Sieht so meine zweite Lebenshälfte aus?

Guten Abend,

wo fange ich an, wo höre ich auf?
Mein Mann und ich sind schon recht lange zusammen, 40 u.41 Jahre alt.Unsere Kinder sind 18 u. 12 Jahre alt.
Mein Mann ist als Soldat viel unterwegs gewesen. Lehrgänge, Übungen und jetzt gerade der dritte Einsatz seit September 2021.(Keine Sorge, kein Gefahren- oder Krisengebiet) Dort arbeitet mein Mann drei Tage die Woche, erlebt kulturelles, sitzt bis spät abends in geselliger Runde und geht täglich essen.
Neben der Bundeswehr hat er sich selbstständig gemacht, produziert und vertreibt von Zuhause aus.
Eine Zeit lang habe ich meinen Mann Daniel Düsentrieb genannt, weil ich total fasziniert und beeindruckt war, was er so alles entwirft und produziert. Aber mittlerweile ist es alles andere als lustig, da er sich völlig in dieser Arbeit verliert.
Die Einnahmen der Selbstständigkeit behält er komplett für sich, dafür wurde ein eigenes Konto eingerichtet. Völlig legitim, wenn man sich im Aufbau befindet und den Gewinn 1 zu 1 in seine Selbstständigkeit steckt. Jetzt ist es allerdings so, dass mein Mann sich mit dem wirklich guten Gewinn immer mehr Wünsche erfüllt, die sehr kostspielig sind und in unserer Garage findet mal gerade noch, wenn ich ganz viel Glück habe, mein Auto Platz. Die Räumlichkeiten bestehen aus einer Doppelgarage, einem Zwischenraum und einer Werkstatt.
Jetzt momentan führe ich die Selbstständigkeit weiter. Kümmer mich um den Versand der Ware an die Kunden, drehe Videos für TikTok und Instagram die mein Mann auf seinem Account veröffentlichen kann, hole Aufträge ab.
Und in dieser Situation hat sich ein Hebel bei mir umgelegt. Es ist relativ selbstverständlich, dass ich alles am Laufen halte, während mein Mann sich in geselliger Runde, natürlich werden diese Abende von unserem Haushaltsguthaben bezahlt, über sein Budget freuen kann.
Ich habe mein Hobby aufgegeben, weil mein Mann überhaupt nicht mehr greifbar ist, meine soziale Batterie aufgebraucht und meine Kraft am Ende ist. Die Gartenarbeit, den Alltag, die Termine um die Kinder, ich stemme alles alleine, selbstverständlich muss auch ich arbeiten gehen. Selbst vor Feiertagen oder an Geburtstagen wird bis zur letzten Minute in der Werkstatt hantiert. Andere Menschen bekommen Unterstützung von ihm und werden gepuscht. Jetzt lässt er es so aussehen, als wenn er alle Dinge am Laufen hält.
Mit etwas Glück gibt es im Sommer 14 Tage Famielenurlaub und das war es. Keine Zweisamkeit, keine Ausflüge, keine vernünftigen Telefonate bei denen mein Mann sich aufrichtig für mich interessiert. Es geht nur um ihn, seine Arbeit, was als nächstes entworfen wird.
selbstverständlich habe ich in der Vergangenheit Gespräche gesucht, erfolglos. Danach habe ich mich damit abgefunden und einfach funktioniert. Ich meine, wenn man nach Hilfe und Unterstützung fragt und diese nicht erhält oder sitzengelassen wird, um einer anderen weiblichen Person zur Hilfe zu eilen, irgendwann resigniert man. Ich habe halt wie immer selber den Urlaub geplant, die Geburtstage organisiert, den Rasenmäher repariert usw. Wenn wir zusammen zum Essen gegangen sind waren wir nach einer Stunde bereits wieder auf dem Rückweg. Im Urlaub wurde weitergearbeitet. Es gibt keine Gesprächsthemen außer seinen Kram.
Aber soll es das für mich gewesen sein? Das Leben hat doch bestimmt so viel mehr zu bieten als das was ich seit Jahren erlebe. Ich bin so voller Liebe, möchte mehr erleben als nur zu funktionieren. Ich möchte ein eindeutiges Ja zum Familienleben. Ich möchte nicht mehr so kaputt sein.

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Wow, ein Schlaumeier und - excuse my French - die Dumme.

