Bitte um Rat - Partner distanziert sich seit ungeplanter SS

Liebes Forum,

ich brauche dringend Rat, wie ich mit folgendem Problem umgehen soll. Ich bin seit 2 1/4 Jahren mit einem Mann zusammen, wir wohnen zusammen seit letztem November. Ich wurde im Juli ungeplant schwanger, und es war eine schwierige Zeit. Für mich sprachen zwar alle Vernunftgründe gegen das Kind in meiner Situation, aber ich hatte trotzdem Angst, einen Abbruch zu bereuen und hatte deshalb nicht gleich eine klare Entscheidung (ich habe bereits ein siebenjähriges Kind mit meinem Ex-Mann). Als der Verdacht aufkam, dass bei dem Kind sowieso eine Fehlbildung vorliegen könnte, habe ich das abklären lassen, weil ich hoffte, dass es mir bei der Entscheidung hilft. Was dann auch so war.
Mein Partner hatte anfangs nicht so klar geäußert, was er will. Es kam so rüber, als ob er mir die Entscheidung überlässt, trotzdem ahnte ich, dass er lieber kein Kind will. Ich hatte zunächst aber nicht das Gefühl, dass er ein Problem damit hat, dass ich den Verdacht abklären lassen will.

Ungefähr als sich tatsächlich bestätigte, dass das Kind Trisomie 18 hat, hat er deutlich angefangen, sich zu distanzieren und auf einmal sehr deutlich Druck zu machen. Dann kam heraus, dass er eigentlich mein Verhalten nicht verstanden hat etc. Ich vermute, dass die Situation etwas getriggert hat, weil er ein erwachsenes Kind hat, das er damals nicht wollte, weil er sehr jung war. Die Frau hat ihm die SS verschwiegen. Vor einer Woche habe ich dann den Abbruch gemacht. Während der für mich stark spürbaren Distanz der letzten 3 oder 4 Wochen habe ich ihn öfters darauf angesprochen, er hat sein Verhalten immer auf die Situation geschoben. Mich quält es aber sehr, da ich viel Nähe brauche. Er berührt mich nicht mehr, küsst mich nur noch kurz zum Abschied, zeigt kein Interesse mir gegenüber, kein Engagement etc.

Ich muss einfügen, dass er mich vor 1,5 Jahren schon mal ziemlich plötzlich verlassen hatte, ohne mit mir zu reden. Nach circa drei Monaten kamen wir wieder zusammen. Seitdem wir dann zusammen lebten, wurde alles stabiler, er hat mir das Gefühl gegeben, dass er eine Zukunft will etc., trotzdem hatte ich häufiger das Gefühl, dass er nicht ganz transparent ist u.a. was die Beziehung zu seiner Ex betrifft, die er wegen mir verlassen hat. Ich vermute auch, dass er eine narzisstische Persönlichkeit hat. Auch jetzt ist er mehrmals früher zur Arbeit gegangen unter etwas fadenscheinigen Ausreden, und ich hatte das Gefühl, er trifft eine andere, was ich ihn fragte, er aber bestritten hat.

Ich weiß nun einfach nicht, wie ich damit umgehen soll. Er ist grundsätzlich eher ein Distanz- und ich ein Nähe-Typ, trotzdem war er vorher zu mir ganz anders. Wenn ich ihn angesprochen habe, hat er mir verdeutlicht, dass sich schon alles wieder normalisieren wird. Aber das musste ich ihm aus der Nase ziehen. Meine Befürchtung ist, dass er sich wieder wie damals sehr stark distanziert und mich dann plötzlich verlässt. Oder denkt ihr, es könnte tatsächlich nur eine Phase sein? Ich habe mir gedacht, dass ich ihn am besten vorübergehend ein wenig in Ruhe lasse, versuche, locker zu bleiben und abzuwarten. Hatte aber auch überlegt, ob eine vorübergehende räumliche Trennung besser wäre, damit er mich vielleicht vermisst, Könnt ihr mir einen Rat geben? Ich habe große Verlustangst, und es geht mir nicht gut mit der Situation.

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Schwierig.
Ich schreibe mal sehr nüchtern auf, was mir durch den Kopf geht. Der wird mir vermutlich hier auch abgerissen, weil man sowas nicht mal denken darf, was ich aufschreibe. Jedenfalls in einem Familienforum, wo nur Leute unterwegs sind, die sich stets korrekt verhalten und ihre Gefühle immer unter voller Kontrolle haben.

Er hat schon ein erwachsenes Kind, das auch ungeplant war. Das war sicher ein riesen Schock. Vater ist man ja ein Leben lang. Oder man ist ein Arsch.
An seiner Stelle hätte ich- wenn ich definitiv nicht wollen würde, dass mir das wieder passiert- eine Vasektomie machen lassen.

