Partner vermutlich depressiv/Erfahrungen?

Hallo zusammen,
Mein Freund leidet denke ich unter Depression und es wird immer schlimmer. Er zieht sich in sich zurück, hat Schlafstörungen, fühlt sich dauerhaft erschöpft, ist schnell gereizt, braucht seine Ruhe, kann krin Glück mehr empfinden etc.
Ich habe vor kurzem unser zweites Kind bekommen. Bin 24/7 für beide Kinder da, mache den gesamten Haushalt und alle Aufgaben die bürokratisch und im Garten anfallen. Ich trage die gesamte Verantwortung. Seit kurzem geht er wieder arbeiten, seither wird es noch schlimmer. Er lässt keine Berührung und Kontakt zu. Ich bemühe mich um ihn, frage ihn was er braucht und gebe ihm viel Raum für sich alleine. Leider weiß ich überhaupt nicht wie ich mich ihm gegenüber ricjtig verhalte.
Soll ich ihm immer mehr Freiraum einräumen? Soll ich ihn einbinden?
Hat jemand Erfahrungen mit einem Partner der ähnlich empfand? Wie ging die Beziehung weiter?

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Hi , das tut mir leid, dass es bei euch so läuft . Ich fürchte aber bei einer Depression (wenn es das ist ) wirst Du ihm nicht helfen können . Dafür muss er in eine Therapie.

Ich kenne das mit dem in sich zurückziehen, der Erschöpfung und den Schlafstörungen . Bei mir war es Früherwachen. Da kommt man leider nur mit professioneller Hilfe raus und die solltest Du ihm nahelegen . Denn sonst fängst Du an seine Depressionen zu unterstützen und läufst Gefahr dich selbst in diesen Kreislauf zu begeben .

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Danke für deine Nachricht. Darf ich fragen ob du von Depression betroffen bist?
Ich hatte ihm schon gesagt, dass ich mir Sorgen um ihn mache und mir wünschen würde, dass er sich Hilfe sucht.
Was soll ich so lange tun? Was hättest du dir von deinem PartnerIn gewünscht oder er/sie sich von dir?

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Ja ich bin tatsächlich selbst davon betroffen . Wenn mein Mann mich gefragt hätte was er tun könnte würde ich ihm rückblickend sagen , er soll mich so lange schütteln bis ich in Therapie gehe . In dem Moment selbst hätte ich aber keine Antwort darauf geben können .
Ich wollte meine Depression nicht erkennen oder konnte es nicht, ich weiß es nicht . Ich war total abgestumpft.

Den Alltag habe ich immer irgendwie hinbekommen , aber sobald unsere Tochter geschlafen hat ging nix mehr . Ich wurde auch körperlich krank , war überhaupt nicht mehr leistungsfähig. Bin von Arzt zu Arzt gerannt, wo mir immer beste Gesundheit bestätigt wurde .

Rückblickend würde ich mir wünschen mein Mann hätte ordentlich auf den Tisch gehauen und mich zu einer Therapie gezerrt. Denn meine Ehe ist leider daran zerbrochen , dass ich nichts mehr getan habe außerhalb des Alltags und keinerlei Nähe mehr zugelassen habe .

Stattdessen hat mein Mann mich in Watte gepackt. Das war ein böser Fehler .

Jetzt wo es zu spät ist bin ich in Therapie . Inzwischen kommen alle meine Gefühle wieder hervor , hauptsächlich weine ich momentan und habe noch sehr viel Arbeit vor mir .

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Das Beste was du für deinen Mann nach deiner Schilderung wohl tun kannst, ist ihm klar zu machen, er braucht wahrscheinliche professionelle Hilfe. Du als Partnerin und junge Mutter bist damit überfordert und kannst ihm nur zur Seite stehen. Du bist angesichts dieser Situation eh schon stark gefährdet, dich mit den Kindern, dem Haushalt und der Fürsorge für deinen Mann zu überfordern.

Lässt sich ein kurzfristiger Termin bei einem Psychiater oder ärztlichen Psychotherapeuten für ihn organisieren in der Akutsprechstunde? Zur Not fürs erste auch bei einem erfahrenen Hausarzt?
Ich denke, zuerst sollte eine Abklärung bei deinem Mann erfolgen, ob wirklich eine Depression vorliegt. Falls ja, müsste er in Behandlung, in die du als Partnerin natürlich eingebunden wärest.

