Seit mehr als einem Jahr keinen Sex und Partner lügt

Liebe Community,


mein Partner und ich (ü 50) sind seit 5 Jahren zusammen, seit 3 Jahren leben wir zusammen. Wir sind im Alltag ein gutes Team, haben gemeinsame Interessen und Hobbies und machen viel zusammen. Nur der Sex ist eine Katastrophe. Ich bin keine Frau, die regelmäßig Sex braucht, eher Phasenweise, und so hatten wir schon immer Phasen, in denen es keinen Sex gab. Doch nun ist es eskaliert. Anfang 2022 habe ich einen Welpen bekommen (mein Partner hat schon einen Hund) und von da an bis Ostern diesen Jahres haben wir sexlos gelebt. Zuerst sagte mein Partner, das liege daran, dass der Hund im Schlafzimmer mit schläft. Nachdem ich ihn ausquartiert habe, sagte er, es liege an seine Schmerztabletten, seine Schmerzen, sein Alter und so weiter. Ich habe mich dann gefreut, als wir zu Ostern endlich wieder Sex hatten, dachte, jetzt wird alles wieder besser. Leider ist es wieder eingeschlafen und ich fing an, zu bohren. Wir stritten uns. Er fühlte sich unter Druck gesetzt. Ich fragte, ob er überhaupt keine Lust mehr hat, oder nur mit mir nicht. Er sagte, er hat keine Lust mehr. Vor 2 Wochen habe ich ihn dann, als ich früher heim kam, nachmittags im Bett entdeckt und fragte, ob er krank sei. Er sagte nein und knurrte dann. Ich bekam das Gefühl, dass ich ihn bei etwas gestört hätte. Und so fing ich an zu bohren. Fragte, ob er eine andere Frau hätte. Nein. Beobachte ihn. Eines morgens verschwand er wortlos mit dem Handy auf Toilette. Am Abend stellte ich die Frage, ob er mit anderen Frauen Kontakt hätte. Er hat vor Wochen erzählt, er würde immer wieder auf Facebook angeschrieben werden von Frauen, aber ablehnen. Er verneinte wieder. Mein Bauchgefühl hat aber so heftig ausgeschlagen, dass ich wusste, es stimmt etwas nicht. Ich unterstellte ihm nun, dass er doch Lust habe und regelmäßig selbst Hand anlegt. Er war sauer und verletzt, weil ich ihm nicht glauben würde, dass da nichts ist. Am Ende des Streits sagte er, daß müsse ich erst einmal beweisen. Ich sagte ihm, gib Dein Handy her. Im Browser-Verlauf fand ich reihenweise Pornos. Also hatte ich recht. Er war geschockt und zerknirscht. Nach einem Gespräch kam heraus, dass unser Sex ihn nicht antörnt. Dass er den immer gleichen Ablauf nicht mag und unzufrieden ist, weil er immer zu früh ist. Ich war wie vor dem Kopf gestoßen. Ich habe so oft gefragt, ob wir etwas anderes ausprobieren wollen. Nun bin ich einfach nur enttäuscht über die Lüge. Über die Erwartung seinerseits, dass ich verzichte, verhungere, dennoch treu bleibe. Ich weiß gerade nicht, wie ich mich fühlen soll. Ich weiß nicht, ob das alles war. Ich habe Angst, dass da noch mehr ist.

1

Ihr seid beide einander nicht sehr zugewandt, wenn ich z. B. von dir lese, dass du gerne phasenweise Sex hast. Und nachdem du den Welpen „bekamst“ (wie bekommt man einfach so einen Welpen - den holtest du dir hoffentlich nach Absprache mit ihm?), gab es deswegen von Jan. 22 bis April 23 keinen Sex? Und da fanden 1.5 Jahre keine Gespräche statt, dass der Welpe im Bett störte?
Dann zu seinen Pornos: Findest du das generell schlimm oder hatte er da tatsächlichen Kontakt mit Frauen? Nur Filmchen - das macht gefühlt jeder und finde ich persönlich nicht schlimm. Cybersex, also mit jemandem live an der Kamera? Dann wäre es wiederum schlimm, zumal ihr eh fast keinen Sex zu haben scheint.
Ich würde an deiner Stelle jetzt alle Emotionen in den Griff kriegen und danach ein Gespräch starten über eure Wünsche und Bedürfnisse. Du musst aber ruhig bleiben und nicht mit Vorwürfen usw. kommen. Lass ihn aussprechen und sich dir gegenüber öffnen. Nur so kommst du zu einer ehrlichen Antwort.
Ich stelle nämlich pauschal dies fest: Er schaut Pornos, weil du bloss gerne „phasenweise“ Sex hast und schon kleinere Dinge euch beide aus der Bahn werfen.

