ICH WEISS NICHT OB DIE BEZIEHUNG NOCH RICHTIG IST.

Hallo zusammen bei mir geht es gefühlsmäßig drunter und drüber, deswegen versuche ich meine Gedanken aufzuschreiben. Ich (30) und Sie (31) sind in einer Beziehung seit fast 7 Jahren. Seit einigen Wochen plagen mich Zweifel, ob diese Beziehung überhaupt noch das Richtige ist, und ob ich den vielleicht größten Fehler in meinem Leben begehe, indem ich an ein für mich empfundenes Unglück festhalte oder vielleicht die beste Frau verliere und es später bereuen könnte. Dazu muss sehr weit ausholen und hoffe, dass mein langer Text niemanden abschreckt.



Wir haben uns ca. 1.5 Jahre vor meinem Studium, vor 7 Jahren, kennengelernt. Zu der Zeit hatte ich gearbeitet. Meine Erfahrungen mit Frauen bestanden bis dahin darin, dass ich mal eine Beziehung über paar Wochen währen der Schulzeit hatte und sonst Bekanntschaften beim Feiern. So gesehen ist Sie die erste richtige Beziehung, die ich hatte. Außerdem war das eine Zeit, in der Freundschaften auseinander gegangen sind, weil jeder sich weiterentwickelt hat. Ich auch, aber dennoch hatte mir das Ausgehen und ständige unterwegs sein gefehlt. Diese Lücke hat meine Partnerin geschlossen, und Sie war einfach mein Lieblingsmensch. Zu Beginn der Beziehung hat Sie auch über alle „Leichen" in ihrem Keller, die Sie hatte offen gesprochen und meinte, dass Sie das anpacken möchte. Diese Aufrichtigkeit hat Sie für mich sehr liebenswert gemacht. Wir wollten auch beide Kinder, aber erst wenn Studium/Ausbildung fertig ist und die entsprechende Wohnsituation vorhanden ist.

Bis dahin war das einzige, was mich belastet hat, war Ihr schlechter gesundheitlicher Zustand (durch hohes Mehrgewicht). Ich möchte nicht oberflächlich rüberkommen, aber wenn die Gesundheit unter schlechten Lebensgewohnheiten leidet und ich mitleide, dann muss man was tun. Das hatte ich auch offen kommuniziert. Bei allen Schritten, wie Ihrer Ausbildung, sie immer ermutigt weiterzumachen und über Grenzen zu gehen. Bis auf Ihre Gesundheit/Sport hat das auch in anderen Bereichen gut funktioniert. Ich habe sie in vielen Bereichen des Lebens gestärkt und dafür ist sie mir auch dankbar.

Dann habe ich angefangen zu studieren und war schwer krank zu Beginn des Studiums, in dessen Folge wir fast ein ¾ Jahr kein Sex hatten. Ich bin dankbar, dafür dass Sie in dieser Zeit an meiner Seite geblieben ist. Unsere Beziehung hat sich zu dem Zeitpunkt mental auf eine sehr hohe Stufe entwickelt. Spätestens da dachte ich uns kann nichts mehr klein kriegen.

Die Friss oder Stirb Anforderung meines Studiums hat mich stark gefordert bis heute (60-70h Arbeit und bin in 1 Jahr fertig). Dies ist auch anders nicht möglich gewesen, da man sonst nicht über die hohen Hürden der Profs kommt. Darunter hat meine Beziehung sehr gelitten, weil das anfängliche lockere gemeinsame Ausgehen, unterwegs sein, wach bleiben, bis die Wolken wieder lila sind und sowas nicht mehr gegeben war. In dieser Zeit hat Sie mit Freundinnen mehr gemacht, wie Urlaube und Treffs mit denen. Das war auch für mich in Ordnung, weil ich wusste ich muss für mein Ziel, das Studium, hart arbeiten und einfach nur funktionieren und es kommen bessere Tage. Während Corona hat Sie soziale Ängste entwickelt, die aber auch mit Ihrer Jugend zutun haben. Ich habe versucht immer zu helfen, aber leider bin ich kein Therapeut. Zwischenzeitig wollte Sie die Stadt verlassen und aufs Land ziehen, weil Sie sich nicht wohl fühlt. Dies hat Sie mir zur Liebe aber verworfen, obwohl Sie die Stadt nicht mag.

