Hallo liebe Community,
Ich habe schon etwas länger Probleme mit meinem Mann. Und zwar habe ich den Eindruck, dass er kognitiv abbaut. Er ist Mitte dreißig, also eig noch kein Alter, aber trotzdem macht er Sachen, die mir zu denken geben. Ich dachte erst, dass er schon immer so war und ich mich nur weiter entwickelt habe und er eben noch braucht. Mittlerweile hat er sich selbst an mich gewandt und mich gefragt, ob ich das gefühl habe, dass er krank ist, alle wissen es, aber keiner sagt es ihm. Ich fragte dann, welche Krankheit er meint und er sagte Demenz.
Bisher habe ich meine bedenken bei ihm nicht angesprochen, denn ich wollte ihn nicht verletzen. Ich hab Depressionen und da kann man seinen gefühlen auch nicht immer trauen (man ist sehr viel ungnädiger mit seinem Partner, weil man eben grundlegend negativ ist. Bin in Behandlung und wird allmählich), sodass ich nicht unnötig ein Fass aufmachen wollte. Da habe ich es aber dann auch angesprochen. Ich nenne mal kurz ein paar Beispiele:
- mein Mann führt Aktionen sehr oft nicht bis zum Schluss aus. Bspw kommt es auch schon mal vor, dass er den kühlschrank offen lässt.
- mein Mann ist immer auf der Suche nach irgendwas. Irgendwas hat er immer verlegt. Er ist ein absoluter Chaot
- mein Mann vergisst unheimlich viel. Eben hab ich ihn an seinen Physio Termin erinnert, den er vergessen hat. Den Terminzettel hat er natürlich verloren.
- gesprächen kann er nicht mehr so gut folgen. Er ist eig intelligent, aber er steht auffallend oft auf der Leitung in der letzten zeit
- er sagt unangemessene Dinge, meist derb und ordinär. Ich kann auch ganz schön derb sein und mein Humor geht auch mal unter die gürtellinie, aber das nur innerhalb unserer vier wände. Ich kann schon separieren, wo man sich so ausdrücken kann und wo nicht. Ich bin der Meinung, das konnte er auch mal. Er hat eig auch eine sehr gewählte Ausdrucksweise, aber irgendwie ist das feingefühl dafür abhanden gekommen und das lässt ihn primitiv wirken.
- letztens hat mich auch ein gemeinsamer Kumpel angesprochen, dem wir beim Umzug geholfen haben. Er fragte, ob mit ihm alles stimmt. Er kenne ihn so, dass er mitdenkt. Stattdessen wäre er sehr zerstreut gewesen.
Es gibt allerdings noch einen anderen Faktor, der wohl zu all dem führen kann. Zwar meckert mein Mann nicht, weil er das generell nicht tut, aber ich glaube ganz stark, dass er überlastet vllt auch überfordert ist. Gründe:
- er ist in einem Dreimann Betrieb als Handwerker eingestellt und von 6 - 17/18 Uhr außer Haus.
- wenn er nach Hause kommt, will er sich um unseren 2-jährigen kümmern. Zwar betreut er ihn nicht mit Spiel, spaß und Spannung, sondern schaut nebenher Filme auf seinem Handy, aber er ist bei ihm. Übernimmt dann das abendessen und ins Bett bringen. Ich hab ihm gesagt, dass ich ihm gerne Zeit für Sport und duschen einräume, wenn er heimkommt, aber er macht es einfach nicht, weil er sich um den kleinen kümmern will.
- ich bin bis Mitte Oktober in Elternzeit und mache gerade mehr oder weniger eingewöhnungszeit (seit mitte letzter Woche ist der kullerkeks krank). Den Haushalt übernehme komplett ich, um meinen Mann wenigstens nicht damit zu belasten. Erklärt sich ja von selbst. Aber für heimwerkarbeiten fehlt mir das geschick, das muss er machen und hat seinen umständen entsprechend keinen Bock drauf
- er hat seit Jahren Probleme mit seinem Handgelenk, hinzu kommt eine mittelohrentzündung, die er nicht los wird und übergewicht, über das er sehr frustriert ist. Er ist eig ständig auf diät und probiert, regelmäßig Sport zu machen, aber leider ist er ein Stressfresser...
Ich sage ihm schon seit Monaten, Jahren, dass er sich behandeln lassen soll. Aber das beansprucht ja Zeit und die hat er nicht, weil er seine Kollegen nicht im Stich lassen will. Ohne ihn fällt der Betrieb und er hat dahingehend und insgesamt ein unheimlich großes Verantwortungsbewusstsein. Da stellt er sich selbst ganz hinten an
Aber Ende des Jahres will er dem Chef sagen, dass er die Firma verlassen will, und nennt ihm eine großzügige Frist, bis wann er dann wirklich geht. Dann wird er sich nach einer Stelle in der nähe umschauen. aber wenn das mit den Konzentrationsproblemen so weiter geht, sehe ich schwarz, dass er was gescheites findet.
