Glaubt ihr dass die Erwartung sexueller Treue realistisch ist

Ich frage mich das, weil unsere Paartherapeurin neulich einen anderen Therapeuten zitiert hat, der sinngemäß sagte, dass monogame Zweierbeziehung Sicherheit gibt , die sehr wichtig ist ,der einzelne Mensch sexuell gesehen aber nicht monogam veranlagt ist.
Also dass das Bedürfnis zu jemandem zu gehören, nach Geborgenheit und Zugehörigkeit , sich beisst mit dem Wunsch nach sexueller Abwechslung.
Und sie sagte, dass das nicht sein müsste und wir drüber nachdenken sollen ob wir sexuelle Monogamie nicht vom Wunsch nach einer exklusiven Partnerschaft, die wir ja trotzdem hätten, trennen wollen.
Sie meinte Nähe und Alltag würden dazu führen dass das sexuelle Interesse nachlässt, und das wäre ganz natürlich und unvermeidlich.
Der dauerhafte Partner wird also zwangsläufig nach einiger Zeit uninteressant und andere Personen wecken dann das sexuelle Verlangen.
Also man orientiert sich also dann sexuell gesehen wieder nach außen aus der Partnerschaft weg.
Habt ihr darüber schon man nachgedacht was das für eure Beziehung bedeutet und wie geht ihr mit so einer Erkenntnis um?

Bearbeitet von FrageohneAntwort
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Zunächst: In der Verliebtheitsphase, die bis zu vier Jahren dauern kann, hat man natürlicherweise extrem viel Intimtiät. Im ersten Jahr kann man die Finger kaum voneinander lassen, vernachlässigt eventuell auch Freundschaften oder andere Interessen und kommt kaum aus dem Bett. Das ist eine wunderschöne Zeit und wie ich vermute auch genau das, was sich Menschen erhoffen, die ihre Beziehung öffnen oder den festen Partner betrügen.

Diese Phase kann und sollte auch nicht aufrecht gehalten werden. Es ist schön und erstrebenswert, dass man aus dem "Verschmelzen" wieder herauswächst und seine Individualität bewahrt. Dass die Häufigkeit und Intensität nachlässt steht für mich in keinem Widerspruch dazu, dass sich die Intimität auf psychologischer Ebene sogar noch intensiviert. In einer sexuell gesunden Beziehung entwickelt man nun durch die zunehmende Vertrautheit eine entsprechende Qualität, die über das Maß der Quantität hinaus geht. Je mehr Vertrauen entsteht, desto mehr "Spielarten" können ausprobiert werden. Im Laufe der Zeit verändern sich Interessen, Wünsche und Sehnsüchte.

Das gilt meiner Erfahrung nach für Paarbeziehungen ohne Kinder.
Eine Öffnung geht einher mit Zeitverlust. Woran spart man die Zeit? An der Me-Time? Oder doch eher an der Paarzeit, die ja eben relevant wäre, um die sexuelle Anziehung wieder zu entfachen.
Hinzu kommt die Falle des "Anfangs". Hatte man eine längere Pause, fällt der Anfang oft schwer. Schläft man trotz aller Schwierigkeiten zu Beginn dennoch regelmäßig wieder miteinander, facht das auch die Lust an. Gerade entspannte Zeit spielt in einer langjährigen Beziehung eine große Rolle für die eigene Lust.

Kommen Kinder in die Beziehung, dann enstehen häufig Konflikte auf der Paarebene, die vielleicht erst hinzugekommen sind oder unterschwellig schon immer da waren. Diese durch eine Öffnung zu "lösen" ist für mich eben keine "Lösung". Ist die Frau so eingebunden in die Erziehung, den Haushalt, die Arbeit, dass sie keine Kapazität mehr für Intimität hat, dann gilt dies zu verändern.

Jede Beziehung ist am Ende anders. Ich lebe in einer Partnerschaft, in der wir beide gerne und viel arbeiten. Das reduziert unsere gemeinsame Zeit. Hinzu kommt, dass jeder von uns seinem eigenen Hobby nachgeht und hierfür ebenfalls die gemeinsame Zeit reduziert wird.
In der verbleibenden Zeit möchte ich lieber an meiner Partnerschaft arbeiten und mit meinem Mann Intimität teilen, als noch mehr Zeit in externe Faktoren zu stecken. Denn dann wären wir nicht mehr als eine WG mit gemeinsamer finanzieller Veranlagung.

