Angst betrogen zu werden

Hallo ihr lieben

Ich weiß grad irgendwie nicht wohin mit meinen Gedanken und hoffe hier einfach etwas beruhigt zu werden…

Ich bin mit meinem Mann seit fast 3 Jahren verheiratet. Wir haben zwei gemeinsame Kinder, 2 Jahre und ein Neugeborenes.

Mein Mann hatte schon immer ein Problem mit Alkohol und nun war es leider doch so schlimm, dass er freiwillig in eine Klinik gegangen ist.
Ich habe ihn gestern dort hin gefahren.

Tja, ich denke die Hormone spielen bei mir da ganz ordentlich mit, aber es lässt mich einfach nicht los.
Diese verdammte Angst, er könne da seine „seelenverwandte“ finden…
Dieses gemeinsame Problem und das gegenseitige Verständnis bezüglich der Sucht und so…

Ich sollte vielleicht noch anmerken, dass ich vor ihm leider an einen notorischen Fremdgänger geraten bin.
Ich merke gerade, dass das wohl doch noch tiefer sitzt als ich mir eingestehen wollte.

Natürlich ist mein Mann nicht wie mein Ex.
Ich habe ihn als absolut treue und liebevolle Seele kennen gelernt und bis gestern hätte ich auch meine Hand dafür ins Feuer gelegt, dass er mich niemals betrügen würde.

Ach alles blöd!
Ich möchte diese Gedanken nicht haben und eigentlich niemals so über ihn denken wollen, dass er dort irgendwas mit einer anderen Frau macht.

Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht was ich mir von diesem Post erwarte…

Vielleicht mag ja doch jemand darauf antworten und kann mir sagen, dass es normal ist so Gedanken zu haben.
Vielleicht hat jemand ja auch sowas mit seinem Partner durch und hoffentlich ist alles gut ausgegangen?!

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Hallo SoAngst,

du schilderst sehr schön deine irrationale Eifersucht, die sich auf die Vorstellung gründet, dein Mann könne während seines Entzugs oder in der Zeit danach in Selbsthilfegruppen eine "Seelenverwandte" kennenlernen und dir untreu werden.
Nein, deine Gedanken halte ich keineswegs für normal, ich halte sie für ein Zeichen der Traumatisierung durch deinen untreuen Ex und wohl auch für eine Manifestation deiner Co-Abhängigkeit von einem Alkoholiker. Denn die Sucht betrifft immer die ganze Familie: Die ganze Familie ist krank, nicht nur der Süchtige. Diese Erkenntnis ist der erste Schritt hin in Richtung einer Lösung bzw. zum damit-leben-lernen.

Liebesbeziehungen unter trockenen Alkoholikern werden bei den AA leicht ironisch als 13. Schritt bezeichnet (das AA Programm hat 12 Schritte). Sie entstehen meist dann, wenn Alkoholiker wegen ihrer Sucht bereits den Partner verloren haben, was recht häufig der Fall ist.
Außerdem kann eine Trockenheit beim Alkoholiker zur Erkenntnis führen, dass die bisherige Partnerschaft mit völlig untragbaren Zuständen verbunden war. Es kommt dann zu einer Trennung und ggf. zu einer neuen Verbindung nicht selten auch in der AA-Gemeinschaft.
Das scheint ja bei euch nicht der Fall zu sein, da du kein großes Zerwürfnis schilderst.
Ich bitte dich, dir daher keine Sorgen zu machen. Richte eher den Blick auf dich selbst und arbeite an deinen krankhaften Eifersuchtsgedanken.

Was aber viel viel wichtiger ist:
Der Entzug ist bei deinem Mann nur der erste, unbedeutendste Schritt. Den Entzug in einer Klinik schafft jeder.
Den Rückfall nach dem Entzug schafft leider auch fast jeder.

Mach dir und deinem Mann klar, dass der Entzug nur die Eintrittskarte in eine lebenslange Beschäftigung mit seiner Sucht ist. Wenn er nicht für den Rest seines Lebens sich mit seiner Suchpersönlichkeit auseinandersetzt, ist ein Rückfall vorgezeichnet.

Was kann er tun?

Erstens halte ich die Option einer ambulanten Psychotherapie für gut. Die mittelfristigen Erfolgsraten der Psychotherapie sind nicht schlecht.

Zweitens sollte er unbedingt regelmäßig in eine Selbsthilfegruppe gehen, z.B. AA, Kreuzbund, Blaues Kreuz, Freundeskreis, freie Gruppen.

Bei AA gibt es neben den örtlichen Gruppen mittlerweile hunderte von Online-Meetings meist per Zoom. Die Links findet ihr über die Meetingsuche der Homepage der AA.
Für dich wäre eine Teilnahme an den Angehörigenmeetings von Al-Anon sinnvoll. Auch bei Al-Anon gibt es online Zoom-Meetings. Nähere Informationen kann ich dir bei Bedarf gerne geben.
Ich selbst besuche sowohl face-to-face Meetings als auch Zoommeetings der AA.

Denk aber stets an das Wichtigste bei deinem Mann:
Trocken werden ist leicht, der Rückfall noch leichter. Nüchtern bleiben ist eine Lebensaufgabe, die dein Mann wahrscheinlich nicht alleine schaffen wird.

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Ich denke er bekommt in der Klinik schon die richtigen Optionen aufgelistet, die er danach in Anspruch nehmen sollte.
Das ist auch hier dann Vorraussetzung, dies zu machen um seine Familie zu behalten.

Das war allerdings nicht meine Problematik in diesem Thread.
Trotzdem danke.


