Ehemann hat nach 36 Jahren Ehe eine Affäre über 1,5 Jahre mit junger Kollegin - meine Nerven liegen blank

Ich bin 58 Jahre alt, seit 36 Jahren mit meinem Mann verheiratet. Drei Kinder, das jüngste hat seit 10 Jahren ein Drogenproblem. Über Jahre gab es immer wieder große Probleme - auch mit der unterschiedlichen Verarbeitung dieses Problems. Er hatte sich in seinen Job gehängt - ich habe mir Menschen gesucht, die mir zuhören. Gegenseitige Vorhaltungen und vielleicht auch Schuldgefühle waren unterschwellig immer im Raum.
Mittlerweile geht es unserem Kind besser, wir haben wieder Kontakt - er kommt in die Spur. Mein Mann hat das wohl nie so richtig verarbeitet; er selbst ist ohne Vater bei einen Großeltern aufgewachsen.

In den letzten Jahren waren mein Mann und ich ein gutes Team, alles funktionierte oberflächlich gesehen super... gemeinsames Haus mit Garten, Hund, mittlerweile zwei Enkelkinder, Häuschen bezahlt, drei Urlaube im Jahr - und ging es gut. Ich habe meinen Mann bis dahin als den ehrlichsten Menschen mit den höchsten moralischen Ansprüchen gesehen! Er belehrt alle Menschen, was sich gehört - und was nicht, was "man" macht und was nicht, ist ein wundervoller Opa!

Emotional war es in unserer Ehe in den letzten Jahren mehr als schlecht. Probleme wurden nie mehr beredet, kein Streit mehr zu Ende geführt, kaum noch S., keine Gefühle mehr besprochen. Ich war unglücklich und habe meinen Mann immer wieder auf unsere Beziehung angesprochen, dass er doch auch merken muss, dass etwas nicht stimmt und und und... Es kamen von ihm heftige Reaktionen, das wäre nunmal so, wenn man fast 60 ist, was ich eigentlich alles von ihm erwarten würde, ich wäre nie zufrieden usw.
Sein Handy war immer ein "Hochsicherheitstrakt". Zugriff nicht möglich, ständiges Schreiben, sobald ich keine Sicht auf das Handy hatte - auch hierzu habe ich immer wieder gefragt, hier stimmt doch was nicht - du schreibst heimlich - mit wem? Wieder heftige Reaktionen von ihm, weil ich eine direkte junge Kollegin vermutete. Er hat jedesmal vehement bestritten, dass er was mit ihr hätte, was ich von dem Mädel denken würde und und und... er hat mich nieder gemacht - immer und immer wieder. Obwohl mein Bauchgefühl sagte "hier stimmt was nicht"...
Dann vor acht Wochen ein Anruf in meiner Anwesenheit, wo er panisch den Raum verließ und völlig verstört wiederkam. Ich war erschrocken und auf meine Frage, wer war das denn und was ist los mit dir sagte er nur, das sage ich dir, aber nicht jetzt. Auch beim Zubettgehen rückte er nicht mit der Sprache raus. Erst am nächsten Tag sagte er mir dann: ich habe seit 1 1/2 Jahren eine Affäre mit einer Kollegin - aber es ist nicht die, die du verdächtigst...
Die Bombe war geplatzt und ich fiel - im freien Fall...Ich habe geweint, geschrieben vor Schmerzen und konnte es nicht glauben...
Er zog auf meinen Wunsch in eine Ferienwohnung, weil ich Abstand brauchte. Wochenlang habe ich einfach nur funktioniert.
Er fehlte mir, ich war alleine in dem Haus mit all seinen Erinnerungen... Nach drei Wochen bat ich ihm, wieder bei mir zu bleiben. Er zog wieder ein. Ich war frohen Mutes und wollte die Beziehung weiterführen, eine Paartherapie war für uns beide fraglos erforderlich.

