Warum nicht einfach glücklich sein?

Man liest sehr viele Beiträge von Männern, die ihre Frauen schlecht behandeln, oder Frauen, die nur an ihren Männern rum meckern.
Oft liest man auch von extrem unnötigen Streitigkeiten, den anderen irgendwie nieder machen und klein halten.
Ich frage mich jedes Mal, warum man in so einer Beziehung bleibt.. man hat ein Leben. Und dieses Leben sollte man mit einem Partner verbringen, der einem gut tut und auf Augenhöhe begegnet.
Ich frage mich aber auch, warum man seinen Partner so runtermacht? Was gibt es einen, das Leben eines anderen Menschen schwer zu machen?

Mein Mann und ich streiten sicher auch mal. Auch laut. Aber im Großen und Ganzen möchte ich doch eine gute Partnerin sein. Ich will doch nicht der Grund sein, dass mein Partner unglücklich ist.

Naja das sind nur so meine Gedanken dazu. Klar, in so einem Forum schreiben leisten die, bei denen es nicht gut läuft. Aber manche Sachen sind so heftig, dass ich mich einfach frage, warum?

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Hallo du,

es würde den Rahmen sprengen, die Gründe aufzuzählen, warum Menschen in unglücklichen Beziehungen verharren. Das ist ja auch höchst individuell und gar nicht so einfach. Oft hat es eher was mit irgendeiner Form von Abhängigkeit zu tun denn mit Liebe, mit seltsamen Rollenbildern oder der eigenen Prägung. Augenhöhe in einer Partnerschaft wirklich leben klappt nur, wenn man weiß, was das ist und bereit ist, bei entsprechenden Defiziten hart an sich (!) zu arbeiten.

Natürlich wäre es toll, wenn Menschen, die sich in solchen Beziehungen befinden, die Kraft und den Mut hätten, diese zu beenden. Ich hätte es z.B. meiner Mutter sehr gewünscht und sie sich auch. Allerdings kann ich ihre Beweggründe nachvollziehen, wenn auch nicht gutheißen, geblieben zu sein. Es ist auch leicht zu sagen, "DAS würde ich mir nicht bieten lassen!" Mag stimmen - oder auch nicht. Man weiß es erst, wenn man selbst mal ein paar Meter in den Schuhen gehen musste.

Was man als Außenstehender tun kann: wenig, außer da sein, zuhören, an entsprechende professionelle Stellen verweisen, die Menschen begleiten, die Hilfe und Unterstützung brauchen und möchten. Fragen wie "Warum machst du das mit?", "Warum bekommt man mit so einem Arsch drei Kinder?" oder Aussagen à la "Also ICH wäre da ja schon längst weg", so berechtigt und nachvollziehbar sie auch sein mögen, lösen bei vielen Betroffenen nur aus, dass sie sich noch minderwertiger fühlen als ohnehin schon, und erreichen somit das Gegenteil dessen, was man eigentlich damit erreichen wollte.
Ich versuche eher an den Selbstwert zu appellieren, der bei vielen Betroffenen doch sehr leidet: niemand, der schlecht vom Partner oder der Partnerin behandelt wird, hat das verdient. Jeder Mensch hat das Recht auf eine liebevolle Partnerschaft, in der man körperlich und seelisch unversehrt bleibt, sich sicher fühlen kann und so respektiert wird, wie man ist. Hilfreich finde ich auch Berichte von Leuten, die es "geschafft" haben - verbunden mit praktischen, handfesten Tipps, um den Stein erstmal ins Rollen zu bringen.

Tut mir leid, ich wollte damit deinen Beitrag nicht schreddern - du hast natürlich grundsätzlich völlig Recht mit dem, was du schreibst.

Liebe Grüße,
DieKati

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Ja, du hast Recht.
Aber ich meine vor allem die andere Seite. Ich frage mich wirklich ernsthaft, was gibt es Menschen anderen Menschen das Leben schwer zu machen und sie unglücklich zu machen? Man verbietet dem Partner auszugehen, bestimmte Kleidung zu tragen, schlägt ihn oder macht ihn runter. Das kann ich wirklich nicht nachvollziehen. Dass jemand abhängig ist und nicht den Mut hat sich zu trennen, kann ich manchmal irgendwo nachvollziehen. Aber jemanden so zu behandeln das ist das, was nicht in meinen Kopf geht

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Ich verstehe, was du meinst.

Ich habe es in der Familie miterlebt, wie sich Ehepartner gegenseitig drangsalieren. Meine Großeltern, die bei uns im Haus lebten, verstanden sich überhaupt nicht. Das ist die Kurzfassung. Die Langfassung: die meiste Zeit schwiegen sie sich an. Wenn sie redeten, dann stritten sie. Mit Beleidigungen und ja, auch Handgreiflichkeiten seitens meines Großvaters. Ich glaube, so im Nachhinein, dass sich da über die vielen Jahre so eine schlimme Dynamik aufgebaut hat. Meine Mutter berichtete, dass es schon schlimm war, als sie noch ein Kind war, aber sich mit den Jahren immer mehr steigerte. Dieses Rad dreht sich einfach immer schneller, die Hemmschwellen sinken... Ich kann es momentan nicht besser beschreiben. Von küchentischpsychologischen Gutachten wie "Er/Sie ist ein Narzisst" halte ich jedenfalls so lange nichts, bis es eindeutig erwiesen ist.

