Hallo ihr Lieben,
sorry, es wird lang. Wir haben zwei Kinder im Alter von 2 und 7 Jahren. Seit 2 jahren hat mein Mann einen neuen Job und ich weiß, dass dieser stressig sein kann.
Ich erkenne meinen Mann aber seit einiger Zeit nicht wieder. Früher hat er meine Arbeit geschätzt und mir einiges abgenommen, ging mit unserer Tochter zum Spielplatz, ließ mich ausschlafen am Wochenende und war mir wirklich eine Hilfe.
Jetzt ist es so, dass er nach der Arbeit nichts alleine mit den Kindern machen möchte und ich eigentlich seit zwei Jahren keinen Tag oder auch ein paar Stunden für mich alleine hatte. Er schafft es gerade einmal maximal 1 Stunde mit den Kindern rauszugehen bevor es ihm zu viel wird, aber das passiert auch höchstens nur einmal im Monat.
Zudem ist unser Sohn gerade inmitten der Autonomiephase und schreit sehr viel, unsere Große war lange alleine und kann sich an die geteilte Aufmerksamkeit noch immer nicht so recht gewöhnen, weshalb sie aus Eifersucht auch öfter unerträglich ist. Er hat dafür aber leider wenig Verständnis, weil er selbst fast schon, ich sag mal, militärisch erzogen wurde. Er erwartet sich, dass die Kinder sofort folgen und erachte das als mein Versagen, dass die Kinder schreien und nicht „brav“ sind, weil ich die meiste Zeit mit ihnen verbringe. Für ihn ist das Verhalten auch abnormal und wir kriegen uns in letzter Zeit immer häufiger deshalb in die Haare, weil ich das einfach nicht so auf mir sitzen lassen möchte. Er will es einfach nicht verstehen, dass nicht jedes Kind gleich ist und sobald er irgendwo draußen Kinder sieht die in diesem Moment gerade brav sind, sagt er jedes Mal wie schlimm unsere seinen, insbesondere unser 2-jähriger und wie brav diese anderen Kinder sind.
Gestern brachte es dann bei mir das Fass zum Überlaufen. Der ganze Tag war stressig, unser Kleiner hat viel geschrien und ich bat ihn abends mit ihnen eine Runde zu gehen, damit ich kurz verschnaufen kann. Er meinte dann was ich mir einbilde. Er arbeitet den ganzen Tag und will auch seine Ruhe haben, ich sei ja sowieso nur zu Hause und wenn er Heim kommt sind die Kinder immer laut und ich würde es nicht schaffen, dass die Kinder nicht so herumschreien. Deshalb will er auch nichts mit ihnen machen.
Es endete in einem Riesenstreit und schlussendlich habe ich ihm auch gesagt, dass es besser wäre mich von ihm zu trennen als überhaupt keine Hilfe zu bekommen. Ich habe tatsächlich niemanden der mir helfen könnte außer ihn. Früher hat er zumindest im Haushalt geholfen, mittlerweile räumt er maximal einmal in zwei Wochen den Geschirrspüler aus. Sobald ich etwas sage, entsteht jedes Mal ein Streit und mittlerweile bin ich manchmal froh, wenn er nicht da ist. Er bringt jedes Mal eine negative Energie mit, weil er das von einem Tag in den anderen mitschleppt.
Ich weiß nicht was ich machen kann, um ihm ohne Riesenstreit klar zu machen, dass es auch seine Kinder sind und er auch mitzuhelfen hat….
Danke an die die bisher gelesen haben❤️
Alles lastet auf mir
Ich würde ihm sagen welche Veränderung mir an ihm aufgefallen ist. Er war ja nicht immer so.
Er darf ruhig wissen, dass du deinen früheren Mann vermisst.
Das sage ich ihm ja, aber er entgegnet da immer ich hätte mich auch verändert. Ich glaube er hat es sich mit 2 Kindern nicht so kompliziert vorgestellt und kommt jetzt damit nicht klar. Gerade unser Sohn war als Baby super ruhig und er war ganz begeistert. Unsere Große hat die ersten 8 Monate nur geweint.
Jetzt ist er aber 2 Jahre alt und will absolut alles durchsetzen und die Grenzen die man ihm setzt, enden in lautem Gebrüll, um sich schlagen etc. bis er sie für den Moment „akzeptiert“ und die nächste austestet.
Er will, dass unser Sohn nicht so viel weint und sagt ihm immer wieder „du darfst nicht weinen“.
