Passiver Rassismus in der Familie

Hallo Ihr Lieben,
Ich und mein wundervoller Mann sind nun seit 11 Jahren zusammen, seit 5 Jahren verheiratet und erwarten nun unseren ersten Sohn, welcher am 23.09. kommen soll. Wir haben uns damals beim Jura Studium kennengelernt und ich war sofort Hals über Kopf in ihn verliebt. Nur leider waren meine Eltern nie so wirklich begeistert von ihm, auf Grund seines persischen Migrationshintergrundes. Er ist hier aufgewachsen und super integriert und hat es wirklich weiter im Leben geschafft als meine Eltern(so blöd sich das auch anhören mag). Es gab nie Konfliktsituationen zwischen ihnen, aber meine Eltern haben eine Grundeinstellung ihm gegenüber die mich manchmal so sauer macht. Zum Beispiel hat mich mein Vater bevor wir heiraten wollten mehrmals versucht zu überreden nicht den Nachnamen meines Mannes anzunehmen, da ich und auch mögliche Kinder es mit meinem Namen viel einfacher im Leben hätten. Dabei könnte sein Name genauso gut als deutscher Name durchgehen.Selbstverständlich habe ich trotzdem den Namen meines Mannes angenommen. Letztens kamen dann bei einer Familienfeier Kommentare wie: „Na hoffentlich wird der Jasper (unser Sohn) das Aussehen seiner Mutter und das Hirn seines Vaters haben.“ Mein Mann sieht nicht besonders ausländisch aus, es sind nur seine dunklen Haare und sein dunkler Teint. Selbst seine Augen sind blau🤣 Da war ich dann wieder so auf 180, aber mein Mann hat mich sofort beruhigt. Ich bin auch super froh, dass er das so gelassen sieht, aber ich kann einfach nicht mehr mit diesem Alltagsrassismus umgehen. Vor allem möchte ich auch nicht dass mein Sohn sowas irgendwann mitbekommt. Und natürlich ist mir auch wichtig dass mein Mann und meine Eltern ein besseres Verhältnis zueinander haben. Mein Mann ist meinen Eltern gegenüber wirklich aufgeschlossen und behandelt sie wie seine eigenen Eltern, weshalb es mir manchmal umso mehr das Herz bricht wenn ich sehe wie kalt meine Eltern manchmal zu ihm sind (auch wenn es meistens passiv ist).
Ich wollte das einfach mal runter schreiben, weil es mich in letzter Zeit noch mehr mitnimmt als wahrscheinlich je zuvor. Sollte ich nochmal versuchen mit meinen Eltern zu reden? Eigentlich weiß ich dass es eh nicht wirklich was bringt, ich mein ich kann ja nicht die falschen Glaubenssätze die sich fest bei ihnen verankert haben auflockern. Mein Mann sagt auch, dass ich sie nicht ändern kann. Er hat nur in den ersten Jahren unserer Beziehung ein paar mal das Gespräch zu meinen Eltern gesucht, es dann aber irgendwann aufgegeben.
Ich freue mich sehr über eure Ansicht zu dem Thema :)

Liebe Grüße

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Also, ich ordne hier keines deiner genannten Beispiele in irgendeine rassistische Sparte ein.

"Zum Beispiel hat mich mein Vater bevor wir heiraten wollten mehrmals versucht zu überreden nicht den Nachnamen meines Mannes anzunehmen, da ich und auch mögliche Kinder es mit meinem Namen viel einfacher im Leben hätten."

Da haben sie leider grundsätzlich Recht.
Ich bin Deutsch-Kroatin, mein Mann Kroate.
Bei unserer Tochter blieb uns also nur Regen oder Traufe. Hätten wir die Wahl eines deutschen Nachnamen gehabt, so hätten wir dankend angenommen.
Einfach aus pragmatischen Gründen, entgegen jeder Pathetik.

