Mein Freund hängt noch an seiner verstorbenen Frau

Hallo,

ich bin seit 1 Jahr mit meinem Freund zusammen. Er hat vor 2 1/2 Jahren seine Frau nach langer Krankheit verloren. Die waren 40 Jahre zusammen und es seine große Liebe.
Wir sind beide 67 und sie war paar Jahre älter als er.
Wir verstehen uns super und alles lief soweit gut. Wir haben sehr viel gemeinsam und unternahmen viel miteinander, telefonieren täglich und waren einen Tag am Wochenrnde über Nacht zusammen, der Sex passte auch....
Natürlich verstehe ich ihn, dass er von ihr erzählt und ans Grab geht und Erinnerungen an die hat, wie Geburtstag, Hochzeitstag, Weihnachten sterbetsg etc.
Es hat mir anfangs gestört aber nach Versuch mich in ihn rein zu versetzen geht es besser.
Er wohnt noch in der gemeinsamen Wohnung, die er aber aus eigenen Stücken verändert hat... Neue Küche neues Schlafzimmer und die Möbel im Wohnzimmer neu gestrichen...trotzdrm war ich auf seinen bitten hin noch nicht in seiner Wohnung. Wir treffen uns immer nur bei mir...
Seit 2 Monaten hat unsere Beziehung sich verändert, er kommt kaum noch und wir sehen uns seltener. Nach Gesprächen eröffnete er mir, dass er immer öfters an Sie denkt und das erunsichert ihn.

Ich weiß nicht wie ich ihm helfen kam oder ob ich überhaupt die richtige dafür bin...

Ich sage ihm, dass es bestimmt einfach nur noch eine Zeit dauert und er abwarten sollte. Jedoch blockt er zusehends. Er kann es nicht einordnen ob er doch lieber keine Beziehung mehr nach ihr eingehen kann, obwohl er meint er fühlt viel für mich und ist gerne mit mir zusammen..

Was meint ihr..? Soll ich ihn freigeben...?
Ich habe große Gefühle für ihn und würde es eigentlich nicht wollen...dich dieses immer weniger Zusammenkünfte sind schwer zu ertragen.

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Frag ihn, lieb aber bestimmt, ob er wirklich immer mehr in seiner Trauer hängenbleiben will oder nicht doch lieber mit Dir neu "leben" will. Er nimmt ja seiner Frau nichts.
Ich habe, teils auch aus Bequemlichkeit, auch 8 Jahre nach seinem Tod, überall Bilder meines Mannes hängen gehabt, auch von verstorbenen Freundinnen usw. Seit ich hier den Großteil abhängte, konnte ich in mein neues Leben mit einem neuen Mann durchstarten. Nur die Familienbilder blieben. Mein Freund verlangte da nie etwas, motivierte mich aber äußerst einfühlsam und positiv denkend - und fühlt sich nun sichtlich wohler bei mir....ohne ein halbes Mausoleum drum herum - und mir gefällt es auch sehr.
Frag ihn, wie Du ihn unterstützen kannst, wenn er nicht will, tja, schwierig, dann hilft vielleicht ein - vorübergehender (!?) Rückzug.
LG Moni

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Hi
Ich finde du denkst schon sehr reflektiert. Versuchst dich in ihn hinein zu versetzen,bist nicht eifersüchtig und gibst Zeit.

Hat er eine Trauer begleitung oder Therapie gemacht?

Wie reflektiert denkt er selbst?

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Ich Hallo,

er hat keine trauerbewaltung gemacht. Nach dem Tod ist er total abgestürzt und Teilnahmelos in der Wohnung verbracht. Nach ca. 5 Monaten hat er selbst herausgefunden und erst mal eine selbstständige Tätigkeit beginnen im nicht mehr so zu sein.
Er hatte seine Frau gepflegt und früher seine Rente eingereicht für sie.
Durch die Arbeit hat er sich aus dem Loch geholt und nach ca. 1 Jahr einsam eine psrtnerduche im Internet gestartet, weil er fühlte nicht mehr allein sein zu wollen. So kamen wir zusammen...
Er denkt seit der Veränderung unserer Beziehung darüber nach was mir ihm ist und will mir auf keinem Fall weh tun....es ist ihm bisher nicht gelungen sein dauernde schmerzende Erinnerungen zu deuten...