Ich hoffe, dass die Therapeutin euch damit nur provozieren wollte. Eigentlich sollten Lösungsvorschläge aus euch heraus entstehen. Eine Therapeutin, die mir erklärt, dass das von mir gewünschte Beziehungsmodell von vorne herein eh zum Scheitern verurteilt wäre, wäre nicht mehr mein Vertrauenspartner zur Lösungsfindung.

Insofern, ja, wir haben uns Gedanken gemacht, ob eine offene Beziehung auch für uns in Frage kommen könnte und dabei festgestellt, dass wir das für uns besonders auf Grund der notwendigen Zeit nicht wollen. Vermutlich würde sich mein Mann in sich zurückziehen und wir würden gar keinen Sex mehr haben. Aber mit genau diesem Mann möchte ich nunmal Sexualität teilen.

Bearbeitet von FragwuerdigeMethoden
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"Eine Therapeutin, die mir erklärt, dass das von mir gewünschte Beziehungsmodell von vorne herein eh zum Scheitern verurteilt wäre, wäre nicht mehr mein Vertrauenspartner zur Lösungsfindung"

#pro

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"Ich hoffe, dass die Therapeutin euch damit nur provozieren wollte. Eigentlich sollten Lösungsvorschläge aus euch heraus entstehen. Eine Therapeutin, die mir erklärt, dass das von mir gewünschte Beziehungsmodell von vorne herein eh zum Scheitern verurteilt wäre, wäre nicht mehr mein Vertrauenspartner zur Lösungsfindung. "

Da sprichst du was ganz wichtiges an, obwohl ich persönlich mit der Aussage konform gehe....Lösung geht echt anders.

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Na ja, ich denke, es kommt auf den Grund an, warum ihr in Paartherapie seid, dass sie diesen Vorschlag macht.

Wenn z. B. eine ganz unterschiedlich ausgeprägte Libido vorliegt, aber man sich noch sehr liebt.

Ich persönlich könnte es nicht.

Aber so pauschal stimmt die Aussage sicher auch nicht. Ich merke in längeren Beziehungen zwar schon, dass mich auch andere reizen könnten, aber bei mir gehören Sex und Liebe auch nicht zwingend zusammen. Mein Partner ist ganz anders. Er will nur Sex, wenn er die Frau liebt und kann überhaupt nicht verstehen, dass ich fremde Haut spannend finde.
Aber da ich mich kenne, werden wir nicht zusammen ziehen. Das zerstört bei mir oft die Leidenschaft und ich habe dazu das Glück einen absolut phantasievollen Partner zu haben, so dass unsere Leidenschaft und Lust hoffentlich lange lebendig bleibt.

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Das Leben wäre viel einfacher wenn man nicht an dieser Moralvorstellung festhalten würde. Ich sehe das genauso. So viele Trennungen könnten verhindert werden wenn man offener wäre. Ich sehe es genau so. Der Mensch ist sexuell nicht monogam. Ob man das jetzt real auslebt oder nur Pornos schaut, so ziemlich jeder "betrügt" den Partner/die Partnerin sexuell.

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Was hat denn Porno schauen mit Betrug zu tun? Mache ich manchmal, wenn ich Lust habe, auch und habe wunderbaren Sex mit mir. Aber gehe doch damit meinem Partner nicht fremd? Es kitzelt etwas das Kopfkino, aber es sind nur Phantasien. Und da kann ich sogar 2 Frauen die Sex haben erotisch finden, aber ich echten Leben stehe ich wirklich 0,0 auf Frauen.

Außerdem sind wie gesagt, halt nicht alle Menschen gleich. Mein Partner schaut gar keine Pornos und befriedigt sich fast nie selbst.

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Du, ich bin genau der selben Meinung dass porno schauen kein betrug ist. Aber es reicht doch schon wenn du dir hier die Fragen durchliest. Es gibt sooooo viele Frauen wo da schon der betrug anfängt. Und da sind wir schon beim nächsten Thema, wo fängt es an? Wo hört es auf? Das Leben wäre doch so viel einfacher wenn man sich aus diesem Modell des exklusiven Besitzes eines Menschen lösen würde. Ich selbst bin nicht treu, war es noch nie und würde mich freuen wenn da Mal ein Umdenken in unserer Gesellschaft passieren würde. Denn wenn man als untreuer Mensch identifiziert wird, kommt so oft von Außenstehenden die Moralkeule weil in den Köpfen die sexuelle Exklusivität so fest verankert ist.

