Guten Abend in die Runde,
Ich habe ein - glaube ich, wirklich großes Problem- aber vielleicht mache ich auch nur eins daraus und deswegen brauche ich den Blick von ganz außen.
Ich bin 32 und kenne seit 4 Jahren einen für mich unglaublich tollen Mann. Als wir uns kennenlernten habe ich noch studiert, wir wohnten in der selben Stadt, waren viel unterwegs. Er war Kellner in meiner lieblingskneipe. Es war wild und aufregend und wir verliebten uns. 2 Jahre verbrachten wir eine unglaubliche lockere Zeit miteinander. Wir verbrachten 2-3 Tage die Woche miteinander und Nächte, jeder hatte sei absolut eigenes Leben, eigene Wohnung alles. Ich beendete mein Studium und ein Umzug in eine größere Wohnung sollte er- er hatte nie viel aber wir wollten zusammen ziehen. Wir suchten etwas, das wir in gleichen Teilen zahlen konnten. Das war mir wichtig. Das ist nun 1,5 Jahre her und zum 15. ist mein Freund meistens pleite. Er hat sich klar etwas übernommen. Das erste halbe Jahr konnte er das noch irgendwie verheimlichen doch irgendwann lag mal Post von der Bank auf dem Tisch..
Okay, alles nicht schlimm. Ich bin eingesprungen und habe den Dispo ausgeglichen, habe gesagt, dass ich mehr Miete übernehme, damit er nicht solche Probleme bekommt, er aber vielleicht ja trotzdem mal darüber nachdenken könnte einen anderen Job einzuschlagen… Nun ja, eher nicht. Er liebt seinen Job über alles ( nein, er trinkt nicht bei der Arbeit und nein er ist auch alles andere als faul) er hätte schon viel versucht aber er wäre bei allem anderen unglücklich. Er hat unzählige Kurse besucht und zaubert wahrscheinlich den besten Cocktail in der ganzen Stadt- aber er bleibt in dieser Kneipe- weil er sie liebt.
Am Wochenende geht er nach Kneipenschluss (2:00uhr) noch bis 5 in einer Diskothek arbeiten um etwas dazu verdienen aber irgendwie ist das ja alles nichts richtiges und mich stört es. Abgesehen von den total unterschiedlichen Schlaf und wachzeiten..
Es ist selbstverständlich für ihn, da er ja nun so keine Familie ernähren kann - dass er für Kinder zuhause bleibt und den Hausmann irgendwann macht. Er möchte unbedingt Kinder mit mir und ich glaube auch er wäre tatsächlich ein großartiger Vater- aber will ich das???
Auf der anderen Seite gibt es wirklich NICHTS was ich zu bemängeln hätte: Er ist aufmerksam, Kommunikativ, liebevoll, leidenschaftlich, seeeeehr attraktiv, intelligent und trägt mich auf Händen, wirklich.
Er schmeißt im Grunde den Haushalt und kocht täglich für mich…
Auch reden mir alle ein, der wäre doch nichts für die Zukunft. Obwohl er „ansonsten ein so toller Mann ist“.
Ist mein Denken einfach nur altmodisch?
Wenn Geld das einzige Problem ist…
Würde ein toller Mann dir die alleinige Verantwortung für den finanziellen Unterhalt zuschieben, obwohl das ggf. gar nicht deinen Wünschen entspricht? Ohne Alternative, ohne Plan B - weil er sich weigert, beruflich voranzukommen?
Warum schließt das eine das andere aus?
Nur weil es hier mal der Mann ist, der finanziell abhängig von der Frau ist (bzw könnte er ja anscheinend auch gut alleine leben)?
So wird es jeden Tag auf der ganz Welt in sehr vielen Familie praktiziert, nur eben, dass die Frau meist abhängig vom Mann ist. Ob die Männer das immer so prickelnd finde, wage ich hin und wieder zu bezweifeln und trotzdem wird es gemacht 🤷🏽♀️
Wenn ansonsten alles passt, wäre mir so ein Mann lieber, als einer, der mehr Geld verdient und meint ich wäre seine Haushälterin..
Partnerschaft auf Augenhöhe kommt dir nicht in den Sinn?
"In anderen Familien läuft es auch schief" ist kein gutes Argument. Es geht auch nicht um ein Paar, bei dem sich beide aus freien Stücken für das Alleinverdiener-Modell entscheiden, sondern für ein Paar, bei dem ein Partner das Modell zur Bedingung macht - und zwar mangels Alternativen. Er entscheidet sich aktiv dagegen, zumindest potentiell als Verdiener in Frage zu kommen, wenn die TE - aus welchen Gründen auch immer - ausfallen sollte. Das kann man unter "er lebt seinen Traum" verbuchen oder egoistisch finden. Beides gleichzeitig geht auch. Vor allem hat die TE auch keinen Spielraum mehr, wenn sie sich z.B. beruflich unentscheiden muss/will und dafür vorübergehend Einbußen in Kauf nehmen müsste.
