Polyamor?!

Ich habe grade das dringende Bedürfnis meine Gedanken zu teilen. Ich, Mitte 30, verheiratet mit Kindern, liebe meinen Mann. Da bin ich mir ziemlich sicher. Ich fühle mich mit ihm verbunden, wir haben viel geschafft, verbringen gerne Zeit miteinander, der Alltag stresst natürlich immer mal und schiebt sich auch manchmal zwischen uns. Aber alles in allem bin ich zufrieden und sehe uns zusammen alt werden. Als ich eben eine Reportage gesehen habe, fiel mir jedoch wie Schuppen von den Augen, dass es noch einen anderen Mann gibt, den ich 'liebe' und das schon seit einiger Zeit. Ein Mann, der uns beiden sehr nahe steht. Es gab mal Situationen, in denen ich und der andere Mann miteinander geflirtet haben, von denen mein Mann auch weiß und das eher lustig findet. Mein Mann sagte mal, dass er wollen würde, dass ich mit diesem Mann zusammen bin, sollte er mal nicht mehr sein. Und tatsächlich habe ich mich in den letzten Jahren immer mal bei Gedanken an diesen Mann erwischt. Daran, wie es wohl wäre ihm körperlich nahe zu sein, von ihm gehalten zu werden... Wie gesagt.. wir sind Freunde. Doch eben ist mir klar geworden, was ich vielleicht schon lange wusste, aber immer weg gedrängt habe... Und nun löst es in mir das totale Chaos aus.
Ich habe grade nicht die geringste Idee, was ich tun soll. Ich könnte es meinem Mann sagen und wäre sogar ziemlich sicher, dass er es nicht schlimm fände. Also, diese Verliebtheit. Vielleicht würde er sogar vorschlagen, die Beziehung zu öffnen - ein Thema, mit dem wir uns auch generell immer mal wieder beschäftigen. Dem anderen Mann traue ich diese Offenheit ehrlich gesagt eher nicht zu, ob er auch Gefühle für mich haben könnte, kann ich ehrlich gesagt nicht so recht einschätzen. Es gab Zeiten, in denen hätte ich das vermutet, heute .... keine Ahnung. Was tue ich bloß? Oder tue ich einfach nichts?? Grade habe ich das dumpfe Gefühl, dass mein Herz das schlecht ertragen könnte. Warum auch immer. Vielleicht,weil es irgendwie hofft, dass auch eine andere Beziehungsform möglich wäre?!

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Also da du allen hier widersprichst, die etwas dagegen sagen und allen zustimmst, die dafür sind, hast du nur Bestätigung für deine Idee gesucht. Dann hast du dich doch schon längst entschieden und hast hier gar nicht nach einem Rat gesucht.
Dann mach es doch

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Nein. Dann verstehst du meine Antworten miss. Es geht überhaupt nicht darum, dass ich eine Antwort kenne oder nicht an Erfahrungen interessiert bin, aber wenn hier Menschen ohne Erfahrungen mit so einer Idee auch auch nur dem Verliebtsein während einer Beziehung pauschalisierend und sehr normativ ihre Meinung kund tun, gehe ich da eben nicht mit. Denn da habe ich einfach andere Werte, ganz unabhängig davon, was ich, was wir am Ende tun oder nicht tun werden.

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P.S. Eine Trennung von meinem Mann ist keine Option

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P.S. Eine Trennung von meinem Mann ist keine Option


Hallo TE,

schon der Vorschlag einer polyamorösen oder offenen Beziehung kann schnell zur Trennung führen sei diese ausgesprochen oder innerlich. Wenige Männer finden die Idee wirklich klasse sondern lassen sich evtl. noch darauf ein, um die Ehe der Kinder wegen zu erhalten. Ihr seid Mitte 30, also sind die Kinder nicht schon mit einem Bein aus dem Haus.