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Ich frage mich, was das für ein therapeutischer Ansatz sein soll, aber wenn die Vorgabe bzw. der Auftrag gelautet hat, die Beziehung zu öffnen und dafür Wege zu erarbeiten, mag's passen.
Ansonsten bin ich bei solchen allgemeingültigen Aussagen raus.

Menschen sind verschieden. Und ich für meinen Teil kann sagen, dass ich monogam bin - und für mich auch nichts anderes in Frage kommt.

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Mein Mann und ich sind seit über 13 Jahren zusammen. Es gab eine Phase, da lief es nicht ganz so gut. Der sich nicht erfüllende kinderwunsch hat uns eine zeitlang außeinander getrieben. Hätten wir in der Zeit andere Partner getroffen, wäre die Beziehung mit ziemlicher Sicherheit außeinander gegangen. Denn ganz ehrlich, wer hat denn regelmäßig mit einem anderen Menschen Sex, wenn er sich nicht zu dem menschen hingezogen fühlt? Man muss doch zugeben, dass sich Sex und Zuneigung meistens nicht so einfach trennen lassen (mal vom Betrunkenen one Night stand abgesehen). Und dann wäre es doch auch so einfach bei Schwierigkeiten in der Beziehung einfach zum anderen Partner zu gehen oder sich emotional auf den anderen einzulassen.

Wir haben einfach eine Zeit gebraucht zu heilen und haben wieder zueinander gefunden und waren dann stärker als vorher. Und nach 2 Jahren hat es dann auch mit dem Baby geklappt. Jetzt unterstützen wir uns gegenseitig und achten viel mehr auf unser Wohlbefinden, was uns beim Baby und dem Schlafmangel oder der Unsicherheit die damit einhergeht echt hilft.

Niemals könnte ich mir vorstellen, meinen Mann „zu teilen“ oder mich selbst mit anderen für Sex zu treffen, aber: wie eine Vorrednerin schrieb, wo soll man denn die Zeit dafür hernehmen 😀 außerdem reden mein Mann und ich über das, was wir im Bett wollen und uns gefällt der gemeinsame Sex 🤗 Sex ist aber auch nicht das wichtigste für uns. Klar, er sollte da sein und gut sein, aber dann ist es eher Beiwerk. Da ist sicher jeder anders.

Fazit: ich werde nie verstehen, wie es dir Lösung für Probleme in der Beziehung sein kann, andere Menschen in die Beziehung zu bringen.

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Meine Meinung … Solche dämlichen Sprüche wie: der Mann muss seinen Samen verteilen, wir sind nicht auf Monogamie ausgelegt, blablabla, kann nur von Leuten kommen, die eine „biologische“ Entschuldigung fürs Fremdgehen suchen.

Der Mensch stellt sich immer als Krönung der Schöpfung dar und argumentiert, bzw. grenzt sich von Tieren ab, indem er behauptet, der Mensch sei das intelligenteste Wesen auf Erden und habe einen Verstand. Komisch… Sobald das Blut in die untere Regionen absackt, ist der Verstand und die Intelligenz plötzlich abgeschaltet und der perfekte Mensch mutiert zu einem Tier, das nur seine Triebe befriedigen will. Ein Verhalten („du benimmst dich wie ein Tier‘) das normalerweise als Beleidigung gilt. Aber beim Freifixxen zählt das halt nicht. Hier darf ich mich dann wie das primitivste Lebewesen verhalten.

Von daher halte ich nichts von Tipps, wie öffne deine Beziehung. Wenn es soweit kommen sollte, dass mir mein Partner sexuell nicht mehr reicht, dann stimmt grundsätzlich was nicht mit der Beziehung. Dann habe ich die Wahl zu gehen, oder dran zu arbeiten (ohne externe Sexpartner).

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Aber ist es nicht traurig dass es überhaupt eine Entschuldigung braucht? Monogamie ist doch einfach nur gesellschaftlich vorgegeben. Langsam verschwimmen doch auch diese gesellschaftlichen Richtlinien der Nachkriegszeit, Diversität wird anerkannt und auch sexuelle Vielfalt ist gesellschaftsfähig. Warum muss man denn so streng an dieser Sache festhalten und sich dafür entschuldigen? Ich bin mir sicher dass auch unsere Kinder und Enkel sich da weiter entwickeln und die vorgegebene Monogamie endlich Geschichte ist.