Ich bin derzeit nahezu Alleinverdienerin und finde das belastend. Bei uns ist die Durststrecke absehbar. Auf unbestimmte Zeit würde ich das nicht machen wollen.
Das hat auch nichts mit "es ist 2023" zu tun. Ich finde es immer kritisch, wenn die finanzielle Verantwortung bei nur einem Partner liegt und die Familie bei dessen Ausfall in eine erhebliche finanzielle Schieflage käme - völlig egal, wie dessen Genitalien beschaffen sind.
An sich wäre das kein Problem, gibt es ja andersrum oft,dass der Mann die Frau finanziert. Aber da ist es für den Partner okay, du hast ein Problem damit und deshalb wird das auf Dauer nicht funktionieren. Vor allem, wenn dann noch Kinder ins Spiel kommen.
Also entweder akzeptierst du ihn so oder ihr solltet euch trennen, zumindest wenn du irgendwann Kinder haben möchtest.
Wenn er immer zum 15. Pleite ist, müsst ihr vllt Mal seine Finanzen anschauen? Gibt's Dinge, die er einsparen kann, kann er irgendwie was zur Seite legen, günstigeres Auto kaufen etc etc?
Es könnte nämlich sein, dass er auch mit 4.000 netto zum 15. Pleite ist. Manchmal ist nicht die Höhe entscheidend sondern der Umgang mit dem Geld.
Ich sehe bei euch, dass ihr eigentlich sehr glücklich seid. Probleme hat jeder und in jeder Beziehung gibt es Dinge, die nicht passen.
Wenn ihr das Thema Finanzen durch zB einen Haushaltsplan verbessern könnte, wäre das in meinen Augen sinnvoller, als eine Beziehung zu suchen, die ganz perfekt ist. Denn er scheint der richtige für dich zu sein, so wie du ihn ansonsten beschreibst.
Was andere denken ist da nicht so entscheidend, ihr beide müsst glücklich sein. Kannst du damit leben Alleinverdienerin für eine Familie zu sein oder möchtest du eigentlich lieber selbst zu Hause sein? Kannst du dir vorstellen direkt nach den Mutterschutz wieder in den Beruf einzusteigen?
Wärst du die Kellnerin und dein Freund hätte studiert, würde es die wenigsten jucken, dass du dann zu Hause bleibst. Warum ist das dann andersherum ein Problem?
Ich verdiene deutlich mehr als mein Freund. Dennoch bin ich in Elternzeit zu Hause. Ich wollte es gerne und er hat es mir überlassen, zu entscheiden. Direkt nach den Mutterschutz wäre mir das echt schwer gefallen arbeiten zu gehen. Wenn wir allerdings zum nächsten Kitajahr keine Betreuung bekommen, hätte ich kein Problem damit wenn er dann übernimmt.
Bevor es an die Kinder geht, würde ich aber noch genauer auf die Finanzen schauen. Ist er wirklich nur pleite zum 15. weil die Miete zu hoch und das Einkommen zu niedrig ist oder läuft da generell etwas schief und er lebt über seine Verhältnisse.
Naja verdient er wirklich so extrem schlecht oder passen Einnahmen und Ausgaben einfach nicht?
Ich finde es toll, dass dein Job ihm so viel Spaß macht, dass er so offen ist zu Hause zu bleiben usw.
Aber entweder ist eure Miete einfach viel zu hoch oder er kann null mit Geld umgehen. Ich würde die Finanzen mal angehen, grade mit Kind ja enorm wichtig. Haushaltsbuch führen (vllt beide) und mal gucken, wo der Hase eigtl im Pfeffer liegt. Und es dann angehen :)
Liebe Sina,
Dein Freund klingt ehrlich gesagt großartig und du nach vier Jahren immer noch verliebt. Ich würde behaupten, dass das nicht viele Menschen von sich sagen können und die Beziehung zu beenden, nur weil andere irgendwas sagen, scheint mir ziemlich absurd.
Ich sehe es grundsätzlich wie die meisten anderen hier. Wäre es andersherum würde es niemanden stören, dass er dich mitfinanziert. Auch finde ich aber solltet ihr mal checken, ob es nicht doch Möglichkeiten gibt, dass sein Geld etwas länger ausreicht.
Grundsätzlich fände ich aber, wenn ihr plant, zusammen zu bleiben, solltet ihr vielleicht mal überlegen euer Geld zusammenzuschmeißen und nicht in mein und dein Geld zu unterscheiden und dann zu schauen, ob ihr gemeinsam davon so leben könnt, wie ihr es wollt und ob ihr das auch noch mit Kind könntet.
