Wir sind jetzt fast 2 Jahre zusammen und wohnen auch zusammen, was gut funktioniert. Mir fehlt die Erfahrung in längeren Beziehungen und mich beschäftigen in letzter Zeit immer mal wieder ein paar Dinge.
Klar ist auch bei uns irgendwie der Alltag eingekehrt, was ja auch normal ist. Trotzdem fehlt mir manchmal das aufgeregte, verliebte vom Anfang, andererseits ist es doch auch normal, dass sich das wandelt? Wir genießen unsere gemeinsame Zeit und harmonieren gut, trotzdem denke ich manchmal es „fehlt“ was, obwohl das wahrscheinlich einfach ganz normal und Alltag ist? Wie erleben andere das?
Außerdem frage ich mich manchmal ob ich mich ihm zu sehr angepasst habe und wenn ja, wie ich das ändern kann? Klar muss man Kompromisse machen und jeder Mensch tickt anders.
Er freut sich zb riesig, wenn ich einen Kuchen backe. Manchmal habe ich auch Lust drauf, ich backe ab und zu gerne. Und immer öfter denke ich… Mache ich das gerade weil ich Lust drauf habe oder weil ich weiß er freut sich drüber?
Manchmal fragt eine Freundin ob ich noch Zeit habe und mein erster Gedanke ist, ob er dann an dem Abend alleine ist (mag er nicht gerne) und nicht, auf was ich eigentlich Lust habe…
Er geht seine Familie normalerweise nur mit mir zusammen besuchen, ich zu meinem meistens alleine, weil ich auch einfach mehr Freizeit habe. Manchmal habe ich ein schlechtes Gewissen, er würde an sich gerne öfter zu seiner Familie, ich habe aber einfach nicht immer Lust drauf. Aber er könnte natürlich auch einfach alleine gehen.
Auch wenn ich mehr Freizeit habe, sehe ich nicht ein, den Haushalt alleine zu machen. Finanziell tragen wir beide gleich viel bei. Er meckert manchmal, warum wir das am Wochenende zusammen machen, und ich denke gleich wieder „och der Arme“ anstatt, ja, ist ja auch unsere gemeinsame Wohnung.
Ich muss da auch irgendwie an mir arbeiten. Natürlich macht auch er Kompromisse, die ich vielleicht gar nicht so sehe oder wahrnehme.
Vermutlich mache ich mir darüber auch viel zu viele Gedanken und wenn er das wüsste würde er sagen, was, darüber denkst du nach? Und es tut mir ja auch nicht gut, so viel darüber nachzudenken.
Ich würde mich über ein paar Impulse und Erfahrungen freuen 😀
Anpassung und Alltag in der Beziehung
Hallo,
ich bin mit meinem Mann seit 28 Jahren zusammen und wohne fast genau so lange mit ihm zusammen.
Natürlich ist es so, dass sich die Liebe ändert. Am Anfang war da das aufgeregte Verliebtsein, diese hat sich in eine beständige Beziehung gewandelt.
Ich finde, es muss in einer Beziehung eine Balance geben zwischen den Dingen, die man tut, um dem Anderen etwas Gutes zu tun und dem, was man möchte. Natürlich mache ich Sachen, wie z.B. im Moment immer morgens den ersten Kaffee obwohl ich den auch lieber ans Bett bekäme . Aber mir fällt es nunmal leichter, aus dem Bett zu kommen. Es gab in all den Jahren aber auch schon Zeiten, wo er das übernommen hat.
Das Leben verläuft in Phasen. Mal ist es einem wichtiger, was man selbst möchte, manchmal "dient" man eben dem Anderen. Wichtig ist es, meiner Meinung nach, in sich zu hören und wirklich herauszufinden, was einem wichtig ist. Ist es wichtiger durchzusetzen, was man meint zu wollen, nur damit man "sich nicht verliert"? Oder ist es einem wichtiger, dem Anderen ein Gefühl von Unterstützung, Angenommenheit und Liebe zu vermitteln?
Wichtig ist es, wenn man herausgefunden hat, was man möchte (oder nicht), dass man miteinander redet und dann einen Kompromiss findet, der einen zufrieden stellt.
Hallo du,
mein Partner und ich sind seit fast 9 Jahren ein Paar und seit 8 Jahren wohnen wir zusammen. Inzwischen auch in einem eigenen, gemeinsam erworbenen Haus.
