Baby und wir selbst gehen verloren?

Guten Abend zusammen!

Wir haben ein 3 Monate altes Baby und die Kleine ist zum Glück ein Goldschatz und ein richtiges Anfängerbaby. Natürlich können auch die genügsamsten Geschöpfe in Zeiten, in denen man selbst überfordert, gestresst, unerholt ist zur Last fallen und genau darum geht es mir gerade: Wir laufen beide auf dem Zahnfleisch und das schadet uns selbst. Deshalb wende ich mich an Euch und hoffe auf großartige Ideen und Vorschläge.

Kurz die Situation: Unsere Maus wurde vor 3 Monaten per Kaiserschnitt 3 Wochen zu früh geholt, da sie bereits 57cm groß war und eine natürliche Geburt zu risikoreich gewesen wäre. Zusammen mit ihrer Geburt begann unsere Pechsträhne, die sich bis heute durchzieht... bei der Kurzen wurde eine abgeheilte Blutung im Großhirn festgestellt (zum Glück retroperspektiv alles tutti, aber zog noch 3 Kontrolltermine mit Bangen nach sich), das Stillen hat sie von Anfang an nicht richtig angenommen, wir mussten mit Flasche zufüttern und sie hat in 4 Tagen 9,8% Gewicht verloren, weshalb wir fast nicht aus dem KH hätten gehen dürfen (mittlerweile ist unser Specki wohlstens genährt), wegen unbezahlter Sozialleistungen mussten wir für 5-stellige ausstehende Beträge des ehemaligen Arbeitgebers aufkommen/haften, ein Familienmitglied begang Suizid und wir mussten das Erbe (Schulden) notariell beglaubigt ausschlagen, wegen eines Kurzschlusses gab es bei uns nachts einen Wohnungsbrand, der uns knapp (2-3min später reagiert...) überleben ließ, die Wohnung unbewohnbar machte, uns zwangsläufig für 3 Wochen zu den Eltern ziehen ließ und da die Katzen nirgendwo sonst hin konnten (Erkrankung, kein Hotel/Unterkunft hätte sie genommen), fanden wir einen! Tag bevor wir sie hätten ins Heim geben müssen eine neue Bleibe, danach gab es noch ein 2x defektes Auto, KH Besuch mit RTW und der Rest fällt mir gar nicht mehr ein. Das alles in 3 Monaten. Reicht! Meine Frau ist in Elternzeit und ich berufstätig in Vollzeit mit HomeOffice.

Wir streiten im Moment sehr darüber, dass die Aufteilung untereinander nicht stimmt und wir beide zu kurz kommen. Bei der oben genannten Situation aus meiner Sicht ja auch kein Wunder (es gibt derzeit dazu noch sehr viel Fahrerei/Termine wegen Arbeiten an der alten Wohnung und Aufbauarbeiten in der neuen Wohnung).

Erst habe ich hier versucht aufzuschreiben, wer welche Tätigkeiten in Haushalt usw. übernimmt, aber eigentlich hält es sich eh die Waage und es läuft nur auf einen Punkt hinaus: Ich habe 8 (oder mit Pause 8,5 Std) meinen Job, sie hat als Job unser Kind. Nach Feierabend habe ich mit dem Engel eine wundervolle Abwechslung; Sie hat denselben Job weiterhin. Abwechslung? Fehlanzeige. Dafür habe ich auch volles Verständnis, jedoch kann ich nicht meine gesamte Freizeit der Bespaßung unseres Kindes hingeben. Schließlich gibt es zahlreiche Termine (s.o.) und in der neuen Wohnung soll es ja auch schön werden. Über Freizeit im Sinne von Freunde treffen reden wir schon gar nicht mehr, weil dafür derzeit nichts übrig bleibt. Meine Mutter nimmt die Kleine schon zwischendurch, aber die Zeit können wir auch nur mit Ausnahmen für uns nutzen und ist meist für Pflichttermine mit Handwerkern etc.

Selbst in dieser Situation beharre ich jedoch darauf, dass ich am Tag zumindest 30 Minuten für mich habe. Ohne Kind, ohne Frau, ohne Hunde, ohne Katzen. Dafür verzichte ich sogar auf Schlaf. Genau diese Zeit gewährt sie sich jedoch nicht, obwohl ich es anbiete und stattdessen heißt es, es sei nicht machbar. Könnt Ihr mir sagen, wie ich sie aus diesem Dilemma befreien kann? Ich habe ihr bereits ein Bad eingelassen, einen Drink dazu gestellt und es wurde dankend angenommen, aber man kann sie ja nicht täglich zum Glück zwingen. Und selbst wenn sie aus Gründen auf diese Zeit für sich verzichtet, möchte ich mir diese kurze tägliche Episode nicht nehmen lassen. Ist das egoistisch? 7x0,5 Std auf die Woche gerechnet empfinde ich wirklich nicht als unverschämt.