Ich glaube, ein Faktor ist: manche haben nie gelernt, Konflikte konstruktiv zu lösen, haben stattdessen verinnerlicht, dass man nur durch Aggression oder respektloses Verhalten Aufmerksamkeit bekommt, und setzen das dann auch in Partnerschaften so um. Das war bei meinem Großvater definitiv der Fall, der Vater brach weg, als er ein Kind war, die Mutter ein paar Jahre später - da fehlten die Vorbilder in einer ganz wichtigen Lebensphase.
Auch falsche Vorbilder tun da natürlich ihr Übriges: Muster wiederholen sich, so lange man selbst nicht aktiv gegensteuert. Wie ich schon sagte: Augenhöhe kann man nur leben, wenn man weiß, was das ist oder wenn man bereit ist, es zu lernen.

Mir ist aber klar, dass diese Antwort maximal leicht an der Oberfläche kratzt, und jeder Fall individuell betrachtet werden muss.

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Guten Abend,

Mein Kompliment an dich, ein wirklich sehr geistreicher und inspirierender Beitrag.
Ich hoffe zutiefst, dass der ein oder andere mal über diese Worte nachdenkt, sowie es bei mir nun eindeutig der Fall ist.

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Ich finde die Schwierigkeiten kommen erst dann, wenn man versucht die Person, die man liebt zu verändern. Für mich unverständlich, schließlich wollte man ja unbedingt mit dieser bestimmten Person zusammen sein!

Zu meinem Fall kann ich sagen hat mein Ex-Mann mir berichtet warum er mich niedergemacht hat. Zunächst war es eine sehr harmonische Beziehung, insgesamt 9 Jahre, 5 davon verheiratet. Dann wurde es zunehmend schlechter in dem er mich ständig nieder gemacht hat. Ich war ihm nicht sportlich genug (bin Sportlerin), nicht schlank genug (war und bin wirklich durchtrainiert und schlank), verschwenderisch (verdiene mein eigenes Geld), lache zu laut (ja, so bin ich), zu positiv eingestellt.

Ich habe mich getrennt und wir haben uns erst 3 Jahre nach der Trennung scheiden lassen, weil er nicht bereit war. Am Scheidungstermin habe ich ihn nach 3 Jahren wieder gesehen und er sagte, er sei noch immer Single, weil er nach so einer Frau sucht wie ich es bin. Ich sagte dann, du hättest doch mit mir glücklich werden können, warum hast du mich so schlecht behandelt? Er meinte aus Eifersucht... Ich war sportlicher als er (er war Fußballer, aber sehr oft verletzt, hatte div. Probleme), deshalb auch zugenommen, hat weniger verdient als ich, war eher pessimistisch eingestellt. Er konnte mir kein Glück, keine Zufriedenheit zugestehen, wollte, dass ich mich genau so schlecht fühle wie er...

Ihn zu verlassen war eine wunderbare Sache. Ich habe seit 12 Jahren einen Partner auf Augenhöhe, ich führe ein super glückliches Leben, in dem ich sein kann wie ich wirklich bin. Sportlich, laut, verschwenderisch, positiv, glücklich.

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hallo, tut mir leid, was du mit deinem Exmann erlebt hast. Aber schön, dass er wenigstens jetzt reflektiert auf eure gemeinsame Zeit zurückblicken kann.

Auch wenn ich seine Gründe nicht nachvollziehen kann, weil egal was für Probleme ich habe, ich könnte niemals damit leben für das Unglück einer anderen Person verantwortlich zu sein, aber die Gründe der Gegenseite zu hören, ist auch mal interessant.

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Das gibt viele Gründe warum viele in nicht gut laufenden Beziehungen bleiben. Abhängigkeit emotional, sexuell, materiell, etc. Viele können nicht alleine sein. Viele kennen es nicht anders kommen aus zerrütteten Familienverhältnisse.
I

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The way to hell is paved with good intentions.

Es nimmt sich selten jemand bewußt vor jemand anderen fertig oder unglücklich zu machen. Jeder denkt von sich erstmal man macht das richtige und ist im Recht.

Man sieht nur die eigene Sicht aus welchen Gründen auch immer, merkt vielleicht auch nicht dass man den anderen verletzt, ist gefangen in seinen Verhaltensmustern weil man es nur so kennt, drückt was aus der andere versteht und interpretiert es aber ganz anders als man es beabsichtigt hat usw.

Ich finde den Beitrag etwas naiv ehrlich gesagt.