Mies-gelaunten Ehemann einfach akzeptieren?

Hallo,
Vielleicht war/ist ja jemand in einer ähnlichen Situation. Mein Partner und ich sind jetzt 7 Jahre zusammen und eines davon verheiratet, wir haben ein Baby.

Jedenfalls ist er immer und ständig schlecht gelaunt, hauptsächlich weil er viele Schmerzen hat. Er war schon bei unzähligen Ärzten und tut was er kann, aber es ist kaum Besserung in Sicht.

All das hat dazu geführt, dass er immer schlecht gelaunt ist und ich inzwischen fast alles alleine mache im Haushalt. Dann will er sich auch noch jeden Tag über seine Schmerzen ausheulen und ich kann es einfach nicht mehr hören. Wenn ich ihm das sage, dann bemitleidet er sich nur noch mehr und wir haben Streit, weil ich mich nicht für seine Probleme interessiere.

Aber auch ansonsten muss er sich immer über alles beschweren. Er war schon immer ein bisschen so, aber seit dem Baby ist man halt zuhause angebunden und nun ist es extrem…

Ich fühle mich langsam echt schlecht, mit vorzustellen dass das nun mein Leben mit ihm ist und auch unser Kind mit einem miesepetrigen Vater aufwachsen muss

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Liebe Angenörgelte,

ich bin selbst Schmerzpatientin (seit vielen Jahren mit vier Bandscheibenvorfällen, den entsprechenden Nervenschäden und als Sahnehäubchen noch eine Autoimmunerkrankung). Ohne Schmerzmittel läuft bei mir nichts, und so alle 2-3 Jahre muss ich für ein paar Wochen ins Krankenhaus. Ich spreche also mit einiger Erfahrung.
Als meine Diagnose relativ frisch war, und ich auch noch im akuten Schmerzzustand, habe ich so viel gejammert, dass meinem durch und durch loyalen und geduldigen Mann irgendwann der Kragen geplatzt ist. Er hat mich nicht angemault oder ignoriert, sondern zog sein Handy aus der Tasche, stellte den Timer auf 15 Minuten und sagte: "Das ist jetzt deine Kübelzeit, du hast jetzt 15 Minuten Zeit zum Jammern. Die gestehe ich dir jeden Tag zu, ich weiß dass es dir nicht gut geht, aber deine Diagnose beherscht inzwischen unser ganzes Leben." Tja, was soll ich sagen, nach ein paarmaligem Gebrauch der Eieruhr nahm mein Jammerbedürfnis rapide ab. Vielleicht, weil ich mich mehr gesehen gefühlt habe, vielleicht weil ich erkannt habe, dass übermäßiges Jammern mich selbst kaputt gemacht hat. Heute weiß ich, es gibt gute und schlechte Tage.
Übrigens habe ich in meinen diversen Aufenthalten viele Patienten kennengelernt, die einen langen Weg bis zur Diagnose hatten. Manche hatte auch gar keine. Trotzdem war auch deren Schmerz real und oft eine Manifestation anderer Probleme (das war besonders häufig bei Männern zu beobachten). Vielleicht sollte dein Mann mal zu einem Schmerzspezialisten?

Alles Gute,
Lexa

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Liebe Lexa. Danke für deine Antwort, gibt es Spezialisten, die nur dafür zuständig sind, herausfinden, wo der Schmerz herkommt ?
Bei meinem Mann ist es der Rücken, der in die Beine ausstrahlt. Er war bei Orthopäden, Osteopathen, Physiotherapeuten, hat einen Haufen MRTs hinter sich. Inzwischen war er sogar mal beim Heilpraktiker, was leider ‚natürlich‘ auch nichts gebracht hat. Er beliest sich auch extrem viel zum Thema Rückenschmerzen und macht jeden Tag Übungen, um Muskeln zu stärken. Er ist übrigens noch keine 30 Jahre alt.
In Psychotherapie war er viele Jahre, wo eigentlich alle seine Themen bearbeitet wurden. Langsam fehlen die Ideen, wie man der Sache auf den Grund kommen kann.

