Partner selbstständig und am Ende

Hallo an Alle.

Mein Mann ist selbstständig. Er hat es quasi geerbt und vorher auch schon mit seinem Vater in dem Betrieb gearbeitet.
Er arbeitet meist von halb acht morgens bis sieben Uhr Abend, oder auch länger. Auch samstags. Sonntags hat er auch nicht wirklich Ruhe. Er ist rund um die Uhr erreichbar und hängt abends auch noch viel am Handy/Tablet und schreibt mit Kunden oder tätigt Bestellungen.
Wir haben 2 kleine Kinder. Für sie hat er kaum Energie. Fast das Gegenteil ist der Fall. Er ist genervt und möchte seine Ruhe.
Ich bin fast 20 Jahre mit ihm zusammen und es wird von Jahr zu Jahr schlimmer und mehr, grad die letzten 2-3 Jahre.
Leider fehlen auch motivierte Mitarbeiter. Er würde gerne einstellen und gut bezahlen
Aber keiner will noch ein Handwerk ausüben.

Ich kann das alles verstehen. Ich versuche alles andere alleine zu stemmen und von ihm fern zu halten. Aber bin der Meinung dass das so nicht weitergehen kann. Heute ist Feiertag. Heute morgen hat er gearbeitet und seit Mittag liegt er erschöpft im Bett und ich bin alleine mit den Kindern unterwegs. Ich weiß nicht was man machen kann... oder wie ich mit ihm darüber reden kann. Klar ist, dass die Selbstständigkeit nicht aufgegeben wird.
Vielleicht sind hier Selbstständige oder deren Partner Selbstständig sind? Habt ihr Tipps?

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Puh, schwierig. Ich bin so aufgewachsen, bei mir war es aber nicht nur mein Vater, sondern auch meine Mutter war voll im Familienbetrieb drin. Dementsprechend bin ich da ein gebranntes Kind und für mich war und ist echte Selbstständigkeit in der Partnerschaft oder Familiengründung gar keine Option, no way. Auch mein Bruder war im Betrieb mit drin, als er eine Familie gründen wollte hat er sich beruflich umorientiert und ist ausgestiegen.
Und auch mein Mann wollte sich mal selbstständig machen, unsere Tochter war noch klein, er wusste auch vor der Familiengründung, wie ich dazu stehe und habe das dann nur noch mal deutlich gemacht, das ich ihm da nicht im Weg stehen werde, aber meine Konsequenzen in Form von Trennung ziehen werde.

Von daher denke ich, das du aufhören solltest, ihm da den Rücken freizuhalten, sondern es an der Zeit ist deutliche Worte zu finden. Die Frage ist ja auch, ob er überhaupt abschalten oder sich Freiräume schaffen will. Der Handwerkermangel ist da natürlich eine Steilvorlage und die perfekte Ausrede, das er nicht kürzer treten kann. Ich persönlich würde das erst galuben, wenn ich es sehe. Die Vermutung, das er selbst mit 5 neuen tollen Handwerkern, genauso weitermacht wie bisher, liegt für mich sehr nah.
Hör auf ihn da wie ein rohes Ei zu behandeln, sondern stell klare Forderungen für das Familienleben. Ob er sie umsetzen wird ist fraglich.

Übrigens haben meine Eltern auch am Ende ihres Lebens nichts bereut, sie haben ihre Leben vollumfänglich geliebt.....das kaum bis gar kein Familienleben stattfand, das war für sie nicht schlimm. Das hat mir noch mal ganz deutlich gemacht, das es eben nicht die Arbeit selber, sondern ganz klar deren Lebenseinstellung war. Alles für den Dackel, alles für den Club!

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Meine Eltern waren auch selbstständig und tatsächlich hat das Familienleben von der Flexibilität sehr profitiert. Es kommt sicher auf die Branche an, in der man tätig ist, immer nur negativ ist eine Selbständigkeit der Eltern aber sicher nicht. Ich bin auch selbstständig und habe mir für den Beginn der obligatorischen Schulzeit des Ältesten grad eine Woche frei genommen. Fatal ist vor allem die Kombination Alleinverdiener-Selbstständig. Da liegt es aber auch an der TE ihren Mann durch ihren finanziellen Beitrag zu entlasten, damit er kürzertreten kann und mehr Zeit für die Familie hat.

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Sag ich doch, wer Familie und Betrieb vereinbaren will, der findet Wege.....die anderen leben nur für ihren Betrieb.

Die TE muß rausfinden, zu welchem Typ ihr Mann gehört. Ich persönlich habe nicht mal Lust rauszufinden, zu welchem Typ Selbstständiger ein potenzieller Partner gehören könnte.

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Das ist ein schwieriges Thema.

Wenn es sich um einen Familienbetrieb mit jahr(zehnte)langer Tradition handelt, dann haben sich gewisse Dinge mit der Zeit eingeschlichen.

