hatten) ist dadurch entstanden.

Nach 10 Monaten saßen wir zusammen und wollten besprechen, wie es weitergeht (das hatten wir am Anfang so abgemacht), auch das wir in diesen Monaten bewußt nicht über uns sprechen. Tja, wir hatten wohl großes Glück, denn das Ganze ist fast 10 Jahre her. Vieles haben wir beibehalten, die getrennten Schlafzimmer, die zweite Waschmaschine ist auch noch da....mein Mann hat schon immer seine Wäsche selber gewaschen, aber sich eine Waschmaschine teilen war wohl nicht so unser Ding. Die getrennten Finanzen haben wir beibehalten, natürlich danach wieder anders zusammengesetzt. Durchaus auch eigene Lebensmittel haben, klingt absurd, ist aber bei uns gut. Wir sind wieder wir und das beeinhaltet bei uns nun mal kein symbiotisches Dasein.

Ich denke nicht, das so ein Versuch klappt, wenn einer schon sagt, das keine Liebe mehr vorhanden ist. Wir brauchten für uns einen ganz individuellen Cut, einfach um uns neu sortieren zu können. Diese Zeit war nicht an die Hoffnung auf ein "gutes Ende" gebunden. Unser Antrieb war eigentlich mehr unser gemeinsames Kind und wie wir ihm (wenn wir schon scheitern) auch weiterhin gerecht werden können. Wir haben eigentlich mehr nach Alternativen zu dem obligatorischen 14-tägigen Umgang gesucht und wollten für uns dafür neue Grenzen testen.

Und deswegen komme ich nochmal auf meine Einleitung. Beziehungen (und deren Problematiken) sind unsagbar individuell, genauso wie die beteiligten Partner, man kann sie nicht "wissenschaftlich" in Daten und Fakten zusammenfassen. Und genau so sollten Beziehungen behandelt werden, individuell und Abseits von Normen und Prägungen.

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Das was du schreibst tut mir leid für dich und Nuss verdammt schwer für dich sein. Ich finde du bist sehr bemüht, Gefühle kann man leider nicht erzwingen.

„Immer“ wenn die räumliche Trennung zur Debatte stand und man dieses versuchte, ging es mit der Beziehung noch mehr den Bach runter und wir entfernten uns noch mehr- es folgte die Trennung ( allerdings hatte ich damals noch keine Kinder) trotzdem halte ich das nicht für ein Mittel, was einen näher zusammen bringt, eher das Gegenteil!
Ich wünsche euch alles gute!

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Bei den von dir angefragten Daten handelt es sich um anekdotische Evidenz. Dass andere Paare wieder in die Spur gekommen sind, heißt nicht, dass es bei euch ebenso verlaufen wird und vice versa. Daraus irgendwelche "Muster" zu extrapolieren wird dich in deiner Situation nicht weiterbringen.

Sorry, ich weiß, danach hattest du nicht gefragt, aber deine Frau liebt dich seit über einem Jahr nicht mehr - das ist durchaus ein Zeitraum, bei dem ich nicht mehr von "verschütteten" Gefühlen ausgehen würde.

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Ich denke, da gibt es kein Muster, denn die Situationen und die Menschen sind individuell. Ich kann mir vorstellen, dass du nur einfach alles richtig machen möchtest, um nichts unversucht zu lassen.
Bei dem Einen kann eine räumliche Trennung sicherlich dazu führen, dass man mit Abstand die Situation betrachtet und wieder zusammenfindet. Bei dem Anderen ist es vielleicht der erste Schritt zum Absprung.
So oder so, wenn sich einer trennen möchte, kann man das nicht verhindern. Deine Frau hat nicht die Gefühle für dich, die du dir wünschst und auch verdienst. Sie ist da ehrlich, die kann ja auch nichts für ihre Gefühle. Ist es denn ok für Sie, dass ihr trotzdem eine Beziehung führt?
Und wichtiger, ist es für dich ok? Möchtest du wirklich mit Jemandem zusammen sein, der dich nicht von Herzen liebt? Was sind deine Beweggründe das mitzumachen?