Wenn du sexuelle Abwechslung suchst - treibt es bunt im ehelichen Schlafzimmer und wenn ihr beide dort alles ausprobiert habt, fantasiert über gemeinsame Treffen mit anderen Paaren, Swingerclub etc. Aber bitte nicht so eine Außenbeziehung mit einem anderen festen Partner.

Eine Frage dann an Dich: Würdest du deinen Mann dann noch für voll nehmen, wenn er so etwas zuließe oder doch langfristig den Respekt vor ihm verlieren und damit den Untergang Eurer Beziehung einleiten? Und wenn dir umgekehrt für den Vorschlag (völlig berechtigt!) den Kopf waschen würde, gäbe es hier oder anderen Foren sicher die ein oder andere Stimme, die dir einredet, er sei zu besitzergreifend, schränke deine Rechte fies ein und überhaupt..., was gleichsam das siechende Ende eurer Beziehung einleitet.

Wenn du wissen willst, was du tun sollst, lies dir Reddit-Foren für Männer durch bzw. oder recherchiere in youtube-Kanälen. Da tauscht man(n) sich aus über angemessene Reaktionen wenn Partnerinnen Vorschläge für offene Beziehungen aufbringen. Oder anders: Wenn du den Entschluss schon gefasst hast, frage in einem Frauen-Forum und du bekommst tolle Ermutigung für den Schritt, wenn du die Folgen für Dich und Deine Familie abschätzen willst, bringe in Erfahrung, wie Männer denken würden und was du als mögliche Reaktion zu erwarten hättest.


So, fertig mit dem Schwarzmalen. Ich bin zuversichtlich, dass diese Darstellung von der weit überwiegenden Mehrheit der Männer geteilt wird.

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Mmh.. ich weiß nicht. Ich schätze meinen Mann da ehrlich gesagt etwas anders ein. Wir sind beide - ganz rational betrachtet - der Überzeugung, dass es nicht unbedingt dem menschlichen Wesen entspricht, für immer monogam zu leben, weswegen das Thema Öffnung der Beziehung schon immer mal Thema war und ich da eher diejenige bin, die dabei etwas unsicher ist. Ich denke nicht, dass sich der Respekt meines Mannes mir gegenüber verschieben würde, wenn ich ihm erzählen würde, dass ich mich verliebt habe bzw verliebt bin. Eher würde er mich vermutlich für meine Ehrlichkeit wertschätzen. So schätze ich ihn zumindest ein. Er hat mir durchaus auch schon angeboten, dass ich alleine in Swingerclubs gehen könnte oder so - weil mich der Gedanke reizt..ich möchte das jedoch gar nicht und auch bei meinem Gefühl jetzt grade geht es nicht vorrangig um Sex. Irgendwie überzeugt mich deine Argumentation nicht. Aber ich lasse sie mir gerne noch genauer erklären. Womit genau sollte der Verlust an Respekt zu tun haben?

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Ich würde vermutlich erst einmal gar nicht machen und deine „Erkenntnis“ ein paar Tage sacken lassen. Du scheinst ja gerade emotional etwas aufgewühlt zu sein, was absolut verständlich ist :)
Wenn du dich ein paar Tage an den Gedanken gewöhnt hat, kannst du dann weiter überlegen ob/wie du deinem Partner davon erzählen möchtest und hattest auch die Möglichkeit ein bisschen in dich zu gehen und herauszufinden was du denn wirklich möchtest, ob du den anderen Mann liebst, es eher ein Schwarm ist oder irgendwas ganz anderes.
Ich persönlich würde es vermutlich meinem Partner erzählen wollen und dein Partner scheint jetzt ja auch nicht übermäßig eifersüchtig und empfindlich zu sein, aber letztendlich musst du einschätzen, wie sich das ganze auf eure Beziehung auswirken könnte.
P.S.: Nur weil man Person B auch liebt, heißt das nicht, dass man Person A jetzt weniger liebt.