Deine Rassismus Unterstellung mit dem Aussehen verstehe ich auch nicht:

1. Ist dieses "Aussehen von der Mutter, Intelligenz vom Vater" ein uralter Hut aus dem Patriarchat und wird ganz gleich von ethnischen Hintergründen in weiten Teilen Europas so verwendet.

2. Ergibt der angebliche Rassismus hier absolut keinen Sinn aufgrund des Aussehens

3. Bei diesem Spruch solltest du dich allenfalls darüber ärgern, dass dein Vater dir mangelnde Intelligenz unterstellt


Ich weiß nicht, wie die Situationen sonst so sind, aber das hier geschilderte ist bei aller Sensibilität wirklich weit davon entfernt und du tust, im Bezug darauf, deinen Eltern Unrecht.

Als Tipp für die Zukunft:
Gerade wenn man selbst, bzw. das eigene Kind, der Partner ein Opfer von Rassismus werden kann (aufgrund von Herkunft, Hautfarbe), so ist es wichtig sich nicht in jeden noch so kleinen "Hinweis" hineinzusteigern".
Ich weiß, dass der Zeitgeist etwas anderes sagt aber bei aller Dankbarkeit dem Kampf gegen Rassismus (als immer wieder selbst Betroffene), ist es wichtig nicht ständig und überall Hass und Hetze zu vermuten.
Gerade deinem Kind würde das nachhaltig schaden.

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Vielen Dank für deine Antwort! Und das Teilen deiner persönlichen Erfahrung. Ich glaube ich habe nicht so gute Beispiele genannt und diese auch nicht gut genug erläutert.

Meine Eltern waren schon immer ziemlich rechts angehaucht. Mein Bruder und ich haben sehr viele falsche Glaubenssätze mit auf den Weg bekommen (wir durften nicht mit Kindern spielen die einen sichtbaren Migrationshintergrund hatten usw.). Ich hatte in meiner Jugendzeit eine Beziehung mit einem deutschen Jungen, welche fünf Jahre lang ging. Als ich dann wegen meines Studiums ausziehen musste, haben wir uns im Alter von 19 Jahren getrennt. Meine Eltern kommen tatsächlich immer noch damit an, dass ich mit diesem Mann ja viel besser dran wäre und ich viel zu früh aufgegeben habe. Es kann meinen Eltern dabei absolut nicht um den Aspekt der finanziellen Sicherheit gehen, weil mein Mann beruflich um einiges erfolgreicher ist als mein früherer Freund.

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"Letztens kamen dann bei einer Familienfeier Kommentare wie: „Na hoffentlich wird der Jasper (unser Sohn) das Aussehen seiner Mutter und das Hirn seines Vaters haben.“

Wow. Und da regst du dich über Rassismus auf? Du lässt dir aber durch dir Blume sagen, dass du nicht wirklich schlau bist?

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😅😅 Die Aussage war einfach darauf bezogen, dass mein Mann schon immer besser abgeschnitten hat als ich (besserer Abi Schnitt, bessere Examen Ergebnisse im Studium etc.). Über sowas kann ich auch nur lachen und ich weiß auch dass der zweite Teil der Aussage im Gegensatz zum ersten Teil der Aussage, nicht ernst gemeint war.

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😅😅 Die Aussage war einfach darauf bezogen, dass mein Mann schon immer besser abgeschnitten hat als ich (besserer Abi Schnitt, bessere Examen Ergebnisse im Studium etc.). Über sowas kann ich auch nur lachen und ich weiß auch dass der zweite Teil der Aussage im Gegensatz zum ersten Teil der Aussage, nicht ernst gemeint war.

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Hallo,

ich würde sagen, deine Eltern haben Angst vor dem Unbekannten. Wenn dann noch eine mangelnde Fähigkeit zur Lernfähigkeit und Reflexion gegeben ist wird es kurios. Das mit deinem ersten Freund ist so eine Stellvertretersache ( Kind schlauer als man selber, Kind geht in die große weite Welt).
Wer nicht über den Tellerrand hinaus schauen will, wird dies nicht tun. Wer dann noch im Suppenteller hockt, ja dann wird es echt schwierig.