So viel zu den ganzen umständen. Nun meine Frage: rein von meiner erzählung her, klingt das für euch nach einer Erkrankung mit seiner zerstreutheit? Ich denke an adhs weil all seine brüder das auch haben (seine Mutter hat während der Schwangerschaft getrunken, ist Alkoholikerin). Allerdings hat er sein fachabi und seinen Meister gemacht. Er ist leider sehr stur und lässt sich nicht sagen, dass er sich durchchecken lassen soll. Zusätzlich hält er nicht so viel von Medikamenten. Wie würdet ihr einen sturkopf zu einem Gang zum Arzt bewegen? Ein ich mach mir Sorgen zieht bei ihm nicht. Wenn ich deutlicher werde, sperrt er sich. Ich habe Angst, dass er irgendwann kaputt und es zu spät ist. Vllt habt ihr ja bessere Argumente und wege als ich.
Danke fürs lesen und einen guten Start in die Woche!
Mache mir Sorgen um meinen Mann
Hey du,
was mir spontan auffällt.... du sagst, du hast schon etwas länger Probleme mit deinem Mann. Euer Kind ist 2 Jahre alt und du bist seit dem in Elternzeit.
Kann es vielleicht sein, dass sich seine Veränderung mit der Zeit der Schwangerschaft/Elternzeit decken könnte?
Jap, das ist gut möglich, nur übergewicht und Stress fressen war schon immer thema. Ich selbst bin ja auch unkonzentrierter und sozial eingerostet, seit mein Kind auf der Welt ist. Weil es einfach viel Energie kostet... aber bei meinem Mann ist das schon hart :(
Du meinst selbst, dass es sein könnte, dass er überlastet ist.
Ich denke, dass seine Einstellung zu seinem Job bzw. zur Arbeit generell schon immer so war, dass er sich gern mal "aufgeopfert" hat, weil der Laden ohne ihn nicht läuft.
Dann wirst du schwanger und er muss irgendwann einen Teil deiner Aufgaben zumindest in der Schwangerschaft mit übernehmen. Immerhin will er ja ein guter Ehemann sein.
Euer Kind kommt auf die Welt und er möchte ein guter Vater sein, nichts verpassen, trotzdem für die Familie sorgen und in der Arbeit weiterhin einen guten Job machen. Vielleicht auch etwas Hang zum Perfektionismus und keinen Punkt davon vernachlässigen wollen. Und das Gefühl nicht genug zu sein (ständige Diäten etc.)
Und irgendwann denkt er in der Arbeit darüber nach, was er am Abend mit seinem Kind macht und Abends zuhause darüber nach, wies morgen in der Arbeit weitergehen soll. Das Hirn ist voll und Informationen fallen hintenrunter oder werden gar nicht richtig aufgenommen, weil er vielleicht gar nicht richtig zuhört, wenn der Kopf irgendwo anders ist.
Sich selbst einzugestehen, dass ein Jobwechsel sinnvoll ist, ist ein wahnsinnig guter und mutiger Schritt. Nur fürchte ich, dass es nicht verhindern wird, dass es im neuen Job nicht über kurz oder lang wieder ähnlich laufen wird.
Tatsächlich bin ich eher weniger beim Arzt selbst als beim Therapeuten. Dort wird bei der Anamnese in der Regel auch ausgeschlossen, ob "körperliche" Krankheiten vorliegen. Aber wenn er schon zu viel zu tun hat, dass er keine Zeit für einen Arztbesuch hat, seh ich für regelmäßige Termine beim Therapeuten fast etwas schwarz.
Hatte dein Mann Corona? Das kann eine Folgeerscheinung sein. Ansonsten mal Schilddrüse kontrollieren lassen und natürlich allgemein mal beim Arzt vorstellig werden.
Corona hatten weder er noch ich. Bei jeder erkältung hatten wir uns getestet, aber war immer negativ. Schilddrüsen werde ich ihm empfehlen, danke
Wenn Schilddrüse nicht auffällig ist (auch unbedingt die Antikörper bestimmen lassen, gerade Hashimoto verursacht solche Symptome), dann mal zum Neurologen. Wobei das auch unabhängig davon nicht schadet.