Ich freue mich auf ehrliche Tipps von Euch, wie ich unsere Situation verbessern kann!

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Als erstes tut es mir sehr leid, was ihr in den letzten 3 Monaten alles durchstehen musstet und auch noch müsst.
Ich verstehe dein Verlangen nach 30 Minuten täglich total und finde es auch völlig i.O.
Ich bin (leider) auch so eine Mama, die sich sowas selten/nie zugesteht und wenn ich mal „frei“ habe, mache ich etwas im Haushalt o.ä.

Vielleicht musst du deine Frau ein bisschen zu ihrem Glück zwingen. Pack den Hund und das Kind ein und geh eine Runde spazieren. Dann hat sie 30 Minuten Zeit. Was sie dann in dieser Zeit macht ist ihr überlassen (sie ist eine erwachsene Frau und muss selbst entscheiden) oder ihr macht jeden Sonntag einen Wochenplan und plant die Zeit für dich und für sie fest ein.
Ich wünsche euch alles Gute.

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Wow, das ist wirklich eine Menge ! Tut mir sehr leid!

Ich nehme mir bewusst eine Auszeit, in der Früh muss mein Mann vor der Arbeit 20 Minuten bis 1 Stunde das Kind nehmen. das war aber mit 3 Monaten noch nicht so… ich kann dir nicht genau sagen warum, aber mein Hirn wollte anfangs keine Auszeit nehmen. Ich konnte diese Gesten nicht schätzen, dass einzige was geholfen hat war Zeit als Familie zu verbringen.
Ich verstehe das du die Wohnung schön haben möchtest und so schnell wie möglich umziehen. Aber evtl könnt ihr doch zusammen Abstriche machen. Wir werden ohne Innentüren, Lüftung, unfertigen Flur und einer offenen Wand umziehen🤣 evtl wird im Kinderzimmer noch nicht mal ein Boden drin sein🤷‍♀️ im einen bad haben wir eine Dusche mit Übergangs Waschbecken, eine Toilette ohne Fliesen und verputzter Wand 🙃. Ja ätzend aber so ist es halt🤣
Zum Thema Haushalt: auf ein Minimum reduzieren!. Ich mache aktuell nur das Bad und die Küche gut sauber, beim Rest wird drüber gefegt bzw das gemacht was ich mit Baby in der Trage schaffe. Wir haben im Moment leider auch sehr viele offene und unerwartete Themen, trotzdem nehmen wir uns die Zeit.
Die Zeit jetzt mit deinem ganz kleinen Baby bekommst du nicht zurück und egal wie viel scheiße passiert, das Baby mit Frau hat Vorrang. Evtl kann deine Frau auch nicht abschalten weil ihr die Zeit nicht gemeinsam verbringt. Deine 30 Minuten für dich musst du auf gar keinen Fall kürzen!

Ich drücke die Daumen das eure Pechsträhne weh Ende hat!

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Ganz ehrlich: bei so viel Mist und Baby könnte ich an ihrer Stelle auch nicht abschalten. Das geht doch total auf die Psyche.

Ich würde vielleicht eher schauen, dass du ihr schöne Aktivitäten einplanst. Sprich vielleicht sucht ihr für tagsüber ne Krabbelgruppe, Babymassage, Musikkurs etc. Rückbildung steht schon an? Danach gehe ich oft mit den Muttis dort was trinken/essen. Das tut mir total gut, man redet zwar viel über Babys, aber auch über anderes. Am Wochenende plant ihr zumindest eine tolle Aktivität als Familie. Da kannst du ja viel das Baby nehmen und sie schlürft für 30 Minuten in Ruhe ihren Kaffee, isst ihr essen warm etc.

Bei mir sind jetzt in der Babyzeit "nur" meine Mama nach längerer Erkrankung gestorben und meine Oma hatte einen Schlaganfall und ist nun auf Reha. Unabhängig von der ganzen Organisation belastet mich das schon total und ich merke das im Alltag. Da will ich nicht wissen, wie es ihr bzw euch geht..

