Hallo liebe Urbia-Community,
ich komme heute mit einem etwas anderen Thema, bei dem ich über Anregungen oder Meinungen sehr dankbar wäre.
Vor 1,5 Jahren hatte ich durch Zufall rausgefunden, dass mein Partner eine Spielsucht hat. Er ist daraufhin in Therapie und die Sucht ist bis zum heutigen Tage „stillgelegt“. Ich bin wirklich wahnsinnig stolz auf ihn wie toll er das geschafft hat und will ihn da auch weiterhin unterstützen.
Nun kam bei mir das Thema Altersvorsorge auf, da ich gerne monatlich etwas in einen ETF-Sparplan investieren würde, um natürlich auch für meine finanzielle Versorgung zu sorgen. Dies würde ich gerne über eine der typischen Apps machen. Mein Partner legt für sich auch in Fonds an, aber nur über eine Versicherung, die das alles für ihn managet. Er selbst spekuliert also nicht, das läuft über die betriebliche Altersvorsorge. Sonst will er damit keine Berührungspunkte haben, da die Spekulation wieder ein Spielverhalten wäre.
Ich hatte ihm vor Monaten meinen Wunsch schonmal geäußert und er ist aufgrund seiner Spielsucht komplett dagegen, dass ich in ETF investiere. Ich vermute dass er Angst hat, dass ihn das triggert und den Drang wieder zu spielen oder zu spekulieren erhöht. Ich hatte seinen Wunsch bisher respektiert, würde mir aber trotzdem eine Absicherung wünschen und habe keine Ahnung ob es jetzt falsch ist auf seinen Wunsch einzugehen (Thema Co-Abhängigkeit) oder ob es absolut nicht emphatisch wäre das trotzdem zu tun.
Ich stehe leider richtig auf dem Schlauch und finde es wahnsinnig schwer das ohne emotionale Komponente zu reflektieren. Deshalb wäre ich sehr glücklich über eine „außenstehende“ Meinung oder vielleicht eigene Erfahrungen.
Vielen Dank!
Was meint ihr?
Hi,
wenn man sein Geld riskobehafteter anlegt, dann sollte das ja Geld sein, das man ggf. entbehren kann, wie ein Taschengeld. Was du mit deinem „Taschengeld“ anstellst, geht ihn ja im Grunde nichts an. Und wenn ihr nicht gemeinsam wirtschaftet, hat er ja keine genauen Einblicke in deine Finanzen, er muss ja nicht getriggert werden, bekommt er ja nicht mit.
Mit einem spielsüchtigen Partner würde ich grundsätzlich nicht gemeinsam wirtschaften, sondern meine Schäfchen im Trockenen halten, dazu verdiene ich mir mein Geld zu hart. Ein Gemeinschaftskonto für die gemeinsamen Ausgaben ja, aber der Rest wäre meins und somit für ihn nicht von Belang, man muss es noch nicht einmal thematisieren.
Ich finde in diesem Zusammenhang auch den Begriff „Wunsch“ nicht gut gewählt. Das ist ja nichts, was dein Partner dir erfüllen kann. Das ist dein „Plan“ und den verfolgst du alleine, unabhängig von ihm.
Das Ganze würde ich etwas anders bewerten, wenn ihr gemeinsame Kinder/Immobilie hättet und somit eine gemeinsame finanzielle Verantwortung und das Geld, das du anlegen möchtest, vielleicht dann doch für‘s Familienbudget fehlen könnte. Aber das lese ich hier nicht raus.
Hier geht’s um dich und um deine finanzielle Zukunft, da spielen seine Befindlichkeiten keine Rolle. Bei Geld hört die Freundschaft auf oder so.😉
Der Kompromiss könnte sein, einen Teil sicherer anzulegen, ähnlich wie er und den anderen Teil in deinen ursprünglichen Plan zu investieren. (Aber nur vielleicht, schließlich ist es DEIN Geld.)
vlg tina
Hi Tina,
vielen Dank für deinen Input!
Wir haben tatsächlich ein Gemeinschaftskonto wo wir beide monatlich einen festen Betrag X drauf überweisen und unsere separaten Konten. Das Geld auf unseren eigenen Konten steht uns jeweils voll zur Verfügung, war mir auch wichtig, damit ich einfach auch eine Absicherung habe.