Bis Anfang dieses Jahres bestand bei uns die gemeinsame Zeit darin, dass wir eigentlich nur noch gemeinsam Essen gegangen sind und beieinander übernachtet haben, weil ich so stark eingespannt war. Trotz der Arbeitslast, habe ich mir immer Mühe gegeben mit Ihren gemeinsamen Momenten, wenn auch auf der Couch, zu erleben. Dafür war Sie es mir sogar Wert auf ausreichenden Schlaf zu verzichten. 5-6 h Schlaf sind bei mir die Normalität in den letzten Jahren. An Neujahr meinte dann zu Ihr „durch das Arbeiten habe ich meine eigenen Bedürfnisse verdrängt hat und damit auch dich stark vernachlässigt das möchte ich ändern und wieder anfangen gemeinsam mit dir mehr zu Erleben" Sie war überrascht darüber, meinte aber okay und das würde Sie sehr freuen. Mir war es wichtig, dass ich auch ausreichend gemeinsame Zweisamkeit habe, bevor Familienplanung eine Rolle spielt. Das ist auch für Sie soweit ok gewesen laut Ihren Worten, trotz dessen dass Sie sagt nach dem Studium soll es direkt beginnen. Allerdings musste ich z.b fast 4 Monate dagegen anreden, dass ich das kommende Silvester mit Ihr verbringen möchte, statt dass Sie mit Ihren Freundinnen wegfährt.

Sie hat Sich eine Psychologin in einer Gruppentherapie für Ihre Ängste gesucht, was ich erstmal löblich finde. Ich frage da auch ständig, ob das ihr hilft. Aber leider habe ich das Gefühl, dass es alles schlimmer macht. Ihre Ängste sind schlimmer geworden, dass ich auch darunter leide und nicht weiß, wie ich helfen soll. Dadurch, dass ich Sie so schwach ansehe, sehe ich leider nicht mehr die starke Persönlichkeit, die in kennen und lieben gelernt habe mit der ich mir eine Familie vorstellen kann. Vielmehr fühlt sich die Beziehung so an, als würde ich nur noch Stütze sein, zu wenig zurückzubekommen und dieses auf Augenhöhe sein habe ich verloren. Auch dieses Jahr war sie wieder mit Freundinnen im Urlaub. Ich kann über 3 Wochen Abwesenheit auch mal hinwegsehen. Das ist kein Problem. Zu allem Überfluss, kam Sie auf die Idee mit Ihren Freundinnen 2 Nebenjobs diesen Sommer machen zu müssen. Dass ich die Zweisamkeit wünsche, wusste Sie. Dass ich nicht sehr begeistert war über die Nebenjobs wusste Sie auch. Dennoch hat Sie es als nicht so schlimm angesehen. Vor 2 Wochen bin ich geplatzt und hab alles gesagt, was mich belastet. Sie war der Meinung, sie wüsste nicht, dass es mir so wichtig ist und dass ich zwar über meine Wünsche geredet hätte, aber nicht die Wichtigkeit unterstrichen hätte. An diesem WE war sie wieder aber weg arbeiten, hatte mit mir aber für den Sonntag ein Treffen ausgemacht, worauf ich mich die ganze Zeit gefreut habe. Das hat Sie dann mit, „ich möchte heute bei meiner Familie bleiben" abgesagt. Ich habe das erstmal hingenommen, war aber traurig darüber und hab Sie das am Abend erst wissen lassen, weil ich denke, warum muss ich etwas Ausgemachtes nochmal hervorheben. Ich fühle mich, als hätte man mir den gemeinsamen Sommer gestohlen, weil sie kaum da war.

Seit Wochen fühle ich mich wie entfremdet von ihr. Sie sieht es als Kommunikationsproblem von mir an. Ich bin aber der Meinung, wenn man Wünsche äußert, muss man niemandem die Pistole auf die Brust halten. Jetzt ist es so, wegen der Entfremdung bin ich einfach gefühlskalt, wenn wir uns gesehen haben. Ich möchte einfach, dass das aufhört und ich mir sicher werde ob ich Sie noch liebe oder nicht. Mir tut es auch weh sie leiden zu sehen. Wir haben uns immer aufrichtig geliebt, sie hat mir das auch gestern noch gesagt, dass sie die noch die Hoffnung hat gemeinsam alt zu werden aber nicht alleine kämpfen kann, nur habe ich davon nichts gespürt. Ich habe echt große Angst davor, wenn ich mich für Sie entscheide in Zukunft enttäuscht zu werden, aber auch wenn ich mich gegen Sie entscheide die vielleicht beste Frau, die mich immer geliebt hat, zu verletzten. Ich fühle mich auch deswegen schmutzig, dass ich diese Gefühle zur Zeit nicht zurückgeben kann. Ich weiß echt nicht, was ich machen soll. Gestern haben wir eine Beziehungspause vereinbart, die von mir ausging. Ich weiß, dass eine Frau sich irgendwann entliebt, wenn es ihr zu lange dauert nur kann ich gerade nicht anders und mit jedem weiteren Trauern wird die Distanz immer aushaltbarer bei mir.