Daher wäre eben meine Idee diese kleinen schönen Inseln im Tag. Ich denke für eine Therapie o.ä. werdet ihr derzeit ja wahrscheinlich keinen Kopf haben.. 🙈

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Eure Pechsträhne ist echt krass, dafür meinen vollsten Respekt, ihr habt das aber gut gemeistert 👍
Bei mir ist in den letzten drei Monaten der Schwangerschaft mein Vater, der krebskrank war, notfallmäßig ins KH gekommen, später ins Hospiz und ist innerhalb von weiteren drei Monaten dort verstorben, mit gerade mal 59 Jahren. Er hat seine Enkelin noch knapp 2 Monate kennengelernt. Es war so hart da jeden Tag zu Besuch zu gehen mit kleinen Baby, frisches Leben und zu wissen, dass ein anderes Leben, welches man das eigene zu verdanken hat, fort geht. Ihn so leiden zu sehen und in der Nacht auf seinen letzten Weg zu begleiten hat sich tief eingebrannt, und wenn ich die Kleine (15M) heute abends in den Schlaf schaukle, muss ich oft immer noch weinen.

Jedoch zu der Situation mit dem Baby, es sind erst drei Monate. Ich will dir keine Sorgen machen, aber insbesondere deine Frau, wenn es denn bei der Situation mit der Arbeit bleibt, wird die nächsten Jahre fulltime Care Arbeit leisten. Ich selbst war anfangs auch oft sehr überfordert, nachdem mein Mann nach drei Monaten wieder arbeiten gegangen ist. Es war halt echt auch richtig richtig langweilig Zuhause mit so kleinem Baby. Und hier kommt das positive an den Care-Jahren: spätestens ab 12 Monate wird es soooo viel besser, da das Baby einfach viel mehr macht, man viel mehr mit ihm machen kann und es nicht mehr so eintönig ist.
Also dahingehend wird es besser.
Und dann wird deine Frau auch mehr machen und kann auch mit Baby mal alleine ausgiebiger duschen gehen können, weil der Zwerg sich auch mal ne halbe Stunde alleine beschäftigt. Also zumindest ist das bei uns so, das kann auch eine Stunde sein, das Umfeld muss eben absolut babysicher sein. Bei urbia gibt es unverhältnismäßig viele Eltern die von Kindern berichten, die sich nie allein beschäftigen können, nicht verunsichern lassen, die Regel ist das sicher nicht.

Jetzt ist alles noch sehr früh und ich würde an eurer Stelle versuchen das Thema Haushalt, Umbau usw einfach etwas gelassener zu sehen, viel Stress entsteht im Kopf durch die eigene Einstellung!
Die anderen Tipps mit Krabbelgruppe und Aktivitäten finde ich auch Klasse.


Liebe Grüße

Bearbeitet von Maultaeschchen
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Hallo,
nein, es ist nicht egoistisch.
Bei allen Verpflichtungen ist eine halbe Stunde am Tag für jeden von euch Beiden drin.
Gerade in der Früh oder am Abend.
Es ist tatsächlich eine Frage des Wollens.
Vielleicht kann sie sich diese Zeit komprimierter holen, indem sie sich z.B. einmal die Woche mit einer Freundin trifft zum Schwimmen, Spazierengehen oder quatschen.
Ansonsten- jeder ist seines Glückes Schmied und sie ist alt genug Entscheidungen für sich selbst zu treffen.
LG

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Also ich wäre ehrlich auch wenig begeistert, wenn mein Mann täglich 30 Minuten seine Ruhe will. Der Tat hat 24 Stunden, gefühlt reichen mir die oft schon nicht und wenn dann jeder noch 30 Minuten für sich nimmt, fehlt täglich noch ne Stunde.

Zudem sehe ich meinen Mann effektiv von 18-20 Uhr. Dann ist hier Abend Routine und eventuell können wir danach noch mal quatschen und Zeit zu 2. verbringen, sofern keiner verfrüht einschläft (passiert derzeit aber oft 🙈).

Er hat dafür am Wochenende meist 2-3 Stunden am Stück alleine. Wobei auch das grade nicht immer geht (liegt aber an den Terminen, nicht an mir).

Pausen werden versucht zu ermöglichen, aber es klappt halt auch nicht immer.

Euer Pensum ist enorm, ihr solltet schauen, wo ihr etwas langsamer machen könnt und dann auch Familien- und Paarzeit einplanen und dann fällt irgendwo vielleicht auch noch Me-Time ab (nicht täglich, aber 2 mal unter der Woche ne Stunde vielleicht)?