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Es kann so und so ausgehen. Vielleicht sieht sie dich als selbstverständlich und wenn du dein Leben weiter lebst, eigene Wohnung und neue Bekanntschaften kann es durchaus sein dass sie wach gerüttelt wird und Angst bekommt dass du ganz weg bist. Einen Partner der einen über alles liebt findet man nicht an jeder Ecke. Oft weiß man erst zu schätzen was man hatte wenn es weg ist.
Es kann aber auch das Gegenteil passieren. Ich hatte schon beide Fälle im Freundeskreis.

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Höre auf den Rat einer erfahrenen Frau… Hör ganz schnell auf dich wie ein „noch liebevolleren Mann“ zu verhalten. Seh zu, dass es die ganzen Annehmlichkeiten nicht mehr gibt. Mach dich rar und suche dir eine neue Wohnung. Was willst du mit einer Frau, die dich nicht mehr liebt?

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Sehe ich auch so.
Liebe entsteht bzw bleibt nicht, weil der andere etwas ganz toll macht.

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Stimmt schon. Mit diesem Sich-klein-machen ruiniert man sich letztendlich nur das eigene Selbstwertgefühl.
Mal ernsthaft, TE: Die Frau liebt dich nicht mehr. Sie weiß das seit nem Jahr, du weißt das seit sechs Monaten und anstatt auf eine Entscheidung ihrerseits zu pochen (Paartherapie oder Trennung/Auszug) bzw. mal zu sagen, was Phase ist und wie SIE gedenkt, die "Situation" anzugehen, kriechst DU noch vor ihr und machst dir Gedanken? Sei dir mal ein bisschen mehr wert.

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Hallo.

Ich selber habe dazu keine Erfahrungen. Aber aus dem Freundes- und Bekanntenkreis weiß ich, dass die räumliche Trennung in 99 % der Fällen zum Beziehungs-Aus geführt hat.

Wenn von vorne herein schon keine Gefühle mehr da sind (oder einfach zu wenige), dann ist die räumliche Trennung nur noch der Schritt, der am schwersten Fällt. Ist dies dann "überstanden", dann haben sich die meisten Ex-Paare schnell wieder gefangen und haben entweder ihr Single-Dasein genossen oder bald wieder anderweitige Partner an ihrer Seite gehabt.

Auch wenn du keinen Rat willst, ich muss es dir trotzdem nahelegen, sorry...;-)

Ich denke, es ist am effektivsten, wenn ihr
- entweder eine Paartherapie startet (aber nur, wenn deine Frau ernsthaft an der Rettung der Beziehung interessiert ist).
- oder du die komplette Trennung vorschlägst. Manche Partner müssen erst mal vor den Latz geknallt bekommen, dass der andere Partner Nägel mit Köpfen machen will - und seien es Auszug und Trennung.

Stimmt sie der Trennung sofort zu bzw. ist erleichtert, dass du den Vorschlag machst, dann hätte eure Beziehung wohl so und so keine Zukunft mehr gehabt.

Alles Gute! :-)

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Hallo Stain,

ich würde auch eher an dem Punkt ansetzen, dass deine Frau dich nicht mehr liebt. Hat sie dir die Gründe genannt, warum die Gefühle auf einmal weg sind? Hat sie Interesse bekundet, daran zu arbeiten - dann wäre die Paartherapie der nächste Schritt. Oder hat sie sich gewünscht, sich trennen zu können und ausziehen zu dürfen und du hältst sie nun - dann lass sie gehen, da dich das doch nun noch mehr jetzt so verletzt.
Wenn ich jemanden nicht mehr geliebt habe, aber aus Gewohnheit geblieben bin, war der Auszug nur der erleichternde Schritt zur Trennung. Da gab es keine Basis, an der man arbeiten will, weil eben keine Gefühle da sind.

Alles Gute.