2

Danke für Deine Meinung.

Es stimmt, dass wir einander nicht sehr zugewandt sind. Leider. Ich glaube, es fing mit Streitereien an, die in der Zeit, in der seine Eltern krank waren und nach 18 Monaten 2 Tage hintereinander verstorben sind, häufig waren. Ich war eine Woche vor der Diagnose seines Vaters eingezogen. Die Eltern lebten bei uns im Haus und alles drehte sich natürlich um sie. Es war kein Raum für uns und irgendwie haben wir uns nie davon erholt.

Der Welpe war geplant und natürlich vereinbart. Er schlief auch nicht im Bett, sondern in seiner Box. Ich kann schon verstehen, dass die Anwesenheit hemmen kann, darum war es kein Thema, ihn auszuquartieren. Danach hat sich dennoch nichts geändert.

Ich habe Gespräche angefangen. Fragen gestellt. Alles wurde abgeblockt. Er sagt, wie ich, dass er auch Phasen hat, in denen er kein sex möchte. Finde ich in unserem Alter nicht unnormal. Aber möglicherweise ist es doch so und die Ursache liegt tiefer.

Wir haben gestern den halben Tag geredet. Im Rückblick sehe ich, dass ich mich geöffnet habe und über meine Bedürfnisse gesprochen habe und er nur sagte, ihm frustriert es, dass er immer nach 2 Minuten schon "fertig" ist. Ich weiß, dass man daran arbeiten kann, aber dazu gehören 2 und jede Menge Mut, dem anderen gegenüber die größten Schwächen zu zeigen.

Momentan bin ich von der Enttäuschung überwältigt, dass er mich belogen hat. Dass er nicht früher die Chance genutzt hat, mit mir zu reden. Was nützt es, weiter zu reden, wenn das Vertrauen nicht mehr da ist?

3

Liebe TE,

Du schickst ihn phasenweise in die Wüste, wobei eine Phase der Unlust auch mal viele Monate lang sein kann und wunderst dich, dass er Ersatzbefriedigung sucht? Pornos wirken schon durch die schnelle Abwechslung an Darstellerinnen und Dargebotenem extrem auf das Dopamin-System mit langfristigen Wirkungen und Suchtpotential. Auch verliert der Paarsex im Vergleich an gefühlter Intensität - (bitte nicht verwechseln mit der Intimität, Nähe und Zuneigung füreinander. Und nun findet er das plötzlich wieder im Schlafzimmer Angebotene bzw. Geforderte nur noch so mittemäßig? Ich glaube, da gilt es etwas in gemeinsamen Gesprächen zu klären und du bist nicht in der Position Vorwürfe zu machen. Wenn ich schon in Deinem Antwortpost unten lese, dass er er nach dem Tod seiner Eltern angefangen habe ist klar woher der Wind weht - bloß keine Verantwortung übernehmen, lieber auf ihn einhacken und gern noch mit Scham und Vorwürfen.

Womöglich hilft professionelle Moderation beim Gespräch, wenn sie nicht sogar nötig ist. Kann gut sein, dass du es nicht leicht machst, sich zu öffnen. Phasenweise abweisend gefolgt von Forderungen dann Vorwürfe und Beschämungen (Stichwort "'immer' zwei Minuten schon fertig"). Ausgangspunkt muss sein, dass du ihn keine Vorwürfe machst, sondern uneingeschränkt die Verantwortung für Deinen Teil des Desasters übernimmst.


