Hallo,
Ich war früher wahnsinnig unabhängig von Menschen, da ich einfach viele unterschiedliche Freunde hatte, das lag natürlich auch daran, dass ich zu diesen Zeitpunkten im normalen Bildungssystem war (Realschule, dann im Berufskolleg mein Abi und dann die Ausbildung). 2019 hatte ich dann allerdings einen großen break wo ich mich von meinem Partner (direkt nach dem Zusammenzug) getrennt habe. In der Ausbildung lief dann auch nicht mehr alles gut und ich fing an an einer Angststörung zu leiden. Alles kam zusammen und alles fing an zu scheitern (finanzielle-, Berufliche-, Gesundheitliche-, und Sozialeprobleme).
Das ganze habe ich mittlerweile überwunden. Was ich nur jetzt nicht mehr habe, sind gute Freunde. Ich habe einen Partner (seit mittlerweile 3 Jahren) mit dem ich auch zusammenlebe, leider ist unsere Beziehung nicht perfekt. Ich würde gerne mich emotional unabhängig machen von ihm, vorallem dann, wenn ich wütend auf ihn bin. Ich bin dann meistens ein Wrack und in der Regel ließ ich vieles ergehen weil meine Emotionale Abhängigkeit mich zwingt.
Das will ich gerne angehen und ändern. Leider ist es so, dass wir gerade Streit haben und ich mich unfassbar bemühe, zum ersten Mal nicht nachzugeben. Es fällt mir unheimlich schwer. Ich weiß nicht wohin mit meiner Zeit und bin einfach nur fertig. (Außer während ich arbeite) Ich kann auch mit niemanden darüber reden, da keine meiner Freundschaften so intim ist (eher oberflächliche und in Gruppen Freundschaften).
Habt ihr so eine Phase auch mal gehabt? Hat wer einen guten Tipp?
(Habe überlegt mich in nem Verein anzumelden, traue mir das nur irgendwie nicht zu)
Wie mach ich mich unabhängiger?
Hey, an deiner Stelle würde mich beruflich und auch privat einfsch wie du schon sagt weiterentwickeln und Kontakte knüpfen. Ein Sportverein o.ä. macht sicher Sinn. Trau dich diesen Schritt zu machen. Je abhängiger du vom deinem Partner wirst desto weniger wird er dich schätzen. Arbeite an deinem Selbstbewusstsein. Du wirst sehen er und andere werden dich anders behandeln. Erst wenn du dich zu schätzen weißt schätzen dich andere. Du hast es bereits erkannt, dass du dir vieles ergehen lässt und dich gsrnicht gut dabei fühlst.
Hallo,
wie toll dass du das (schonmal gedanklich) angehst! Ich verstehe genau was du meinst, denn bei mir ist es ähnlich.
Ich glaube, eine gewisse emotionale Abhängigkeit kommt schon allein dann, wenn man eine gute und feste Basis um sich hat. Ob das Familie ist, oder Freunde. Nur, was wenn man eben genau das nicht (mehr) hat. Und mir geht es da wie dir und ich leide auch etwas darunter. Habe auch vieles versucht um Kontakte zu knüpfen, fehlte nur noch eine Kontaktanzeige 😅
Es ist sogar schon etwas besser geworden, aber dennoch sind es keine tiefen Freundschaften denen ich alles anvertrauen würde. Sowas muss halt erstens passen und zweitens wachsen. Und mittlerweile haben viele Leute einfach nicht mehr so viel Zeit. Selbst wenn man jemanden im Verein oder über die Kinder mit der Kita/Schule kennenlernt, viele haben halt ihre Familie die sie auf Trapp hält etc.
Lange Rede, kurzer Sinn.. ich denke, weitere Kontakte - die hoffentlich etwas enger werden - können einem helfen.
Ansonsten, und sei es zur Überbrückung, kannst du vielleicht was finden das dich etwas ablenkt. Sport vielleicht oder Spaziergänge?
Danke für deine Antwort.
Ja das stimmt, eine gewisse emotionale Abhängigkeit ist unumgänglich. Ich bin sogar der Meinung, dass diese wahnsinnig gesund ist - in Maßen.
