2 Jahre und ich bin immernoch nicht über ihn hinweg.

Sorry es wird lang. Aber diese ganzen Situationen geistern nun schon so lange in meinem Kopf rum und ich werde die Bilder einfach nicht los. Wenn es hilft, das man Dinge aufschreibt und ihr gerade nichts zutun habt, hier ist meine Geschichte:

Mehr als zwei Jahre sind jetzt vergangen, seitdem ich das letzte mal von ihm gehört habe und es ist bis heute nicht ein Tag vergangen, an dem ich nicht an ihn oder das quälende „wieso?“ gedacht habe.

Die Zeit mit ihm war intensiv. Ich kann es gar nicht wirklich in Worte fassen, wie sehr ich diesen Menschen liebe. Immernoch. Von der ersten Begegnung auf einer Party eines gemeinsamen Freundes, wie er da saß auf dem Balkon in der Abendsonne und ich diese strahlend blauen Augen gesehen habe. Dazu dieses verschmitzte grinsen, das mir weiche Knie bereitet hat. Witzigerweise haben wir an diesem Abend nicht ein Wort miteinander gewechselt. Wie er heißt, habe ich auch nur durch den gemeinsamen Freund erfahren. Danach ist eine ganze Weile vergangen, bis wir uns das nächste mal gesehen haben. Es war wieder ein Abend bei dem besagten gemeinsamen Freund. An diesem Abend haben wir auch das erste mal miteinander gesprochen. Trotzdem vergingen wieder Monate bis zu dem nächsten Treffen und es ergab sich, das unser Freundeskreis an Himmelfahrt gemeinsam wandern ging. Wir unterhielten uns während der gesamten Wanderung und es war echt lustig, es gab flüchtige Berührungen und verstohlene Blicke.. ein paar Tage nach Himmelfahrt schrieb er mir dann auch. So blieben wir dann in Kontakt. Kurz darauf war bei uns im Ort Kirmes, da gingen wir gemeinsam hin und so ging es dann auch mit uns beiden richtig los. Irgendwann an dem Abend vor all unseren Freunden zog er mich in seine Arme und küsste mich, als wäre es das normalste der Welt. Er hing mir seine Jacke über die Schultern als es draußen kühler wurde und wich mir den ganzen Abend nicht einen Moment von der Seite. Ab da an verbrachten wir jede freie Minute zusammen, er kochte für mich, wir hatten Dates, er ließ sich immer wieder was neues einfallen. Auf einer größeren Party mit unseren Freunden saßen wir zusammen am Lagerfeuer. Er spielte Gitarre und sang. Nach ein paar „typischen“ Lagerfeuer Songs sang er mein Lieblingslied für mich, er hatte es heimlich geübt. Mit ihm hat sich alles so leicht angefühlt. Er hat sich selbst nicht zu ernst genommen, hat einen tollen Humor, war sich für keinen Scherz zu schade, so unglaublich selbstbewusst. Aber gleichzeitig auch so warmherzig, liebevoll und sanft. Ich kann nicht sagen, warum wir nie über „uns“ gesprochen oder dem was wir hatten keinen Namen gegeben haben. Ich ging immer davon aus, das es doch klar sein müsste. Immerhin sprachen wir auch über eine gemeinsame Zukunft. Besuchten zusammen Konzerte und Festivals. Immerzu saß ich auf seinen Schultern, hielt seine Hand in der Menschenmenge, damit ich ihn nicht verliere. Trug seine Shirts zum schlafen. Saß auf dem Lenkrad seines Fahrrads während wir zum See fuhren und schrieb meinen Namen mit Sonnencreme auf seinen Rücken. So viele dieser kleinen Augenblicke, die mich nicht loslassen. Die mich immernoch das gleiche fühlen lassen, wenn ich daran denke. Mit was für einer Leichtigkeit er mich über seine Schulter geben konnte und kurz darauf ins Wasser warf. Mit ihm hat sich angefühlt als wäre es schon immer do gewesen. Kein peinliches schweigen, oder unangenehmene erste Begegnungen. Er und ich hat sich angefühlt, als sollte es so sein. Als wäre es genau das, was wir brauchen.

Und dann? Dann war er weg. Plötzlich hörte ich nichts mehr von ihm. Er ließ sich nicht mehr auf den Partys blicken, reagierte nicht mehr auf Nachrichten. Wochen vergingen, ohne Nachricht. Ich fuhr bei ihm vorbei, aber niemand öffnete die Tür. Hätte ich die Adresse oder Kontaktdaten seiner Eltern gehabt, ich wäre dorthin gefahren. Aber sie wohnten weiter weg und es ergab sich nie, das man sich kennenlernte. Irgendwann sprach ich unseren Kumpel drauf an. Er erzählte mir nur, das er weggezogen sei, in die nächst größere Stadt. Er habe dort ein gutes Jobangebot angenommen, wollte dort einen Neuanfang starten. Und mich? Mich ließ er einfach zurück. 1,5 Jahre für nichts. Gegangen ohne ein Wort. In diesem Moment brach ich zusammen. Die Wochen und Monate vergingen und ich war ein Wrack. Außer Arbeit hatte ich nichts. Mein Privatleben legte ich auf Eis, ging zurück zu meinen Eltern. Versuchte zu verstehen, was passiert ist, irgendwie. Aber auch jetzt, 2 Jahre seit dem letzten Kontakt sitze ich hier und komme immer noch nicht darüber hinweg, so verlassen worden zu sein. Da er hier keine Familie hat, läuft man sich auch nicht zufällig über den Weg. Ich weiß nicht, ob ich das gut oder schlecht finden soll. Mittlerweile hat er auch wieder eine Freundin und sie wohnen zusammen. Logisch, dass er mit seinem Leben weiter macht.

Und vielleicht denkt ihr jetzt: oh Gott, die romantisiert das alles ganz schön, vielleicht hat er das alles ja nicht so empfunden. Ich wünschte ihr hättet recht, dann hätte ich zumindest eine Erklärung. Aber ich habe etliche Briefe von ihm, in denen er mir die gleichen Sachen sagt. Von unserer ersten Begegnung schreibt und was er dachte. Wie er sich genauso wie ich an kleine Momente erinnert. Ich wünschte er hätte mir all diese Sachen nicht gesagt, denn ich hab sie geglaubt und er hat sie nicht so gemeint.

Wer bis hier hin gelesen hat: danke!