Das könnte Ziel von einem auf eine Aussprache mit zeitlichen Abstand folgenden Gespräch sein:
Er macht einen Porno- und Dopaminentzug unter strikter Einhaltung von nicht weniger als zwei/drei gemeinsam gestalteten ehelichen Sexdates pro Woche. Ihr schaut zusammen mal das Angebot eines "Spielzeugversands" an, bestellt euch doch so einen Adventskalender für neugierige Paare und öffnet wöchentlich ein, zwei Türchen. Oder ihr bestellt gleich, was einen von euch an Toys, Lektüre oder Filmen anspricht. Das Zwei-Minuten-Problem ist lösbar Pornoentzug und der Testosteron-Peak durch die Wiederaufnahme von Paarsex hilft vielleicht schon, daneben kann man Ausdauer auch trainieren oder er erlernt Orgasmus und Ejakulation zu trennen dann geht es ohne Unterbrechung oder mit kurzer Pause weiter. Alternativ macht ihr halt anders weiter. Für das alles gibt es Anleitungen im Netz für sehr befriedigende Alternativen wie Fingern, Cunnilingus und co. ebenso zur Ausdauer und Orgasmen ohne Ejakulation.)


In Kürze: Übernimm deine anteilige Verantwortung am Desaster ohne gleichzeitige Vorwürfe oder Forderungen. Sprecht miteinander. Das Umfeld hast du selbst geschaffen, in dem ausweichende Lügen als einzig sinnvolle Antwort verblieben sind - beschwer dich nun nicht. Dieses Umfeld musst du erst einmal grundlegend ändern. Ansonsten siehe was @glamcat zutreffendes geschrieben hat.


EDIT und PS: Ich finde gut, dass du an Eurem Liebesleben etwas ändern willst, die Initiative ergreifst und ich wünsche Euch beiden viel Erfolg dabei, dass ihr künftig die Zweisamkeit erleben könnt, die Euch gut tut.

Bearbeitet von X.Y.Z.
5

Es trifft mich sehr, der Vorwurf, ich würde keine Verantwortung übernehmen. Ihn in die Wüste schicken, mit Scham arbeiten usw.

Die 18 Monate, während der Krankheit seiner Eltern, waren für uns beide eine harte Belastung. Er hat von mir Unterstützung, aber auch Freiraum bekommen. Ich habe mich selbst zurückgenommen. Nicht immer gelang es mir, liebevoll und verständnisvoll zu sein, aber ich glaube, die Anforderung wäre übermenschlich. Kurz: ich habe gegeben, was ich konnte und war für ihn da. Das Jahr nach ihrem Tot war eine Findungsphase für ihn und ich habe ihm gesagt, wichtig ist, dass er sich Zeit für sich nimmt.

Ich bin alles andere als fordernd. Aber auch ich habe das Bedürfnis, begehrt zu werden. Mein Partner hat auch nicht immer Lust auf Sex und blockt. Was in Ordnung ist. In den sexlosen 15 Monaten habe ich eher nur Andeutungen gemacht, gefragt, ob wir irgendwann wieder... Die Antwort war immer, gerade nicht.

Ich kann und will so nicht leben. Ich bin immer für ein Gespräch offen und möchte neues ausprobieren. Ich brauche Offenheit und Ehrlichkeit. Vor allem brauche ich das Gefühl, er möchte an uns arbeiten, braucht aber gerade Ruhe. Mir zu sagen, er hat generell keine Lust, dabei zu lügen, über Monate hinweg, ist ein Vertrauensbruch. Für mich fühlt sich das an, als hätte er einfach keine Lust, sich mit mir oder mit uns auseinander zu setzen.

6

"Es trifft mich sehr, der Vorwurf, ich würde keine Verantwortung übernehmen"

ich bedaure sehr, dass es Dich verletzt hat. Das war gar nicht mein Ziel. Vielmehr hätte ich gehofft, dich damit zu einer Aufbruchstimmung zu motivieren, etwas an der Misere zu tun.

Es geht um Intimität und Vertrauen. Das ist auf der Strecke geblieben. Wann, warum und wie es sich auf Grund der von wem gesetzten Impulse so entwickelt hat, dass die eine oder andere Person Auszeiten braucht oder sich lieber mit Filmchen befasst, kann sollte am besten offen bleiben. Frage dich doch, ob es so viel zum Verständnis der Situation beiträgt, dass es sich wirklich lohnt, in der Vergangenheit zu wühlen oder ob diese Diskussion dann eher so liefe: "Du hast doch IMMER, .." - "... aber aber doch nur weil du ja NIE...". Zweiteres bringt nicht voran nur weiter in den Konflikt. Vertrackt das Ganze.