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Ich gehe mit dieser Aussage konform, aber einen Punkt teile ich nicht: Das der Lebenspartner zwangsläufig uninteressant (auch sexuell gesehen) wird.

Wie wir damit umgehen? Mit Erleichterung, das wir beide so denken und dem Wissen, das die Welt nicht untergeht, nur weil einer mal im Bett eines anderen landet.

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Ich erwarte und biete keine sexuelle Monogamie.
Ich bin zwar gerade seit 3,5 Jahren monogam, aber auch nur weil der Sex verdammt gut ist und ich kein Bock auf daten habe. Ergibt sich spontan was, wenn ich demnächst alleine in Club fahre, sage ich definitiv nicht nein.

Wir haben halt beide Lust auf fremde Haut und wollen darauf nicht verzichten, egal ob alleine oder zusammen. Außerdem ist er viel zu gut, um ihn nicht zu teilen 😁

Unsere Beziehung ist aber auch stabil, unser Sexleben regelmäßig und verdammt gut. Wäre es nicht so, würde sowas schief gehen.

Die Aussage, dass der Partner sexuell uninteressant wird, sehe ich anders. Wir sind auch nach 3,5 Jahren noch verdammt geil aufeinander.

Ein Mann der sexuelle Monogamie voraussetzen würde, wäre nicht mein Partner geworden.

Bearbeitet von maus2811
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Hallo liebe Verfasserin,

Ich halte solche Aussagen für nicht zutreffend. Da spreche ich jetzt aber nur für mich persönlich. Bin seit 10 Jahren in einer festen monogamen Beziehung. Natürlich gibt es trotzdem auch andere Männer die ich hübsch finde, genauso wie ich Frauen ansehe und manche hübsch finde und andere eben nicht. Ein sexuelles Verlangen konnte ich während der Beziehung aber zu keinem anderen verspüren. Ich kann mich einem Menschen aber auch nur sexuell hingeben, wenn da echte Gefühle ihm Spiel sind. Muss dazu sagen das ich auch in meinen jungen Jahren (bin "erst" 30, in meinen 20igern) nicht das Bedürfnis hatte mit so vielen Menschen Erfahrungen zu sammeln. Hab bis jetzt nur mit zwei Männern geschlafen, einer davon ist mein Partner und nein es liegt nicht daran dass es vor der Beziehung nicht genügend Angebote oder Möglichkeiten gegeben hätte. Jetzt bitte auch nicht denken ich bin verklemmt. Mein Partner und ich sind sexuell aktiv und lassen es krachen ;) Wir sind auch offen und probieren gerne neues aus. Wobei ich natürlich auch zugeben muss, dass gerade in einer Langzeitbeziehung mit Kindern und Haus es auch Einsatz von beiden Seiten erfordert das Intimleben aufregend zu gestalten. Eine Liebesbeziehung möchte eben auch gepflegt werden.
Da ist natürlich jeder Mensch anders. Es gibt auch Menschen die Liebe und Lust sehr gut trennen können - dazu gehöre ich nicht. Im ersten Moment sind Monogamie und oder eine offene Ehe nur zwei Grundkonzepte möglicher Beziehungsformen. Ohne jegliche Wertung. Bei monogamen Beziehung bleibt die Kernbeziehung und die Sexualität exklusiv nur zwischen den Partnern. Das ist natürlich die häufigste Art von gelebten Beziehungsmodellen, weil es uns eben von klein auf beigebracht wird. Das Problem ist, dass sich viele Menschen in dieser Konstellation auf Dauer durch den Alltag aus den Augen verlieren und unglücklich werden. Das nährt natürlich sehr stark den Boden für Betrug, weil wir uns nicht mehr begehrt oder wertgeschätzt fühlen.
Es gibt natürlich auch Menschen - wie eine meiner Vorrednerinnen - SnyXiss - die können Liebe und Lust sehr gut voneinander trennen und haben dadurch eben ein sehr starkes Bedürfnis sich sexuell unabhängig vom Partner ausleben zu dürfen. Auch das ist meiner Meinung nach völlig in Ordnung - solange der jeweilige Partner darüber in Kenntnis gesetzt wird und es im Vorfeld eine klare Absprache dazu gibt d.h beide Partner entscheiden sich bewusst für eine offene Beziehung. Das war so wie ich es verstanden habe bei ihr nicht so und dann ist es Betrug bzw. das macht es eben erst zum Betrug und das ist für den Partner sehr verletzend.
Monogamie, Polyamore uws. sind alles erstmal neutrale Beziehungsmodelle. Es kommt am Ende darauf an was du und dein Partner daraus machen und welches Modell am Besten zu euch passt. Jedes Paar ist unterschiedlich, deswegen muss jedes Paar die Rahmenbedingungen für sich selbst festsetzen.
Ich beschäftige mich seit wenigen Wochen sehr stark mit den Thema Betrug, Affäre, fremdgehen, offene Beziehungsmodelle. Angefangen hat es als mir ein Bericht über eine offene Ehe von einer Nachrichtenseite vorgeschlagen wurde, ich fand diese offene Beziehungskonzepte schon immer suspekt im negativen Sinne und habs aus Neugier gelesen, einfach um zu erfahren was das ganze eigentlich genau bedeutet und mir eine bessere Meinung dazu bilden zu können. Der Bericht war auf Welt.de hab da dann gefühlt alles verschlungen was mit den oben genannten Themen auf sich hat. Ganz ehrlich durch das Lesen hatte ich meine Bestätigung ganz eindeutig ein "Hardcore Monogame" zu sein. Es hatte natürlich auch den Zweck sich mit Beziehung-Phänomenen wie Betrug und Affären auseinander zu setzten um besser Verstehen zu können warum und wie diese Dinge zustande kommen. Auch immer in durchleuchten der eigenen Beziehung und persönlichem Stand. (Sind wir hier gefährdet? Bin ich gefährdet? Gibt mir die Beziehung was ich brauche, emotional und sexuell? Wie nahe stehen mein Partner und ich uns? Ist mein Partner glücklich oder gibt es irgendwo Verbesserungsbedarf?) Das waren dann zwangsläufig Themen mit denen besonders ich mich auseinander gesetzt habe, aber eben auch mein Partner. Er kam da leider nicht drum rum, musste ihn natürlich mit den Erkenntnissen einbeziehen und über die Themen und Berichte die ich gelesen habe sprechen. Den teilweise waren die verschiedenen Berichte und Sichtweisen sehr interessant und erschreckend. Naja, zumindest haben mein Partner und ich viel Präventionsarbeit geleistet :D

