Hallo,
mein Partner und ich wollen eine Immobilie erwerben, die wir gemeinsam abbezahlen wollen. Wir verdienen unterschiedlich. Mein Partner arbeitet im Niedriglohnsektor, während ich überdurchschnittlich verdiene. Das stellt für uns überhaupt kein Problem dar. Jeder leistet auf seine Weise das, was er oder sie kann. Sei es finanziell oder arbeitstechnisch betrachtet. Nun soll es bald zum Notar gehen. Da wir beide einen Kredit aufnehmen, stehen wir beide auch im Grundbuch. Meine Familie ist damit nicht einverstanden. Sie sagen sogar, ich sei vor Liebe verblendet. Wir wollen heiraten, eine Familie gründen und uns ein gemeinsames Konto teilen. Ich sehe es so, dass es egal ist, wer wie viel zahlt, solange keiner "faul" ist. Er ist sehr fleißig und verwöhnt mich sehr. Sei es Einkäufe tragen oder Glühbirne wechseln, ich glaube, dass man mich hier versteht. Wahrscheinlich wird er seine ganze Arbeitskraft in das Haus stecken, da er auch handwerklich begabt ist. Ich hingegen werde klassische Rollen im Haushalt übernehmen. Jetzt beginnt meine Familie damit, mich zu meiden oder anzuschreien, ich sei doch "gehirngewaschen". Ich argumentiere, dass es umgekehrt kein Problem darstellen würde. Aus meiner Sicht ist das Verhalten meiner Familie veraltet. Wie seht ihr das?
Bitte um Rat beim Hauskauf
Soll er zu gleichen Teilen ins Grundbuch?
Ich kann euch bei dieser sehr asymmetrischen finanziellen Situation beim Hauskauf nur zu einer realistischen Aufteilung der Eigentumsverhältnisse raten. Der Blick durch die rosa Brille wird später einmal nach hinten losgehen.
Auch im Rahmen der bevorstehenden Eheschließung solltest ihr keinesfalls auf einen Ehevertrag mit anwaltlicher Begleitung verzichten, in dem eure jetzigen und zukünftigen finanziellen Angelegenheiten, Vermögensverhältnisse und Versorgungsansprüche klar geregelt sind.
Ansonsten kommt im Laufe der Partnerschaft nach meiner Erfahrung die Reue so sicher wie das Amen in der Kirche.
Hast du einmal darüber nachgedacht, warum deine Verwandtschaft so reagiert? Könnte es sein, dass die älteren Semester deiner Verwandtschaft doch über etwas mehr Lebenserfahrung verfügen und einige "Präzedenzfälle" aus ihrem Leben in schmerzhafter Erinnerung haben?
Danke für deine Einschätzung. Statistisch gesehen, ist es um uns schlecht bestellt. Wenn man bedenkt, wie viele Eheschließungen getrennt werden, ist dein Rat sinnvoll. Wie rechnet man ab? Soll ich Stundenlöhne berechnen, wenn er am Haus arbeitet? Wie viel ist meine Arbeit wert, wenn ich zum Beispiel Suppe koche und er auf die Kinder aufpasst? Er im Garten arbeitet und ich das Auto wasche? Wohin führt die Rechnerei? Kann man überhaupt rechnen?
Du sprichst die zweite Ebene an:
Ein Ehevertrag regelt die Vermögensverhältnisse (Haus, Anlagevermögen, Rücklagen) und die Versorgungsansprüche, Unterhaltsverpflichtungen vor allem für den Fall der Scheidung.
Die zweite Ebene ist das alltägliche familiäre Zusammenleben und zusammen Wirtschaften in einer Familie.
Im Gegensatz zur ersten, ganz nüchternen, juristisch-vertraglichen Ebene.
Hier ist viel Platz für einen Ausgleich, auch für Gefühle in der Partnerschaft, auch für Großzügigkeit.
In einer liebevollen Partnerschaft sollte man im finanziellen Alltagsleben ruhig mal "fünfe gerade sein lassen".
Aber das Fundament, die wirtschaftliche Rahmenkonstruktion sollte halt objektiv und vertragliche zur finanziellen Leistungsfähigkeit passen.
Ich sehe das anders.
Wäre es jetzt anders herum und du als Frau würdest viel weniger verdienen, würdet ihr doch auch beide zu gleichen Teilen im Grundbuch stehen. So ist es doch in vielen Fällen.
Selten verdienen beide Partner gleich viel und jeder steuert bei was er kann. Ihr seid doch eine Familie.
Zu klären wären in eurem Fall Fragen im Hinblick auf den Kinderwunsch und die Finanzen.