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Hi,
ja, es gibt extra Schmerzkliniken, die den Schmerz behandeln. Die richtige Medikation, der Umgang mit dem Schmerz (dass man eben nicht sein Umfeld da belastet), Ursachenforschung usw. Gibt’s bestimmt auch stationär als Reha und so.

vlg tina

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Was hat er für Schmerzen? Hat er eine Diagnose ? Ist es vielleicht psychisch bedingt, dann würde eine Therapie helfen. Ansonsten musst du das natürlich nicht aushalten und darfst auch Grenzen ziehen wenn es dich belastet.

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Naja ich stelle es mir jetzt auch nicht so toll vor, ständig Schmerzen zu haben.
Dass er dann nicht wie das blühende Leben durch den Tag gleitet, kann ich sehr gut verstehen.

Die Frage ist: wo hat er denn Schmerzen und wieso kann ihm niemand helfen?

Ich denke das dort der Ansatz liegt, den es zu verfolgen gilt.
Mit größter Priorität an der Linderung seiner Schmerzen arbeiten und sich dann anschauen, ob er dann wieder zugänglicher und optimistischer wird, oder ob seine schlechte Laune bestehen bleibt.
Dann müsste natürlich woanders angesetzt werden.

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Hi,
nein. Schmerzen hin oder her, dass diese belastend sind versteht sich von selbst, aber das gibt ihm nicht den Freifahrtsschein mit seiner Laune die ganze Stimmung zu vergiften. Mein Mann neigt auch dazu, wenn er viel um die Ohren hat und/oder kränkelt. Ich hasse das und er weiß das, ich glaube, er reißt sich dann doch bestmöglich zusammen🤪.
Er darf jammern, er darf Mitleidleid einfordern, er darf sich bei Krankheit Vollversorgung wünschen, bekommt er alles und auch gerne, aber seine Kacklaune kann er sich quer sonstwohin schieben.
Da ich es ganz gut schaffe, meine Laune bei Belastung im Griff zu haben, will ich das bei meinem Partner auch. Von dem Anspruch weiche ich auch nicht ab, keine Lust hier auf einem Minenfeld rumlaufen zu müssen.
Seine Schmerzen sollte er aber behandeln lassen.

vlg tina

Bearbeitet von tha.lia72
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Ich sehe es so wie du … nur leider kann mein Mann mit meiner Erwartung nicht umgehen ..

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Welche Schmerzen sind das, wenn ihm kein Arzt helfen kann?
Ist er überempfindlich und es sind "nur" Wehwehchen?

So schlecht kann es ihm nicht gehen, wenn er sich neben den Schmerzen noch über dies und jenes beschwert. Hmm?

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Es sind sehr schwere Rückenschmerzen. Leider bis jetzt keine Diagnose. Und er tut mir auch sehr leid, er ist keine 30 Jahre alt. Daher übernehme ich ja auch alles mögliche, was geht. Aber die schlechte Laune ist es einfach, dass mich neben Baby und Haushalt-Schmeißen dann richtig fertig macht.

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Dauerschmerzen sind furchtbar und gehen sicherlich auf die Laune. Leider nehmen Ärzte einen nicht ernst, wenn man noch jung ist.
Er sollte einen Mrt machen.

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Ich denke, man muss unterscheiden zwischen dem Akzeptanz von seinem Schmerz und wieviel Raum darf es in eurem Leben haben.

Der Schmerz ist für ihn gerade sehr einnehmend, bestimmt sein Leben und er sollte dort auch nicht alleine durch. Jeder Mensch hat schlechte Phasen im Leben und die Familie sollte einem dabei zur Seite stehen.

Jedoch ist es auch klar, dass es nicht nur ihn in der Familie gibt, sondern auch dich, euer Kind und euer gemeinsames Leben. Das heißt, ich würde ihm grundsätzlich seine Schmerzen zugestehen und auch zuhören, aber ihn auch bitten in Familiensituationen diesen auch mal in den Hintergrund treten zu lassen. Dein Zuhören selbst lindert auch bereits den gefühlten Schmerz, da er damit nicht alleine ist.

An vielen Kliniken gibt es Spezialisten für Schmerztherapie.

Wenn keiner einen Grund der Schmerzen findet, könnten diese nervlich bedingt sein, dann müsste er auf Tabletten eingestellt werden.