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Wie eine spätere Antwort auch sagt, empfinde ich die Trauer hier als normal.

In meinem Umfeld erlebe ich es auch, dass sie in Phasen zurück kommt. ZB am Todestag. Auch Jahre später noch.

Vorschläge:
Suche eine Selbsthilfe Gruppe für dich zum Thema Trauer bei Angehörigen (Sowas gibt es bestimmt auch online).
Auch du darfst eine Trauerbegleitung aufsuchen, um dich beraten zu lassen.
Unten antwortet ja jemand aus dem Bereich und ich finde allein diesen Beitrag schon sehr angenehm.

Schlage deinem Partner eine Hilfe vor. Wenn es einen Raum gibt, wo er nur an sie denken darf und sich mit seiner Trauer auseinander setzen kann, dann kann er im Alltag vielleicht auch wieder besser sich auf das hier und jetzt konzentrieren.

Beobachte, ob sein Verhalten sich an bestimmten Tagen (Todestag, ihr Geburtstag, Weihnachten, etc) verändert.
Gemeinsam mit ihm kannst du dann Verhaltensideen für solche Zeiträume finden. ZB lässt du ihn in der Woche in Ruhe, oder lenkst ihn ab, oder begleitet ihn ans Grab. Je nachdem was er braucht und was du leisten kanst/möchtest.

Ich weiß, dieses Päckchen ist nicht leicht zu tragen. Aber wir alle haben ab einem gewissen Alter Erfahrungen und Päckchen, die wir mit uns herum tragen. Und wenn deine Beziehung sonst harmonisch verläuft, würde ich es weiter versuchen.

Ich wünsche alles Gute!

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Hallo,

ich denke, dein Freund steht an einem Scheideweg. Nach dem Tod seiner "großen Lebensliebe" ist er in tiefer Trauer versunken. Die Dauer seiner Trauerreaktion und seine Unfähigkeit, seine verstorbene Frau innerliche loslassen zu können, bedrohen aber nun seine eigene Zukunft.
Die Trauer hat für mich damit krankhafte Züge angenommen.

Vielleicht hilft ihm, sich selbst einmal unverblümt und schonungslos die Alternativen vorzustellen, die er in seiner Lebenssituation hat:

1. Er trauert weiter, kann nicht von seiner verstorbenen Frau loslassen. Er wird bald 70 Jahre alt. Er vereinsamt zunehmend in seinem Zustand. Irgendwann kommen die Alterskrankheiten dazu und perspektivisch in einsamer Tod in Wehmut und Trauer.
Klingt das für in gut? Will er das?
Noch viel wichtiger: Würde seine verstorbene Frau das für ihn wollen?
Mir als Mann würde es helfen, mir einfach die Alternativen vorzustellen und nicht in einer diffusen Befindlichkeit wie im Nebel zu verharren. Quasi den Kopf aus dem Nebel in das Licht bringen zu können, um im Licht eine Entscheidung treffen zu können.

Ich denke, die Antwort seiner verstorbenen Frau läge auf der Hand.
Damit zu Alternative 2:

2. Er lässt sich mit dir zusammen auf eine neue Partnerschaft ein. Dafür muss er aber auch alte Brücken hinter sich abbrechen, ich denke da auch an die Wohnsituation.
Er sollte versuchen, zusammen mit dir im Hier und Jetzt zu leben. In unserem Alter - auch ich gehöre zu dieser Altersgruppe - schrumpfen die Lebensperspektiven, die Erfüllung des heutigen Tages gewinnt hingegen zunehmend an Gewicht.

Bitte mach ihm klar, diesen Weg aus seiner Trauer werdet ihr nur gemeinsam gehen können. Das bedeutet ein äußeres und inneres Zusammengehen, sprich eine räumliche Vereinigung und eine innere Vereinigung mit viel Paarzeit.