Reichen euch für die Finanzierung des Hauses und eure Haushaltskasse 65% deines Gehaltes ( Elterngeld ) und du kannst zu Hause bleiben?
Oder würde er zu Hause bleiben und die Babybetreuung und Versorgung übernehmen?
Das solltet ihr vorab überlegen und durchrechnen.
Er ist bereit Zuhause zu bleiben. Ich verdiene so viel, dass ich auch von 65 Prozent leben könnte.
Dann seid ihr ja sogar so flexibel, dass ihr im Hinblick auf Kinder beide die Möglichkeit hättet zu Hause zu bleiben.
Das hört sich gut durchdacht an.
Mein Mann Verdient doppelt so viel wie ich. Er hat da nie einen hel draus gemacht als wir geheiratet haben, egal ob beim Konto oder beim Hauskauf.
Bei uns kam alles in einem Pott, da wurde nie drauf geachtet wer mehr einzahlt oder nicht. Auch beim Hauskauf stehen wir beide zu 50% drin.
das was wir gemacht haben, ist ein Ehevertrag, da mein Mann vor der Ehe einen Eigenkapital mit gebracht hat, Sonst wurde hier immer alles in einem Pott geschmissen und es wurde nie gesagt, das ist aber mein Geld. Wir sind eine Familie
Es hat auch nie einer gefragt oder sich eingemischt. Denn es ist alleine unsere Sache wie wir es Regeln
So ist es bei euch. Macht es so wie ihr am besten damit klar kommt.
Ich finde es grausam, wenn man verheiratet ist und dann gesagt wird. Ich zahle aber mehr. oder du zahlst so wenig. Oder du kaufst mehr ein, weil du mehr verdienst. ect.
Du hast vermutlich für die Kinder aber beruflich kürzer getreten und das nicht nur ein bisschen richtig? Das hast du wahrscheinlich auch nicht aufgerechnet.
Für mich ist der Alltag hinterher wer wann den Einkauf zahlt auch was anders als die Anteile im Grundbuch.
Ich war nach unserer Tochter 8 Jahre zuhause. Wir haben privat in meine Rente einbezahlt und dennoch hat mein Mann viel zuhause getan und das macht er heute nach 22 Jahren Ehe immer noch. und ich arbeite halb so viel. OK Hobbys ist mehr mein Part, aber wenn er Frei hat ist er immer dabei bei unserer kurzen.
Ich finde die Haltung jeden Cent gegenseitig aufrechnen zu wollen sehr merkwürdig und lebensfremd. Es verdient doch nie jeder das gleiche.
So funktioniert Partnerschaft nicht. Entweder eure Beziehung hält über mehrere Jahre, mit Kindern usw..dann ist das letztlich egal. Dann hat man soviel zusammen erlebt und getan und gewirtschaftet das man nicht ernsthaft auf den Cent aufgerechnet „fair“ auseinander gehen könnte. Dann ist das gesetzliche Modell der Zugewinn Gemeinschaft tatsächlich die fairste Variante. Ich gebe auch zu bedenken das sobald Kinder im Spiel sind noch ein weiter Faktor dazu kommt. Da kommt es häufig zu Gehaltsgefällen, weil nicht beide Vollzeit arbeiten wollen. Wenn der Part der sich beruflich nicht einschränken will dann auf Kosten des Partners, der die unbezahlte Care Arbeit übernimmt „bereichert“ indem er ihn nicht am Vermögensaufbau beteiligt ist das Konzept alles nur am Gehalt aufzurechnen ganz schön unfair.
Oder ihr trennt euch nach kurzer Zeit. Dann ist auch noch nicht sehr viel getilgt und ihr habt ja auch beide 50% des Kredits an den Hacken. Ist einer Freundin von mir passiert, sie hat dann das Haus alleine übernommene und er wurde aus dem Kredit Vertrag und Grundbuch rausgeschriebene..
Ihr Ex hat auf Geld verzichtet, damit er da sauber rausgeht und sie das Haus halten kann. Er bekam einen fünfstelligen Betrag von ihren Eltern ausgezahlt. Wenn man sich mit Haus trennt gibt es kein „fair“, da versucht man so unbeschadet wie möglich auseinander zu gehen.
Ich würde auch mehr verdienen, wenn ich voll arbeiten gehen würde.
Ich habe reduziert der Kinder wegen.
Ich hatte nie Lust von vorne herein getrennte Konten zu führen. Alles was wir an Eigenkapital hatten floss ins Haus(auch wenn ich deutlich mehr mitbrachte). Ja und?