Prinzipiell bestimmt jeder selbst sein Pensum. Ich zb. hab eine Telefonsperre von 20-9 Uhr, außerhalb dieser Zeit erreicht mich nur Frau und Kind.

Vielleicht setzt Ihr Euch einfach mal in einer ruhigen Minute hin und besprecht das ganz in Ruhe. Zuviel Arbeiten heißt meist, dass man eigentlich nur mehr Abgaben, Beiträge und Steuern leistet und für einen selbst gar nicht wirklich mehr über bleibt. Je nachdem, wie die Firma aufgestellt ist, kann man da mal ansetzen.

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Könntet ihr die Kinder tageweise von den Grosseltern betreuen lassen oder in die Kita geben und du hilfst im Betrieb mit? Wir haben das damals beim 1. Kind (ich bin selbstständig) phasenweise so gemacht und es war toll!

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Wir sind auch selbständig und haben drei Kinder.

Ich finde vor allem meinen Mann wesentlich entspannter als zu Zeiten als er fest angestellt war, obwohl er rund um die Uhr arbeitet. Selbst am Poll im Sommerurlaub.

Was wir mittlerweile eingeführt haben:
- am Wochenende wenn wir als Familie abends auf der Couch sitzen, kommt unser aller Handy weg
- wir planen bewusst Ausflüge und blockieren damit den Kalender
- im Kalender haben wir verschiedene Dinge unterschiedlich markiert, so sehen wir wann mein Mann unterwegs ist, er sieht wann wer was hat (zur Info), und wo er gebraucht wird (zB Schulfeste, Sportevents usw.). Wir haben sogar einen Datekalender.
- ich helfe und nehme Kleinigkeiten ab, die Zeit kosten und von den großen Dingen abhalten
- er nimmt sich Zeit für Sport damit er einen Ausgleich hat

Das funktioniert natürlich nicht immer, es gibt manchmal Aufträge die nicht liegen bleiben können, schwierige Fälle und penetrante Kunden die ganz ganz wichtig nicht was um 23 Uhr mitteilen wollen. Liegen lassen ist nunmal keine Option, das staut sich ja nur auf und macht mehr Stress.
Was auch ein langer Weg war, war nein sagen zu lernen. Man muss nicht jeden Auftrag annehmen.

Das klappt allerdings nur, wenn dein Mann das so will. Meinem Mann wurde irgendwann bewusst, was er alles bei den Kindern verpasst, dass man Gefahr läuft den Partner zu verlieren (genau deswegen einen Bekannten passiert). Und als dann eine Freundin viel zu jung starb (wegen Krankheit) hat das auch nochmal wach gerüttelt.

Also ja, je nachdem ist das deutlich mehr Arbeit als die eines Angestellten, Krankheit und Co ist halt nicht. Ebenso kein 2-3 wöchiger Urlaub ohne Kunden… Aber mein Mann ist glücklicher und will nie wieder anders. Die Zeiten die du geschildert hast, die kenne ich auch.

Wie du mit ihm darüber reden kannst? Klipp und klar. Deutlich und ehrlich. Vehement! Sag ihm, dass du die Sorgen um ihn und seine Gesundheit machst. Sag ihm, was er alles verpasst.

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Wenn er einstellen, kann scheint Geld vorhanden zu sein aber keine Handwerker.

Dann soll er in eine Potentialanalyse investieren einhergehend mit einer Unternehmensberatung.
Wer kann was gut? Wer macht was gerne?
Wie ist der Betrieb strukturiert und organisiert?
Können Prozesse modifiziert werden oder delegiert werden? (Stichwort Bestellung)
Wie ist das Selbstmanagement deines Mannes? Gibt es da Möglichkeiten der Modifikation?
Wie viel Arbeitszeit könnte reduziert werden, wenn x Prozent weniger Umsatz gemacht werden?
Usw.

Chef sein heißt,auch im Handwerk, viel im Büro sitzen und mit Mitarbeitern arbeiten, Prozesse optimieren etc . Nicht selbst Hand am Werk anzulegen.
Macht er das? Oder ist er primär mit tätig?
Arbeitet er aktiv zu viel mit, ist entweder die Struktur nicht gut oder es könnten auch zu viele Aufträge sein. Zu viel Auftrag für zu wenig manpower.
Auch da hilft die Unternehmensberatung

Bearbeitet von Fjdjfk
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Hey, ich wurde gerade von einer Leserin aufmerksam auf deinen Foreneintrag gemacht.

Mein Partner ist auch selbstständig und wir haben Kinder, ebenfalls arbeite ich mit in dem Betrieb, bin aber zur Zeit in Elternzeit (Baby 4 Monate)...

Ich habe auch einen Foren-Eintrag geschrieben weil ich Leidensgenossinnen gesucht habe, vielleicht magst du dich mit mir austauschen ?

lg