Gewöhnen an Absprachen beim Zusammenleben

Ich erhoffe mir einfache ein paar Erfahrungen von anderen. Vielleicht ist es jemand auch so gegangen?

Ich war sehr lange Single und wohne seit einem Jahr mit meinem Freund zusammen. War nie unglücklich alleine und natürlich auch meinen Trott gewohnt.

Ich bin immer wieder überrascht wie schwer es mir innerlich fällt, mich an das Zusammenleben zu gewöhnen… Es gibt nicht, was jetzt ein KO-Kriterium ist zb Haushalt, Ordnung etc. Wir ticken da sehr ähnlich.

Natürlich hat nichts nur Vorteile oder nur Nachteile und ich genieße die Zeit mit ihm auch. Manchmal fehlt es mir einfach, komplett tun und lassen zu können was ich möchte , mich mit niemanden über Essenszeiten abzustimmen, spät heimkommen und einfach nur meine Ruhe, eine Schüssel Müsli als Abendessen mittags um 4 oder die Wäsche einfach mal 2 Wochen nicht machen 😅 Oder einfach mal ein Wochenende komplett ohne mich mit jemanden über Freizeitgestaltung und Aufstehzeiten zu besprechen…

Ich fühle mich ihm gegenüber dann schlecht, denn er macht ja nichts „falsch“. Und ich möchte auch andererseits nicht mehr ohne ihn sein, da unsere gemeinsame Zeit auch sehr schön ist. Darüber kann ich dann leider auch ewig nachdenken, was das ganze natürlich nicht besser macht.

Ein schlechtes Gewissen gegenüber Freunden und Familie, weil ich nicht mehr so viel Zeit habe. Natürlich sehe ich sie weiterhin, aber die Beziehung braucht natürlich auch Zeit. Und die anderen leben auch ihr Leben, gründen Familien etc. Natürlich verändert sich das Leben und es ist nicht mehr wie mit 20.

Kennt jemand dieses Gefühl? Wie seid ihr damit umgegangen?

Bearbeitet von Sommerglueck23
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Hallo du,

ich musste grad ein bisschen schmunzeln - was du da schilderst, kann ich gut nachvollziehen, mir ging's ähnlich in unserer ersten Zeit des Zusammenwohnens.

Was ungemein hilft, ist die Feststellung: nur weil man jetzt zusammen lebt, ist man ja nicht zu einer symbiotischen Einheit verschmolzen, in der einer ohne den anderen nicht mehr existiert. Wer gerne so lebt - das ist völlig okay. Für meinen Partner und mich wäre es nix und ich bin froh, dass wir da ähnlich ticken.

Wie viel Zeit hat jeder von euch für sich? Geht ihr eigenen Hobbys nach? Mein Partner und ich tun das beide und ich bin ehrlich - ich genieße die Freitagabende, an denen er nicht da ist und er die Mittwochabende, an denen ich nicht da bin. Er kann dann den ganzen Abend lang unbehelligt DMAX glotzen und zehnmal dabei einschlafen, und ich kann dann den Fernseher auslassen, Musik hören und dazu singen, mir ne Schüssel Müsli zum Essen machen (ja, mach ich auch gern 😉) usw. Zudem steht jedem von uns frei, sich abends auch mal mit Freunden allein zu treffen, ich geh hin und wieder zu meiner Freundin auf ein Glas Sekt und er mit Kumpels auf ein Bier. Da fragt dann auch keiner, wann kommst du heim - da heißt es "Du triffst dich heute mit Martin und Michi? Cool, ich frag Steffi, ob sie Zeit hat. Viel Spaß, sag Grüße!" und auf Wiedersehen. Absprachen bedeuten bei uns "einfach kurz Bescheid geben".
Die Zeit zu zweit, und davon ist ja noch mehr als genug übrig, genießen wir umso bewusster. Und wir haben uns immer was zu erzählen. 😊

Was das schlechte Gewissen gegenüber den anderen Leuten angeht: das brauchst du absolut nicht zu haben. Jeder hat doch sein Leben, seinen Kram zu erledigen und will vielleicht auch einfach mal seine Ruhe. Das ist alles vollkommen legitim und geht anderen genauso wie uns.

