Übertreibe ich?

Hallo,

ich liege aktuell mit meinem 5 Wochen alten Baby im Krankenhaus, um Epilepsie auszuschließen. Heute kam dann die Diagnose, dass alles gut ist (zum Glück). Schon gestern hat sich mein Mann sehr schwer getan und besuchen zu kommen (obwohl seine beruflichen Termine schon mittags fertig waren). Und da stand ja noch die Diagnose offen und ich war fix und fertig.

Er war schwerenherzens dann 1,5 Stunden da und ist dann gegangen mit der Begründung, dass er seinem Vater und Bruder noch essen holen muss. Er darf eigentlich bis 24 Uhr bleiben, war aber um 19 Uhr weg. Im Krankenhaus hat er auch noch mit mir diskutiert, wieso es mir so schwer fallen würde, alleine zu bleiben und dass es für ihn absolut kein Problem wäre. Dabei hat er gestern bei seinen Eltern übernachtet mit der Begründung „was soll ich alleine in unserer Wohnung“ 😂 sehr lustig.

Jedenfalls meinte er dann, er kommt morgen direkt um 15 Uhr und bringt UNO Karten etc. Mit. Ich habe es dann bewusst nicht angesprochen, ob er noch vorbei kommt. Jetzt kam gerade um 17 Uhr „Schatz sorry hab voll viel zutun heute bin nicht bei euch :(“…
Er dürfte bis 24 Uhr bleiben….

Finde es richtig schlimm und fühle mich so im Stich gelassen. Ich kann es ihm nicht mal mehr glauben, dass es nur am zu viel zutun liegt. Langsam glaube ich, mein Mann hat keine Lust mehr auf mich. Aber wieso will er seinen 5 Wochen alten Sohn nicht sehen? Der kleine liegt dort seit zwei Tagen und für ihn ist es auch eine Umstellung :( wenn ich es ansprechen würde, dass ich mir wünschen würde, dass er kommt, würde er sich nur aufregen und sagen, dass ich unselbstständig sei. Dabei bin ich seit gestern am durchdrehen, muss das Kind versorgen, hab nur 4 Stunden geschlafen in Summe und kann einfach nicht mehr…

Ich bin inzwischen so sehr enttäuscht, dass ich gar nichts mehr von ihm wissen will. Will ihm nicht mal mehr meine Gefühle erläutern.

Auch abgesehen von dieser Sache, passieren solche Dinge ständig.

Übertreibe ich? Dass er uns nicht besuchen kommt? Oder könnt ihr mich verstehen.

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Na, so viel zu in guten wie in schlechten Zeiten.

Du bist in einer Grenzsituation, emotional und körperlich überlastet und er schafft nicht mal Beistand zu leisten? Wäre ebenfalls maßlos enttäuscht.

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Zuerst hätte ich gesagt, dass Menschen unterschiedlich mit solchen Belastungen umgehen. Dein Mann ist offensichtlich der Flüchter. Da er, anders als Du, nicht im Krankenhaus bleiben muss, nutzt er halt die Möglichkeit, sich der Krise zu entziehen. Dass er Dich mit Deinen sorgen und Ängsten allein lässt, ist halt maximal egoistisch.

Aber anscheinend ist das ja nicht das einz, was bei Euch im Argen liegt. Da werdet Ihr wohl mal intensiv reden müssen.

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Das würde mich auch ärgern. Bei der Geburt unseres 1. Kindes war mein Mann solange da wie er durfte. Beim 2. Kind durfte er aufgrund der Pandemie nur eine Stunde pro Tag kommen und nur zwischen 15 und 18 Uhr. Da wir keine Großeltern in der Nähe hatten und unser Sohn nicht rein durfte, konnte er uns gar nicht besuchen. Das war schlimm für ihn. Wenn eins unserer Kinder ins KH müsste, wäre er so viel und lange da wie nur möglich, da bin ich sicher.
Dass dein Mann so wenig da ist, kann natürlich auch daran liegen, dass er die Situation meiden will, weil er Angst hat. Aber wenn man ein Kind hat, dann beißt man da die Zähne zusammen und lässt nicht einen Partner dauerhaft allein. Das ist sehr egoistisch.
Ich würde mit ihm sprechen, wenn ihr wieder daheim seid.

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Ich würde da auch definitiv mehr von meinem Mann erwarten und wäre sauer und enttäuscht.

Allerdings ist es vielleicht eine Schutzreaktion. Vielleicht konnte er das ganze nicht ertragen! Immer noch blöd, ehrlich gesagt, weil du musst es ja auch. Aber so als Elternteil der nur daneben steht, ist es (wohl) oftmals schwer, fühlt er sich unnütz. Keine Ahnung…
Und wenn das nicht mal zutrifft sondern einfach Desinteresse, dann würde sich bei mir wohl innerlich was lösen.

„Auch abgesehen von dieser Sache, passieren solche Dinge ständig.“

Was denn zum Beispiel?

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Wie lange seid ihr denn schon im KH?

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Stillst du? Falls nicht, ist es Zeit, zu wechseln.

Dein Mann geht als Begleitperson ins Krankenhaus und du ruhst dich aus.

Dieser Vorschlag ist ernst gemeint, die 3 Wochen nach der Mandeloperation meines Sohnes hätte ich alleine nie überstanden, ich kann dich sehr gut verstehen.

Ich war tagsüber bei ihm, mein Mann nachts, er schläft immer sofort wieder ein, wenn er geweckt wird.

Was mit deinem Mann los ist, weiß ich auch nicht, vielleicht ist es seine Art der Panik ums Kind.

Wenn du stillst, sag ihm ganz genau, was du von ihm erwartest. Meistens brauchen die Männer eine klare Ansage, was sie tun sollen.

Ich hoffe, ihr übersteht das gut, alles Gute für euch!