Uns beiden ist trotz aller Verbundenheit, Verbindlichkeit und dem völlig normalen Alltagstrott wichtig, dass wir eigenständige Personen mit eigenen Interessen bleiben, die sich nicht unbedingt überschneiden müssen. Um die Zweisamkeit zu genießen, braucht jeder von uns auch Zeit für sich. Deswegen kommen solche Gedanken wie "Wenn ich jetzt gehe, hockt er/sie alleine da" bei uns nicht auf. Ein Partner, der damit nicht gut zurechtkommt, dass ich nicht jeden Abend in trauter Zweisamkeit mit ihm auf der Couch hocke oder meine komplette Freizeit mit ihm verbringe, hätte es schwer mit mir. Und wenn ich nen Kuchen backen will, um bei deinem Beispiel zu bleiben, mache ich das einfach. Ob ich es in erster Linie mache, weil ich das will, oder es für meinen Partner tue, darüber denke ich nicht mal ansatzweise nach - immerhin freue ich mich auch, wenn er sich freut. Sich miteinander, aneinander erfreuen ist doch die schönste Form der Freude.
Ich kann dir also aus meiner Sicht und Erfahrung nur Folgendes mitgeben: pack das schlechte Gewissen weg, zerdenk nicht alles, bleibt beide ihr selbst, redet, wenn's Probleme gibt, macht Kompromisse, wo es möglich und nötig ist und gesteht euch selbst und dem anderen Freiräume zu. Macht es euch einfach passend für euch und dann wird das schon.
Liebe Grüße,
DieKati
Wir sind seit 10 Jahren zusammen, seit 8 verheiratet. Natürlich bleibt es nicht immer bei den anfänglichen Schmetterlingen/der aufgeregten Verliebtheit. Das wäre ja auch anstrengend. Vielmehr wird das Ganze dann zu tiefer Liebe und Verbundenheit. Eine ganz andere und schönere Ebene, wie ich finde. Wir lachen auch zusammen, necken uns und sind leidenschaftlich, aber der Alltag und die Kinder sind auch da. Da ist man teilweise in einem Trott, jeder hat aber auch Zeit für sich und trifft alleine Freunde, macht Sport usw. So kann man die Zweisamkeit mehr genießen, hat mehr Gesprächsstoff. Ich backe auch gerne. Wenn ich es mache dann für mich UND weil es meine Familie freut: win-win.
Haushalt wird ihr geteilt, ebenso wie Kinderbetreuung. Kompromisse sind nötig, Kommunikation und Zeit zu zweit, aber auch Zeit für sich selbst.
Hallo Bea,
ich nehme mal zwei Punkte raus
Du schreibst:
"Und immer öfter denke ich… Mache ich das gerade weil ich Lust drauf habe oder weil ich weiß er freut sich drüber?"
Wer fragt das wirklich? Liebst du oder hast du Lust einen Kuchen zu backen? Dann ist es doch egal, warum du es tust, freue dich doch einfach am Backen selbst und über die Reaktion deines Partner.
Oder kommt die Frage aus einem Gefühl ungerecht behandelt zu sein? Wer sich drauf einlässt, wird ganz sicher eine unglückliche Beziehung führen. Statistisch haben nämlich immer beide das Gefühl, mehr als die Hälfte beizutragen - im Schnitt kommen Paare in der Summe wohl auf 130%. Überlege dir, ob dir die Partnerschaft oder aber die Stimmen wichtiger sind, die dir diese Unsicherheit einreden. Woher kommt diese Überlegung? Freundinnen, die selbst in ihrer Beziehung unzufrieden sind? Oder fehlt dir einfach die Anerkennung? Dann überlege kritisch, welche Liebesbeweise er erbringt und ob du sie angemessen würdigst.
Hausarbeit: Teilt die Aufgaben, lass seinen Teil halt liegen. Ansonsten gilt auch hier das mit den 130%. Tendenziell scheinen Frauen bei der Bewertung Scheuklappen zu tragen und allein Haushalt und Kinder zu sehen, während die Männer viele der gelegentlichen Aufgaben übernehmen, die dann dann nicht eingerechnet werden. Lies dazu die ein oder andere (wissenschaftliche!) Studie und überlege wie viel dein Partner sonst für Euch tut (rund ums Haus, Garten, Steuer, Auto, Reparaturen, Mülltonnen rausstellen, Verträge sichten, Preisvergleiche und Testvergleiche bei größeren Anschaffungen, sitzt er auf dem Weg in den Urlaub 10h allein am Steuer,....).