Das sind so meine Erfahrungen nach mittlerweile fast 8 Jahren des Zusammenlebens mit meinem Partner. Vielleicht ist ja was Hilfreiches für dich zum Mitnehmen dabei.

Liebe Grüße,
DieKati

Bearbeitet von DieKati
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Hallo,

ich kenne das und es hätte mir eine Warnung sein sollen. Wir haben dann auch noch zwei Kinder bekommen, weil ich dachte, dass ich das alles aushalten muss. Können andere ja schließlich auch und fühlen sich wohl. Ja, so meine Gedanken - geklappt hat es nicht.

Jetzt wünsche ich mir manchmal die Zeit allein mit meinem Mann zurück, mit Kindern empfindest du das, was du beschreibst, noch tausend Mal mehr. Ist also vermutlich nichts für dich.

Ich würde am liebsten ausziehen, aber das geht wohl erst, wenn die Kinder größer sind. Keine Trennung, aber zusammen wohnen möchte ich nicht mehr. Wie herrlich waren unsere ersten 3 Jahre in getrennten Wohnungen. Kein Streit um den Haushalt, keine Abstimmungen, viel Ruhe. Ich vermisse es unendlich, auch mal am Abend allein zu sein. Jetzt sind entweder die Kinder da oder mein Mann. Und ja, ich liebe meinen Mann. Aber das kann ich auch, wenn wir uns "nur" verabreden. Ging ja schließlich früher auch und da hat niemand gefragt, ob ich ihn gar nicht lieben würde wegen der getrennten Wohnungen. Wir haben auch oft das ganze Wochenende zusammen verbracht. Aber freiwillig. Und auch irgendwo als Gast, der sich um nichts kümmern muss (außer beim kochen und aufräumen helfen, klar). Ach es war schön.

Ich muss mit niemandem zusammen wohnen, um glücklich zu sein. Mich hat damals eigentlich nur glücklich gemacht, endlich die gesellschaftlichen Erwartungen zu erfüllen. Man "muss" ja zusammen ziehen und Kinder bekommen usw. Aber muss man wirklich?

Vielleicht werdet ihr glücklicher, wenn ihr wieder in eigene Wohnungen zieht. Vielleicht nicht so weit auseinander, das macht es praktischer. Eine Freundin wohnte lange auch mit Kind in getrennten Wohnungen, aber da kommt man schnell an seine Grenzen, was die gleichmäßige Aufteilung der Kinderbetreuung betrifft. Wäre mir wahrscheinlich auch nicht gelungen, also bleibe ich eben hier...

VG

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vielleicht hilft es euch, wenn Ihr einseht, dass Ihr keine siamesischen Zwillinge seid, sondern noch immer zwei eigenständige Menschen.
Bei uns gibt es keine festen Essenzeit und wenn der eine Lust auf einen Salat Abends hat, dann muss der anderen nicht auch Salat essen, sondern der macht sich dann etwas anderes. Die Wäsche machen wir wenn es gut läuft einmal die Woche und das ist am Wochenende.
Aufstehzeiten gibt es bei uns auch nicht. Klar, wenn wir was zusammen vor haben und früh los müssen schon, aber ansonsten steht am Wochenende jeder dann auf, wenn er aufstehen mag :-D

Also etwas Druck rausnehmen und euch Freiräume schaffen ;-)

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Hey,

Ich verstehe was du meinst, habe aber persönlich kein Problem damit Dinge mit meinem Partner abzusprechen. Liegt vielleicht auch daran, dass wir auch schon bevor wir zusammen gelebt haben alles miteinander abgesprochen haben, da wir ja immer ausmachen mussten, wann wir uns sehen können. Es hatte ja trotzdem jeder vorher schon seine Arbeit, ein Hobby, Ehrenamt usw.

Als wir dann zusammen gezogen sind, haben wir es eigentlich eher als schön empfunden alles gemeinsam zu planen oder einfach die Tatsache, dass man zwar mal für ein paar Stunden getrennt ist, sich aber später im gemeinsamen Zuhause wieder sieht.