Die Arbeit eines Paartherapeuten besteht in erster Linie darin die Beziehung zu retten. In manchen Fällen dazu gehört sehr häufig Betrug oder auch mehrfacher Betrug, wird oft hinterfragt ob die Monogamie wirklich das Beziehungsmodell ist das sich beide Partner wünschen. Zum einen nimmt es etwas den Schrecken raus und wenn beide Partner das WIRKLICH wollen, kann man sich eben lieben und sich ausleben ohne dem anderen fremdgehen zu müssen. Das ist eben aber nur ein gutes Konzept, wenn beide dahinter stehen und es macht einen vlt. Schon stattgefundenen Betrug nicht weniger verwerflich.
Ich empfehle dir mal Berichte darüber zu lesen. Bei dem ersten Bericht den ich gelesen habe ging es darum, dass der Mann meinte er kann seine Frau nicht heiraten, weil er nicht weiss ob sie wirklich die einzige Frau ist mit der er jemals Sex haben will. Sie war dann erstmal geschockt wollte ihn zwei Stunden nicht mehr sehen und dann haben sie intensiv darüber gesprochen. Dadurch das die Frau vor der Beziehung zu ihrem Mann kein Kind von Traurigkeit war (wenn du verstehst was ich meine) hat sie eingewilligt um es zu versuchen. Die beiden scheinen, trotzt Startschwierigkeiten, jetzt glücklich damit zu sein. Ich lese immer wieder, dass das Öffnen der Beziehung am Anfang sehr, sehr hart ist. Die Eifersucht und das loslassen können. Bei allen Berichten die ich gelesen habe wurden für das Öffnen der Beziehung klare Regeln festgelegt z.B nur einmal mit der anderen Person Sex haben, nie mehrmals mit der selben, sobald jemand merkt es Entwickeln sich Gefühle wird der Kontakt abgebrochen etc. Was viele als Tipp für den Einstieg in eine offene Beziehung vorschlagen ist, dass man die ersten Male Fremdsex gemeinsam erlebt. Das könnte zum Beispiel in Form eines Paartreffens sein oder ihr holt euch erstmal eine dritte Person dazu. Organisatorisch müsst ihr enger zusammen arbeiten. Anscheinend und das ist für jemanden wie mich schwer nach zu vollziehen fühlen sich diese Paare dem Partner viel näher und das Vertrauen sei wohl größer als vorher. Für Personen die grundsätzlich so verankert sind macht das aber durchaus Sinn - der Partner gestattet ihm die Freiheit sich ausleben zu dürfen und neue Erfahrungen zu sammeln, vertraut darauf das der andere wieder zurück kommt.
Es gibt auf der anderen Seite auch Paartherapeuten die das Auslagern der Sexualität nach Außen nicht befürworten. Hier ist die Meinung, grob und kurz zusammengefasst, dass es eine Art Fluchtinstinkt vor den eigentlichen Problemen ist oder aber auch das die zweite Person es hauptsächlich nur aus Liebe zum jeweiligen Partner bewilligt und es zwangsläufig daraus resultierend zu Problemen kommt. Also diese Therapeuten leugnen nicht das offene Beziehunhsmodelle funktionieren können. Die Erfahrung die diese Therapeuten gemacht haben sieht aber eher so aus, daß über kurz oder lang einer der beiden Partner sehr unglücklich damit wird und wenn die Beziehung erstmal geöffnet ist, wird es schwer das wieder Rückgängig zu machen. Anna Peinelt und Christian Thiel gehören zum Beispiel zu der Therapeuten Fraktion die es nicht befürworten. Die beiden haben dazu ganz tolle Interwievs gegeben und Berichte verfasst. Noch zwei Sachen:
1. In einem Interview in dem eine Frau über ihre offene Sexualität und demnach über ihre offene Beziehung berichtet, hat sie folgende Situation beschrieben. Sie hatte sich ab und zu mit einem Ehepaar verabredet und sie hatten zu dritt Sex. Sowohl die Frau als auch der Ehemann sind davon ausgegangen, dass die Ehefrau mit allem einverstanden war und es ihr gefällt zu beobachten wie der Ehemann mit der zweiten Frau intim wird. Tatsächlich fing sie wohl nach ein paar Treffen an zu weinen, weil es sie so sehr verletzt hat und eben doch nicht damit einverstanden war. Wie es bei dem Ehepaar weiterging weiß ich nicht die waren leider nicht das Hauptthema. Die Frau im Interview hat die beiden als Beispiel dafür genannt, dass das Offen in "offene Beziehung" nicht für möglichst viel Sex steht, sondern für eine offene Kommunikation.