Manche Zweifel lassen sich schneller lösen, wenn man einen Schritt zurück geht und und eine breitere Perspektive einnimmt. Es ist wahrscheinlich , dass dein Partner den Vorwurf sich nicht angemessen zu beteiligten zurückweist und es kann sehr gut sein, dass er für seine Auffassung gute und nachvollziehbare Gründe hat. Es ist Deine Entscheidung, zu welchem Grad du das zu einem Konflikt werden lässt.
Du schriebst:
Ich würde mich über ein paar Impulse und Erfahrungen freuen
Also Impulse:
- Zurücktreten, aus der Entfernung betrachten.
- Überlegen, ob die gefühlten Wahrnehmungen auch mit breitem Blickwinkel korrekt sind. Überlegen, woher die negativen Gedanken kommen.
- Haushalt: Ein Dauerstreitthema, wenn man es zu einem macht. Wenn es dir wichtig ist, kläre das. Macht eine Aufstellung und Verteilt die Zuständigkeiten aber bitte nicht auf Haushalt beschränkt sondern auf alle Aufgaben, die für euch als Paar anfallen. Kommt dann ein Kind geht der Verteilungskampf neu los. Lass dich darauf ein, wenn du wirklich glaubst, dass es dir etwas bringt. Ihr lernt durch so eine Diskussion auch viel über den jeweils anderen als mögliche Ehepartner und potentielles Co-Elternteil künftiger Kinder.
Erfahrungen:
- Ja, Beziehungen schleifen sich ein. Das ist normal. Wer sich über Jahre gegenseitige Achtung, Rücksicht entgegenbringt kann dauerhaft glücklich sein.
Zitat:
"Manchmal fragt eine Freundin ob ich noch Zeit habe und mein erster Gedanke ist, ob er dann an dem Abend alleine ist (mag er nicht gerne) und nicht, auf was ich eigentlich Lust habe…"
Das finde ich bedenklich. Er kann dann selber was ausmachen, aber du bist nicht Mutti. Er kommt auch alleine klar. Würde er auch, wenn er keine Freundin hätte.
Zitat:
"Er geht seine Familie normalerweise nur mit mir zusammen besuchen, ich zu meinem meistens alleine, weil ich auch einfach mehr Freizeit habe. Manchmal habe ich ein schlechtes Gewissen, er würde an sich gerne öfter zu seiner Familie, ich habe aber einfach nicht immer Lust drauf. Aber er könnte natürlich auch einfach alleine gehen."
Dann gehe nicht mit, wenn du keine Lust hast. Redet darüber, damit er Bescheid weiß.
Zitat:
"Auch wenn ich mehr Freizeit habe, sehe ich nicht ein, den Haushalt alleine zu machen. Finanziell tragen wir beide gleich viel bei. Er meckert manchmal, warum wir das am Wochenende zusammen machen, und ich denke gleich wieder „och der Arme“ anstatt, ja, ist ja auch unsere gemeinsame Wohnung."
Ihr macht auch beide zu 50% Müll, Staub, Wäsche - daher aufteilen. Jeder kann seinen Part dann erfüllen, wenn es für ihn passt. Muss nicht am Wochenende sein. Könnte doch auch jeder unter der Woche für sich erledigen.
Was ich nicht finde: wo ist eure Me-Time, wann übt jeder sein Hobby aus? Ggf führt das zu deiner Unzufriedenheit?
Hallo! Ich bin mit meinem Partner seit 4 Jahren zusammen, wir heiraten nächstes Jahr und erwarten unser zweites Kind. Du hast von den anderen schon tolle Hinweise und Anregungen bekommen, die ich nur unterstreichen kann. Ich möchte noch einen Tipp hinzufügen, weil ich ein bisschen rausgelesen zu haben meine, dass dir dieses Anfangskitzeln etwas fehlt. Das holen wir uns, indem wir zusammen neue Dinge ausprobieren. Trotz der bald zwei gemeinsamen Kinder nehmen wir uns bewusst Zeit zu zweit (Dank Großeltern) und haben unsere Datenights oder Ausflüge. Wir gehen auf Konzerte, ins Kino, machen Städtetripps, probieren neue Restaurants oder Freizeitaktivitäten. Wir entdecken auch vieles gemeinsam mit unserem Kind, zum Beispiel neue Orte im Urlaub, oder Orte, die man halt als Erwachsener nicht so oft besucht. Als wir Eltern geworden sind, haben wir uns natürlich auch verändert und uns neu kennengelernt. Wir erleben gemeinsam Abenteuer und ich finde das toll. Es ist unser Ausgleich zum Alltag. Bei uns hat auch jeder eigene Hobbies, denen er nachgeht und Freunde, mit denen man auch allein mal etwas unternimmt, so gibt es immer was zu erzählen.