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Ich danke dir sehr für deine Antwort und auch deine Empathie. Ja, genau. Grade bin ich emotional etwas aufgewühlt. Es wird auch grade nicht besser dadurch, dass ich weiß, dass ich den anderen Mann in wenigen Tagen sehen werde. Das habe ich natürlich x mal in den letzten Jahren, aber jetzt grade..nun ja. Will ich es einerseits unbedingt, um auch ein bisschen mehr Klarheit zu gewinnen, vielleicht spielt mir mein Herz auch grad einen Streich und ich sehe es nach dem Zusammentreffen ganz anders...oder eben auch nicht. Aber du hast absolut Recht, dass es Sinn macht das Ganze sacken zu lassen. Ehrlich gesagt würde ich sogar sagen, dass ich meinen Mann grade sogar noch mehr liebe, weil ich so sicher bin, dass ich so ein Gespräch - egal mit welchem Ergebnis - mit ihm führen könnte.

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Ich habe nur quer gelesen. Aber du betonst die ganze zeit wie offen ihr seid und dass ihr schon oft darüber gesprochen habt, die Beziehung vielleicht zu öffnen, dass dein mann dir schon gesgt hat du könntest alleine in Swingerclubs oder so....was genau ist dann jetzt das Problem? REde doch mal mit deinem Mann. Erzähle ihm deine Erkenntnis und dann überlegt, ob das jetzt etwas für eure Beziheung bedeutet und wenn ja was. Vielleicht ist jetzt der Punkt für euch die Beziehung zu öffnen, oder ihr wollt den Mann fragen, ob er Lust auf einen Dreier hat, oder weiß der Geier was. Aber deine Betonung auf "sowas ist in unserer Beziehung kein Problem, wir reden oft darüber und alles easy" passt nciht mit deinem "hilfe was soll ich nur tun" zusammen.

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Hallo
Mein Mann und ich sind dieses Jahr 22 Jahre zusammen und 16 verheiratet. Wir lebten 4 Jahre davon polyamor.
Wir waren damals und sind heute auch noch ein verliebtes Ehepaar.

Ich war wie du damals in einen guten freund verliebt, sprach es mit meinem Mann an und wir probierten schrittweise die Öffnung aus.

Es ist nicht alles einfach. Eine Öffnung erfordert viele Gespräche, Abstecken und respektieren von Grenzen und viel Vertrauen.

Positiv habe ich mir mitgenommen, dass man daran sehr wachsen kann. Wir werden gemeinsam alt werden, da bin ich mir ganz sicher.
Ich habe es wahnsinnig genossen mich nochmal richtig verknallen zu dürfen. Ich habe viele schöne Erfahrungen gesammelt.

Negativ fand ich die vielen Bedürfnisse, die man unter einen Hut bringen muss.
Denn auch mein Freund hatte dann Wünsche und auch irgendwann Forderungen an mich. Der Balanceakt zerrte an meinen Nerven.
Während ich eine feste Beziehung nebenbei hatte, hatte mein Mann sehr viele kürzere Beziehungen. Doch immer verliebten sich die Frauen und nahmen an, er würde mich für sie verlassen.

Nach ein paar Jahren hatten wir genug und haben wieder geschlossen.

Schreib mich gerne an, wenn du genaueres wissen möchtest.

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"Doch immer verliebten sich die Frauen und nahmen an, er würde mich für sie verlassen."

Jip, das haben wir genauso erlebt. Standen sie bei euch auch wie die Racheengel vor der Tür? Am Anfang dachte ich echt, das mein Mann nicht mit offenen Karten spielt, hat er aber. Als mich dann eine vor dem Kindergarten unserer Tochter abfing und eine Szene machte, da war auch für uns der Ofen aus udn wir haben die Ehe wieder geschlossen.

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Nein, so schlimm war es zum glück nicht.
Meim Mann hat auch mit offenen Karten gespielt. Sie machten zum Glück immer nur meinem Mann eine Szene.

