Mein Mann ignoriert meine Depressionen

Hallo,

Nach dem Tod unseres Sohnes vor 1,5 Jahren (stille Geburt in der 24. Ssw) wurde bei mir eine Angststörung und Depressionen diagnostiziert. Ich bin seit ca. einem halben Jahr in Therapie, aber ich habe nicht das Gefühl, dass es gut läuft. Meine Therapeutin ist toll, aber die Sitzungen helfen nur bedingt. Ich habe oft Suizidgedanken, weil ich mich ständig überfordert fühle.

Nach der stillen Geburt habe ich versucht alles normal weiterlaufen zu lassen. Ich habe noch eine Tochter (6) und ihre Anwesenheit hilft mir sehr. Aber nach Arbeit, Kinderbetreuung und Haushalt fühle ich mich oft einfach nur noch fertig und alles wird "düster". In diesen dunklen Momenten muss ich oft an unseren Sohn denken und ich vermisse ihn unglaublich.
Gleichzeitig bekomme ich wahnsinnige Schuldgefühle, weil der Wunsch nach einem weiteren Kind noch so groß ist. Wie kann ich an eine neue Schwangerschaft auch nur denken, wenn ich depressiv und überfordert bin? Mal ganz abgesehen davon, dass ich weitere FG riskieren würde.

Meine Therapeutin ist der Meinung, ich solle erstmal auf der Arbeit kürzer treten, Stunden reduzieren usw. (ich arbeite Vollzeit) und zur Ruhe kommen. Aber jedesmal, wenn ich es bei meinem Mann zur Sprache bringe, wird er ungehalten, manchmal sogar wütend. Er macht sich Sorgen um meine Karriere. Ich soll ein Vorbild für unser Tochter sein, und das möchte ich ja auch. Aber ich kann ihr doch kein Vorbild sein, wenn es mir so schlecht geht...

Mein Mann erzählt mir oft, wie stolz er auf mich ist, dass ich alles so gut "meistere". Wenn ich ihm dann aber sage, dass ich wieder eine Panikattacke hatte und dass alles eben nicht so toll läuft, schweigt er. Er scheint regelrecht genervt davon, dass ich den Tod unseres Sohnes immer noch nicht verarbeitet habe. Er würde es, glaube ich, gern vergessen. Ich habe das Gefühl, dass er ignoriert, dass ich krank bin.

Ich weiß nicht wie ich damit umgehen soll... Ich möchte so gern die tolle Frau, die tolle Mutter etc. sein, aber es geht mir so schlecht. Meine Therapeutin sagt, ich muss lernen für mich selbst einzustehen. Aber das ist gar nicht so leicht. Ich scheitere wohl an meinen eigenen Ansprüchen...

Was würdet ihr tun? Sein Verständnis suchen oder einfach machen, was gut für mich wäre?

Lg, babamuffin

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"Ich soll ein Vorbild für unser Tochter sein"
Dann bist du ein tolles Vorbild für deine Tochter, das für sich einsteht und auf die eigene Gesundheit Acht gibt.
Es ist super wichtig, die eigene Kraft einzuschätzen und das eigene Pensum anzupassen.

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Zuerst einmal mein Beileid zu deinem Verlust und viel Kraft um deine Erkrankung zu meistern

Nicht schön, dass dein Mann deine Nöte nicht erkennt. Umso wichtiger ist, dass du trotzdem für dich einstehst
Du musst deinen Mann ja nicht fragen, wie viel du arbeiten sollst. Oder braucht ihr das Geld so dringend

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Jeder geht mit seiner Trauer anders um.
Der eine zieht es mehrere Jahre mit sich und der andere braucht dafür nur wenige Wochen/Monate. Das ist einfach so und das scheint bei dir und deinem Mann nicht anders zu sein. Vielleicht ist er auch einfach überfordert mit der Situation, besonders wenn es bei dir schon so schlimm ist und du Selbstmordgedanken hast. Das ist auch für so nahe Angehörige nicht einfach.

Wenn du das Gefühl hast, dass die Therapie dir nichts bringt, dann solltest du vielleicht den Therapeuten wechseln? Auch da hat jeder einen anderen Ansatz und vielleicht kann dir jemand anders besser helfen.

