Freundschaft zwischen Mann und Frau. Kann das in meinem Fall noch funktionieren?

Nach dem gestrigen Abend muss ich mir mal etwas von der Seele schreiben und würde mich über ein paar Meinungen von euch freuen.

Ich bin lange verheiratet und habe Kinder im (jüngeren) Teenageralter. Mein Mann ist beruflich viel im Ausland und wenn er nicht unterwegs ist, arbeitet er zumindest von früh bis spät. Er zieht ganz viel Wertschätzung aus seiner Arbeit und ist generell eher so ein Alphatier. Sehr kommunikativ, offen und charmant, aber eben auch sehr auf sich und auf seine Themen konzentriert. Ich bin eher introvertiert und nicht so sehr nach außen, kann aber durchaus auch smaltalken etc, wenn es sein muss, nur halt nicht so gerne.
Lange Zeit hat unser Familienkonstrukt auch ganz gut funktioniert.Tief drin wusste ich zwar immer, dass er mir oder den Kindern nie so wirklich zuhört, aber irgendwie habe ich das damit gerechtfertigt, dass mein Alltag mit Haus, Kindern und Job an der Schule ja auch nicht so wirklich interessant ist.

Vor vier Jahren habe ich dann eher zufällig über die Kinder einen anderen Mann kennengelernt, mit dem ich mich sofort gut verstanden habe. Anfangs haben wir uns immer nur bei den Hobbys der Kinder gesehen und dann kurz geredet, später dann Nummern ausgetauscht, uns mit den Kindern getroffen und ab und zu auch mal alleine. Der Kontakt wurde also stetig immer mehr, wir haben gegenseitig sehr gerne Zeit miteinander verbracht und er tut mir einfach gut. Wann immer ich mit ihm zusammen bin, geht es mir gut und ich freue mich auch wirklich sehr über jede Nachricht von ihm.
irgendwie kann ich bei ihm ganz "ich" sein und ich habe nie das Gefühl, dass ich etwas "leisten" muss, um gemocht zu werden

Ein paar Momente, die etwas "gefährlich" waren, gab es allerdings natürlich schon und quasi, wie auf Nummer sicher zu gehen, haben wir vor einiger Zeit unsere jeweiligen Partner mit ins Boot geholt und jetzt treffen wir uns oft zu viert.

Momentan erscheinen mir diese Vierertreffen, die einzige Möglichkeit ihn weiter regelmäßig zu treffen, aber natürlich ist es keine tolle Situation und wirklich entspannt ist bei diesen Treffen wahrscheinlich niemand.

Ach, ich weiß wirklich nicht, was besser ist. Lange habe ich mir eingeredet, es ist "nur" eine Freundschaft zwischen uns, aber ich glaube da lüge ich mich selber an, mit meinem Mann verstehe ich mich zwar auf manchen Ebenen sehr gut, auf anderen dagegen wieder gar nicht und da fühle ich mich oft nicht gesehen und überfordert. Wie oft war ich kurz davor den Kontakt zu dem anderen Mann abzubrechen, aber andererseits, ist er zu meinem "besten Freund" geworden und ich mag ihn wirklich nicht mehr missen.

Ich bin gerade sehr in meiner Gedankenspirale gefangen und würde mich sehr über euren neutralen Blick von außen auf die Situation freuen.

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Und was war am gestrigen Abend? Ist dir da klar geworden, dass du dich in den Mann verliebt hast?

Es ist sehr schwer, dir da was zu raten.
Ich glaube, es wäre das beste zuerst einmal auf deinen Mann zuzugehen und ihm zu sagen, dass du dich in manchen Belangen/ auf manchen Ebenen nicht gesehen von ihm fühlst.
Du hast das Gefühl, er interessiert sich nicht für deinen Alltag und dadurch habt ihr euch entfremdet.
Vielleicht könntet ihr gemeinsam daran arbeiten und Euch wiederfinden?

Das mit dem zufälligen Kennenlernen eines anderen Mannes kenne ich. Das ist gefährlich, wenn man ehrlich ist ( auch, wenn es vermeintlich doch so unschuldig und legitim ist ).
Er teilt nämlich sehr wohl deine Interessen im Alltag…er gibt dir das, was dir bei deinem Mann fehlt…und der Mensch gewöhnt sich ganz schnell an Dinge, die sich gut anfühlen.
Allerdings stehen dem „guten Gefühl“ 2 Familien mit Kindern gegenüber. Es könnte im Chaos enden.