Ich fand das immer sehr unverständlich. Da datet man einen Mann, von dem man weiß, dass er in einer offenen Ehe lebt und damit zufrieden ist. Die Zeit gemeinsam macht Spaß und dann baut man sich ein Luftschloss, dass er doch bestimmt keinen Sex mit anderen hat, so toll wie die Zeit zusammen ist.
Und zur Krönung fängt man irgendwann an einzufordern, dass man als Affäre monogames Exklusivrecht bekommt.

Ich hatte das Gefühl, auch wenn mein Mann ehrlich war, dass die nur hören, was sie wollen.

Am Kindergarten dich abzufangen, ist echt eine Nummer zu hart.

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Ich würde das Ganze jetzt auch erstmal sacken lassen....man kennt das doch, man sieht irgendeinen Bericht, plötzlich findet man sich darin total wieder und möchte am Liebsten sofort die eigene Welt auf den Kopf stellen oder in blinden Aktionismus verfallen. Nach ein paar Tagen sieht die Welt schon wieder ganz anders aus und man stellt fest, das eigentlich nur ein Bruchteil passt.

Ich möchte zu bedenken geben, das ihr alle ziemlich gut befreundet seid. Freundschaften sind ein verdammt hohes Gut. Möchtest du diese Freundschaften wirklich an seine Grenzen bringen, nur weil du gerade glaubst, das eine offene Ehe etwas für dich/euch sein könnte? Eine Freundschaft beeinhaltet nun mal das Gefühl von Verbundenheit.....bist du dir sicher, das du da nichts verwechselt? Mir wäre diese Freundschaft untereinander (auch für die Männer) viel zu wichtig, um sie so extrem auszutesten und zu belasten.

Ich finde es auch gar nicht schlimm, wenn man mal verknallt ist, sich in Träumereien stürzt. Aber man darf eben nicht vergessen, das die Realität u.U. dann schlußendlich eben nicht so abläuft, wie in den Vorstellungen.

Das ganze Thema offene Ehe und co ist wirklich sehr reizvoll und facettenreich. Es kann durchaus zu einer Lebenseinstellung werden, ist aber eben auch eine große Veränderung und eine Entwicklung....der Weg kann holprig werden. Ich wäre nicht bereit dieser Entwicklung eine gute Freundschaft zu opfern oder diese hineinzuziehen, wirklich nicht.

Ich weiß nicht, was du da gesehen hast, aber dort haben sicherlich Menschen gesprochen, die ihren Weg schon gefunden haben. Im Nachgang blendet man gerne die komplette Entwicklung aus oder relativiert sie, einfach weil man mittlerweile am Ziel angekommen ist und sich gefunden hat. Aber gerade die ersten Sxhritte in Richtung offene Beziehung haben es in sich, das sollte man einfach nicht unterschätzen. Es gehören sehr viele Gespräche mit dem Partner dazu, die Rahmenbedingungen müssen sicherlich öfter angepasst werden, es bedeutet wahnsinnig viel Beziehungsarbeit. Zum Teil kommt auch Druck und Unverständnis von Außen (siehe die Antworten hier), auch damit muß man umgehen lernen.

Natürlich gibt es andere Beziehungsformen, wäre schlimm, wenn nicht.....aber das gewohnte und geprägte Beziehungsleben auf den Kopf zu stellen, da gehört eben viel Mut und Vertrauen in sich und die eigene Beziehung zu. Und man muß sich auch bewußt machen, das es eben auch im schlimmsten Fall die Ehe zerstören kann, weil man sich zu viel zugemutet hat. Man kann geschehene Dinge eben nicht wieder rückgängig machen, das ist einfach so.