Es ist gut, dass dir die Erkenntnis gekommen ist, dass du als billige Arbeitskraft im Hintergrund ausgenutzt wirst. Falsch, du kriegst nicht mal etwas dafür.

Lass sein Zeug liegen. Keinen Versand, keine Tiktok-Videos mehr. Wenn er es merkt, leg ihm den Arbeitsvertrag vor mit deinem Wunscheinkommen, den ihr beide rechtsgültig unterschreibt. Wobei ich wohl zu verbittert wäre, mich noch vertraglich an ein Arbeitsverhältnis mit ihm zu binden. Auf jeden Fall musst du schauen, dass du irgend einen Anteil erhältst. Alles andere ist moderne Sklaverei.

Abgesehen davon wäre ich menschlich zutiefst enttäuscht von ihm, weil er nur seine Bubble sieht. Da musst du wissen, wie lange du dein Leben so verbringen willst. Ich hoffe, du findest die Stärke zur Konfrontation.

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Du musst dich nicht entschuldigen. In die Rolle der Dummen bin ich ja schließlich schleichend gerutscht. Der Weg da wieder rauszukommen ist jedoch ziemlich schwierig.
Ich habe einen Termin beim einem Steuerberater gemacht, damit der aufzeigen kann, wie es richtig läuft. Schließlich werden Energiekosten verursacht, die einen normalen Verbrauch übersteigen, es wird ein Raum als Büro genutzt, die Garage als Arbeitsstätte etc. Ebenfalls wird dasThema Anstellung geklärt. Ich brauche das absolut nicht unter meinem Mann zu arbeiten, das kann jemand anderes machen. Oder eben ein Gärtner, der dann den schwierigen Part übernehmen kann oder mich bei den knapp 2500 Quadratmetern unterstützt.

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Puh, ich danke dir für deine reflektierte Antwort. Ich finde im Nachhinein, dass ich zu hart schrieb. Super, dass du diverse Schritte eingeleitet hast. Ich weiss, es ist nicht einfach, weil man sich anfangs schlecht fühlt. Du hast aber ein erfülltes Leben verdient, so wie dein Mann auch 💖. Alles erdenklich Gute und weiterhin viel 💪.

Bearbeitet von glamcat
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Deine Kinder sind mit 18 und 12 doch aus dem gröbsten raus. Ich würde noch mal das Gespräch suchen - oder ihm diesen Text vorlegen. Wenn sich dann nichts tut was hält dich?

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Für mich liest sich das Ganze sehr nach 'Ich habe ihm immer den Rücken freigehalten' und 'Ich habe mich aufgeopfert und das ist der Dank...', also nach ziemlich viel Selbstmitleid.
Du beklagst, dass Du keine Zeit für Dich hast, Dein Hobby aufgegeben hast, aber steckst gleichzeitig Zeit in das Unternehmen Deines Mannes ohne dafür zumindest eine monetäre Entschädigung zu erhalten. Warum? Hat er das von Dir verlangt? Oder ist das Dein Opfer-Gen: 'Jemand muss sich ja drum kümmern'?
Du beklagst Dich, dass Dein Mann die Kosten für die geselligen Runden aus der Haushaltskasse bezahlt. Gibt es etwas, was Dich davon abhält, in geselliger Runde das gleiche zu tun, ausser Du selbst?
Du beklagst Dich dass Dein Mann Dir nicht hilft. 'Helfen' bedeutet, dass Dich jemand in Deinem Zuständigkeitsbereich unterstützt. Aber wer hat festgelegt, dass z.B. der Garten Dein Zuständigkeitsbereich ist? Ihr seid eine Familie, da hat jeder seine Verantwortungsbereiche. Drück' die Gartenarbeit Deinem Mann auf. Wenn er keine Zeit oder Lust dazu hat, soll er eine Hilfskraft finanzieren.

Ich finde die Erkenntnis sehr hilfreich, dass kein Mensch auf der Welt in der Lage ist, jemand anderem ein erfülltes Leben zu verschaffen. Dafür ist man selber verantwortlich.

