Zusammen wohnen stresst mich - zu viel Zeit zusammen

In letzter Zeit denke ich immer wieder, ob ich einfach nicht dazu gemacht bin, mit jemanden zusammen zu wohnen. Es engt mich irgendwie ein und manchmal hätte ich die Wohnung einfach mal gerne für mich oder würde eine Nacht alleine schlafen.

Dann fühle ich mich auch irgendwie schäbig meinem Freund gegenüber, denn er ist ja einfach auch nur „da“ in unserer gemeinsamen Wohnung.

Zuvor habe ich noch nie mit jemanden zusammen gelebt, er schon.

Unser Alltag sieht aus wie vermutlich bei Millionen anderen Paaren auch. Ich komme gegen 16 Uhr heim, mache dann Sport oder erledige Termine, ab und zu ein Treffen mit Freunden oder Familie oder mal was im Haushalt und mache uns ein Abendessen.

Er kommt dann gegen 18 Uhr, wir essen und er macht dann auch oft noch Sport oder wir chillen auf der Couch, gehen mal spazieren.

Unsere Interessen sind ziemlich gleich, laufen, Rad fahren, wandern etc und ich war auch immer froh dass das so überein stimmt.

Aber irgendwie führt das auch dazu, dass wir am Wochenende sehr viel zusammen sind. Ich habe 2 gute Freundinnen, aber die sind eher mal für ein Essen gehen treffen zu haben anstatt für gemeinsame Aktivitäten. War aber schon immer so, als Single habe ich öfter mal was mit meinen Eltern unternommen weil die Interessen da passen. Manchmal trauere ich der Zeit auch ein bisschen nach. Natürlich sehe ich die weiterhin und sie freuen sich für mich, dass ich einen Partner gefunden habe.

Manchmal treffen wir Freunde und Familie am Wochenende gemeinsam, er ist ab und zu mit einem Kumpel verabredet, wobei da eben auch mehr und mehr Kinder haben oder bekommen etc. Unser einziger Abend unter der Woche an dem jeder unterwegs ist ist der gleiche Tag…

Das erdrückt mich manchmal. Wir sind beide nie irgendwie geschäftlich unterwegs. Klar frühstücken wir am Wochenende zusammen etc., schlafen nebeneinander, machen Ausflüge.

Die aufgeregte Verliebtheit vom Anfang ist natürlich weg und manchmal denke ich mir dann auch… Mensch sind wir langweilig geworden, Sonntag Nachmittag auf der Couch zu gammeln. Also manchmal. Hab ich ja alleine auch manchmal gemacht und brauche ich ab und zu.

Ich komme mir dann manchmal auch beobachtet vor. Obwohl ihn das sicher überhaupt nicht juckt, ob ich dann auf der Couch schlafe, lese oder am Handy spiele…

Keine Ahnung, irgendwie erdrückt mich das manchmal und ich weiß nicht was machen. Musste das einfach mal los werden und das meiste davon findet wahrscheinlich nur in meinem Kopf statt, allerdings dort immer mehr. Was tun?

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Hallo,

na, nun mal nicht so schnell die Flinte ins Korn werfen. Weißt du, als sehr junge Frau (Gott, ist das schon lange her 😂) habe ich auch viele Jahre meine eigene Wohnung gehabt und nie mit jemandem zusammen gelebt, bis Herr Deichbrise nach längerem Miteinander dann bei mir eingezogen ist.

Ich bin quasi durchgedreht! Und kann dich daher mehr als gut verstehen. Wenn man zusammen lebt, verbringt man ja automatisch unglaublich viel Zeit miteinander und auch ich hatte das Gefühl, von seiner Anwesenheit quasi erdrückt zu werden. Wir waren zuvor vier Jahre ein Paar ohne Zusammenleben. Jetzt waren wir ständig zusammen, da wir auch den gleichen Freundeskreis hatten.

Irgendwann habe ich die Thematik mal in einer kuschligen Minute angesprochen und siehe da! Herr Deichbrise war auch über die Wucht des "unerwarteten" Phänomens des ständigen Zusammenseins "überrascht" - wusste nur nie, wie er das ansprechen soll bei mir. Wir haben dann schöne Kompromisslösungen in Form von "Single"-Abenden gefunden. Er unternahm für sich was, ich blieb Zuhause und tat, worauf ich auch immer Bock hatte. Oder umgekehrt. Jeder von uns suchte sich ein Hobby für sich alleine, dem man dann regelmäßig nachging. Schöner Nebeneffekt war auch, dass wir uns dadurch immer wieder was Neues zu erzählen hatten.