Tatsächlich kommt in den nächsten Wochen unser gemeinsames Kind auf die Welt. Das Geld, das monatlich in den Sparplan fließt fehlt an dieser Stelle aber natürlich aber nicht.
Ich werde nochmal mit ihm reden und das auf alle Fälle machen. So risikoreich wollte ich gar nicht Anlegen, weil mir da die Erfahrung und das Know-How fehlt. :) Am Ende vom Tag muss ich meine Schäfchen auch im Trockenen halten, da hast du völlig recht.
Hey!
Da merkst du zum einen, dass er die Spielsucht ernst nimmt und an sich arbeitet, aber zum anderen, dass sein Zustand noch sehr fragil ist.
Ich würde dennoch einen Sparplan anlegen, weil es um deine finanzielle Absicherung in der Zukunft geht. Es gibt ja durchaus risikoarme Möglichkeiten..
Mein Partner legt an, aber wir sprechen kaum darüber. So würde ich es auch an deiner Stelle handhaben. Es ist deine Sache und ich würde mich nicht so einschränken lassen.. Der Grad zur Co-Abhängigkeit ist schmal.
Falls ihr heiratet: Besteh unbedingt auf Gütertrennung.
Liebe Grüße
Schoko
Hi Schokofrosch,
danke für deinen Beitrag! :)
Er nimmt das Thema wirklich sehr ernst und ich ziehe alle imaginären Hüte vor ihm wie gut er die Therapie gemeistert hat.
Ich hätte das auch so gehandhabt, dass das kein großes präsentes Thema wird, über das wir uns regelmäßig austauschen. Die eigene finanzielle Absicherung ist aber voll wichtig, da stimme ich dir zu. Ich werde auf alle Fälle einen risikoarmen Sparplan auswählen.
Heiraten steht momentan gar nicht im Raum, das mit der Gütertrennung ist aber ein wichtiger Punkt, falls in den nächsten Jahren doch Hochzeitspläne aufkommen sollten. Danke dir! :)
Mal ehrlich: Er selbst legt an und sorgt vor- dir will er es verbieten. Komisch. Hat er das mal erklärt?
Ihr seid aktuell nicht verheiratet, ihr wirtschaftet nicht zusammen. Wieso solltest du es mit ihm absprechen, was du planst? Woher nimmt er sich das Recht, dir etwas zu verbieten?
So hast du keine Absicherung- weder durch die Anlage, noch durch die Ehe. Erwartet er, dass du ohne Sicherheit alt werden sollst?
Gütertrennung würde ich auf jeden Fall machen. Jetzt ist es gut- aber wer weiß, ob er das Jahrzehnte lang durchhält oder nicht doch wieder rückfällig wird. Dann kann er dich in kurzer Zeit ins Unglück stürzen.
Eine Gütertrennung ist für mich die Voraussetzung für eine Ehe in dieser Situation.
Also vorab, ich bin keine Finanzexpertin. Ich habe mich etwas eingelesen und als Altersversorgung wurde empfohlen ETFs zu kaufen und diese langfristig zu halten. Das hätte ja dann überhaupt nichts mit spielen zu tun, sondern ist eine ganz normale Investition.
Wenn du am Markt spekulieren willst, dann ist das was anderes und das solltest du wirklich nur mit Geld tun, dass du verlieren kannst. Hier kann ich aber deinen Partner verstehen, das ist dann ein Thema, dass du von ihm fernhalten solltest. Letztendlich wurde mir das aber für die sichere Altersvorsorge nicht empfohlen.
Erkläre ihm da doch nochmal den genauen Unterschied.
Mein Partner ist nicht spielsüchtig, aber anderweitig in finanzielle Schieflage geraten, die mir aus Scham lange verschwiegen wurden. Wir haben zwei Kinder, ich kann dir nur raten, halte deine Finanzen getrennt. Menschen machen Fehler und Süchtige werden auch mal rückfällig. Achte da stark darauf, dich und eure Kinder finanziell abzusichern für den worst case.