Zu Beginn der Beziehung war ich total Distanz ziert, ich hatte Angst mich auf ihn einzulassen. Da war es sogar eher so, dass er emotional abhängigen war als ich.
Als es allerdings in der Beziehung ernster wurde, fing ich an mir eine Zukunft mit ihm vorstellen können. Fast wie als wenn ich nach und nach erst richtig die Liebe zulassen konnte. Anfang dieses Jahres hatten wir leider eine Fehlgeburt, seitdem bin ich eh noch um einiges emotionaler.
Die Beziehung an sich verläuft seitdem nicht mehr so gut, er ist nur noch genervt von mir, wenn ich emotional werde. Hab sogar das Gefühl er nutzt meine Abhängigkeit aus, und erlaubt sie dadurch viel viel mehr.
Trotzdem würde ich nicht sagen, dass mein Partner böse oder so ist, er ist da vielleicht einfach nur nicht so empathisch. Ich glaube fest daran, dass man das in Zukunft klären könnte. Wichtig ist nur dass wir beide an uns arbeiten, jeder für sich. Ihn kann ich nicht steuern, mich selbst allerdings schon.
Zu der Sache mir den Kontakten, ja ich fühle mich schon ziemlich einsam.
Ich hab zwar mega viel Kontakt mit meiner Familie und wir treffen uns unter Freunden auch recht häufig. Es gibt kaum Wochenenden die frei sind. Trotzdem fühle ich mich einsam. Mir fehlen Freunde mit denen ich einfach mal eben chatten oder telefonieren kann. Einfach mal eben irgendwo hingehen. Freunde wo ich mal schlecht gelaubt sein darf, wo ich nicht ständig die perfekte Fassade halten muss.
Du erzählst von deiner Angststörung, die dich ins Scheitern getrieben hätte, die du aber mittlerweile überwunden hättest. Nun siehst du dich in einer emotionalen Abhängigkeit von deinem Freund. Du tolerierst daher Vieles von ihm und bist innerlich ein Wrack, wenn du wütend auf ihn aber trotzdem abhängig von ihm bist.
Du fühlst dich alleingelassen mit deinen Problemen und würdest gerne mit jemanden reden.
Für mich scheint deine Angststörung eine enge Beziehung zu deiner emotionalen Abhängigkeit von deinem Freund aufzuweisen, möglicherweise verbunden mit einem geringen Selbstwertgefühl und einem Gefühl der persönlichen Minderwertigkeit und von Versagensängsten. Hier droht ein Teufelskreislauf der Gefühle und Abhängigkeiten.
Hast du schon einmal eine Verhaltenstherapie gemacht? Auch wenn du schon eine Therapie wegen deiner Angststörung hinter dir haben solltest, würde ich bei deinen Schilderungen eine erneute Therapie in Richtung einer kognitiven Verhaltenstherapie (KVT) für empfehlenswert halten.
Es gibt auch KVT-Bücher für Laien, mit denen man sich einen guten ersten Eindruck verschaffen kann, z.B. "Kognitive Verhaltenstherapie für Dummys" oder "Therapie to go". Ich halte beide Bücher für ziemlich hilfreich.
Der Formenkreis der Angststörung ist überaus häufig es gibt dazu auch eine Selbsthilfeorganisation mit Selbsthilfegruppen, bei denen du Anschluss bekommen könntest:
https://www.angstselbsthilfe.de/
Wow, danke dir für deine Nachricht.
Die komplett Geschichte mit meinem Selbstwertgefühl ist sehr kompliziert. Ich bin nach außen hin total selbstbewusst und niemals würde jemand denken, ich könnte emotional abhängig sein von jemanden. Von Familie und Freunde werde ich als eine Dominate Person wahrgenommen. Teilweise stimmt das, aber gleichzeitig gibt es Momente wo ich garkein Selbstwertgefühl habe. Da bin ich plötzlich so machtlos. Ich hab vermutlich keine so große Kontrolle über meine Gefühle.