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Vielen, vielen Dank für den ehrlichen Einblick.
Dass eine Frau euch aufgelauert hat, ist ja furchtbar. Das möchte ich mir auch nicht vorstellen.
Dass man etwas sieht und sich so darin wiederfindet, dass es einen emotional so verwirrt, habe ich bisher nicht erlebt. 😅 vielleicht schaue ich zu selten solche Dokumentation. Ich hatte aber gar nicht unbedingt den Eindruck, dass für die Menschen dort alles nur gut ist und ich weiß auch gar nicht, ob ich in einer geöffneten Ehe oder polyamor leben möchte, mir ist nur glaube ich zum ersten Mal so richtig deutlich geworden, dass ich seit Jahren immer mal wieder mit irgendwie romantischen, verliebten Gefühlen an diesen Mann denke.

Das, was du zu der Freundschaft sagst, ja, da hast du absolut recht. Das ist ein sehr sehr wichtiger Punkt. Denn nein, diese Freundschaft zu zerstören, das will ich auf keinen Fall. Mein Mann und er kennen sich seit Jahren, die Vorstellung, dass diese Freundschaft zu Bruch geht, nein, das will ich nicht. Das ist tatsächlich auch die Frage an die Antwort über deiner...was ist aus der Freundschaft geworden?

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Zunächst einmal: Einen Crush neben dem Partner zu haben, halte ich für normal, gerade in Langzeitbeziehungen. Ich habe auch langjährige männliche Freunde, die ich durchaus auch attraktiv finde… Ich habe lange überlegt, ob ich jemand bin, der polyamor leben will. Geh dazu doch gerne in den Joyclub und tritt entsprechenden Gruppen zum Erfahrungsaustausch bei. Nimm dir Zeit für deine Standortbestimmung, bevor du irgendwas an- oder aussprichst

Meiner Erfahrung nach haben 99 von 100 Polys einen an der Waffel und kaschieren eigene Bindungsstörungen mit missionarisch vorgetragenen “Liebe ist das einzige, was sich vermehrt, wenn man es teilt-Parolen”.
Ich habe mal eine Dokumentation über die Frau des polyamor lebenden Musikers Karlheinz Stockhausen gesehen, die mich beeindruckt hat. Sie lebte trotz seiner “Vielweiberei” monogam mit ihm und begründete das mit “Er streut in die Breite, ich sorge für die Tiefe”.

Ich sehe in Polyamorie die Gefahr, der Kernbeziehung die Substanz zu entziehen. Zu echter Intimität gehört für mich tatsächlich irgendwie gute und schlechte Zeiten zu teilen und ein Stück weit eine Insel als Paar zu sein im Ozean der Vielen. Die Polyamoren würden mir jetzt sagen, dass ich besitzergreifend bin etc..

Ich kenne zwei polyamor lebende Paare, die ziehen das voll durch und das schon schon seit Jahren: In der einen Familie haben sogar die Kinder mehrere Mamas und Papas, die diversen Paarbeziehungen bestehen da schon seit Jahren, das andere Paar hat immer mal wieder feste Außenbeziehungen, die für den Partner offen gelebt werden, hier sind die Kids aber nicht involviert.

Mein Fazit: Mir wäre das auch einfach zu anstrengend. Ich hätte auch keine Lust, mich immer wieder über doch aufkeimende Eifersucht auszutauschen oder die Frage zu diskutieren, wo die Grenzen sind oder ob es welche gibt. Und das muss offenbar immer wieder neu ausgelotet werden. Mir würde die Basis fehlen, die Ruhe, die ich brauche, um mich wohl zu fühlen.,

Polyamorie hat weitreichende Konsequenzen, die man sicher nicht überblicken kann, wenn man die Beziehung öffnet. Ich persönlich würde mich nicht mehr auf dieses Terrain begeben wollen. Es hat aber einige Jahre und etwas Gehirnschmalz und Arbeit an meiner Beziehungsfähigkeit gebraucht, bis ich mich auf einen Partner so einlassen konnte, dass mich das erfüllt.

So richtig funktionierende polyamore Geflechte kenne ich nicht. Aber ich kenne auch etliche monogame Beziehungen, wo der Wurm drin ist.