Er ist nicht nur Vater sondern auch Mitbewohner. Er muss in beiden Rollen auch seine Aufgaben erfüllen. Würde er alleine wohnen, macht sich die Wäsche und das Essen nicht von alleine und wenn ihr 50:50 die Kinder bei Trennung aufteilt, muss/darf er ebenfalls Tage und Wochen mit ihnen verbringen. Ist ihm das bewusst? Stelle mit ihm eine Liste auf, was seine Aufgaben ab jetzt wieder sind und dass du 1 Nachmittag/Abend mindestens in der Woche für dich hast. Stimmt er dem nicht zu, würde ich mich tatsächlich trennen. Er benimmt sich ja wie der letzte Pascha und lässt sich von vorne bis hinten bedienen. Von den Kindern will er auch nichts mehr wissen. Sehr traurig. Und so einen Menschen kann man ja auch nicht mehr lieben.
Und du solltest versuchen, Kontakte zu knüpfen, Freundschaften wieder aufleben lassen und deinen Hobbies nachgehen. Ihr sitzt ja nur aufeinander. Jeder braucht auch ein Leben neben der Familie.
Hallo Chubi,
Dein Mann mag sich selbst wahrscheinlich grade nicht. Vielleicht ist ihm das noch nichtmal bewusst.
Ich kenne beide Seiten: wir hatten als die Kids klein waren eine Phase, in der es meinem Mann ähnlich ging wie Dir. Das fand ich auch echt uncool. Immer waren wir schuld bzw ich an allem...
ABER: als die Kids größer waren und ich mehr im Job eingespannt war gings mir auch mal so, dass mir schnell mal die Geduld ausging. Ich hab gemerkt, dass mich das Toben und Geschrei der Kinder auch mehr stresst als früher. Und mein Mann auch Mein Vorteil war aber, dass ich wusste, ich bin genervt vom Job und ich wusste, dass nicht die Kinder sich verändert haben sondern ich. Daher hab ich oft zu ihnen gesagt dass ich mal kurz raus muss bevor ich explodiere. Oder ich habe schneller geschimpft als sonst und hab ihnen erklärt, dass ich grade nicht so arg viel Geduld habe. Das hat geholfen - beiden Seiten (also Kinder und mir)
So jetzt was machst Du draus:
Wenn Du (wie ich rauslese) nicht arbeitest, bist Du für zuhause und Kids und er alleine für das Familieneinkommen aktuell zuständig? Stimmt das? Er wird unzufrieden im Job sein und sich Druck machen, dass er alles aushalten muss, weil er die Familie versorgt. Wahrscheinlich ist er ausgelaugt.
JA: Du brauchst auch Auszeiten, klar. Aber Du wirst schätzungsweise eher nochmal eine Auszeit nehmen können tagsüber als er. Geht das kleine Kind in die Kita? Die große ja sicher oder schon in die Schule.
Wenn Du jetzt mit ihm noch streitest wer mehr beschäftigt und mehr gestresst ist, geht er ja noch mehr in Gegenposition. Bzw das macht Ihr wahrscheinlich schon so.
Wie wäre es, wenn Du Dich mit ihm mal hinsetzt und fragst, was er braucht um vom Job runterzukommen? Sag ihm, dass Du siehst wie sehr er gestresst heimkommt und wie schnell er auf 180 ist.
Vielleicht muss er mal ein ganzes WE raus? Allein dass Du das nachfragst und anbietest zeigt ihm, Du verstehst ihn und er darf auch mal ne Auszeit haben.
Und JAAAA: er hat mitzuhelfen. Wenn er aber grade eh schon am Rad dreht, ist das evtl zu viel wenn Du es so massiv einforderst. Das machst Du ja grade und es klappt nicht. Also Strategie ändern, erstmal zeigen: Hab gesehen Dir gehts nicht gut, ich bin bereit, Dich zu unterstützen, Dir ne Auszeit zu geben damit Du auch Kraft tanken kannst.
Das könnte hoffentlich Entspannung bringen.
Dann organisiert Euch bitte dauerhaft Hilfe wenn Du auch überfordert bist. Haushaltshilfe? Kinderbetreuung? Wie steht es damit? Habt Ihr da jemand? Wenn nicht: wäre eine Haushaltshilfe finanziell drin?
Und die Aufgaben im Alltag teilt ihr fair nach verfügbarer Zeit ein. Wie fair bei Euch aussieht müsst ihr aushandeln.
Das wären so meine ersten Ideen.
Und die nächste wäre: Du hast ihm eine Trennungsandrohung an den Kopf geworfen: das ist ein absolutes No-Go wenn Du es nur als Argument verwendest. Damit torpedierst Du die Beziehung und entziehst ihr das Fundament. Das darf man nicht einfach so raushauen - es sei denn Du meinst es wirklich ernst. Wenn ich aber lese "ich habe nur ihn" musst Du Dich schon fragen: Was machst Du wenn er sagt: Gut, dann geh? Wie abhängig bist Du? Wie kommst Du über die Runden ohne ihn? Bist Du auf lange Sicht abgesichert mit Job?