Bleibt die Frage, ob ihr beide wieder nach vorn kommen wollt und wie das geht. Blöd ist das dafür Ursachenforschung zum Teil halt dann doch eine Rolle spielt, die verletzt aber - dich offenbar genauso wie ihn. Nur als Hinweis: Die meisten Männer eher nicht gerade Stolz auf Pornokonsum auf dem Klo. Im Gegenteil das an sich ist eher ein Kratzer im Selbstwertgefühl und darauf dann angesprochen zu werden oder das als Vorwurf zu bekommen um so mehr. Zur Eigendynamik von Pornokonsum siehe oben und viele (zum Teil auch wissenschaftlich fundierte) Beiträge im Netz.

Also wie nach vorn weitergehen? Vielleicht gibt es Paar- oder Sexualtherapeuten, die zwei drei Sitzungen auch zeitnah mal als Videokonferenz im Netz anbieten, um für Euch die Gesprächsatmosphäre als Basis zu schaffen. Oder ihr versucht es ohne und seid euch einig, nur mit Blick nach vorn zu reden ohne "Ursachenforschung". Wenn ihr Euch einig seid, dass ihr Eure Intimität wiederbeleben wollt und das Vorwurfsfrei sowohl was die Vergangenheit angeht und ebenso vorwurfsfrei in Bezug auf alle geäußerten Fantasien, Wünsche, Ideen... (Heißt nicht, dass Fantasien auch ausgelebt werden sollten/müssen aber sie sollten geäußert werden dürfen).

Ein paar ins grobe gedachte Ideen habe ich ja oben mal skizziert. Einer von Euch sollte sich mit der Pornokonsum, Pornoentzug etc. befassen - eigentlich er aber Dir hilft der Wissenshintergrund auch. Das kann man ebenso wenig mal eben abstellen, wie man die Lust aufeinander mal mit einem Klick anstellen kann. Aber beides ist schaffbar. Ich wünsche Euch beiden viel Erfolg auf Eurem Weg!

4

Ob da noch mehr ist oder „nur“ die Pornos, kann ich natürlich nicht beurteilen.
Aber zunächst einmal finde ich es wirklich überhaupt nicht schlimm, wenn er sich Filmchen anschaut.
In Anbetracht der Tatsache, dass er das macht ANSTATT mit Dir die Situation zu besprechen und zu verändern, kann ich allerdings Deine Enttäuschung verstehen.
Ich kann mir aber auch vorstellen, dass er Schwierigkeiten oder Hemmungen hat, dieses Thema zu verbalisieren.

Ich würde Dir folgenden Rat geben: Wenn ihr beide es wollt, dann nutzt diese kleine Krise als Chance etwas zu verändern. Kommt wieder ins Gespräch und zeigt gegenseitiges Interesse an den Wünschen und Bedürfnissen des anderen. Vorwürfe gehören an dieser Stelle nicht mit in den gemeinsamen Austausch. Nur das was ihr wollt und wie ihr da gemeinsam hinkommen könnt…

Alles Gute 🍀

7

Grummel, hätte ich deinen Post vorher gelsen, hatte das viel Text gespart. Viel besser auf den Punkt.

Kriese als Chance nutzen.

8

Grummel, hätte ich deinen Post vorher gelsen, hatte das viel Text gespart. Viel besser auf den Punkt.

Kriese als Chance nutzen.

weitere Kommentare laden
12

Aktualisiert...

Wir haben uns ausgesprochen und eigentlich war ich zuversichtlich, dass wir es schaffen.

Gestern Abend kam ich von der Arbeit heim, war gestresst. Hatte noch 2-3 Stunden Arbeit vor mir und einiges für den Verein (ich bin die musikalische Leitung unserer Gruppe) zu erledigen. Dafür musste ich an den (gemeinsamen genutzten) PC. Mein Partner war sehr angespannt und hat erst aufgeatmet, als ich ausgemacht habe. Heute früh (bin gerade im Home Office) habe ich dann im Verlauf nachgeschaut und gesehen, dass er eine Restaurant-Suche am 4. Juli gestartet hat, 3 Tage, bevor er eine Woche krank geschrieben war. Dazu eine Suche nach seiner Ärztin. Also....mich hat er das letzte Mal zum Essen eingeladen, als wir uns kennengelernt haben. Das war 2018. Und das Restaurant hatte keine 4 Sterne. Mein Gefühl sagt mir, er ist schon aus unserer Beziehung raus und sobald er die geeignete Kandidatin gefunden hat, kann ich ausziehen.