Krankhafte Eifersucht zu lesen ist aber schon hart.
Weil ich habe ihm bisher immer Vertraut was das Thema betrifft. Wirklich! Ich hatte keine Möglichkeit eifersüchtig zu sein, da ich weiß er ist ein treuer Mensch.

Vielleicht habe ich auch einfach so Angst, weil ich im Bekanntenkreis von 3en weiß, wie schnell so was passieren kann in einer Klinik.
Bei einer Person blieb es bei dem Seitensprung in der Klinik (beide verheiratet)
Bei der anderen Person lief es danach noch paar Wochen
Und bei der 3. Person war es etwas „echtes“. Die sind nun schon seit Jahren zusammen…

Dieses Wissen macht mir einfach nur schreckliche Angst.
Kann man das echt nicht verstehen?

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Also meine mama war jetzt gerade 5 wochen auf Psychosomatischer Reha und hat insgeheim gehofft jemanden kennenzulernen... Aber satz mit X, das war wohl nix... Im Gegenteil. Sie ist jetzt froh wieder nach Hause zu kommen. Also muss jetzt nicht sein dass genau in der Klinik zu diesem Zeitpunkt seine Seelenverwandte rumspaziert.
Aber ehrlich gesagt finde ich es etwas befremdlich was du schreibst. Du hast ein 2 jähriges und ein Neugeborenes. (hatte ich auch vor 10 Monaten, von daher weiß ich wovon du sprichst). Dein Mann ist nasser Alkoholiker und in einer Klinik, kann dich somit nicht unterstützen. Und deine einzige (größte) Sorge ist dass er jemand kennenlernen könnte?! Vielleicht lohnt es sich doch bei dir mal genauer hinzuschauen was da ist.

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Ich kann dir zwar nicht mit Erfahrung diesbezüglich dienen, wohl aber vielleicht etwas Mut zusprechen.
Mein Mann war lange vor meiner Zeit, stationär in der Psychosomatik.
Den Patienten wurde dort regelmäßig nahe gelegt, weder enge Freundschaften und schon gar keine Liebeleien untereinander zu beginnen.

Das gilt aus zwei einfachen Gründen:
1. Die Patienten sind in diesen Einrichtungen um zu genesen. Dazu ist es notwendig, sich nahezu ausschließlich auf sich selbst zu konzentrieren und alle verfügbaren Energiereserven in die Therapie zu stecken.
2. Hat ein Mensch ein Sucht- und/oder psychische Erkrankung, sollte der Partner in diesem Fall dringend stabil sein.
Die Gefahr sich gegenseitig runter zu ziehen ist ansonsten extrem hoch

Ob das nun in jeder Einrichtung so kommuniziert wird, kann ich dir natürlich nicht sagen.
Aber gute Therapeuten haben schon ein Augenmerk auf die Patienten und deren Hauptaugenmerk.

Bin selber eher von der Fraktion "Eifersucht" und kann dein übles Kopfkino daher gut nachvollziehen.
Ich hoffe du kannst trotz deiner schlechten Erfahrungen in der Vergangenheit deinem Partner vertrauen.
Versuch es, versuch dich abzulenken und versuche eine gewisse "LMAA"-Einstellung bezüglich solcher Gedanken und Was-wäre-wenn-Szenarien zu entwickeln.

Denn WENN dich dein Partner betrügen oder austauschen möchte, benötigt es dazu keinen Therapieplatz.
Und WENN doch, ist er es ohnehin nicht wert.

Das hilft mir in solchen Situationen immer recht gut.

Und jetzt zieh dich warm an vor den bösartigen Kommentaren welche kommen werden, wie du nur so doof sein konntest um zwei Kinder mit einem Alkoholiker zu zeugen 😉

Wünsche euch, dass dein Mann dem Entzug standhält und ihr danach in eine glückliche und solide Beziehung übergehen könnt - alles gute!

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Danke für deine Antwort.

Ja ich hoffe wirklich sehr, meine Sorgen sind unbegründet und es liegt einfach nur an den Hormonen, meiner Vergangenheit und daran, dass ich jetzt plötzlich ganz alleine bin…

Wir redeten bisher jeden Tag, er ruft mich auch von der Arbeit immer an. Und jetzt nix mehr…
Das feuert das Kopfkino natürlich richtig an…

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Bearbeitet von SoAngst
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Du hast zwei kleine Kinder daheim und bringst grad deinen Mann zum Entzug und deine Sorge ist ernsthaft er könnte Fremdgehen? Das ist das was dich beschäftigt?

Ich finde das extrem irrational. An deiner Stelle würde ich mir ganz andere Sorgen machen.

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Und welche?

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Dass er von der Sucht nicht loskommt?
Euch mit in den Abgrund reisst?
Schulden macht?
Gewalttätig wird?
...

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Diese Gedanken der Eifersucht in der Form finde ich nicht normal in dem Sinne, dass ich es nicht so kenne, jedoch habe ich auch keine schlimme Beziehung mit einem Fremdgänger hinter mir.

Dein Mann hat dir nie einen Grund gegeben zu gleichen, dass er nicht treu ist, daran würde ich an deiner Stelle halten. Wenn eure Beziehung stabil ist, würde ich an nicht da dran denken, dass er sich sofort in eine andere verliebt. Immerhin habt ihr auch eine Basis und eine Familie.

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Ja das stimmt.
Eigentlich sind die Gedanken auch völliger Quatsch.
Unsere Beziehung ist eigentlich absolut harmonisch und stabil.

Wie gesagt, bevor er in die Klinik gegangen ist, hatte ich zwecks treue ABSOLUTES Vertrauen.

Es sind bestimmt einfach nur die Hormone, die mich im Kopf kirre machen…

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Angst, den Knüller und seelenverwandten zu treffen: das kann jedem passieren. Auch DIR!