Hallo,
der Name des Themas sagt eigentlich alles: was sind eure Meinungen zum Thema Bindungsangst?
Gibt es sie wirklich? Oder ist sie nur eine neuzeitliche These mancher Psychologen und Coaches, um mit Theorien rund um sie weitere Therapien und Konzepte aufzufahren?
Gibt es das traumatisierte, innere Kind wirklich, was sich tief im Inneren nach stabiler Liebe und Zuwendung sehnt? Und sich im heutigen Erwachsenen-Ich jedoch mit aller Kraft dagegen wehrt und die volle Palette an Abwehrmechanismen aus dem Ärmel zieht, um Menschen auf Distanz zu halten?
Oder ist Bindungsangst lediglich eine neue Umschreibung für Desinteresse?
Bin sehe gespannt wie ihr das seht.
Bindungsangst - psychisches Trauma der Vergangenheit oder neuzeitlicher Bulls***?
Ich denke, es gibt sie auf jeden Fall, aber sie ist wie viele andere Dinge eine Modediagnose geworden.
Ich glaube beides trifft zu.
Klar gibt es Menschen die aufgrund einer Bindungsangst/Traumata/verletztem Inneren Kind Probleme mit Beziehungen haben.
Und dann gibt es genauso die Menschen die es als Ausrede benutzen, weil sie einfach keinen Bock haben sich anzupassen/Kompromisse zu machen/zu ich bezogen sind.
Die einen Leiden darunter, die anderen fühlen sich dadurch besser.
Ich denke, echte Bindungsangst ist selten. Bei den meisten Menschen, denen man Bindungsangst unterstellt, sind einfach nur nicht genügend Gefühle vorhanden, um eine echte Bindung einzugehen. Bei dem richtigen Partner ist die Bindungsangst dann oft "weg".
Für mich war die Frage nie so relevant, da in beiden Fällen, die Person nicht für eine Beziehung mit mir offen wäre.
Grundsätzlich glaube ich schon, dass es die Bindungsangst gibt. Zum Beispiel traumatische Trennung der Eltern, die dazu führen können, dass der Glaube an Beziehung verloren geht.
So was gibt es auch in abgeschwächte Form bei Menschen, die in eine Beziehung leben, aber selbst sich eigentlich nie ganz auf die Beziehung einlassen, aus Angst verletzt zu werden.
Hast du noch nie Bekanntschaft mit inneren Anteilen von dir gemacht? Also ich würde meinen, dass jeder einigermaßen reflektierte Mensch weiß, dass in uns einiges los ist was aus der Kindheit kommt....Ängste, Sorgen, Wünsche, Glaubenssätze und mehr. Dass da bei dem ein oder der anderen eine Angst bezogen auf Bindung dabei sein könnte ist ja dann nciht weit hergeholt.
ich glaube, dass es sehr viele Bindungsängstliche Leute gibt (wobei es ultra unterschiedlich ist, wie starkt das ist, wie es sich zeigt usw. ). Es gibt einfach sehr viele Menschen, die aus Familien mit multiplen Belastungsfakoren, finanziellen Problemen, FAmliienstreitigkeiten, psychischen oder physischen Erkrankungen, Trennungen oder mehr kommen....da kann es schnell passieren, dass man auf sein Kind nicht immer so zuverlässlig und stabil eingehen kann, wie es das bräuchte um sich sicher und verstanden zu fühlen.
Eine echte Bindungsangst ist ne andere Hausnummer als die lapidare Entschuldigung damit, um sich in einer Beziehung nicht festlegen zu müssen.
Genausowenig wie Rüpeltum ein ADHS Symptom darstellt oder Egoismus immer auch Narzissmus bedeutet.
Also ja, die Bindungsangst existiert, aber sicher nicht so oft wie durch "Selbstdiagnose" behauptet wird.
Ich habe als Kind und Jugendliche sexuellen Missbrauch erfahren. Und viele Jahre lief ich sozusagen durch das Leben mit dem tiefen Wunsch jemanden in meinem Leben zu haben und lieben zu können und dies auch im Gegenzug zu bekommen. Tatsächlich tat ich so ziemlich alles, damit das nicht funktioniert
Das brauchte bei mir einiges an Therapie. Und damals wurde.mir auch gesagt, dass ich im Vergleich zu anderen noch nicht mal sonderlich destruktiv agiere. Aber es war genug, um nicht zum Ziel zu kommen.
Ich hatte aber letztendlich wahnsinnig Angst wieder verletzt zu werden..ich wusste ja noch nicht mal wie ich mit den bereits vorhandenen Verletzungen umgehen sollte, war damit völlig überfordert, konnte mir auch nicht vorstellen, dass mich überhaupt jemand so lieben könnte wie ich bin und mit dem Paket, dass da eben mitkommt. Ich würde für mich da aber nicht das Wort Bindungsangst verbinden.
Nun klingt es dezent kitschig. Ich bin seit über 20 Jahren in einer Beziehung. Der Weg war für uns beide da sicherlich nicht einfach. Ich hab oft mit mir gekämpft, parallel Therapie gemacht und ich glaube, für mich war einfach essentiell einen Partner zu haben, der ganz klar ist und seinen Standpunkt klar macht. Das gab mir einfach viel Orientierung, die mir dann die Sicherheit gab für mich herauszufinden, was ich eigentlich möchte und dann haben wir für uns einen Weg gefunden, der für uns beide ok war. Mein Partner hat mich da immer ermutigt, meinen Standpunkt zu suchen und zu finden, egal wie sehr der von seinem entfernt war. Er war einfach sicher, dass wir damit dann schon umgehen können. Und das hat mir mit der Zeit wahnsinnig Sicherheit gegeben.