Bearbeitet von Monokultur
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Dein Fazit finde ich sehr spannend und muss grade über mich lachen. Ich glaube, ich bin da einfach noch sehr sehr naiv. Ich denke über einiges nach, was du geschrieben hast.
"Ich habe lange überlegt, ob ich jemand bin, der polyamor leben will" und du hast dich dagegen entschieden. Ich frage mich jetzt ehrlich gesagt, was genau bedeutet, dass man sich dagegen entscheidet. Man entscheidet sich, solche Gefühle - wenn sie denn kommen - für sich zu behalten. Wie fühlt sich das an? Also, wie fühlt es sich an, wenn man ein solches Gefühl und auch den Liebeskummer, der damit verbunden ist, wenn man diesem Gefühl keinen Raum gibt, ignoriert?

Ob ich wohl eine Bindungsstörung habe, weiß ich nicht so genau. Ausschließen würde ich es nicht. Der in unserer Gesellschaft noch weit verbreitete Gedanke, dass es die eine große Liebe gibt, ist für mich zumindestens irgendwie fremd. Wobei ich da auch im Realitätscheck sagen würde, dass es vielleicht für viele stimmt, dass es nicht die eine große Liebe gibt, mit der man zu 1000% glücklich ist, sonst hätten wir nicht solch hohen Scheidungsraten und Zahl an Fremdgeher*inenn.

Nee, diese komischen Parolen das ist auch nicht meins. Mir geht es tatsächlich vor allem um die Frage, wie wir maximal glücklich sein können.


"Ich sehe in Polyamorie die Gefahr, der Kernbeziehung die Substanz zu entziehen"

Mich würde interessieren, wie du das mit der Substanz meinst.

"Zu echter Intimität gehört für mich tatsächlich irgendwie gute und schlechte Zeiten zu teilen und ein Stück weit eine Insel als Paar zu sein im Ozean der Vielen" - da wäre ich total bei dir, das sehe und fühle ich genau so - oder vielleicht auch anders. Mein Mann ist mein Hafen, wir beide zusammen sind eine Insel. Aber eigentlich ist es auch genau das, was für mich auch Voraussetzung für die Öffnung einer Beziehung ist, dass ich weiß, dass es diese Insel immer geben wird, dass die Basis und auch das Teilen der guten und schlechten Momente für immer (auch) mit diesem Menschen verbunden ist. Aber vielleicht hast du recht und das spricht gegen Polyamorie und eher für ein anderes Beziehungsmodell - das aber für mich nicht Exklusivität beinhalten muss, glaube ich. .


"Es hat aber einige Jahre und etwas Gehirnschmalz und Arbeit an meiner Beziehungsfähigkeit gebraucht, bis ich mich auf einen Partner so einlassen konnte, dass mich das erfüllt" - ich freue mich, dass dir das gelungen ist.

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“Ich frage mich jetzt ehrlich gesagt, was genau bedeutet, dass man sich dagegen entscheidet. Man entscheidet sich, solche Gefühle - wenn sie denn kommen - für sich zu behalten. Wie fühlt sich das an? Also, wie fühlt es sich an, wenn man ein solches Gefühl und auch den Liebeskummer, der damit verbunden ist, wenn man diesem Gefühl keinen Raum gibt, ignoriert? “

Das bedeutet, dass ich Gefühlen von Verliebtheit zu Menschen außerhalb der Beziehung nicht füttere. Das ist eine bewusste Entscheidung. Ich nehme sie dann lieber als Frage, ob und was mir fehlt, denn Verliebtheit ist m.E. fast ausschließlich Projektion: Jemand anderes soll liefern, was der Partner nicht kann, jemand anderes soll uns heil und komplett machen…

Außerdem habe ich mittlerweile verstanden, dass nach jeder Verliebtheitsphase mit unbändiger Libido in jede Beziehung ein Stück weit Alltag einkehrt. Da konzentriere ich mich lieber auf die Pflege der monogamen Beziehung als irgendwann zwei Alltage in zwei Beziehungen zu haben.
Liebeskummer: hab ich irgendwie hinter mich gelassen. Meine derzeitige Beziehung gibt mir so viel, dass es bescheuert wäre, dass für irgendjemanden aufzugeben. Meine Entscheidung für die Monogamie bedeutet auch, dass ich nur noch Beziehungen führe, wo der andere eine echte Bereicherung ist. Dazu gehört für mich, dass beide Partner offen und ehrlich sind und auch über eine lange Zeit die Beziehung immer wieder herstellen und pflegen wollen.