Und, liebe TE, was soll ich sagen? Inzwischen leben Herr Deichbrise und ich immer noch zusammen. Wir haben gen Ende der 90er Jahre geheiratet, haben zwei Kinder bekommen und letztes Jahr unsere Silberhochzeit gefeiert. Unser Modell der Freiheit jeweils gegenüber dem anderen funktioniert immer noch hervorragend. Nur in der Corona-Zeit habe ich manchmal echten Hüttenkoller bekommen, weil wir alle ständig aufeinander hockten und jeder Ausflug in den Supermarkt oder Waldspaziergang quasi spektakulär war 🤣.

LG Deichbrise

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Wie lange lebt ihr denn schon zusammen und wie alt seid ihr?
Die Verliebtheit ist schon weg? Puuh, schade und für mich schlecht vorstellbar - ja der erste Schmetterlingsflug, okay, aber liebst Du ihn überhaupt noch? Ich wüsste jetzt echt nicht, dass mich mein Mann DERART gestört hätte - und wir waren 35 Jahre verheiratet bis zu seinem Tod.
Gut, er hatte ein Nebengewerbe und war im Sommer viel unterwegs, aber das ganze Winterhalbjahr war er ja auch immer da.
Ihr solltet vielleicht echt einfach mal zusammen einen Kurzurlaub machen und besprechen, wie ihr ein bisschen Leben in die Bude bekommt, z.B. über eine Sportart oder einen Verein.
SO steigt Dein Frust ja nur. Dass eine erwachsene Frau, die mit einem Partner zusammenlebt, sich nach Unternehmungen mit den Eltern sehnt, ist wohl eher die Ausnahme.
LG Moni

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Was spricht denn dagegen, jetzt ein Fazit zu ziehen? Sprich mit deinem Mitbewohner.
Rückblickend engt dich die Zweisamkeit ein, du willst lieber Verabredungen, als Alltag, gerne alleine sein, die Sonntage nicht mehr so langweilig verfliegen lassen, aber auch keinen Plan anbieten, was man dagegen tun kann - dann such dir doch wieder eine eigene Wohnung.
Auch solltest du dich fragen, ob du deinen Freund liebst - denn davon ist nichts zu lesen. Statt Langeweile verwendet man da eher Begriffe wie: Vertrautheit, Wohlfühlen, Angekommen sein. Daher: ggf ist die Flamme erloschen und er ist nur noch ein Mitbewohner und kein Mann, mit dem man gerne seine Zeit verbringt.

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Ich betreibe jeden Tag mehrere, teils zeitaufwändige Freizeitaktivitäten ohne meine Frau und meine Frau umgekehrt auch. Oft sehe ich meine Frau nur 1 bis 2 Stunden am Tag, am Wochenende etwas mehr, aber auch nicht regelhaft.
Das geht bei uns schon seit vielen Jahren so.

Unsere zeitliche Schnittmenge in der Freizeit ist daher relativ gering, aber das kann jedes Paar regeln wie es will.

Hauptsache die verbliebene Paarzeit reicht noch aus für eine stabile Partnerschaft.

5

Ich bin auch nicht der zusammen wohnen Typ. Hab es probiert und mir ging es trotz liebe und verliebt sein ähnlich.

Hatte ab da nur noch Fernbeziehung. Klappt gut. Ich brauche einfach Freiräume.

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Ich muss sagen, mein Mann ist tatsächlich auch der erste Mann, den ich um mich herum dauerhaft "ertrage". Vielleicht ist dein Freund einfach noch nicht das Ende der Fahnenstange ... 🙃

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Mit meinem Exmann bin ich damals auch automatisch zusammen gezogen... Macht man halt so.

Ich habe aber gemerkt, dass ich dafür eigentlich nicht der Typ bin. Jetzt habe ich wieder einen Partner und ich werde auch näher ziehen, wenn meine Kinder ausziehen, aber nicht in eine Wohnung.
Und das fühlt sich richtig und gut an.

Hör auf dein Bauchgefühl. Es gibt kein richtig oder falsch beim Nähe und Distanz Bedürfnis.