Nun sind zwei Monate seit der Bombe vergangen und ich fühle mich grauenhaft, bin depressiv geworden, heule nur noch, kann nicht mehr schlafen und komme mit dem Kopfkino nicht klar. Wie konnte er mich so lange hintergehen, betrügen, mich immer wieder neu anlügen und so ein Doppelleben führen???
Er will mir nichts über seine Affäre erzählen. Alles was ich weiß, dass es eine 15 Jahre jüngere Kollegin ist, die selbst zwei Kinder hat. Den Kontakt hätte er bei Auffliegen der Affäre abgebrochen und in seiner Firma weiß es Niemand. Es täte ihm leid, aber er könne es nicht ändern, es wäre nunmal passiert. Geliebt habe er mich immer und er wollte mich NIE verlassen.

Den Termin für eine Paartherapie hat er bis heute noch nicht angefragt. Er hat wohl Angst, dass er mit der Sprache rausrücken muss.

Mittlerweile bin ich furchtbar wütend... auf ihn und auch auf mich, dass ich es irgendwie nicht wahrhaben wollte und er mich jedesmal mundtot gemacht hat mit seiner ruppigen Art.
Wir haben in den letzten Wochen ein paar schöne Dinge miteinander erlebt, aber spätestens jeden dritten Tag kommt bei mir das Kopfkino und ich verzweifle. Einfühlsam ist er nur noch bedingt und es kommen Äußerungen von ihm " fängst du schon wieder an... wieder die gleiche Leier...denk doch nur an die schönen Dinge, die wir jetzt erlebt haben"...Ich möchte so vieles geklärt haben über sein Verhältnis, weil ich das einfach nicht verstehen kann, aber er ist nicht transparent. Will nichts preisgeben. Das zermürbt mich.

Meine größte Angst war es immer, mein schönes Zuhause und die Kinder zu verlieren.
Meine Kinder stehen mir bei! Sie stärken mich, ich solle "meinen" Weg gehen und glücklich sein.
Ich denke mittlerweile daran, einen Neuanfang anzustreben und auszuziehen. Ob ich das psychisch schaffen werde, weiß ich nicht. Ich nehme Hilfe bei der Frauenberatung für mich in Anspruch und habe eine Reha beantragt.

1

Hallo du,

Es tut mir leid, dass du so einen Mist ertragen musst.
Seine Aussage 'es wäre nunmal passiert' finde ich unter aller Sau, genau so seine Vorwürfe in deine Richtung, wenn du 'mit der Leier' anfängst. Wir reden hier von 1,5 Jahren, nicht von einem einmaligen Ausrutscher und er tut so, als er hätte er einen einzelnen schwachen Moment gehabt.
Jetzt auch noch genervt zu reagieren, wenn es auf das Thema kommt, setzt dem ganzen die Krone auf. Er hat bisher NICHTS für eine Aufarbeitung getan und ansprechen darfst du es ja scheinbar auch nicht, weil es ihm unangenehm ist (zurecht!). Er will nicht an sich arbeiten sondern das unter den Teppich kehren, so liest es sich zumindest.

Du hast dir Hilfe geholt, das finde ich super! Du kannst stolz auf dich sein, denn das erfordert Kraft und Mut.

Nun musst du dir im Klaren werden, was du möchtest. Kannst du ihm wieder vertrauen oder hättest du jeden Tag ein mieses Gefühl, wenn er unterwegs ist?
Vielleicht möchtest du ihm ein Ultimatum stellen; entweder er gibt sich jetzt wirklich Mühe, kümmert sich um Paartherapie und du darfst das Thema offen ansprechen oder du beendest die Beziehung. Vielleicht möchtest du aber auch nicht mehr mit ihm zusammen sein und ihm auch keine weitere Chance geben. Beides wäre eine Möglichkeit. Nur die jetzige Situation ist absolut kein Zustand, du sollst (wenn es nach ihm geht) momentan damit leben und hast keine Chance auf Aufklärung. Du bist völlig runter mit den Nerven und kannst diese Situation deswegen so auch nicht mehr weitertragen.
Übrigens verpflichtet dich auch eine zweite Chance zu nichts. Selbst wenn ihr eine Therapie macht und viel redet, vielleicht geht es für dich trotzdem nicht mehr mit der Beziehung. Das ist okay, du bist nicht verpflichtet mit ihm zusammen zu sein, egal ob du es zunächst noch mal probieren möchtest .
Alles Gute für dich!

