Bin ich wirklich so ein schlechter Mensch?

Mein Ehemann und ich haben uns übel gestritten.

Er arbeitet sehr sehr viel.. öfters mal von 7-19:30.
Wir haben 8 Monate alte Zwillinge um die ich mich komplett alleine kümmere. Ich habe keine Unterstützung von Oma,Tante etc. Hocke wirklich den ganzen Tag alleine zuhause.
Nun war es so das er heute mit Kollegen nach der Arbeit Wein trinken gehen wollte. Ich habe ihm nicht direkt gesagt das ich das ungern möchte aber er hat es mir angesehen. Er war schon paar mal draußen sei’s mit Kollegen oder Freunden. Ich war zum Vergleich ganze 1 mal mit Freunden draußen seit 8 Monaten.

Nun ist er sehr gemein zu mir und wirft mir böse Dinge an den Kopf z.B ich wäre nur eine Last für ihn, würde ihn im Leben nur runterziehen, bin keine Unterstützung usw. Ich habe ihn darauf hin gefragt ob er sich mal gefragt hat warum ich so reagiere. Dann meinte er „schon wieder dreht sich alles nur um dich und du wirst es bitter bereuen.“
Nun hat er sich ins Schlafzimmer gelegt und mir gedroht das ich nicht reinkommen darf sonst eskaliert es richtig.. ich könnte gerade nur noch heulen.

Bin ich wirklich so ein schrecklicher Mensch?

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Hallo Ohman,

Du berichtest einen üblen Streit mit deinem, der jetzt als Auslöser seine spärlichen Freizeitaktivitäten hatte, da er ja ansonsten eher ein Workaholic zu sein scheint.

Für mich hört sich deine Schilderung so an, als ob hier eure zwei subjektiven Erfahrungswelten hart aufeinander prallen würden mit einer ungebremsten Konfliktentladung. Von seiner Seite her mit offenen Vorwürfen, Beleidigungen und Wut, von deiner Seite her mit Enttäuschungen und inneren Verletzungen.

Es gelingt euch nicht, über eure total verschiedenen Wahrnehmungswelten offen zu reden und eure wechselseitigen Probleme auf den Tisch zu legen.
Ihr leidet beide unter euren Problemen, das Konfliktpotential hat sich aufgebaut und entlädt sich derzeit explosiv von seiner Seite.

Kurzum, ihr lebt beide derzeit im Problem und nicht in der Lösung.

Wie könnte ich euch beide sehen?

Dein Mann lebt gedanklich in seiner exzessiven Arbeitswelt, die ihm nach seiner Auffassung kaum noch Freiheiten und Vergnügungen lässt. Seine kleinen Restfreiheiten will er sich nicht nehmen lassen.
Er empfindet dich und seine Zwillinge derzeit eher als Bedrohung, er hat Angst nun komplett "versklavt" zu werden. Nun, warum hat er dann mit dir eine Familie gegründet?
Warum arbeitet er so exzessiv? Was empfindet er für dich und seine Kinder?
Diesen Fragen wird er sich stellen müssen, verweigert sich derzeit aber und blockiert mental.

Du bist durch die Fürsorge für eure Zwillinge zunehmend überfordert. Außerdem fühlst du dich völlig isoliert als Mutter, weil du kein Privatleben mehr hast und dir in den letzten Monaten der Rest an Freizeit und "me time" genommen wurde. Das Wasser steht dir bis zum Hals, du leidest.
Könnte es sein, dass du deinen Mann in den letzten Monaten mit stillen bzw. nonverbalen Vorwürfen überhäuft hast? Hast du ihn mit deiner Befindlichkeit überfrachtet und hat er sich als Reaktion darauf immer mehr in seine Arbeit und sich selbst zurück gezogen?

Für mich seid ihr beide keine schrecklichen Menschen, sondern ein Paar, das im Augenblick keine funktionierende Kommunikationsebene hat, um eure beträchtlichen Baustellen anzugehen. Arbeitszeiten deines Mannes, Freiräume für jeden einzelnen von euch, für euch als Paar, Kinderbetreuung, Haushalt, ach ja, und das Liebesleben usw....

Beide Positionen von euch sind irgendwie verständlich, aber ihr werdet euch beide anpassen und verändern müssen, aber halt einvernehmlich, sonst fahrt ihr eure Partnerschaft an die Wand.

Ein möglicher Anfang wäre es, mit einer professionellen Mediation, etwa in Form einer Paarberatung, einen Einstieg in offene Gespräche ohne ständige, auch versteckte gegenseitige Vorwürfe und Beleidigungen zu versuchen.