Wenn es um die Frage von Kindern und Elternzeit geht, gibt es ja viele Modelle. Ihr könntet zum Beispiel jetzt vorsparen, sodass ihr beide eine zeitlang zu Hause bleiben könnt, ihr könntet nach dem Mutterschutz beide Teilzeit in Elternzeit arbeiten. Das bietet sich mit seinen eher ungewöhnlichen Arbeitszeiten ja fast an, dass er auch stundenweise arbeiten kann und trotzdem zu Hause ist, usw. Da kann man sich sicherlich gut beraten lassen. Natürlich kannst auch du arbeiten gehen nach dem Mutterschutz und er geht in Elternzeit, das haben selbst meine Eltern schon so gemacht. Ich bin sicher, dass bei den x Lösungen, die es gäbe auch für euch die richtige dabei wäre.
Ob er sich langfristig nicht trotzdem einen anderen Job suchen sollte, ist vermutlich eine andere Frage, aber da kann man ja vielleicht einfach im Gespräch bleiben.
Ich würde sagen... Trenn dich bloß nicht. Schaut lieber nach Lösungen. Ich habe den Eindruck, dass du ohne ihn nicht glücklicher wärst.
Warum solltest Du dies nicht wollen?
Warum genau soll er nicht Hausmann werden?
Wir leben im Jahr 2023
Ich sehe das anders als einige hier und die Schilderung des ach so tollen Mannes klingt für mich in diesem Fall nach rosa Brille. Ich lese hier von einem Mann mit bedeutenden Charakterschwächen, die für mich ein No-Go für eine ernsthafte Beziehung wären. Wenn sich das nicht gravierend ändert, wäre das für mich kein Mann zum Kinder kriegen.
Und nein, Geld ist nicht das einzige Problem. Ich sehe da einige Probleme und sie haben mit seiner Persönlichkeit zu tun.
Okay, er verdient nicht so viel. Damit könnte man sich arrangieren, insbesondere, wenn er halt dann in anderen Bereichen (Haushalt, Kinder etc.) mehr beisteuert.
Viel gravierendere Probleme sind:
1) Er kann mit seinem Geld nicht umgehen und ist Mitte des Monats pleite. Und NEIN, das ist kein Naturgesetz, nur weil er wenig verdient. Es gibt genug Menschen, die wenig verdienen und mit ihrem Geld auskommen. Er hat offenbar nie gelernt, verantwortlich zu wirtschaften. Dass du ihm dann einfach den Dispo ausgeglichen hast, bestärkt ihn darin, keine finanzielle Verantwortung übernehmen zu können.
2) Er steckt den Kopf in den Sand, wenn Probleme kommen, siehe der Brief von der Bank. Und verheimlicht es vor dir.
Das sind große Charakterschwächen, an denen er arbeiten sollte, bevor ihr auch nur daran denkt, Kinder zu bekommen.
Und nein, das ist nicht zu vergleichen mit einer Frau, die halt weniger verdient als ihr Mann, und mit vertauschten Rollen. Wenn, dann mit einer Frau, die nicht mit Geld umgehen kann und ihr Geld und das ihres Mannes zum Fenster rauswirft. Da würde ich auch keinem Mann raten, mit ihr Kinder zu kriegen.
Außerdem schätze ich klare Worte, auch in Zeiten, in denen Geschlechterunterschiede gerne komplett geleugnet werden, deshalb: NEIN, wenn Kinder kommen, seid ihr nicht gleich und es ist nicht egal, wer was übernimmt. Du bist dann schwanger, mit allen Beschwerden, die damit zu tun haben. Wenn du Pech hast, kannst du sehr bald nicht mehr voll arbeiten, kriegst das Geld aber nicht unbedingt voll ersetzt (ich kenne eine Frau, die eigentlich in vorzeitigen Mutterschutz hätte müssen, wurde ihr aber nicht genehmigt… so daheim bleiben konnten sie sich nicht leisten, also war sie noch arbeiten und ständig immer wieder mal mit starken Blutungen im Spital unter der Gefahr, das Kind zu verlieren - hätte da der Mann gut verdient und sie unterstützt, hätte sie schon früher daheim bleiben können). Dann die Geburt… wenn du Pech hast, hast du danach körperliche und psychische Wunden, die erstmal heilen müssen, das ist nicht selten. Und selbst wenn nicht, ist das eine extrem verletzliche Situation und du wirst auch nach dem Mutterschutz körperlich, psychisch, emotional, aber auch intellektuell (das traut sich kaum jemand sagen, ist aber die Wahrheit) nicht dieselbe sein.