2

Ganz lieben Dank für deine aufmunternden Worte. Das macht mir Mut -und den brauche ich!!

3

Wenn mein Mann mir nach so langer Ehe sowas gestanden hätte, hätte ich wohl nur noch ein Wort rausgewürgt: "RAUS".
Wie schon geschrieben, es war kein ONS im Suff, es sind eineinhalb Jahre lügen und betrügen.
Da würde ich allen restlichen Stolz zusammenkratzen und das Drama beenden. Natürlich, der gnädige Herr ist auch noch empört, dass man nicht einfach zur Tagesordnung übergeht, am besten lächelnd.
Ich hab zu meinem Mann immer gesagt, dass man mein Vertrauen nur einmal zerstört.
Geh zum Anwalt, lass Dich beraten, wie es für Dich aussieht und dann fang neu an. Du hast vielleicht noch geschätzte 20 Jahre vor Dir - die würde ich neben diesem Mann sicher nicht "absitzen" wollen.
Weiß man es, ob er es wieder tut? Wäre mir zu blöd.
Du schaffst das garantiert. Eine meiner Nichten geht demnächst den gleichen Weg, sie ist fast so alt wie Du. Sie wurde zwar nicht betrogen, aber in anderen Fällen systematisch im Stich gelassen - die Silberhochzeitsfeier fiel bei ihr auch aus.
Alles Gute für Dich!!!
LG Moni

4

Hallo Frühchenomi (süßer Name übrigens :-))

Du hast Recht - er möchte zur "Tagesordnung" übergehen. Besser als sonst - aber eben ohne irgendeine "Aufarbeitung" der Beziehung, die für mich wichtig ist/wäre.
Je mehr ich über eine Ehe nachdenke, desto eher komme ich zu der Einsicht, dass er mich emotional beeinflusst hat.
Mein Selbstwertgefühl ist nicht das Beste. Das hat es ihm noch leichter gemacht, mich klein zu halten.
Ich will das nicht mehr! Ich bin es wert, anständig und liebevoll behandelt zu werden.

Ganz lieben Dank für deinen Zuspruch

18

Richtig so! Liebe dich selbst und sei es dir wert!
Natürlich macht dir das erstmal Angst. Aber du schaffst das und wenn der Schmerz nachgelassen hat, wird es dir besser gehen.

Die Reha ist eine gute Idee, um dich zu sortieren und etwas Abstand zu gewinnen.
Viel Kraft!

weitere Kommentare laden
5

Von 36 Jahren 1,5 Jahre eine Affaire, naja, dann war er über 34 Jahre doch treu. Das ist doch auch was oder nicht?

Ich kann mich nicht in Dich hineinversetzen, dazu fehlt mir der Erfahrungshorizont, was solch' exorbitant lange Beziehungen angeht, aber letztlich kannst nur Du entscheiden, welches Gewicht diese Affaire für Dich hat, gemessen an der Gesamtzeit, die Ihr schon miteinander verbracht habt.

Wenn Du noch Aufklärungsbedarf hast und er es lieber ad acta legen will, hilft auch kein Therapeut.

Wie oben geschrieben, können 1,5 Jahre 34 Jahre aufwiegen und komplett eliminieren? Wenn Du denkst, dass es so ist, dann solltest Du gehen, denn es nicht jedem gegeben, manche Fehler zu vergeben. Somit steht das immer zwischen Euch und würde den Rest Eures Lebens als Paar zu einer dauerhaften Belastung.

7

Hallo renegade,

danke für deine Meinung.
Das ist eigentlich auch meine Denke, deshalb wohnen wir augenblicklich wieder zusammen.