Grüsse
BiDi

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Du triffst so ziemlich alles auf den Punkt. Natürlich ist es Selbstmitleid und eine Mischung aus Helfersyndrom, "das schaffe ich auch noch", "vielleicht bekomme ich dann auch mal Anerkennung" und "wenn ich das übernehme hat er vielleicht mal wieder Zeit für uns".
Zunächst ging es bei der Selbstständigkeit nur darum Label zu drucken und auf den Paketdienst zu warten. Da das nicht geklappt hat, ich die Tage hier umsonst gewartet habe, musste ich die Paktet selber zur Post bringen und so ging der schleichende Prozess weiter.
Ja, es gibt einen Grund warum ich das Geld nicht in geselliger Runde ausgebe: meine soziale Batterie ist leer! Durch meinen Job in der Kinderbetreuung und eine chronische und voranschreitende Erkrankung fehlt mir oft die Energie, der Antrieb. Aber ich bin dran eine neue Basistherapie zu testen, um mehr Lebensqualität zu haben. Es ist nicht der Job meiner 18 jährigen Tochter ihren Bruder zu hüten, was nicht ganz einfach ist, da er einen GdB und Pflegestufe hat.
Es ist ein Rattenschwanz und ich versuche gerade mehr Me Time und Energie zu bekommen, was aber eine Auseinandersetzung mit meinem Mann bedeuten, wenn nicht sogar die Trennung.

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>> Es ist nicht der Job meiner 18 jährigen Tochter ihren Bruder zu hüten <<

Du machst es schon wieder. Natürlich ist es nicht der 'Job' Deiner Tochter den Babysitter zu geben. Aber ich vermute, Du kochst für Deine Tochter mit, wäscht für sie mit, finanzierst sie. Dadurch verschaffst Du ihr viel Me-Time. Im Gegenzug ist es doch völlig i.O., wenn sie was für Dich tut und hin und wieder auf ihren Bruder aufpasst. So funktionieren Familien: Man sieht zu, dass man sich gegenseitig unterstützt um die Bedürfnisse ALLER unter einen Hut zu kriegen. Du begibst Dich aber auch da wieder ohne Not in die Kümmerer-Rolle.

Auseinandersetzung und Trennung: Ich vermute, wenn das Ungleichgewicht zwischen Dir und Deinem Mann so weiter fortschreitet, wird er sich eh von Dir trennen. Weil nämlich von Dir selber nicht viel übrig bleibt, als sein Schatten zu sein. Und mit seinem eigenen Schatten zusammenzuleben ist halt auch nicht abendfüllend...

Grüsse
BiDi

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Dein Mann ist nicht für dein Glück verantwortlich, es ist dein Leben. Er scheint ja ziemlich glücklich und erfüllt zu sein.
Dass du keine Hobbies hast ist doch nicht sein Problem.
Wenn du unzufrieden bist, dann musst DU etwas ändern, nicht er

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Bei so antworten stellen sich meine Nackenhaare auf.

Sie sind verheiratet, sie sind eine Familie und es ist das gemeinsame Leben. Sie teilen ihre Leben miteinander und durch den Egoismus des Mannes ist sie unglücklich. Ob das ok ist?

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Der Mann ist bestimmt nicht erst seit gestern so wie er ist und sie wusste es. Hat ihn trotzdem geheiratet.
Das ist eine sehr romantische Vorstellung von einer Ehe.
Aber man ist sich selbst immer der nächste und wenn man unglücklich ist, dann kann man nur selbst an der Situation etwas ändern. Man kann andere nicht ändern.

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So, jetzt reicht es dann aber auch mit dem Selbstmitleid, wirklich.

Du willst noch was in deinem Lerben erleben? Dann nimm es dir, gehe deinen Weg oder dreh weiter TikTok Filmchen.

Ernsthaft, ihr habt euch komplett auseinandergelebt, habt euch nichts mehr zu sagen und selbst während der Einsätze besteht ja kaum noch Verbindung. Er ist aus der Familie längst ausgestiegen udn verstckt sich hinter seiner Selbststängigkeit, für die du die Drecksarbeit machst und keinen Cent von siehst. Es geht doch scon gar nicht mehr um den Firmenaufbau, er ermöglicht sich davon ganz eigennützig Dinge....das ist kein Daniel Düsentrieb, das ist ne egoistische Luftpumpe....mehr nicht.

Zieh aus deinen Erkenntnissen die Konsequenzen, jammern bringt dich nicht weiter. Nur du selber kannst an deinem Leben etwas ändern....er hat da nichts mit zu tun.