Alles Gute.
ich würde ihn mal zum Neurologen schcken, mein Mann hatte das nach einem unbemerkten Schlaganfall, er war zwar Mitte 50, aber musste lernen sich wieder zu organisieren. der Nurologe hat das anhand eines EEG'S mit nachfolgendem CT-Termin festgestellt
Ich denke, bei seiner problematik führt ohnehin nichts am Neurologen vorbei :/ egal ob Schlaganfall, ADHS oder anderes... jetzt muss ich ihn nur dazu bewegen.
"Ludwig, du lebst nicht nur für dich allein! Du hast ein süßes Kind das dich noch länger braucht! Wenn nicht um deiner Selbst Willen dann um unseres Kindes Willen, BITTE GEH ZUM ARZT!"
Hi
Schläft dein Mann nachts gut?
Jemand aus meinem Bekanntenkreis hat ähnliche Symptome durch Tiefschlafphasenmangel.
Laut ihm schläft er gut, aber manchmal glaube ich, dass er das selber nicht so gut einschätzen kann. Weil er auch nicht der Typ ist, der sich beklagt und die zähne zusammen beißt.
Er geht gegen 21.30 Uhr ins Bett und steht um 6 Uhr auf. Auch etwas, was ihn zermürbt. Er hat kaum Zeit für sich, Ehe er ins Bett geht, weil er so erschöpft ist...
Dein Mann ist übergewichtig? Da würde ich auch noch schlafapnoe in den Ring werfen. Mein Mann hat sich jahrelang geweigert zum Arzt zu gehen. Jetzt habe ich ihn zu sämtlichen Ärzten getrieben. Er bekommt tatsächlich ozempic und hat 15 Jg abgenommen und eine Schlafmaske. Und hat sich sehr zum positiven geändert
Ich denke dass das ganze eher aus Überforderung resultiert. Macht er was für sich zum Entspannen?
Eine Demenz merkt man schleichender denke ich
Er guckt am Handy Filme oder zockt. So gestaltet er meistens die Freizeit, die er hat... er hat halt maximal drei Stunden am Tag, bevor er wieder ins Bett geht. Am Wochenende hat er zwar mehr Zeit, aber da geht er auch hauptsächlich diesen beschäftigungen nach... ich hab ihm auch mal geraten, dass er vllt mal wieder ein Projekt plant und werkelt (hat er vor Gregor oft gemacht), aber er sagt, dazu kommt er gar nicht...
„ - er sagt unangemessene Dinge, meist derb und ordinär“
Ist das neu aufgetreten? Mir fiel dazu spontan frontotemporale Demenz ein, das tritt oft in jüngerem Alter auf als die typische Demenz und neu auftretende unpassende Verhaltensweisen und veränderter Charakter sind am Anfang typisch. Kann natürlich auch etwas harmloses sein. Ich würde es vom Neurologen abklären lassen.
Das wäre meine absolute Horror Vorstellung... aber geschaut werden muss, da stimme ich zu. Am neurologen führt nichts vorbei.
Hallo TE,
Ermutige deinen Mann, das beim Arzt anzusprechen. Erst Hausarzt, dann dessen Überweisungen folgend bei Fachärzten.
Demenz, ADS/ADHS, andere Diagnosen, Kombination mehrerer Erkrankungen...
Viel Erfolg und dann gute Genesung deinem Mann.
Danke dir für die Antwort :) ich bin echt ratlos und es tut schon gut zu lesen, dass man keine bedenken teilt und Tipps gibt
Klingt sehr nach ads. Oder auch adhs. Durch Stress und ungeregelten Alltag, Zuviel Zucker und zuwebig Bewegung verstärken sich die Symptome. Habt ihr geregelte Essenszeiten zu Hause? Kann er Sport vielleicht in Form von Spazierengehen oder den Weg zur Arbeit mit dem Rad erledigen mit einbauen? Sollte dann keine Besserung auftreten nach längerer Zeit würde ich mir örtlichen Rat einholen. Meist regelt sich das aber so schon von alleine. 🍀
Oha, von regelmäßigen Mahlzeiten ist er weit entfernt. Auch durch seine ewigen diät Versuche...
Bewegung, naja. Er wohnt 50min Fahrtzeit von seiner Arbeit entfernt und an unserer mobilen Situation lässt sich da auch nichts ändern. Aber er versucht jeden Tag aufs Rad zu steigen und seine Arbeit ist ja auch körperlich.
Ich werde da mal ein bisschen drauf achten. Also darauf, dass er regelmäßig isst und Sport macht. Danke für deine rückmeldung!
"diät Versuche"
Und das Problem ist, dass er zwar gute Vorsätze hat, aber dann doch in unkontrollierten Momenten bei Süßigkeiten und anderen zuckerhaltigen Dingen zuschlägt? Trinkt er viel Kaffee oder red Bull?
Geht es ihm nach Bewegung besser und die Symptome verschwinden?