Viele Grüße

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Hallo!

Das mit dem Namen war gar kein so dummer Hinweis. Leider ist es einfach so, dass Menschen mit ausländisch klingenden Nachnamen oft benachteiligt werden. Jobsuche, Wohnungssuche... DAS ist Rassismus, nicht der Hinweis darauf. Das Dein Vater allerdings wahrscheinlich selbst zu diesen Menschen gehört ist, natürlich ätzend.

Genauso würde ich aber auch reagieren. Wenn er sowas sagt wie "Mit Deinem Nachnamen hättet Ihr es einfacher", dann kontere: "Warum? Wegen Leuten wie Dir?"
Halte ihm einen Spiegel vor.

Ansonsten folge dem Beispiel Deines Mannes und lass Dir ein dickeres Fell wachsen. Ist nicht schön, aber wohl notwendig.
Und warte ab - wenn der Enkelsohn erstmal da ist, könnte sich am Verhalten noch mal etwas ändern.

Sollten aber blöde Kommentare in Richtung Deines Sohnes oder über Deinen Mann und seine Familie im Beisein Deines Sohnes kommen, würde ich auf jeden Fall reagieren.

Alles Liebe und Gute für die Geburt!

LG

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Was stört dich eigentlich: die Haltung deiner Eltern oder die Tatsache, dass es deinem Mann nichts ausmacht?! Irgendwie scheint es so zu sein, dass du für ihn beschlossen hast, was ok und was nicht OK ist. Extrem bevormunden, finde ich. Und wie in einem oberen Beitrag, finde ich keines der von dir gebrachten Beispiele irgendwie rassistisch oder schlimm.

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"Na hoffentlich wird der Jasper (unser Sohn) das Aussehen seiner Mutter und das Hirn seines Vaters haben."

Kenne bisher keine Eltern, die nicht mal so nen flapsigen Spruch gebracht haben. Ist nicht wirklich rassistisch, außer du meinst, es ist Rassismus, wenn deine Eltern dich für schön, aber nicht ganz helle halten. Wie Frauen in Augen einiger Männer zu sein haben.

"Zum Beispiel hat mich mein Vater bevor wir heiraten wollten mehrmals versucht zu überreden nicht den Nachnamen meines Mannes anzunehmen, da ich und auch mögliche Kinder es mit meinem Namen viel einfacher im Leben hätten."

Klingt doof, ist aber gar nicht mal so unrichtig. Ich arbeite in der Erwachsenenbildung und habe viele Migranten in meinen Unterrichtsklassen. Die mit den Arabischen Namen haben tatsächlich ziemlich die A...karte gezogen, wenn es um Jobs oder Wohnungen geht. Ist also nur ein teil - ausländerfeindliches Problem, weil die Schüler mit Osteuropäischen Nachnamen eher weniger Probleme haben, etwas zu bekommen, da schließe ich mich selbst mit ein. Ich selbst habe einen Osteuropäischen Namen und hatte im Grunde keine Schwierigkeiten deswegen. Habe trotzdem den deutscheren Namen meines Mannes angenommen. Weil wir unsere Zukunft hier sehen und es einfacher zu schreiben und aussprechen ist. Im Ausland wäre es wahrscheinlich was anderes.

Ist im Grunde das selbe, wenn du dein Kind zB. Pumukel nennst. Findest du ggf toll, aber der zukünftige Arbeitgeber kann hier ggf keinen seriösen Arbeitnehmer erkennen. Namen machen tatsächlich was her, obwohl es nüchtern betrachtet Blödsinn ist. Ist aber tatsächlich in jedem Land so (Schau da mal nach Frankreich)