Ja, es ist furchtbar was euch passiert ist, aber Ihr/Du solltet erst einmal wieder richtig im Alltag ankommen bevor ein weiterer Kinderwunsch angegangen wird, denn du scheinst nicht stabil genug dafür zu sein.

Ich wünsche euch nur das Beste 🙂

Bearbeitet von Trauer.
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Also erst einmal tut es mir leid, dass du deinen Sohn so früh gehen lassen musstest. Sowas sollte keine Frau ertragen müssen.

Ich glaube auch, dass dein Mann versucht mit der Situation umzugehen. Ich glaube, dass es für euch beide nicht einfach ist.

Mich würde interessieren, ob nach der Geburt geschaut wurde, ob bei deinem Körper alles gut ist. Eine Depression muss nicht nur seelisch sein. Wie man so schön sagt ein gesunder Geist kann nur in einem gesunden Körper leben. Eine Schwangerschaft und dann der Verlust waren auch sehr anstrengend für den Körper. Also sowas wie Schilddrüse und Nährstoffe bitte mal überprüfen und nicht nur denken, dass du das psychisch das alles nicht schaffst. Du hast sehr viel geschafft.

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Mein Beileid! Ich fühle mit Dir!

Vielleicht würde es helfen, wenn dein Mann mitkommt zur Therapeutin und ihr einige Gespräche zusammen unter "Betreuung " durch deine Therapeutin habt. Das hilft vielleicht, dass er dich besser versteht und ihr könnt zusammen erarbeiten, wie er dich unterstützen kann.

Anstelle die Arbeitszeit zu reduzieren, würde ich mich erstmal krank schreiben lassen.

Du könntest auch schauen, ob es in der Nähe eine Gruppe für "trauernde/verwaiste Eltern " gibt. Manchmal hilft der Kontakt zu anderen, die ähnliches erlebt haben.

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Weder mein Mann noch ich arbeiten Vollzeit, sondern "nur" 0,8 (32 Stunden) bzw. 0,85 (34 Stunden). Karriere haben wir trotzdem gemacht.
Die Gesundheit sollte unbedingt Priorität haben. Weniger Arbeitsstunden bedeuten einfach weniger Stress. In deiner jetzigen Situation wäre das Gold wert!

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Manche wenden vor Überforderung das Prinzip an "worüber nicht geredet wird und was ich ignoriere, existiert nicht".
Ich glaube, er will eine starke Frau und was er nicht kapier ist, bevor ihr eure Krankheit nicht beide Seiten akzeptiert, kannst du nicht den Prozess des heilens antreten.

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Wäre es eine Option, dass dein Mann mit in die Therapie kommt, damit deine Therapeutin dir hilft, ihm klarzumachen, dass es nicht darum geht, dass du nicht willst, sondern dass du nicht kannst, weil du krank bist?
Im Zweifelsfall, würde ich machen, was für mich gut wäre.

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Stell dir mal vor, deine Tochter kommt als Erwachsene in deine Situation. Was würdest du ihr raten wollen?

Dass sie ihre Bedürfnisse ignoriert und weiter arbeitet? Oder, dass sie auf ihren Körper hört und sich die Zeit nimmt, die sie braucht?

Also - was für ein Vorbild möchtest du sein? Wenn das Vorbild ist, das Körpergefühl nicht ernst zu nehmen, dass psychische Krankheiten durch „ignorieren“ weg gehen - dann mach weiter wie bisher. Möchtest du als Vorbild vermitteln, wie wichtig es ist, auch die psychische Gesundheit ernst zu nehmen, dann tritt beruflich kürzer und wenn deine Priorität (zum Glück!) eh nicht auf Karriere liegt - vergiss sie! Hauptsache du kommst aus deinem Tief!

Dein Mann reagiert leider sehr, sehr blöd! Niemandem nützt deine Karriere was, wenn du dich umbringst! Ist es das, was er will?!

Bitte achte gut auf dich! Es ist ok, dass du noch trauerst, es ist ok, dass du den Verlust nicht ignorieren kannst. Es ist ok, dass du eine „Pause“ brauchst.

Es ist nicht ok, ständig über deine Grenzen zu gehen, alle Warnsignale zu ignorieren und sich „zusammen zu reißen“, damit es für deinen Mann/dein Umfeld bequemer ist!

Bitte, bitte achte gut auf dich!