Ich würde mich an deiner Stelle meinem Mann anvertrauen und würde mit ihm gemeinsam eine Lösung suchen.

Alles Gute,
Cersei

Bearbeitet von Cersei-Lennister
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Was war denn nun gestern Abend?#gruebel

Wie auch immer, ich denke du musst dir jetzt als erstes bewußt werden, was dieser Mann für dich eigentlich ist. Ich glaube nicht so an die Freundschaft zu ihm, für mich klingt das eher nach Lückenbüßer, für all das was du bei deinem eigenen Mann vermisst.

Dann wäre auch wichtig zu wissen, was der andere Mann überhaupt denkt. Redet ihr da offen drüber? War das eure gemeinsame Entscheidung, das man sich seit den "brenzligen Situationen" nicht mehr alleine trifft? Was empfindet er für dich?

Und ich stolpere über diesen Satz: ".Tief drin wusste ich zwar immer, dass er mir oder den Kindern nie so wirklich zuhört, aber irgendwie habe ich das damit gerechtfertigt, dass mein Alltag mit Haus, Kindern und Job an der Schule ja auch nicht so wirklich interessant ist.". Das klingt weder nach einer Ehe auf Augenhöhe schon gar nicht nach einem erfüllten Familienleben. Ihr habt euch in all den Jahren komplett voneinander entfernt, dein Mann ist ja nicht mal da, wenn er da ist. Logisch, das du auf jede Art von Aufmerksamkeit anspringst.

Ich denke einfach, das jetzt der Punkt gekommen ist, wo du dir überlegen solltest, ob diese Ehe noch Sinn macht. Unabhängig davon, als was du den anderen Mann bezeichnest. Aber auch der sollte nicht nur das ausbaden müssen, was dir in deiner Ehe fehlt.


Sortiere dich und auch dein Leben und dann sieh weiter.

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Gestern Abend oder mittlerweile vorgestern war gar nichts besonderes. Wir haben uns zu viert mit den Kindern getroffen und mein Mann hat den ganzen Abend so extrem dominiert und nur seine Themen "zugelassen", dass ich sehr genervt von ihm war. Und wie gesagt, er macht es erstmal nicht auf eine unsympathische Art, sondern kann wirklich gut reden und bei vielen Konstellationen fühle ich mich davon auch nicht so getriggert, aber in dieser Viererkombination eben schon.
Mein Mann weiß von meinen Gefühlen für den anderen und wahrscheinlich nervt es mich auch ein Stück weit, dass er sich trotzdem noch so sicher ist, dass er sich vordergründig auch überhaupt nicht bedroht fühlt. Anfangs war das anders, da hat sich mein Mann schon sehr eifersüchtig gezeigt, hat dann aber wahrscheinlich für sich entschieden, dass da eh nichts passieren wird...Ich weiß nicht, irgendwie fühle ich mich wie ein liebgewonnener Gegenstand, den man zwar nicht mehr missen möchte, den man aber auch nicht besonders pflegen möchte.

Ja, generell weiß ich, dass das Problem in meiner Ehe liegt und ich einfach nicht mehr länger bereit bin immer nur im Hintergrund zu agieren und zu funktionieren, aber ich komme da im Gespräch mit meinem Mann einfach nicht weiter. Er hört mir zwar bis zu einem Punkt zu, sagt auch zu, dass er war ändern möchte, tut es aber nicht und ist auch nicht bereit irgendeinen Fehler bei sich zu sehen. Erschwert wird das Ganze natürlich noch durch seine extrem positive Außenwirkung: er ist immer freundlich, redet auch vor anderen quasi überschwänglich positiv von mir und eigentlich hat er diese Strategie auch ganz am Anfang mit dem anderen Mann angewendet.Ihn hat er quasi in seine Schranken verwiesen, in dem er ihm von unserer tollen Ehe und Beziehung erzählt hat. Ich fühle mich teilweise sehr machtlos zumal ich vom Typ her auch einfach sehr loyal bin und weder meinem Mann noch der Frau des anderen wirklich Probleme machen möchte und daher ziehe ich mich sehr zurück und versuche die Gefühle aus- bzw. abzuschalten, aber es funktioniert nicht und eigentlich bin ich wahrscheinlich nur feige.