Und das macht für mich die Substanz der Beziehung aus: In meiner Beziehung zeige ich mich so, wie ich bin, mit allen Makeln und Schönheiten. Ich spreche auch Probleme und Schmerzhaftes an und bemühe mich, den anderen nie aus dem Blick zu verlieren. Ich, und ich spreche da nur für mich, kann das nur in einer monogamen Beziehung leisten.

Kennst du Harry Potter? Ich bin eine Zeit lang in meinem Leben offen kommuniziert mehrgleisig gefahren. Ich habe mich so gefühlt, als ob meine Seele in Horkruxe zerteilt ist: Hier ein Stück, da ein Stück…. Das ist mir nicht gut bekommen.

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Ich habe mich auch schon mit Polyamorie beschäftigt. Das Schöne daran ist, man darf auch für andere Menschen Gefühle haben, sich verlieben usw. Ich stelle es mir schlimm vor, wenn man jung seinen Partner kennenlernt und sich dann den Rest seines Lebens nicht mehr verlieben darf.
Es ist übrigens sehr wichtig, Polyamorie und offene Beziehung zu unterscheiden. Bei Polyamorie geht es um Liebe (es muss nicht mal zwingend zu Sex kommen), bei offener Beziehung um Sex (ohne Liebe).

Bearbeitet von -Destiny-
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"Es ist übrigens sehr wichtig, Polyamorie und offene Beziehung zu unterscheiden. Bei Polyamorie geht es um Liebe (es muss nicht mal zwingend zu Sex kommen), bei offener Beziehung um Sex (ohne Liebe)" - jup. Das ist eine sehr wichtige Unterscheidung. Und ich kann nicht mal 100%ig beantworten in welche Richtung es bei mir ginge. Das ist in meinem Kopf etwas unklar, denn es geht nicht um Sex (der ist mir nämlich nicht so wichtig), aber es geht schon auch um körperliche Nähe. Und in diesem speziellen Fall geht es schon um die Verliebtheit, das Kribbeln. Wenn ich mir aber eine echte polyamore Beziehung vorstelle, finde ich das doch etwas schwierig. Eine Öffnung rein für Sex wäre jetzt irgendwie nicht meins, weil s.o. Sex mir nicht so wichtig ist. Eine Öffnung für knutschen, kuscheln, kribbeln... hat das auch einen Namen?