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Wau
Also wir haben oft und viel mehr Freizeit und wir arbeiteten beide voll….
Wir sind oft sogar über Tage alleine weg und selbstverständlich auch unter der Woche oft,ich gehe fast täglich schwimmen da mir meine Gesundheit wichtig ist und ich nicht mollig werden will bei all der Arbeit und mein Mann läuft fast täglich.
Wir haben mehrere Kinder mit Hund und ich arbeite im Moment bis zu 60 Stunden die Woche( habe gerade Hochsaison).
Mein Mann unterstützt mich wo er kann und wir lassen uns gegenseitig viel ausschlafen um nicht in so eine Situation wie beim TE zu kommen.
Bei uns ist es immer sauber und gekocht,wie legen da selber großen Wert darauf.
Was genau machst du das dir 24 Stunden nicht reichen?
Arbeitest du voll und hast 5Kinder und Hund?

Lieber TE

Objektiv habt ihr eigentlich nicht viel zu tun,es ist ein Kind und dies auch noch recht friedlich.
Termine zwischen den Stunden sind ja auch Alltag…
Ich glaube ihr solltet dringend mit einer neutralen Person reden als Paar,emotional war das einfach viel.
Tatsächlich finde ich sehr daneben seinem Partner nicht 30 Minuten Ruhe zu gönnen.
Das hört sich sehr nach Depressiven Phasen an und da müsst ihr dringen was machen!
Mache einen Termin für Euch bei Caritas und warte nicht ab!
Wir haben auch einen schweren Schicksalsschlag gehabt,ich kann es nachempfinden,aber wir haben als Paar nicht gegeneinander gearbeitet…

Grüße aus dem Schwimmbad von mir,die von heute Nacht um 3 bis um 12 gearbeitet hat.

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Was? Eine halbe Stunde am Tag für sich haben ist nicht möglich?
Hast du gelesen, was die beiden alles durchmachen mussten? Wäre es dir lieber, dein Mann bricht zusammen?
Unglaublich wirklich. Wir haben beide Vollzeitjobs, zwei Kinder, Haushalt, Einkauf, Termine usw usf, aber eine halbe Stunde für sich MUSS einfach drin sein. Dann bleibt eben mal was liegen, na und?

By the way, wir haben deutlich mehr als eine halbe Stunde am Tag für uns.

Wann bist du denn hier auf Urbia ? Ist das Arbeit, oder einfach nur für dich?

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Ich verstehe, dass du 30 Minuten brauchst. Sagt deine Frau, was sie nach der Strapaze braucht?

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Wann geht euer Baby denn schlafen ? So in dem Alter von 3-4 Monaten kommt doch langsam Routine rein, mein Zwerg ging da um 19.30 Uhr ins Bett, abends stehen ja keine Termine an, also ist da Feierabend. Von 19.30 - 23.00 Uhr. Natürlich mit Unterbrechung falls Knirps aufwacht. Mal verbringen wir den Abend zusammen und mal wieder getrennt.

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Also ich habe die ersten paar Monate auch als absolut stressig in Erinnerung, obschon wir ebenfalls ein sogenanntes Anfängerbaby hatten. Viele Momente, wo man als Paar einfach funktionieren muss ohne gross zu diskutieren. Ich habe ein paar Mal meine Frau von der Rückbildungsgymnastik abgeholt. Der Kurs war quasi neben meinem Arbeitsplatz, sie hat mir vorher das Baby gegeben, nach dem Kurs sind wir gemeinsam nach Hause gefahren. Ich weiss noch, dass da einige Mütter aus dem Kurs raus kamen, die ausgesehen haben, wie in einem Werbekatalog für Babysachen. Gepflegt, frisch, lächelnd, überhaupt nicht abgekämpft, eng anliegende Sportsachen, die schon wieder super passen. Keine Ahnung, wie die das gemacht haben, an gewissen Leuten gehen die Lasten anscheinend spurlos vorbei.

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Eure Pechsträhne wird vermutlich ja nicht dauerhaft anhalten, und Kinder brauchen mit zunehmendem Alter auch weniger Aufmerksamkeit, es ist nicht immer wie in den ersten paar Monaten. Vielleicht könnt ihr da und dort schauen, dass ihr euch etwas entlasten könnt. Die Pflichttermine so staffeln, dass mehr Zeit bleibt. Von meiner eigenen Frau weiss ich, dass sie seinerzeit sehr darunter gelitten hat, wenig soziale Kontakte zu haben. Am Anfang, wenn das Kind frisch ist, wollen alle schauen kommen, aber für die geht das Leben danach normal weiter, nach einem oder spätestens zwei Monaten ist dann kaum noch jemand da. Vielleicht kann deine Frau anstatt mit 7x0.5h eher etwas mit 1x3h oder so anfangen, mal mit jemandem ohne Kind einen Kaffee trinken gehen, shoppen gehen oder sonst was für sich tun? Einfach mit jemandem mal reden, ohne dass es immer um die nächste Windel geht, oder um irgendeinen Handwerkertermin.