Hallo ihr Lieben,
Ich muss mir ein wenig den Frust von der Seele schreiben. Ich bin seit 3 Jahren mit meinem Mann zusammen, wir sind frisch verheiratet. Ich habe einen Sohn (4) mit in die Beziehung gebracht und gemeinsam haben wir noch einen Sohn bekommen, der jetzt ein Jahr alt ist. Mein Mann befindet sich aktuell in der Vorbereitung für das Steuerberaterexamen. Das bedeutet, täglich 9h-10h lernen, Juli-Oktober. Keine Wochenenden, keine Ausnahmen. Er hat bereits letztes Jahr an der Prüfung teilgenommen, ist allerdings gescheitert. Es war eigentlich abgemacht, dass er das Examen in diesem Fall nicht nochmal wiederholt. Als das Ergebnis kam, war ihm aber doch schnell klar, dass er es nochmal versuchen wird. Mir war wirklich mulmig zu mute. Das letzte Jahr mit beiden Kindern alleine war wirklich eine große Herausforderung, und für seinen Traum war ich bereit, diese Zeit komplett für ihn da zu sein, und ihm den Rücken freizuhalten. Dieses Jahr wäre eigentlich ich an der Reihe gewesen. Nun musste ich meine Bachelorarbeit doch nachts schreiben, und mich morgens direkt um die Kinder kümmern. Ich liebe meine Kinder, und genieße die gemeinsame Zeit. Aber der Stress und die mentale Verantwortung immer funktionieren zu müssen, macht mich langsam kaputt. Ich finde es einfach unfair, mich seit zwei Jahren zurückzustellen, in jeglicher Hinsicht. Ich bin so weit, dass ich fast applaudiere, wenn ich mal abends ein Bad in Ruhe nehmen „darf“. Dabei finde ich das heutzutage doch selbstverständlich. Außerdem kostet das Examen jedes Mal ca. 10.000€, und somit ist der Urlaub natürlich ebenfalls gestrichen. Dieses Gefühl treibt mich in den Wahnsinn, die Umstände lassen mich meinen Mann so unattraktiv auf mich wirken, dass ich ihm einfach aus dem Weg gehen will. Wenn ich anspreche, wie ich fühle, kommt immer nur, dass er mich ja auch immer unterstützt. Ok, ja finanziell ist es natürlich von Vorteil, den Titel zu haben. Mir ist es aber Wurst egal, ob wir X oder Y verdienen, wenn daran die Familie kaputt geht. Ich starte jetzt in meinen Beruf, und muss die erste Woche mit beiden Kindern überbrücken, da Ferien sind und ich keine Alternative habe. Was würdet ihr machen? Ich gehe echt bald auf dem Zahnfleisch..
Mein Mann geht nur seinen Träumen nach
Liebe TE,
hat dein Mann eine abgeschlossene Ausbildung bzw. Studium? Ist der Steuerberaterexamen jetzt noch ein zusätzlicher Studienabschluss? Wie weit bist du jetzt mit deiner Bachelorarbeit? Das sind jetzt für mich mal Fragen, um ein genaueres Bild von euch zu bekommen.
Hast du mit deinem Mann darüber geredet? Normalerweise würde ich sehr vorsichtig sagen, jeder macht sein Studium zu Ende
Ich kann dich aber auch verstehen, es kostet alles viel Geld. Ich drücke die Daumen, dass er sein Steuerberater-Examen schafft und wünsche euch alles Gute.
LG Hinzwife
Hey Hinzwife,
Ja mein Mann hat seinen Master gemacht, das Examen wäre on Top. Mein Studium ist inzwischen auch abgeschlossen und ich fang jetzt ebenfalls an zu arbeiten. Ich versuche irgendwie einen neutralen Blick auf alles zu bekommen, deshalb frage ich hier mal nach 🙈
Auch wenns Momentan anstrengend ist, gibt Deinem Mann die Chance auf den Abschluss!!
Der ist doch für Euch beide eine gute Investition in die Zukunft.
2 kleine Kinder sind so oder so anstrengend. Noch ein Paar Monate Zähne zusammen beißen und gut. Ich finde du jammerst etwas auf hohem Niveau. Ihr seid in der Aufbauphase und diese ist nunmal sehr anstrengend.