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Also ich habe auf dem Gebiet tatsächlich Erfahrungen aus dem eigenen Leben.
Zu Singlezeiten habe ich nichts „anbrennen“ lassen wie man so schön sagt.
Und da aus moralischen Gründen für mich Fremdgeher nicht in Frage kommen und Single dann entweder eine feste Beziehung wollen (was für mich aber nur in Frage kommt wenn wirklich alles passt) oder es sich verläuft war ich oft die Nebenbeziehung in offenen Beziehungen.
Das ging nie gut. Einmal war das Problem dass die Zweitbeziehung der Frau sich verliebt hatte und sie ganz wollte, weswegen die Beziehung wieder geschlossen wurde (obwohl ich da ja nichts dafür konnte), das ist glaube ich ein relativ häufiges Problem.
Oder der Mann will aus Egogründen dass Frau sich verliebt etc, oder es hat sich am Ende dann doch rausgestellt dass die Freundin nichts von dem „offenen“ Konstrukt wusste.
Nun hatte ich nicht mit jedem Sex den ich getroffen habe, aber mich doch mit vielen intensiv über die Thematik unterhalten. So richtig zufrieden war keiner.
Oft ist es eine Notlösung weil man in der Beziehung nicht zufrieden ist.
Die natürliche Ablaufzeit von sexueller Atttraktion soll ja etwa 4 Jahre sein (bei Frauen, hab ich mal gelesen) und danach muss man sich halt aktiv bemühen.
Ich selber könnte keine offene Beziehung führen übrigens, weil ich dazu viel zu eifersüchtig bin. Mein Freund sieht das genauso. Und wenn er das anders sehen würde, wäre er mein Exfreund.
Haben da am Anfang intensiv darüber gesprochen auch wegen meiner Vergangenheit mit den vielen Tändeleien. Viele haben ja das Vorurteil dass Leute die gerne Sex haben dann auch fremdgehen.
Also im Prinzip würde ich generell eher abraten, weil ich einfach zu oft gesehen habe wie das schiefgeht. Vor allem solltest du den Perspektivwechsel (er hat Sex mit einer anderen) mal im Kopf durchspielen.
Dann kommt dazu, dass wenige bereit sind die 2. Geige zu spielen. Bzw die Zweitbeziehung dann ja auch mehrere Affären gleichzeitig hat, was natürlich das Risiko für STD dramatisch erhöht da muss man wirklich aufpassen.

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Danke für deine Erfahrung.

"Einmal war das Problem dass die Zweitbeziehung der Frau sich verliebt hatte und sie ganz wollte, weswegen die Beziehung wieder geschlossen wurde (obwohl ich da ja nichts dafür konnte), das ist glaube ich ein relativ häufiges Problem" - das stelle ich mir auch wirklich hart und schwierig vor. Also, sowohl für die Ehepartner, die ja auch mit gefühlen involviert sind als auch für die Zweitbeziehungen.

"Oft ist es eine Notlösung weil man in der Beziehung nicht zufrieden ist" - ja, das glaube ich gerne. In meinem Fall ist es irgendwie anders gelagert, vielleicht auch, weil es diese Gefühle für den anderen Mann ja eigentlich auch schon lange gibt und es jetzt keine plötzliche "Lösung" für ein Problem ist.

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Eine offene beziehung kann funktionieren. In deinem Fall wäre ich allerdings vorsichtig, weil du etwas von gefühlen für den anderen Mann erzählst. Mit Sex werden die gefühle auch nicht weniger... Denkst du wirklich, dass es deine Ehe bzw dein partner auf die Dauer aushalten wird, wenn du eine "Liebesbeziehung" mit einem anderen Mann eingehst?

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Genau - tatsächlich wäre in diesem Fall Sex nicht der Fokus. Das sind zwei unterschiedliche Dinge. Also eine Öffnung der Beziehungen um Sex mit jemand anderem zu haben oder eine emotionale Öffnung zugunsten einer weiteren Liebesbeziehung. Ob meine Ehe das aushalten könnte.... mmh... ich wüsste jetzt nicht, woher ich das so genau wissen sollte.Was wären denn aus deiner Sicht Gründe, warum sie das nicht aushalten könnte?

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A) du verliebst dich so sehr, dass du die Beziehung beendest. Wir können uns ja alle an die erste, aufregende verliebtheitsphase erinnern, wo man gar nicht die Finger voneinander lassen kann. Das wird höchstwahrscheinlich auch bei dir so sein und vllt willst du deinen Mann dann nicht mehr.

B) wenn dein Mann so ist wie ich, wird er auf keinen Fall zweite Geige spielen. Es ist eine Sache, wenn du nach gemeinsamer Absprache mit einem anderen schläfst. Aber du hast gefühle für ihn und das würde ich als mein Privileg erachten.

C) wenn er dasselbe Recht für sich beansprucht und sich ebenfalls verknallt, verliert ihr euch zwangsläufig aus den Augen.

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