Es ist allerdings selbst so, dass auch meine eigenen Eltern so von meinem Mann in den Bann gezogen sind, dass sie zwar einerseits wissen, dass ich fast immer mit den Kindern alleine bin und alles alleine schaffen musste, dies aber sofort vergessen, wenn wir uns dann alle sehen. Denn dann sagt er so "richtige" Sachen, wie "er wüsste, was er an mir habe" und "er sei so dankbar, dass ich ihm so den Rücken freihalten würde" etc.Er kann sich also nahezu perfekt verkaufen und vor meinen Nichten, Neffen oder auch vor Kindern von Freunden etc (gerade die, die er nicht oft sieht) der lustige Typ sein, der mit ihnen spielt und Spaß macht.

Es ist teilweise so verfahren, dass ich halt immer wieder an mir selber zweifele, ob ich denn wirklich undankbar bin und einfach zufrieden sein sollte...

Der andere wirkt so natürlich wie ein Lückenbüßer, ist er aber, glaube ich nicht...

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Wenn eine vernünftige Kommunikation mit Lösungsfindung zwischen deinem Mann und Dir nicht möglich ist, dann wäre in Deiner Situation eine Paartherapie genau das Richtige.
Hier vermittelt ein gut geschulter Mediator und führt euch durch die Gespräche.
Für Dich selbst könntest du diese Gespräche nutzen, um dir über die Situation klar zu werden und vor allem über deine Gefühle.
Wenn er nicht mitmachen möchte, könntest du auch erstmal alleine starten.
Ich sehe das als sehr gute Möglichkeit- vor allem für Dich selbst.

Und nun kann ich auch deine ursprüngliche Frage beantworten und dir meine persönliche Meinung hierzu mitteilen:

Du machst dir was vor, wenn Du von einer Freundschaft zwischen dem anderen Mann und Dir sprichst. Hier sind 2 Ehen inklusive mehreren Kindern involviert. Die Gefahr, dass das im Unglück endet wenn ihr zu weit geht, ist größer als die Chance dass das gutgeht und alle glücklich sind.
Alleine schon die Tatsache, dass ihr euch zu viert trefft könnte man als hinterhältig gegenüber der anderen Ehepartner auslegen. Denn ihr tretet Ihnen ebenfalls freundschaftlich gegenüber, habt aber Gefühle für deren Ehepartner. Hm…ungute Situation.
Ich würde mich da rausnehmen, die „Freundschaft“ beenden und mich erstmal um meine eigenen Baustellen kümmern. Eine Freundschaft hat eh keine Zukunft.

LG
Cersei

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Ich finde, da vermischen sich jetzt 2 Probleme, die man trennen sollte.

Scheinbar bist du grundsätzlich nicht (mehr) so ganz glücklich mit deinem Mann. Erkannt hast du das vllt durch den anderen, aber selbst wenn du da den Kontakt abbrichst, löst das ja nicht das Problem mit deinem Mann!

Dein Mann hört dir nicht richtig zu und du glaubst, euer Leben ist ihm zu langweilig - ehrlich, das ist super traurig. Mein Mann hört sehr aufmerksam zu, wenn ich von unserem Alltag berichte 😅 ich höre natürlich auch zu, wenn er von der Arbeit berichtet. Hätte ich das Gefühl, ich langweile ihn, würde mich das echt verletzen.

Dein Mann scheint irgendwie gar nicht richtig Teil eures Familien- oder Paarlebens zu sein und du hast ihn nur theoretisch? Macht dich das glücklich? Möchtest du SO weiter machen bis zur Rente oder gar Lebensende?

Mein Rat also: überdenke deine Beziehung ganz unabhängig vom anderen Mann. Siehst du eine Chance, die hinzubiegen, dann brich den Kontakt zum anderen Mann ab.

Wenn du glaubst, dass deine Ehe eh nicht mehr so abänderbar ist, dass du glücklich wirst, beende sie und dann (!) kann man schauen, was mit dem anderen Mann ist :)

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Um deine Frage zu beantworten: nein, eine Freundschaft kannst du mit dem anderen Mann nicht haben, da deine Gefühle zu groß sind für Freundschaft. Dazu bedarf es einer anderen Basis.
Warum nutzt du das nicht als Chance, an dir und deinem Leben zu arbeiten? Was willst du, was sind deine Interessen? Über welchen Job/welche Aufgabe/welches Hobby ziehst du deine Wertschätzung und deinen Erfolg? Was wünschst du dir von deinem Partner? Wo brauchst du Unterstützung?
Den Mann zu wechseln, ist nicht die optimale Lösung, denn auch ein anderer Mann ist nicht für deinen Erfolg, deine Ziele und Werte zuständig. Das musst du alleine in die Hand nehmen und dich auf deine Reise begeben. Egal, wie das Ergebnis dann aussieht. Wo siehst du dich in ein paar Monaten oder in einigen Jahren, wenn die Kinder ausgezogen sind? Brauchen tun sie dich doch jetzt schon weniger als 24h am Stück - wo bist du? Da hättet ihr sicher ganz viel zu besprechen, dein Mann und du, und das interessiert ihn sicher. Ihr müsst euch wieder auf Augenhöhe begegnen, denn das hattet ihr sicher mal am Anfang eurer Ehe. Mach dich stark.