Dann hast du ein Neugeborenes, das du vielleicht stillen willst. Auch das kannst nur du und auch das macht was mit dir, körperlich und emotional und intellektuell (Stichwort „Stilldemenz“) und macht es dir schwerer, beruflich gleich wieder die volle Leistung zu erbringen.
Viele Bereiche, in denen du als Frau einfach körperlich benachteiligt bist und es für dich schwerer ist, direkt nach der Geburt deines Kindes ein volles Einkommen zu erwirtschaften, als für einen Mann. So leicht ist der Rollentausch dann doch nicht, das sagt einem aber in Zeiten von Feminismus und Emanzipation kaum jemand.
Ich hab schon im ersten Jahr meiner Tochter Teilzeit wieder gearbeitet (weil ich es wollte, es mir Spaß macht und ich nicht jahrelang komplett aus meinem Beruf, für den ich studiert und dann noch eine postgraduelle Fachausbildung gemacht habe, draußen sein wollte). Und es war zwar schön, aber auch hart. Ich war immer so stolz auf meinen Intellekt… nun, jetzt, nach eineinhalb Jahren, kommt er schön langsam wieder einigermaßen zurück. Direkt nach der Geburt und in der Zeit danach war meine Merkfähigkeit und Denkgeschwindigkeit viel schlechter, das ist in anspruchsvollen Berufen ein großes Handicap. In ehrlichen Gesprächen haben mir viele Mütter Ähnliches erzählt… nur im öffentlichen Diskurs hat das keinen Platz, weil es ja die Gleichstellung der Geschlechter in Frage stellen könnte.
Zurück zu dir und deinem Partner: schaut euch das Thema Geld UND seinen Umgang damit genau an, bevor ihr Kinder bekommt. Vielleicht lässt sich ja da was ändern… jetzt ist das noch leichter und es ist auch noch leichter, zu erkennen, dass es doch nicht passt. Kinder haben und ständig finanzielle Probleme haben, weil ein Partner wenig verdient, mit dem Geld nicht umgehen kann, das Konto überzieht und Briefe der Bank ignoriert, ist nichts Schönes. Das wünscht du dir weder für dich noch für deine Kinder.
Was meinst du, wie es bei Frauen auf dem Konto aussehen würde, wo der Mann Hauptverdiener ist und die Frau sich zu gleichen Teilen an den Kosten beteiligen muss? Meinst du, dass die Frauen das könnten? Definitiv nicht!
Die meisten Frauen, die in so eine Rollenverteilung leben, leben über Ihre Verhältnisse und das jahrelang. Da sagt natürlich niemand etwas, weil es ja „normal“ ist.
Ich habe in den letzten Jahren beruflich einige Häuser bauen dürfen. Ich glaube nichtmal die Hälfte der Frauen davon könnte sich das Haus auch nur annähernd alleine leisten. Und davon kommen dann noch einige hinzu, die sich nichtmal 50% vom Haus leisten könnten.
Ich finde es immer interessant, dass es hier zwei Seiten gibt.
Wenn der Mann weniger verdient wie die Frau, dann ist das eine absolute Katastrophe. Der Mann wieder bis aufs Letzte nieder gemacht, weil er nicht in der Lage wäre xy zu zahlen.
Wenn es andersrum wäre, dann ist das vollkommen normal und die Frau wird in Ihrer Position noch bestärkt.
Damit sollte die Gesellschaft endlich mal aufhören, denn entweder ist das Verhalten ok oder es ist eine Katastrophe. Beides geht nicht 🤷🏽♀️
Wenn die Wohnung der beiden 1.500€ Miete im Monat kostet und der Mann zum Beispiel nur 1.500€ verdient, dann ist es klar, dass er irgendwann kein Geld mehr hat. Es bezahlt ja anscheinend 50% davon. Dann noch die ganzen Nebenkosten, vielleicht ein Auto, Lebensmittel etc.
Hier muss dann entsprechend eine Aufteilung her, wie bei anderen Paaren: jeder bezahlt entsprechend seinem Lohn einen anderen Prozentsatz der gemeinsamen Kosten.
Von einer erwachsenen Person würde ich aber erwarten, dass man das kommuniziert. Wie viel können wir uns gemeinsam leisten? Und nicht ein halbes Jahr den Kopf in den Sand steckt und hofft, dass das nicht auffällt. So löst man keine Probleme.
Insofern finde ich, dass du Recht hast und es ist eine Katastrophe, egal ob Mann oder Frau hier die Kosten nicht tragen kann und das verschleiert. Haben beide ihre Finanzen offen gelegt und sind fein mit der Lösung, dann passt es aber. Wenn man das Risiko eingehen möchte, dass Miete/Kredit nicht mehr zahlbar sind, wenn der Hauptverdiener ausfällt. Wäre nichts für mich, muss aber jeder selbst entscheiden.