Ich persönlich finde eine offene Kommunikation ist egal in welchem Beziehunhsmodell essenziell wichtig und ausschlaggebend für deren Qualität.
2. Derzeit höre ich den Podcast von Esther Perel "Where should we begin?". Ist leider nur auf Englisch zu hören, mich stört es nicht. Jedenfalls ist man in dem Podcast Stille Maus und darf Paaren mit unterschiedlichen Problemen während einer Sitzung zuhören. Von folgendem Paar möchte ich dir erzählen: Die beiden kommen aus einer sehr religiösen Gemeinde "Kein Sex vor der Ehe" etc. Die beiden haben geheiratet und hatten zusammen ihr erstes Mal. Für die Frau war der Sex nicht erfüllend und sie hat sich in ihrer Sexualität sehr eingesperrt gefühlt. Die beiden haben die Ehe geöffnet, wobei nur sie Außendates hatte und er nicht. Durch das Öffnen der Beziehung kamen dann die Probleme - unter anderem Zweifel vom Ehemann, weil seine Frau mit anderen Männern Sex hat und die Frage, ob er lediglich eine bequeme Stabilität in ihrem Leben ist um auf die Kinder auf zupassen o. A. finanzielle Sicherheit, aber sie den ganzen Spaß mit anderen auslebt. Während der Sitzung kam die Ehefrau auf die Erkenntnis das ihr Wunsch/Bedürfnis nach dem offenen ausleben ihrer Sexualität damit zusammen hängt, weil ihre Sexualität ihr Leben lang fremdbestimmt war. Die Erfahrungen die sie mit anderen Männern gesammelt hat brachte sie mit nach Hause und dadurch, dass sie sich nicht gezwungen gefühlt hat mit ihrem Mann aufgrund der Ehe Sex haben zu müssen hat sie es tatsächlich plötzlich gerne gemacht. Obwohl er alles genau wie vorher gemacht hatte, aber die Innere Einstellung der Frau war eben eine andere. Sie meinte sie sei mit dem Herzen voll und ganz in der Beziehung mit ihrem Mann und Nur bei ihm. Das er einen ganz besonderen Stellenwert für sie hat den die anderen niemals erreichen können. Den er ist der Mann mit dem sie eine Familie gegründet hat und den sie liebt und das sie das alles nur mit ihm möchte und sonst niemandem. Alles andere sei nur Sex ohne Bedeutung. Es ging noch weiter, aber das wäre zu lang zu schreiben. Hatte am Ende das Gefühl das der Mann trotzdem nicht ganz glücklich mit der Situation war. Ein paar spätere Folgen im Podcast kam das selbe Paar rund 2 Jahre später nochmal zu einer Sitzung mit Esther. Hab die Folge noch nicht ganz fertig gehört, aber aktueller Stand ist: Der Mann hat nach ca. Einem Jahr ebenfalls damit begonnen außerhalb der Ehe Dates zu haben. Er hatte das Gefühl das seine Frau bei den Dates mit anderen Männern mehr Spaß hat bzw. sich mehr Mühe gibt. Er versuchte eine innere Leere zu füllen. Für die Ehefrau ist ihr Mann schon lange nicht mehr die einzige feste Beziehung. Es gibt's noch einen weiteren Mann den sie auf den selben Stellenwert in ihrem Leben setzt und eine emotional ernste Beziehung führt. Mit ihrem Mann verbindet sie die Kinder und die gemeinsame Vergangenheit. Die Männer abgesehen von den anderen beiden sind wirklich nur Sex Geschichten. Das ist jetzt nur kurz zusammen gefasst, wie gesagt die Folge ist noch nicht zu Ende. Bin gespannt was sie noch so bringt. Es hat mich wirklich erschrocken wie sich die Beziehung der beiden innerhalb der 2 Jahre durch das Öffnen der Ehe entwickelt hat. Auch die Einstellung der Frau war befremdlich. Mir tut der Mann sehr Leid, er befindet sich jetzt in einer Situation in der er niemals sein wollte. Er bzw. die Beziehung hat nicht nur in der Sexualität sondern auch auf emotionaler Ebene ihre Exklusivität verloren.