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Lieben Dank für deine Antwort.Ich stimme generell mit dir bei eigentlich allem überein, nur haben diese Gespräche tatsächlich schon fast alle stattgefunden.
Im September habe ich wieder angefangen fast Vollzeit am Gymnasium als Lehrerin zu arbeiten. Ein Beruf, der mich mehr als ausfüllt, aber auch sehr viel Kraft und Energie kostet und ich erstmal wieder richtig reinfinden muss (in den Jahren zuvor habe ich immer nur wenige Stunden gearbeitet, als die Kinder klein waren). Momentan kommt es mir vor als würde ich mich dadurch fast noch mehr verlieren. Ich mag es zwar sehr morgens in der Schule zu sein, aber die Nachmittage/Abende mit Haushalt, Kinder (und ihre Hobbys), Unterrichtsvorbereitung und viel Korrekturarbeiten sind gerade wahnsinnig anstrengend und intensiv. Eigentlich funktioniere ich nur und merke, dass ich mich nur ganz schlecht abgrenzen kann und meine Bedürfnisse spüren kann. Deshalb habe ich ja auch jahrelang gar nicht gemerkt, das mir etwas fehlt. Bis ich eben diesen anderen Mann kennengelernt habe und ich gemerkt habe, wie "komisch" aber natürlich auch sehr schön es sich anfühlt, wenn mal jemand wirklich mehr von dir erfahren will und sich für das interessierst, was du sagst.. Ich habe mir das lange auch gar nicht vorstellen können und dem anderen Mann lange Zeit nur "Höflichkeit" im Umgang mit mir unterstellt und habe auch nach vier Jahren intensivem Kontakt immer noch Probleme zu vertrauen, dass er wirklich gerne mit mir zusammen ist.

Gesprochen habe ich mit meinem Mann schon oft darüber und er kann sich halt gut verkaufen: er hört mir da schon zu, aber nur wenn ich "nur" von mir spreche, doch sobald ich Sätze sage, dass ich mir etwas anderes von ihm wünsche, blockt er schnell ab und versucht meine Argumente zu entkräften. Manchmal kommt es mir so vor, als könnte er gar nicht mehr wirklich "privat", er redet auch mit mir, wie mit einem Geschäftspartner bzw. sieht sie Ehe unter den selben Gesichtspunkten, wie ein geschäftliches Projekt. Viele Gespräche werden daher irgendwie nur angerissen, weil mir wahrscheinlich auch Kraft und Energie fehlen wirklich zu streiten, aber wahrscheinlich muss ich dies einfach mal tun, denn so weitermachen mag ich eigentlich auch nicht mehr.

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Oh wow, Respekt vor deiner Leistung und deinem Engagement!! Auch, dass du immer und immer wieder an eurer Beziehung arbeitest, aber nicht gehört wirst. Das frustriert ja total. Und es tut mir wirklich leid, dass du da von deinem Mann überhaupt nicht gesehen wirst, er keine Dankbarkeit und Wertschätzung zeigt - ja, mit Worten vor anderen Leuten, aber das ist ja nicht das, was du dir wünschst und das verstehe ich auch. Unterm Strich koordinierst du also nicht nur Familie und Haus, sondern gehst auch zu 100% arbeiten.
Wie fühlt es sich für dich an, wenn du dir in den nächsten Ferien ein paar Tage eine Auszeit nimmst? Um zu dir zu finden, dich einfach mal für dich alleine zu haben und nicht nur im Hamsterrad zu stecken?
Ich finde aber auch den Vorschlag mit einem externen Berater/Paar-Therapeuten super. Der kann dich sicher gut unterstützen, damit dein Mann dich und deine Bedürfnisse nicht immer wieder totredet.

Hast du deinem Mann mal gesagt, dass du nicht mehr so weitermachen kannst und überlegst, hinzuschmeißen? Weil er dir da überhaupt nicht zuhören und auf dich eingehen will und wie er sich das dann vorstellt?