Mt etwas Altersabstand wirst Du erkennen das es einfach notwendig ist sich weiter zu entwickeln - für den hoffentlich gemeinsamen Geldbeutel. Er macht ja auch für Dich Abstriche in Richtung Patchwork. In einer Ehe sollte jeder auf den andern zugehen finde ich, man sollte sich entwickeln können.
Wir haben einige Personen im Bekanntenkreis, die den Examen geschrieben haben - bestanden oder auch nicht bestanden. Darunter auch eine sehr gute Freundin von mir, die beim ersten Mal durchgefallen hast.
Die Durchfallquote ist hoch mit 50% und gerade wenn jemand ganz knapp dran war, wäre es bitter direkt aufzuhören, weil man in der Vorbereitung zum ersten Examen bereits soviel gelernt und geopfert hat.
Die Freundin ist beim zweiten Mal durchgekommen und hat mittlerweile eine eigene Kanzlei.
Ich verstehe, dass es sich unfair anfühlt, aber er ist beim ersten Mal nicht absichtlich durchgefallen. Er braucht die gesamte Konzentration nun auf das Examen.
Wenn ich mich nicht täusche, sind die Examen im Oktober. Ich würde sagen, du beißt dich mit ihm durch und schaust, ob du anderweitig irgendwo Unterstützung mit den Kindern bekommst.
Es geht am Ende nicht nur ums Geld sondern auch viele Freiheiten, die mit dem Examen kommen. Er kann freiberuflich arbeiten, viel Homeoffice, hat beruflich viel mehr Möglichkeiten, dazu zahlt er in den Versorgungswerk ein, was wiederum euch als Familie finanzielle Sicherheiten gibt.
Es sind noch 2 Monate. Licht ist am Ende des Tunnels.
Könnte er das Examen denn etwas hinausschieben oder gibt es da eine fixe Frist?
Also wäre es möglich, dass er das Examen einfach ein halbes Jahr später macht? Dass du durch die Probezeit durch bist und er dich so lange verstärkt unterstützt? Sodass du ihn dann - 6 Monate verschoben - wieder mit voller Kraft unterstützt, weil bei dir dann alles "in trockenen Tüchern" ist?
Falls das nicht geht, solltet ihr miteinander reden. Dass er das Examen nochmals wiederholt, macht durchaus Sinn. Denn es klingt schon so, als würde er wirklich fleißig lernen und nicht nur prokrastinieren. Da heißt es "Augen zu und durch", denn sonst würde das nicht gemachte Examen immer zwischen euch stehen. Also einerseits würdet ihr euch auf Dauer ärgern, das Geld nicht zu haben, andererseits könnte es passieren, dass ER auf Dauer innerlich eine Wut auf dich entwickelt, wenn er Kollegen sieht, die das Examen haben und weit bessere Jobs haben und er wüsste "hätte meine Frau mich mehr unterstützt, hätte ich das jetzt auch".
Dennoch sollte er etwas auf dich zukommen. Wenn es bereits der Zweitversuch ist, sollte er ja doch bereits etwas "vorgelernt" haben. Ergo sollte er jetzt mit weniger lernen auskommen. Es sollte doch möglich sein, dass er dir zumindest 2 Abende pro Woche den Rücken freihält. Zu viel lernen bringt ohnehin nichts - meine persönliche Erfahrung ist, dass ich gerade mal 4, maximal 6 Stunden pro Tag effektiv lernen kann. Der Rest ist eher um Fleiß vorzugaukeln, bzw. laugt mich aus, ohne dass etwas hängen bleibt. Weshalb ich mir schon lange Lernpläne mache von wegen wann ich arbeite, wann ich meinem Nebenstudium nachgehe, und wann ich einfach mal nichts tue, bzw. Freunde besuche, um die Akkus wieder aufzuladen. Manchmal ist weniger lernen einfach mehr.
Bzw. ihr solltet einen gemeinsamen Plan machen, wer wann die Kinder betreut und wer was im Haushalt macht. Sodass er ein paar Stunden pro Tag hat, an denen er in Ruhe lernen kann, weil du dich solange um die Kinder kümmerst. Du aber auch mal Zeit hast, um dich soweit zu erholen, dass du am nächsten Tag wieder Leistung zeigen kannst.