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Dem würde ich gerne noch anfügen, dass neben der Baustelle Kommunikation auch der Respekt voreinander angegangen werden muss.

Man(n) darf ja klare Worte finden, aber Bedrohungen, Beleidigungen und Verbote haben da nix zu suchen.

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Warum dann Kinder?

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Kann man hier nicht editieren…?

Nochmal: also ähm nein warum sollst du ein schlechter Mensch sein?

Ich verstehe nur nicht, warum sich Menschen immer alle möglichen Dinge aufhalsen und sich dann wundern, warum das Leben nicht easy cheesy ist. Man kann es sich aber easy cheesy machen. ;-) darauf kommt aber irgendwie niemand. 🤔

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Du hättest genauso leben können wie er (oder besser). Du suchst es dir selbst aus. 🤷🏻‍♀️ niemand zwingt dich zu so einem Leben, welches du führst.

Oder?

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Als unsere Zwillinge in dem Alter waren, war mein Mann 4-5 Tage die Woche auf Geschäftsreise, ich habe 3 Tage die Woche gearbeitet.
Ich kann dir sagen: die Zeit ist echt hart! Der Schlafmangel ist enorm, die Tagesanforderungen mit Zwillingen sehr intensiv und meine Arbeit war ein Ausgleich, sonst wäre ich durchgedreht.
„Unfähr“ empfand ich, dass mein Mann dann auch noch den wöchentlichen Grosseinkauf gemacht hat und ich zwei Fütterungen alleine machen musste.
Rückblickend weiss ich, dass es quatsch war, empfunden habe ich anders.

Was ich sagen will:
Dein Partner braucht seine sozialen Kontakte und Auszeiten. Du selbstverständlich auch!
Sprecht miteinander offen und ehrlich. Was sind die Bedürfnisse, welche Lösungen könnte es geben, feste Aufgaben vielleicht?

Fühl dich gedrückt

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Könnt ihr euch vielleicht mal in Ruhe zusammensetzen und reden?

Schreib dir vorher deine Punkte auf die dich belasten/überfordern.

Sprecht auch über die Aufgabenverteilung daheim und führt vielleicht auch feste Tage ein an denen er pünktlich Zuhause zu sein hat und du gehst dann zum Sport oder sonstwo hin.

Arbeiten kann er noch ewig aber eure Zwillinge sind nur einmal klein.

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Ich kann dir nur einen Tipp geben, schau auch auf dich und mach auch was nur für dich. Es ist schon mit einem Kind anstrengend, aber mit zweien- Hut ab. Rede mit deinem Mann, dass auch du dir Auszeiten wünscht und nicht nur Mama bist.

Alles Gute.

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Nein, bist du nicht. Dein Mann aber auch nicht. Das erste Jahr mit Kind ist hart. Dann noch Zwillinge.. Wahnsinn.
Für jede Beziehung ist das eine Belastungsprobe.
Du fühlst dich eingesperrt, hast keine Zeit mehr für dich, bist nur noch Mama 24/, überfordert und gleichzeitig geistig unterfordert/gelangweilt. So ging es mir zumindest.
Dein Mann geht arbeiten, das ist auch anstrengend und wenn er heim kommt, bist du schon ziemlich k.o. und vielleicht mies gelaunt. Eventuell meckerst du ihn direkt an? Du lässt deine Laune an ihm aus, machst ihm Vorwürfe? Du beneidet ihn, weil er lebt wie zuvor und du nicht? Gleichzeitig denkt er: Wieso regt sie sich so auf, sie ist den ganzen Tag daheim und ich muss arbeiten.
Ihr fühlt euch wahrscheinlich beide nicht gesehen, nicht wertgeschätzt und nicht geliebt. Ihr verliert den Blick für die Bedürfnisse des anderen.
Nichts davon meine ich böse, aber ich kenne es. Bei uns war es ähnlich. Wir haben uns öfter gestritten. Wichtig ist mE:
1. Kommunikation: Setzt euch ruhig zusammen und formuliert in Ich-Botschaften und ohne Vorwürfe wie es euch geht und was ich braucht.
2. Jeder, sowohl er als auch du, hat einen Vollzeitjob und braucht einen Ausgleich. Jeder bekommt daher seine Me-Time.
3. Paarzeit und Gespräche ohne über Kinder zu reden und auch körperliche Nähe sind wichtig.
Es wird besser!

Bearbeitet von aprilmama19