Ich würde die Affäre gerne irgendwie verarbeiten und stelle fest, dass ich dazu mehr wissen muss, was mein Mann mir aber verweigert. Seine Begründung ist: du wärest noch mehr verletzt und würdest mir das noch jahrelang vorhalten, daher sage ich nichts dazu...
Ich brauche eine Klärung, um das irgendwie verarbeiten zu können. Denn so lebe ich mit "meiner Vorstellung", wie es wohl war. Das sieht er nicht ein. ER gibt die Regel vor, selbst in dieser Situation. Das haut mich um und raubt mir den Atem. Was mir fehlt ist das liebevolle Verständnis für mich. Er schützt "sie" - nicht mich...

Noch dazu kommt natürlich, dass ich gerade mal zwei Monate Zeit hatte, das alles zu verarbeiten. Er jedoch schon 1 1/2 Jahre plus die zwei Monate - er ist auf einem ganz anderen Level als ich.

LG

9

Die Frage ist natürlich: Warum brauchst Du Details? Was helfen diese wirklich? Quälst Du Dich da nicht selbst unnötig und ist es wirklich klug, alles zu wissen?. Wenn er sich mit der Affäre getroffen hat, werden die kaum nur Mau Mau gespielt haben.

Gerade weil Dein Mann sich aber etwas sehr plump aus der Affäre zieht und Dich alleine lässt und einfach weitermachen will, als wäre nichts passiert, sollte dies Dir Anlass genug sein, vielleict tatsächlich alles zu überdenken.Manchmal stellt man fest, dass schon vor dieser Affaire einiges im Argen war und man eigentlich nur die Routine gelebt hat. Und vielleicht überlegt sich Dein Mann in der Zeit, ob er sich nicht doch aufraffen kann, etwas mehr Flagge zu zeigen.

Mit 58 ist man als Frau nicht zu alt, noch einmal etwas andferes, Neues zu beginnen und vielleicht - nicht heute, nicht morgen - fällt dann alles von Dir ab und Du fühlst Dich viel besser. Aber das ist definitiv ein anstrengener Weg.

Sehr unschöne Situation wenn man an so einer Weggabelung im Leben steht und weiß nicht weiter. Aber wissen alle und haben gelernt: Es geht weiter. Immer.

weiteren Kommentar laden
6

Also, wenn es EINMAL passiert wäre - ok

Aber seit 1,5 Jahren macht er das, will jetzt nicht mal EURER Beziehung haben und entschuldigt sein Verhalten auch noch? Da wäre ich weg. Wirklich

41

Hallo seyala

Er meint, es hätte für mich keinen Unterschied gemacht - ob es ein ONS, eine Woche oder einen Monat gedauert hätte. Weil ich es ihm so oder so nicht verzeihen kann.
Auf meine Frage, warum hast du es nicht irgendwann aus freien Stücken beendet sagt er, weil sich in unserer Beziehung ja eh nichts geändert hätte.
Tolles Argument - seine Affäre hat ihm scheinbar sehr viel gegeben - und das in jeglicher Hinsicht. Er hatte mich nicht mehr auf dem Radar, ich war ausgeblendet. Ich war die, die mit dem Essen zu Hause auf ihn gewartet hat und er hat sich frisch fremdgevögelt noch seinen Nachtisch schmecken lassen.

Und ich hatte Immer dieses Bauchgefühl in mir... Es war richtig. Nie mehr lasse ich mir das in meinem Leben ausreden!!!

LG

42

Liebe puenkelchen,

die Argumentation deines Mannes ist wirklich fies.
Er sagt dir zwar, dass er fremd ging, weil ihm in eurer Ehe etwas gefehlt hat. Nun ist die Affäre beendet (nicht aus freuen Stücken) und statt nun durch Aufarbeitung und Gespräche mit dir zu versuchen, eure Ehe wieder hinzukriegen und vielleicht ja sogar noch zu verbessern, möchte er die Ehe nun so fortführen als wäre nie was passiert.
Damit macht er doch klar, dass er dich nur fürs gemachte Nest zuhause braucht. Seine Sehnsüchte wird er doch bei nächster Gelegenheit bei der nächsten Affäre stillen wollen.