...und als letzter Gedanke: was machst Du, wenn Dein Mann sich nicht mehr ändert und so bleibt? Wer abhängig ist bleibt meist unglücklich in der Beziehung und scheut wahrscheinlich noch aus finanziellen Gründen den Weg da raus.
Die Reihenfolge für mich wäre aber immer noch ans Gute glauben:
Als Team schauen wie er aus seinem Loch rauskommt. Und auf lange Sicht würde ich dennoch zusehen, dass ich selbständig sein kann und nicht abhängig bin. Letzteres ist aber nur meine persönliche Meinung.
LG shealove
Liebe shealove,
danke für deine ausführliche Antwort.
Er ist nicht komplett alleine für das Einkommen zuständig. 60% er 40% bringe ich aus nebenbei selbstständiger Arbeit ein. Diese erledige ich abends wenn die Kinder und oft auch er schon schlafen.
Er arbeitet seit 2 Jahren. Dazwischen war er in Ausbildung und ich habe Vollzeit gearbeitet bis unser Sohn kam, damit er die Ausbildung machen kann. Selbst da blieb der Großteil an Haushaltsarbeit und Beschäftigung unserer Tochter an mir hängen, weil er oft lernte.
Der Kleine kommt erst mit Oktober in die Kita und ich habe wirklich kaum eine Auszeit. Wenn meine Große von der Schule kommt, schläft der Kleine. Dann muss ich bei Hausaufgaben helfen etc. Mein Mann arbeitet ist um 16 Uhr zu Hause, freitags um 14h. Ich habe ihn seeeeehr oft angeboten, dass er sich eine Auszeit nimmt, wie du sagtest ein WE alleine weg oder ins Fitnesscenter geht. Er hat oft erwähnt wie gerne er das machen möchte, aber er tut es nicht. Er hätte meine volle Unterstützung, wenn das für ihn ein Ausgleich wäre und es bei uns dadurch harmonischer wird. Abends will er nicht einmal eine Runde alleine spazieren gehen. Ich kann ihm dabei nicht helfen, wenn er selbst nicht möchte.
Eine Haushaltshilfe wäre drin, aber er möchte nicht, dass fremde Menschen in unserem Haus herumschnüffeln. Wenn der Kleine im Oktober in die Kita geht, gehe ich auch wieder halbtags arbeiten. Wie wir uns dann organisieren, müssen wir dann sehen.
Die Trennungsdrohung kam einfach, weil wir gefühlt nur noch streiten und ich auch ehrlich gesagt nicht weiß wie es unter diesen Umständen weitergehen soll. Außerdem ist eher er derjenige von dem diese Drohung sehr oft kam.
Vorhin kam er nach Hause, hat gegessen und während ich weggeräumt und uns einen Kaffee gemacht habe, ist er eingeschlafen. Ich wollte ihn nicht wecken damit er sich etwas ausruht und anschließend warf er mir an den Kopf warum ich ihn nicht geweckt habe zum Kaffee trinken. Jetzt sei er kalt. Ich sagte ich mach ihm einen neuen und das passte ihm auch nicht. Jetzt ist er raus. Also keine Ahnung wie man es ihm recht machen soll…
Finanziell würde es, wenn ich arbeiten gehe, klappen. Ich würde dann auch näher zu meinen Eltern ziehen und hätte da auch mehr Unterstützung. Sie wohnen zwar 70km entfernt, aber das ist auch ein häufiger Streitpunkt. Er und mein Vater sind sich nicht besonders sympathisch und er will nicht, dass meine Mutter oder er auf unsere Kinder aufpassen. Seine Eltern wohnen nur 2km weg, aber haben kein Interesse daran zu helfen.
Wir sind 18 Jahre ein Paar, 10 davon verheiratet und natürlich ändert man sich durch diverse Lebensumstände, aber nie hätte ich gedacht, dass er sich so sehr in diese Richtung verändern wird.
LG
Chubi
Für mich klingt es so als würde er sich aus der Beziehung verabschieden und darauf warten, dass du die Trennung aussprichst, damit er nicht als der "Böse" da steht.
Ihr seid schon recht lange ein Paar und manchmal frisst der Alltag die Liebe auf.
Ich würde versuchen eine Paartherapie zu machen und zu schauen, ob noch was zu retten ist oder nicht.
Und was das Helfen angeht, er soll nicht helfen, sondern seinen Anteil am Haushalt und der Kinderbetreuung übernehmen.
Und das vor allem, wenn er keine Haushaltshilfe im Haus haben möchte.
Alles Gute
Geht der Kleine noch nicht in die Kita? Gehst du arbeiten?
Der Kleine kann erst im Oktober in die Kita und da gehe ich auch wieder halbtags arbeiten. Momentan arbeite ich von zu Hause aus auf selbstständiger Basis.