Konstruktive Vorschläge sind immer willkommen.

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Für mich klingt es als hättest du sie hingehalten und dein Studium über sie gestellt und jetzt wunderst du dich, dass sie ihr Leben mit Urlauben und Nebenjobs ohne dich füllt. Mit ihr gemeinsam die nächsten Schritte planen (zusammen ziehen, Kinder, evtl. heiraten?) möchtest du offenbar auch (noch?) nicht. Und ehrlich gesagt klingt eure gemeinsame Freizeit jetzt auch nicht so spannend, immer nur Zeit auf der Couch ohne Unternehmungen ist auf Dauer auch nicht verbindend.

Ihr tretet auf der Stelle und da sehe ich ehrlich gesagt eher dich als die Person, die dafür die Hauptverantwortung trägt. Ich kann dich verstehen, dass du erst dein Studium abschließen willst. Aber ich kann auch sie verstehen , dass da nicht dauerhaft die Pause-Taste gedrückt bleiben kann.

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Ersteinmal vielen Dank für alle Meldungen. Ich antworte mal auf die beliebteste Antwort berücksichtige die übrigen dabei auch. Die Rückmeldungen werde ich auch konstruktiv annehmen. Gewisse gemeinsame Schritte sind leider aus finanziellen Gründen für uns beide noch nicht möglich. Vor allem nicht, solange ich noch nicht fertig bin. Leider habe ich mir dabei einen sehr komplizierten Weg ausgesucht, um eine Grundlage für eine gemeinsame Zukunft zu schaffen, der bei weniger Zeitaufwand eine Verlängerung des Studiums zur Folge hätte. Das schmälert allerdings nicht die an mir geäußerte Kritik.

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Irgendwie liest es sich so, als hätte sich die Beziehung in sieben Jahren nicht wirklich weiterentwickelt und auch du scheinst auf der Stelle zu treten, wirkst unsicher und unreif. Mit 30 sollte man eigentlich im Leben angekommen oder zumindest seelisch so gefestigt sein, dass man für sich selbst einstehen kann - das gilt für euch beide.

Allgemein sieht es danach aus, als würdet ihr euch in unterschiedliche Richtungen bewegen. Klärt wohin ihr wollt, als Paar und als Individuen.

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Was ich nicht raus gelesen hab,
Lebt ihr zusammen? Es klingt als ob nein.

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Also Wünsche habe ich auch viele. Manche davon sind mir wichtiger, als andere und das sollte man definitiv so artikulieren.

Wieviele Monate hast du sie denn beraubt, als dein Studium wichtig war? Klar war es ok für sie, daher dachte sie, dass es umgekehrt für dich auch ok ist. Sicher hat sie sich auch mehr Paarzeit gewünscht. Aber wusste, dass das Studium jetzt grade Vorrang hat.

So war’s vermutlich mit ihrem Nebenjob. Sie wusste, dass du mehr Paarzeit schön fändest, aber dachte, dass du ebenfalls damit klar kommst, zeitlich begrenzt zurück zu stecken und den Wunsch „zu vertagen“.

Zudem: wenn ihr dann Paarzeit hattet, hast du nicht mal einen glücklichen Eindruck gemacht, dann würde ich auch denken, dass es dir nicht so wichtig sein kann…

Überlegt gemeinsam, was euch in der Beziehung (bzw in einer Beziehung) ganz wichtig ist. Ob ihr da an einem Strang ziehen könnt oder ob ihr inzwischen unterschiedliche Prioritäten habt. Und dann zieht eure Konsequenzen draus.

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Hallo,

für mich liest es sich so als wäre es vorbei.

Alles Gute.