Außerdem ist Kommunikation ganz wichtig. Wenn du nun mal an einem Abend Müsli zum Abendessen möchtest, kann man das doch kommunizieren. „ hey Schatz ich hab heute keine große Lust zu kochen. Für mich würde es ne Schüssel Müsli auch tun. Willst du auch Müsli oder willst du dir selbst was anderes zubereiten?“

Es liegt glaub ich auch daran dass du so lange Single warst. Seh die Sache einfach ein bissel lockerer und mach dir nicht so viele Gedanken. Sonst würde es die traditionelle Familie ja nicht geben, wenn das Zusammenleben so ein Hexenwerk wäre :) dann würden wir ja alle etwas falsch machen :)

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Ich schmunzele gerade wie Kati, aber aus anderen Gründen.
Der aktuelle Mann an meiner Seite ist ebenfalls langjähriger Single und will nie wieder mit einer Frau zusammenziehen, er liebt seine Freiheit und Freizeitplanung mit Freunden und sagte das auch offen, als ich ihn mit ziemlich explosiver Verliebtheit wohl etwas "überforderte"😂. Wir sind nun auf der Basis "sehr gute Freundschaft" wenn auch mit gehörigem Prickeln und Nähe vermischt😎.....bleibt spannend.
Ich will ja selber auch niemand mehr in meiner Wohnung aufnehmen nach 8 Jahren Singledaseins und verstehe ihn voll, auch wenn es manchmal schön wäre, nicht soviele Abende allein zu sein.

Ich kann nur wie Kati raten, Dir Freiräume zu schaffen, Freunde/Familie besuchen, auch mal klar kommunizieren "fürs Wochenende plane ich nix als Schlafanzug und Chips" oder ähnlich.
Wieso hast Du ein schlechtes Gewissen? Das ist doch Quatsch, er hat doch auch alle Freiheiten, wenn ihr euch einig seid? Rede doch einfach mal mit ihm, vielleicht denkt er ja gleich und Du machst Dir umsonst Gedanken. Juckt es ihn echt, wie oft Du Wäsche wäschst? Wenn nein, warum Dich? Warum kann er keine Pizza essen, wenn es Dir nur nach Müsli ist? 😉 Strickst Du Dir die Probleme gerade selber? Ist echt NICHT böse gemeint, nur augenzwickernd.
LG Moni

Bearbeitet von fruehchenomi
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Hier steht jeder auf wann er will.
Sind wir alle zu Hause essen wir natürlich gemeinsam. Wenn nicht, dann nicht. Irgendwer ist die Reste schon auf.
Will man sein spontan mit jemanden treffen, sagt man kurz bescheid, geht und kommt nach Lust und Laune wieder heim.
Wir sprechen uns eigentlich nur mit unseren Arbeitszeiten ab wegen der Kinder.
Aber sonst sind wir da ganz entspannt.

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Am besten läuft das, wenn man zu sich selber und für sich einsteht.
Wenn du also 14 Tage keine Wäsche waschen willst, dann mach es doch einfach. Wenn dir ein Müsli als Mahlzeit reicht, dann reicht das eben.

Man muß eben nicht alles zusammen machen, es gibt durchaus Paare, die so ticken, aber jeder bruahct auch Zeit und Raum für sich.

Ja, es ist eine wahnsinnige Umstellung. Aber das Tolle ist eben auch, das man Wege finden kann und darf, die ausschließlich auf seinen Partner und sich passen. Das erste Jahr war wirklich komisch, aber im Nachgang hab ich mir viel zu viele Gedanken darum gemacht, was jetzt innerhalb einer Beziehung "gesellschaftskonform" sein könnte....ich habe mich verbogen, das wäre beinahe schief gegangen. Nach 15 Jahren kann ich dir sagen....es läuft so, das wir zufrieden sind....alles andere zählt nicht.

Bei uns wäscht übrigens auch nach all den Jahren jeder seine eigene Wäsche....einfach weil wir das so wollen und es so zu uns passt. Ohne getrennte Schlafzimmer wären wir schon längst geschieden. Und ob mein Mann am Wochenende den Tag mit einem Bratwurstfrühstück und ich nur mit Kaffee starte....wen juckt das? Hauptsache wir sitzen auch nach all den Jahren noch gerne gemeinsam am Tisch und haben uns lieb.

Gruß von mir, die viele Jahre saugerne alleine gelebt hat....bis mein Mann kam.

Bearbeitet von Butterstulle