Dafür half mein Mann beim Ausbau wo er konnte und sparte uns so viel Geld.
Ich möchte mein Leben selbst gestalten. Arbeiten so viel ich kann und Lust habe und mich so in den Haushalt einbringen wie ich möchte.
Ich habe reduziert, weil ich es will. Wenn mein Mann reduzieren möchte, dann soll er das tun. Und nicht im Hinterkopf haben, dass er dann weniger zum Haus beisteuert als ich.
Ich bin gerade mit Kind 3 und 4 schwanger und werde länger Elternzeit nehmen. Erst Elterngeld beziehen und dann fällt mein Gehalt weg. Keiner von uns käme auf die Idee deshalb mich aus dem Grundbuch zu streichen.
Kurz:ich sehe es wie du. Solange sich jeder so einbringt wie es kann und nicht faul ist, ist alles gut.
Ach und noch was:
Wir haben auch darüber geredet "was wäre wenn".
Sollten wir uns mal trennen, behalte ich das Haus, weil ich es auch alleine mit meinem Gehalt abbezahlen kann.
Ich würde meinen Mann auszahlen und einen neuen Kredit aufnehmen. Oder man regelt es über die Unterhaltszahlungen.
Wir sind nicht verheiratet- mein Partner hat die letzten Jahre viel mehr verdient und auch mehr Eigenkapital eingebracht.
Ich stehe nur zu 15% im Grundbuch. Das hat sein Vermögenberater so entschieden und auch beim Notar wurde ich diesbezüglich immer belehrt dass das doch das einzig richtige ist.
Wir haben ein gemeinsames Kind - die Care Arbeit übernehme zu 95% ich. Ich arbeite nur 20h verdiene noch weniger. Das wird alles nicht honoriert. Hier gabs schon häufig Streit deswegen, weil ich das nie verstehen konnte. Auf Grund des Kindes kann ich nie mehr als die 15% einbringen. Aber das Kind gehört ja nun mal nicht „nur Mir“ 🙄
Ich habe damit im Großen und Ganzen meinen Frieden geschlossen. Ich lebe gut von seinem Geld. Sollte die Beziehung zerbrechen kann ich das Haus sowieso niemals finanziell stemmen. Die 15% erlauben mir einen guten Neustart in einer Mietwohnung. Seis drum.
Das ist krass.
Ganz ehrlich wenn du die Aufteilung der Care Arbeit so zulässt bist du selbst schuld. Zahlt er wenigstens für deine Altersvorsorge ein?
Hey!
Lass dich doch beraten. Was schon vor der Ehe da war, bleibt.
Ansonsten haben wir einen Eintrag 50/50 im Grundbuch. Mein Mann hat mehr Eigenkapital eingebracht- das zahle ich zurück. So dass irgendwann alles gehälftet ist.
Lasst euch beraten, welche Modelle es gäbe.
Aber ja, ein Ehevertrag wäre eine Idee.
Liebe Grüße
Schoko
Ihr könnt auch festhalten, dass du die Summe x an Eigenkapital reingebracht hast und sie im Falle der Trennung wieder zurückbekommst. Erst dann wird der Erlös aus dem Verkauf aufgeteilt bzw die Summe X wird bei der Auszahlung verrechnet.
Wie schief sind denn die Einkommensverhältnisse? Wie lange seit ihr überhaupt schon zusammen?
Wenn du z.b. fast alles Eigenkapital einbringst und er gar nichts und ihr zudem nicht lange zusammen seit - ja da kann ich die Verwandtschaft verstehen.
Die Trennung kommt öfter als man denkt zack hat er z.b. ne neue und hinterher wird es dann schmutzig. Alles schon mehrfach erlebt im Bekanntenkreis.
Lass dich zumindest juristisch beraten bevor du irgendeine Entscheidung triffst.
Wir sind drei Jahre zusammen und ich verdiene ca. 1400 Euro netto mehr. Eigenkapital bringe ich ca. ein Drittel mehr ein. Er ist in leitender Funktion und etwas älter, weshalb er schon etwas aufbauen konnte. Er zahlt zum Beispiel fleißig in seine Rente ein, sodass wir später kaum noch Unterschied haben werden.
Aber wenn er im Niedriglohnsektor arbeitet, dann sind 1.400€ mehr Verdienst bei dir ja jetzt nicht unbedingt die Welt.
Niedriglohn heißt für mich Mindestlohn oder nur geringfügig mehr. Mindestlohn sind knapp 2.100€ Brutto bei Vollzeit und das sind um die 1.500€ Netto bei Steuerklasse 4.