Therapeuten sind auch nur Menschen die zu verschiedenen Themen eben auch unterschiedliche Meinungen haben. Ich weiß nicht weshalb ihr euch in Paartherapie begeben habt (finde ich aber sehr gut), die genauen Umstände und Hintergründe weshalb eure Therapeutin dieses Zitat in den Raum geworfen hat sind mir unbekannt, deswegen ist es schwer eine Aussage zu treffen. Es hat den Anschein als sieht die Therapeutin in einer offenen Ehe die Lösung eurer Probleme und versucht es euch deshalb schmackhaft zu machen. Allerdings finde ich das Zitat nicht in Ordnung, es stellt euch vor vollendete Tatsachen ohne Wahlmöglichkeit und ohne das auf die einzelnen Individuen in der Beziehung eingegangen wird. Als würde sie mit der Aussage den Part der beziehung sich eher keine offene Beziehung wünscht überzeugen wollen wie unsinnig sein Bedürfnis nach Monogamie ist.

Wenn in einer Beziehung plötzlich festgestellt wird, dass sich ein Partner ein monogamen Beziehung Modell wünscht und der andere langsam aber zu einer offenen Ehe wird es schwierig. Aber hier würde ich erst gründlich den Umstand ausleuchten wo dieser Wunsch plötzlich her kommt.

Die Menschen sind sehr unterschiedlich, deswegen kann man das nicht pauschal über alle sagen. Aus eigener persönlicher Erfahrung kann ich sagen JA die Erwartung nach sexueller Treue ist realistisch und mein Partner hat diese mit Sicherheit von mir.

Wünsche euch alles Gute auf eurer Findungsphase