Hast du ihn schon gefragt, ob er Selbstmordgedanken hat oder hatte? Das ist wichtig. Falls ja, sollte er umgehend in eine stationäre Behandlung gehen.

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Danke für deine Nachricht. Wie mache ich das klar? Er sagt immer, er kommt da schon wieder raus....
Ich würde mir wünschen, dass er sich an jemanden wendet.
Er sagt, er hat keine Selbstmordgedanken. Ich hoffe er sagt das nicht einfach so.

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Zur Not würde ich den Termin oder die Termine einfach für ihn organisieren und ihn bis in das Wartezimmer begleiten. Ihm also keine Wahl zu lassen.
Wenn jemand depressiv ist, ist er meistens auch völlig antriebslos und kreist innerlich nur um sich selbst in einem endlosen quälenden Gedankenkreisen in einer permanenten inneren Unruhe.

Dann wäre es gut, wenn du erst einmal die Initiative übernehmen könntest. Ruhig aber bestimmt, wie bei einem Kind.

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Ich habe selber Depressionen, aber nehme Medikamente und gehe 2x pro Woche zur Therapie.

Was macht er denn? Denn von alleine geht es selten weg...

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Schön, dass du Hilfe annehmen konntest. Danke für deine Antwort!
Er macht nichts bisher.
Was hat dich dazu gebracht, dir Hilfe zu suchen? Was würdest du dir von deinem Partner/deiner Partnerjn wünschen?
Falls dir die Frage zu nahe geht, fühl dich bitte nicht zur Antwort verpflichtet. Ich versuche nur ihm zu helfen und besser verstehen zu können.

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Mir hat geholfen, wenn mich die Menschen um mich herum bestärkt haben, dass eine Depression eine ernste Erkrankung ist, auch wenn man es halt nicht auf den ersten Blick sieht.

Mal schlechtere Stimmung ist wie eine Verstauchung vom Fuß, aber eine Depression ist mindestens so ernst wie ein Beinbruch und da würde man ja auch zum Arzt gehen.

Außerdem weiter sagen, dass du dir Sorgen machst, aber durch eure familiäre Situation gar nicht die Kraft für alles hast.

Und Termin beim Hausarzt einfach machen, am besten gemeinsam, öffnet manchmal Augen, wenn der ganz klar sagt, dass er krank ist.

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Mein Mann ist ebenfalls erkrankt und ich sitz da mit den 2 kleinen Kindern...
Er wartet nun auf einen Klinikplatz, kriegt Medikamente.
Von der AOK gibt's einen kostenlosen Kurs "Familiencoach Depression". Das ist ein guter Einstieg.
Ich habe meinem Partner so lange alles abgenommen und ihm Raum gegeben, bis ich selbst fast kaputt war. Das war falsch. Er musste sich lange keine Hilfe suchen, weil ich ihn enabled habe. Irgendwann ging das nicht mehr und ich habe ihn regelmäßig konfrontiert mit seinen Aufgaben, die er nicht mehr geschafft hat. Das war schmerzhaft für ihn, aber nur so konnte er sehen, dass sich was ändern muss.
Mein Mann geht gerade nicht arbeiten und hat klare Aufgaben zu Hause.
1. Sich um seine Therapie kümmern
2. Kinder in die Kita bringen (so muss er aufstehen)
3. Ein Kind ins Bett bringen
4. Spülmaschine ein und ausräumen
5. Mit mir spazieren gehen
Also professionelle Hilfe + Struktur + Bewegung
Ich bin manchmal genervt, weil einfach viel an mir hängen bleibt und es schwer ist für mich Regeneration zu finden mit kleinen Kindern. Außerdem habe ich Sorge, wenn er in der Klinik ist, wie schaff ich dass dann alleine (ehrlich gesagt wird es vermutlich aber sogar eine Erleichterung, weil ich mich ja nie 100% auf ihn verlassen kann und er eher noch Ressourcen bindet).
Lass auf keinen Fall zu, dass er seine Krankheit auf deinem Rücken ausbadet, dafür gibt es Ärzte und Therapeuten. Deine Kinder brauchen eine gesunde Mama. Und Depressionen sind gut behandelbar.