Er muss dir ja wirklich keine Details a la "an Tag X haben wir in der und der Stellung Sex gehabt" erzählen, das würde ich auch gar nicht wissen wollen, aber allein das "wie kam es dazu", um dann eben vorbeugen zu können, dass es nicht wieder passiert, das ist er dir in meinen Augen schuldig und das ist die Grundlage, auf die euer weiteres Zusammenleben aufbaut. Gerade ist euer Fundament mehr als wackelig, aber ohne das Zutun deines Mannes kann es doch gar nicht stabiler werden.
Es tut mir leid, aber lass bitte nicht so mit dir umspringen!

weitere Kommentare laden
10

Hey!

Im Grunde macht er dich weiterhin mundtot. Vor Bekanntgabe der Affäre wie danach scheint es seine Art zu sein, dich kleinzuhalten.

Das ist der eine Punkt.
Wenn du mehr Details brauchst und verlangst, hat er dich nicht maßzuregeln. "Mehr bekommst du nicht, weil du damit nicht umgehen kannst!" ist Gaslighting.

Liebe Grüße
Schoko

11

Genauso mies wie das 1,5 Jahre lange Fremdgehen warem seine wiederholten! aggressiven Reaktionen auf deine Nachfragen, als du etwas bemerkt hattest. Er hat dich niedergemacht, um dich mundtot zu kriegen. Genauso macht er es auch jetzt wieder.

Das ist brutal und lieblos. Es wirkt, als ob er versucht, dich unter Druck zu setzen, um dich in die gewünschte Richtung zu lenken.

Ich denke, dass du ohne ihn besser dran sein wirst.

12

Geliebt hat er immer nur dich. Dafür kannst du dir auch nichts kaufen.
Das Vertrauen ist weg. Man weiß ja nicht ob diese Affäre die einzige war. Damit hat er alle eure gemeinsamen Jahre kaputt gemacht.
Gerade die, die groß rum posaunen was richtig und falsch ist, haben es oft faustdick hinter den Ohren.
Dich belastet es (vollkommen verständlich) und zu dir sagt er "fängst du schon wieder an".
Dafür finde ich keine Worte. Egoist durch und durch. Er ist dafür verantwortlich und wälzt es hinterfozig auf dich ab.
Da würde ich nicht mehr überlegen. Ich wäre weg.

33

Hallo abnehmerin,

Mein Erkenntnisgewinn: die größten Moralapostel stellen diese auf, dass sich alle anderen daran halten! Für sie selbst gelten andere Maßstäbe!!

13

Ich bin ähnlich lange - eine halbe Ewigkeit schon - verheiratet in einer stabilen Partnerschaft ohne große Höhen und Tiefen. Meine Frau und ich waren nie die besten Dialogpartner, wir sind beide eher introvertiert und tun uns nach wie vor schwer über persönliche oder gar intime Dinge offen zu reden.
Mir ging es im Lauf der Jahrzehnte unserer Ehe so, dass ich immer wieder mal Phasen hatte, in denen ich meine Frau in meinen Phantasien betrogen habe, z.B. indem ich mir vorgestellt habe, mit dieser oder jener für mich attraktiven Frau ein Verhältnis zu beginnen. Im Glauben gibts ja auch den Begriff "in Gedanken sündigen", das passt sehr schön.
Aber niemals bin ich so weit gegangen, meine Träumereien und Gedanken in die Tat umzusetzen, wohl weil ich meine Ehe nicht aufs Spiel setzen wollte. Ich war auch beruflich viel zu engagiert, als dass ich mir einen Seitensprung zeitlich so ohne Weiteres "leisten" hätte können.
Ich denke mittlerweile, dass es in vielen langjährigen Beziehungen solche Phantasien der Partner gibt, die teils Phantasien bleiben, teils in die Tat umgesetzt werden. Ich kann daher niemanden verurteilen, der nur einen Schritt weiter gegangen ist wie ich selbst.