Eine Verhaltenstherapie hatte ich Anfang 2020 angefangen, allerdings nicht beenden können, da ich da noch viel zu akut an der Angststörung gelitten hab. Die Tipps der ersten Sitzungen hab ich dennoch mit großer Begeisterung mitgenommen und hab diese zur Selbsttherapie nach und nach angewendet (Meditation, Muskelspannung + Entspannung, sich selbst wahrnehmen etc). Einige Überreste von dieser Zeit sind dennoch noch heute präsent, fast wie ein kleines Trauma aus der Zeit.
Ich habe Angst, eine neue Therapie anzufangen und diese nicht beenden zu können, da ich da glaub ich einfach nicht zuverlässig genug bin (aber eigentlich will ich daran arbeiten, von daher wäre es nicht verkehrt). Auch ist es mit Scham gegenüber meinem Freund (der es ja zwangsläufig mitkriegt) verbunden, da ich ihm ja garnicht genau erklären kann, warum ich gerne in Therapie gehen würde.
Ich kann ja schlecht sagen "Du, ich will in Therapie um mich von dir weniger Emotional abhängig zu machen"
Die Bücher hingegen schau ich mir definitiv an, es hat ja gleich 2 Vorteile, zum einen die Beschäftigung des Lesens und zum einen evtl gute neue Erkenntnisse.
Herzlichen Dank für deine Antwort, sie ist mir in den letzten Tagen öfters durch den Kopf gegangen.
Ich glaube es ist nicht die richtige Lösung Deine emotionale Abhängigkeit vom Partner durch „Ablenkung“ von außen kurzfristig zu „übertünchen“. Das Gefühl kommt garantiert trotzdem wieder hoch…
Du solltest Dich mit Dir und Deinen Emotionen auseinandersetzen, „bei dir ankommen“ - wie man so schön sagt.
Erst wenn Du Dir selber geben kannst, was Du aktuell von außen brauchst (Liebe, Zuwendung, Anerkennung), wirst Du Dich frei fühlen.
Hierzu gibt es sämtliche Hilfen wie Bücher, Podcast usw.
Jeden Tag Zeit mit Dir selber verbringen und meditieren, spazieren, entspannen kann Wunder wirken.
Als Tip kann ich Dir Robert Betz empfehlen, auf YouTube findest Du da auch schon recht viel…
Alles Gute 🍀
„ Hierzu gibt es sämtliche Hilfen wie Bücher, Podcast usw.
Jeden Tag Zeit mit Dir selber verbringen und meditieren, spazieren, entspannen kann Wunder wirken.“
Das war ja meine Idee. Nicht nur zum übertünchen. Obwohl ein ablenken gerade in der ersten Zeit helfen kann, das man nicht aus Langeweile wieder beim Partner ankommt/nachgibt, weil man nichts anderes hat.
Therapie machste?
Mir hilft sehr das Wissen darum, dass das Verhalten meiner Mitmenschen nur selten etwas unmittelbar mit mir zu tun hat, sondern sie mit eigenen Mustern und Triggern zu tun haben, die ich vielleicht aus Versehen bedient habe. Es ist daher ganz sicher nicht allein meine Verantwortung, Konflikte zu lösen.
Zum anderen ist mir in der Singlezeit nach unglücklicher Ehe klar geworden, dass ich viel viel lieber allein bin als in einer unglücklichen Beziehung. Mein Exmann ist ein guter Mensch, aber wir passen so gut zusammen wie Katz und Maus…das würde ich mir nie wieder antun. Mir hilft in meiner aktuellen (wirklich sehr schönen) Partnerschaft, dass ich weiß, dass ich gehen würde und kann, würden sich wieder unlösbare Schieflagen entwickeln.
Und ich setze mittlerweile meine Bedürfnisse (nach Ruhe, Distanz, Sport etc.) absolut: Je besser ich für mich sorge, desto weniger bin ich darauf angewiesen, dass mein Partner mich glücklich macht, desto weniger Konflikte können überhaupt erst entstehen.
Genau das was du beschreibst - da will ich hin!
Wie ist es denn bei dir?
Warst du schon immer so?
Musstest du das erst erlernen?
ich würde eine therapie machen. das würde sowieso den meisten guttun und bei dir klingt es so als würden dich deine verhaltensmuster belasten.