Hat er schon einmal über seine abnorm lange Trauer mit einem Seelsorger oder Therapeuten gesprochen? Ist er spirituell?
Auch solche Gespräche könnten ihm bei der Bewältigung helfen.

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Ich finde es ist nichts an seinem Verhalten krankhaft.
40 gemeinsame Jahre, wenn die Frau seine große Liebe war, noch dazu in der Kombination, dass er sie gepflegt hat, das verarbeitet man nicht in wenigen Monaten.

Ich sehe überhaupt keine abnorm lange trauerphase, sondern einen völlig normalen Zeitraum.
Er ist dabei sich von seiner verstorbenen Frau zu lösen und will ein neues Kapitel beginnen. Sonst hätte er sich nie auf die TE eingelassen oder wäre den Schritt des online datings gegangen.
Dass ihn nach 2,5 Jahren bestimmte Dinge einholen, er vielleicht auch Zweifel bekommt oder ihn das schlechte Gewissen drückt, sind völlig normale, menschliche Reaktionen und Emotionen.

Liebe TE,
So etwas braucht Zeit, du alleine darfst entscheiden, ob du diese geben willst.
Sein Verhalten ist normal.
Ich bin trauerbegleiterin und betreue unter anderem 2 selbsthilfegruppen.
Häufig ist es so, dass vor allem die älteren Semester dann Angst vor etwas neuem entwickeln oder das Gefühl haben, sie betrügen ihren verstorbenen Partner.
Diese Emotionen sind sehr belastend.
Oft braucht es Zeit und viel Einfühlungsvermögen, hierbei muss jeder selbst wissen, wie viel er geben kann und will.

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Ich denke nach dieser langen Zeit, sollte er unbedingt eine Trauerbewältigung machen.
Wenns gut geht hat er noch viele Jahre vor sich, die er nicht teilnahmslos verstreichen lassen sollte. Er muss aber für sich bereit sein diesen Schritt zu gehen. Er darf "egoistisch" sein Leben gestalten wie er möchte, ohne Schuldgefühle gegenüber seiner verstorbenen Frau.
Er darf seinen Gefühlen dir gegenüber freien Lauf lassen und glücklich sein.
Aber auch dir würde ich nahe legen auch ihn bei sich zu Hause zu besuchen. Da musst du auch über deinen Schatten springen, damit er merkt es ist normal. Wenn du dort nicht hin willst, signalisiert du ihm es ist der Ort seiner Frau.
Es fehlt die Normalität, die er braucht.

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Hallo,
du hast dies falsch verstanden. Nicht ich möchte nicht in seine Wohnung, sondern er will nicht, dass ich ihn dort besuche oder gar noch übernachte.
Ich weiß, dass es Zeit braucht seine Trauer zu bewältigen, aber er ist sich so unsicher weil es immer noch so stark schmerzt und oft erinnert.

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Okay, das hab ich tatsächlich falsch aufgefasst.

Er ist sich unsicher? Warum geht er nicht ein paar Schritte nach vorne und lässt positive Gefühle zu?
Was hält ihn genau davon ab?
Das schlechte Gewissen? Hätte seine Frau gewollt, dass er so leidet und einsam leben muss? Hätte er es umgekehrt von seiner Frau erwartet nie wieder einen neuen Partner zu haben?
Hat er Kinder? Wenn ja wie sehen sie die Situation zwischen euch? Können sie vielleicht vermitteln oder sind es e negativ auf eine neue Beziehung ihres Vaters eingestellt?

Wenn so gar nichts voran geht würde ich ihm vorschlagen das Ganze zu beenden. Dann ist er einfach nicht soweit.
Meine Geduld hätte nämlich auch irgendwann ein Ende.
So wie er hast auch du das Recht auf ein glückliches Leben. Nicht falsch verstehen, das soll kein Druck auf ihn sein, aber ihm soll auch bewusst werden, dass er auch dich verliert, wenn er weiter auf der Stelle tritt.

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