Bearbeitet von Butterstulle
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Wenn ich eine Ehe oder Partnerschaft eingehe, ist mein Partner meiner Meinung nach ein Stück weit verantwortlich, was das Glück betrifft. Schließlich ist es keine Selbstverständlichkeit und bdeutet immer wieder etwas Arbeit. Eine Partnerschaft funktioniert weder einseitig noch selbstständig.

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Ja, aber wenn von der anderen Seite schon lange nix mehr kommt, dann muß man eben auch nicht krampfhaft dran festhalten.

Und nein, ich sehe es eben nicht so, das jemand anderes für mein Glück verantwortlich ist.

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Als 1. Würde ich mir wieder ein Hobby für mich suchen.

2. Würde ich ihm seine Aufträge nicht mehr beenden/versenden/Videos drehen etc... wenn er deshalb dann nörgeln, würde ich sagen, dass ich dafür eine "anstellung/Arbeitsvertrag/Entlohnung" wünsche, denn du übernimmst ja quasi Aufgaben wie eine angestellte.

Zu guter letzt würde ich nochmal ganz offensichtlich kund tun, dass dir die Zeit als Familie/Paar und auch die Interessen fehlen...
Zur Not sogar Paartherapie.


Es ist klar, er wird/kann sicherlich nicht alles von heute auf morgen ändern. Ein Schritt wäre, dir entgegen zu kommen.

Passiert nichts von alledem

Würde ich mir in Ruhe überlegen bzw du sagst ja selbst, dass du das nicht möchtest, also würde ich einen Schlussstrich ziehen.

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Es tut weh, wenn man feststellt ausgenutzt zu werden. Deshalb würde ich deinen Mann fragen, ob er überhaupt noch an der Beziehung und damit auch an dir interessiert ist oder nur an deiner Leistung.
Vielleicht rüttelt es ihn wach?
Vielleicht hat er wirklich kein Interesse mehr an eurer Beziehung?
Je nachdem würde ich handeln.

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Ich weiß was du meinst, muss mich allerdings noch etwas gedulden. Das Thema möchte ich nicht am Telefon ansprechen.

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nein, der Mann hat ein Ziel und zwar das Geschäft zum laufen zu bringen. das ist stressig und er erwartet das die Frau da ohne ihn zu nerven, mitzieht. ein Geschäft ist nicht in 3 Monaten auf 100. es dauert seine Zeit, aber dieses hat ja eine Frau nicht, denn Mann soll sich ja um die Befindlichkeiten von ,,Madam,, kümmern. was ist bloß mit dieser Gesellschaft los. wenn das Geschäft dann gut läuft, na dann wäre es natürlich ohne Madam gar nicht gegangen gell.

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Wenn du so viel für sein Gewerbe machst, dann lass dich wenigstens anstellen und verdiene Geld damit. Das würde ich nicht alles umsonst machen.
Wenn er das nicht möchte, dann würde ich auch keinen Handschlag mehr machen. Nur, weil Ihr verheiratet seid, musst du ja nicht umsonst für Ihn arbeiten.

Ansonsten: Was hält dich bei dem Mann? Vor was hast du Angst?

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Vor Veränderung, die Kinder aus ihrem Umfeld zu reissen, vor der nötigen Energie alles neu aufzubauen und zu organisieren.
Mich hält die Liebe zu meinem Mann und die Sicherheit, die die Kinder haben.

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Versteh ich das richtig, du arbeitest kostenlos für deinen Mann und hälst seine (!) Selbstständigkeit am Laufen, während er alle Einnahmen für sich behält??? Und er benutzt euer gemeinsames Geld für seine geselligen Runden?
Sorry, aber da wär ich jetzt raus. Ich würde ihm klipp und klar sagen, dass du einfach keine Energie mehr hast seinen Laden unentgeltlich am Laufen zu halten samt Familienleben und eigenem Job. Du wirst einfach nur noch ausgenutzt.
Seine Selbstständigkeit soll er künftig alleine weitermachen. Punkt.
Du hast ihm lange genug den Rücken dafür gestärkt und gehst dabei langsam zugrunde.
Denk wieder an dich selber!

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Ein paar Wochen muss ich noch durchhalten, dann gibt es einen Termin beim Steuerberater. Außerdem möchte ich das Thema nicht telefonisch besprechen