Ich möchte auf alle Fälle langfristig investieren, für große Spekulationen ode risikoreichere Wege fehlt mir auch komplett das Wissen. Geht wirklich nur um meine individuelle Absicherung im späteren Alter und natürlich auch, dass unser Kind ausreichend abgesichert ist. Er kennt auch den Unterschied, aber blockt bei dem Thema sofort ab. Ich werde aber nochmal mit ihm reden und ihm auch mitteilen, dass ich das mit meinem frei verfügbaren Teil des Einkommens trotzdem machen werde. Vielleicht wird das nächste Gespräch besser.
Danke für deinen Beitrag!
Abgesehen von der Spielsucht haben viele Anleger, besonders die männlichen (das soll erwiesen sein, frag mich nicht), die Vorstellung, dass Anlegen = Glücksspiel bedeutet. Nein. ETF- Anlagen, aber auch Aktien, werden auf lange Sicht angelegt. Mindestens auf 10-20 Jahre. Das Geld wird nicht berührt, und man bleibt bei Kursschwankungen bitteschön gechillt 😮💨☺️. Männer sind da nervöser, verkaufen oder kaufen schneller einmal. Sie wollen auch direkt 20-50% Gewinn machen - ähm, nope. Da heisst es: ruhig bleiben und keine Panikreaktionen.
Das könnte die Connection bei ihm sein. Tu, was du willst und erzähle ihm am besten nichts davon. Mein Mann und ich rapportieren einander auch nicht, worin wir investiert haben. Mal läuft‘s super, mal nicht so. Es steckt kein Geld drin, was unentbehrlich wäre.
Mich wundert es auch, da er sich eigentlich auskennt und seine eigene Altersvorsorge über die Versicherung auch voll langfristig angelegt ist. Ich weiß nicht ob das die Connection ist oder bei ihm alles mit Börse/Aktien automatisch mit Spekulation assoziiert wird.
Ich wollte es nicht absichtlich verschweigen, weil ich ein komisches Gefühl dabei habe, das zu verbergen. Wenn er mich dann fragt ob ich investiere, will ich nicht das Gefühl habe lügen zu müssen. Ob das jetzt ein rationaler Gedanke ist, ist die andere Frage. Trotzdem sollte das natürlich kein Grund sein meine eigene Absicherung an den Nagel zu hängen.
Danke für deinen Beitrag!
Du hast schon recht, dass das gänzliche Verschweigen ein „Gschmäckle“ hat. Handkehrum blockiert er dich gerade. Doof!
Lg
Wenn ich das richtig verstehe, dann geht es doch um dein Geld und auch ausschließlich du würdest dich damit beschäftigen, richtig? Dann hat er doch da gar keine Berührungspunkte mit. Du warst/bist doch nicht spielsüchtig, sondern er. Und du kannst doch mit deinem Geld machen, was du willst, dafür brauchst duw eder seinen Segen noch seine Erlaubnis.
Ich kann vollumfänglich nachvollziehen, das er das nicht mit dir zusammen machen möchte, da das Ganze bei ihm doch noch recht frisch ist und er selber eine Gefahr sieht. Finde ich super, zeigt aber deutlich, wie zerbrechlich alles noch ist.
Ich bekomme jetzt allerdings gedanklich überhaupt nicht die Kurve, warum er sich getriggert fühlen könnte, wenn du für dich spekulierst. Das muß doch gar kein Thema zwischen euch sein. Es kann ihn doch nur triggern, wenn du ihn involvierst und das gilt es auch aus meiner Sicht zu vermeiden.
Aber etwas anderes kommt mir noch in den Sinn, was passiert damit, wenn dir etwas passieren sollte? Verfällt dann alles einfach oder würde er das dann erben? Ich kenne mich da nicht mit aus. Versteh mich nicht falsch, ich wünsche dir wirklich ein ganz langes Leben, aber müsste er sich dann darum kümmern, dann würde ich da echt aus Rücksicht von Abstand nehmen. Denn gerade bei einem Schicksalsschlag kommt gerne mal der Suchtdruck massiv durch. Ist das vielleicht seine Sorge, die er nicht so aussprechen möchte? Ich habe zwar gelesen, das ihr nicht verheiratet seid, aber trotzdem würde er sich doch im Todesfall um deinen Nachlaß kümmern (oder nicht?) und falls ihr doch mal heiraten solltet, wird es spätestens dann präsent.