In den langen Jahren einer Ehe tun sich vielleicht Gedanken wie diese auf:
-War das wirklich schon Alles in meinem Leben?
-Habe ich nicht etwas versäumt?
-Wird das den Rest meines Lebens in diesem Trott weitergehen?
-Bleiben meine Sehnsüchte ewig ungestillt?
-Was ist aus meinen Träumen aus den Anfangsjahren meiner Ehe geworden?

Die Reaktion deines Mannes deute ich als eine Mischung von Reue und Scham einerseits und einer Verdrängung und Blockade andererseits, sich selbst und damit auch die Partnerin mit der langen, langen Vorgeschichte zu konfrontieren. Aber ich denke, das lohnt sich, auch wenn die Ehe dabei zerbrechen könnte, was er wohl am meisten fürchtet.
Eine Aufarbeitung erfordert Bereitschaft und Ehrlichkeit.
Ehrlichkeit im Kontext einer jahrzehntelangen Partnerschaft heißt aber auch dahin gehen zu müssen, wo es beiden Partnern sehr weh tun wird.

Vielleicht ist es ein schwacher Trost, aber ich denke, dass ich nicht der Einzige war, der nur einen Schritt davon entfernt war, eine ähnliche Situation wie in eurer Ehe herbeizuführen.

25

Du hast es aber nicht getan. Das macht einen riesigen Unterschied, ob man mal irgendwelche Phantasien hat, oder aktiv den Partner betrügt. Aber so, wie die TE es schildert, war auch schon vorher einiges im argen.

26

Hallo christoph61

Ich glaube, jeder Mensch hat Wünsche oder Phantasien, in denen er sich Dinge erträumt was er zu Hause nicht erlebt. Das ist meiner Meinung nach auch völlig legitim. Besser wäre es natürlich, sie dem Partner gegenüber zu äußern.
Ebenso bin ich der festen Überzeugung, dass jeder Mensch in eine Situation geraten kann, wo er sich zu einem anderen Menschen hingezogen fühlt. Ja, das kann passieren. Aber spätestens am nächsten Tag sollte man sich überlegen, ob man noch einen Schritt weiter wagen sollte. Mein Mann hat das verdrängt. Nicht nur eine Woche, nicht einen Monat, nein über 1.5 Jahre! SIE war es ihm wert.
Das verletzt mich so sehr und ich weiß, so sehr ich ihn immer geliebt habe, kann ich über diesen Betrug nicht hinweg kommen. Und es tut mir unendlich weh, mein Leben, mein zu Hause und meine bzw unsere Pläne und Träume für die Zukunft hinter mir zu lassen.

14

Ich kann deinen Schmerz gut verstehen. Es ist nicht fair, dass dein Mann sich nicht seiner Versntwortung und deinen Fragen stellt und auch nicht wertschätzend dir gegenüber. Dass er dich liebt, spürt man in deinen Zeilen nicht.
Ich finde, du bist schon ganz allein und mutig auf deinem Weg. Deine Kinder wirst du nicht verlieren, sie stärken dich sogar. Das ist doch toll.
Du sorgst für dich und suchst Unterstützung.
Was möchtest du denn? Möchtest du ihm vergeben? Möchtest du die Paartherapie? Wenn ja, mach selbst einen Termin aus. Für dich. Vielleicht muss man ihn da in die Verantwortung zwingen. Wenn er nicht will, kannst du dir noch immer die Frage stellen, ob du ohne das Wissen weiterleben möchtest. So oder so, ohne Klärung, wie es dazu kam, ändert sich ja nichts. Ist es das, was du möchtest?
Abstand durch die Reha wird dir sicherlich gut tun. Du musst nichts überstürzen, auch wenn du natürlich dein Leben wie vorher gern zurück möchtest. Du selbst musst jetzt doch noch gar nicht wissen, ob du das willst. Gib dir Zeit.

27

Hallo vrehni5

Du hast recht, für eine Entscheidung ist es wahrscheinlich noch zu früh. Ich hoffe, dass die Reha bewilligt wird, um erstmal Abstand zu bekommen.
LG