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Ich kann dich so gut verstehen, komme tatsächlich auch besser klar, wenn seine Gefühle und Stimmungen nicht im Raum hängen. Das hört sich toral an wie bei uns. Ihr seid aber denke ich schon ein Schritt weiter.
Wie geht es deinen Kids damit? Merken sie was?
Schön, dass ihr nun Hilfe bekommt! Ich wünsche deinem Mann gute Besserung und euch zusammen ganz viel Kraft

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Unbedingt sofort zum Hausarzt. Der macht Überweisungen, und bis dein Partner dann mal einen Termin kriegt, geschweige eine gesicherte Diagnose hat und in einer Therapie ist, vergehen Monate. Zumindest wenn die Lage bei euch so ist wie in der Schweiz, muss er absolut nicht befürchten, dass sich die Ereignisse überschlagen und sein Kalender dann voll mit Terminen ist.

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Da hast du wohl recht...

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Mir ging es ähnlich. Der Gang zum Arzt hat mich und somit auch meine Ehe und Familie gerettet.

Mir ging es durch die Schlafstörungen und innere Schwermut bereits dermaßen schlecht, dass ich Suizidgedanken entwickelt hatte.

Bei mir kam raus, dass ich einen Serotonin Mangel habe. Mit 25mg Sertralin und 50mg Trittico täglich bin ich endlich wieder ich und es geht mir soooo gut.

Also schick deinen Mann zum Arzt.
Mein Hausarzt sagte, "fürs Leiden gibt es keine Auszeichnung, fürs Leiden gibt es Medizin."
Und recht hatte er.

Es macht einen Unterschied ob man kognitiv weiß, dass es einem gut geht und alles wunderbar und in Ordnung ist oder ob man es auch fühlt! Glücklich wirken war für mich harte Arbeit. Nun fühle ich mich tatsächlich glücklich und das ist echt ein Traum.

Mit dem reinen Zuwarten und Auskompensieren wird es dich früher oder später auch zerlegen vor Erschöpfung. Tu das bitte nicht!

Bearbeitet von I have a feeling
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Danke für deinen Beitrag. Ich finde es auch total krass, dass es einfach sooo viele Unterschiedliche Gründe gibt. Schön dass du wieder glücklich bist! Es hilft mir zu hören, dass es wieder anders werden kann!

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Ich habe viele Jahre mit einem Partner mit Depression gelebt. Es dauerte vier Jahre bis er sich endlich Hilfe
suchte. Das hat die Familie belastet. Er war aber nicht durchgehend deprimiert, sondern er schien "Schübe" zu
haben.

Bei meinem Ex-Mann hat sich das so geäussert. Er klagte dauernd, dass alles so öde und eintönig sei, konnte sich über nichts freuen und hatte keine (positiven) Zukunftspläne. Er wollte dauernd den Job wechseln und tat es dann doch nicht. Und er war natürlich sehr passiv. Ab und zu explodierte er dann auch mal. Als wir ihn endlich so weit hatten, Hilfe zu suchen - eine Ärztin half ihn zu überreden, nahm er eine antidepressive Medizin, die gut half. Ich konnte es kaum glauben - er war wieder so wie er vorher war. Das ging einige Wochen, dann hörte die Medizin auf zu helfen. Er musste eine andere probieren. Die half auch nach einer Weile.

Aber er versuchte dann, die Medizin wieder abzusetzen, als er meinte nun sei es wieder gut, und das merkte man sofort. Da war er wieder voll depressiv. Zu den schlimmsten Zeiten hatte er auch etwas Paranoia und Zwangsgedanken, d.h. er wollte alles kontrollieren. Ich hab damals bei der Psychiatrie angerufen um zu fragen, ob das bedeutet er hat noch etwas anderes, nicht nur Depression. Aber die haben mir gesagt, das kann durchaus vorkommen bei einer mittelschweren bis schweren Depression. Er hat dann auch immer mehr Alkohol getrunken und ich hab mich dann scheiden lassen. Vom Alkohol ist er immer noch nicht weg, obwohl die Scheidung jetzt auch schon 15 Jahre her ist.

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Das tut mir sehr leid, was du und ihr erlebt habt. Danke dir für deine Erfahrung.

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Hallo. Ich hab meine jetzige Frau mit Depressionen, Agarophobie und Panikattacken kennengelernt. Da sie damals selbst Psychologie studiert hat, war sie zu einer professionellen Therapie nicht bereit. Sie wusste als Studentin natürlich alles besser.Wir haben es dann auf meine Weise versucht und es hat glücklicherweise funktioniert. Bei ihr ging es nur mit Druck. Ist natürlich kein Allheilmittel, da jeder Mensch verschieden ist. Wir sind jetzt seit 7 Jahren verheiratet und ich hab die tollste Frau der Welt! Ich wünsche Dir das gleiche Glück!!!