In einer längeren Partnerschaft sollte die Verhütungsfrage schon geklärt sein. Was lief denn schief, dass es zur Schwangerschaft kam?

Wenn kein Kind gewünscht ist, dann müssen sich beide um Verhütung kümmern.
Ich muss aber auch sagen, dass ich- wie sehr wahrscheinlich sehr viele Frauen- viele Jahre mit der Pille verhütet habe. Da kann man auch mal eine vergessen, man ist auch nur ein Mensch und mir auch schon passiert. Daher würde ich mal sagen, dass ein Mann sich nicht verarscht fühlen darf, wenn er selbst zur Verhütung nichts beiträgt und es zu einer Schwangerschaft kommt.

Worauf ich hinaus will: vielleicht fühlt er sich aber eben verarscht. Für seine Empfindungen kann man ja nichts. Dazu kommt noch, dass er sich in einer Lage sah, dass er eh kein Mitspracherecht hat, ob das Kind auf die Welt kommt oder nicht. Du sagst ja, du hattest das Gefühl, dass er dir die Entscheidung überließ. Man ist ja auch gleich der Buhmann, wenn man im eine Abtreibung bittet.
Was ja rein rechtlich gesehen auch so ist, dass die Mutter das alleine entscheiden darf und eigentlich auch so war bei euch. Wäre das Kind gesund gewesen, hättest du es sehr wahrscheinlich behalten und ihn zum Vater gemacht.
Dazu kam dann noch eine Auffälligkeit mit einer Wahrscheinlichkeit, dass das Kind behindert geboren wird. Diese Info wäre sicher für jeden ein Schock. Mit der Prognose ein schwer behindertes Kind zu haben, das man nie wollte, lässt es sich sicher nicht so entspannt leben.
Dass er etwas verstört war/ ist, kann ich in einem gewissen Rahmen verstehen. Das muss sich jetzt erst mal setzen.

Du äußerst dich gar nicht wie es dir emotional ging mit dem Abbruch. Mein Beileid auf jeden Fall. Sowas ist sicher keine leichte Entscheidung.

Ich würde mit ihm mal das Gespräch suchen nach einer sicheren Methode zur Verhütung.
Ich bin zwar eine Frau, kann mir aber trotzdem vorstellen, dass das was mit einem macht, dass man sich "ausgeliefert" fühlt in so einer Situation. Dass einem da viel durch den Kopf geht und man etwas mehr Ruhe und auch Abstand braucht, finde ich verständlich.

Ich würde wieder das Gespräch mit ihm suchen und dann weiter sehen.

Bearbeitet von Inaktiv
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Danke! Zu deinen Fragen: ich hatte nach Temperaturmethode verhütet, bin aber zuletzt zugegeben nachlässig geworden. Da ich 44 bin, dachte ich, es passiert sowieso nichts mehr… ein bisschen dumm, ich weiß. Letztlich ist es also hauptsächlich meine Schuld, da er sich wohl darauf verlassen hat.

Zu dem anderen Punkt, nein, ich hätte das Kind auch sonst sehr wahrscheinlich nicht behalten. Wie gesagt sprach alles dagegen. Ich glaube, ich wollte mir mit der Diagnose den Abbruch nur leichter machen…

Er hatte auch gedacht, ich mache die Untersuchungen in der Hoffnung, dass alles ok ist. Er hat das komplett missverstanden.

Trotzdem frage ich mich, ob das alles eine wochenlange Distanz und eventuelle Trennung rechtfertigt? Weiß halt nicht, was ich tun kann.

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Naja, die Temperaturmethode ist halt auch nicht wirklich zuverlässig. Da kannst du auch Kaffeesatz lesen oder nur ab und zu mal verhüten.
Das ging schon bei vielen schief und ist keine Methode für jemanden, der definitiv keine Kinder mehr will.

Ich kann seine Enttäuschung verstehen, auch wenn ich der Meinung bin, dass er auch sehr nachlässig war, sonst wäre das ja nicht passiert.

Als erstes würde ich ihm- sofern du definitiv mit weiteren Kindern abgeschlossen hast- eine sichere Verhütungsmethode wählen und ihn da auch einbeziehen.

Ich hätte an seiner Stelle jetzt glaub ich Angst davor mit dir intim zu werden, aus Angst, dass es nochmal schief geht.
Ich kann mir auch echt vorstellen, dass das auch emotional einen Keil zwischen ein Paar treiben kann.

Vielleicht gibt es ihm mehr Sicherheit, wenn ihr jetzt Nägel mit Köpfen macht was verhüten betrifft.

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Deiner Beschreibung nach würde ich stark vermuten, dass die Geschichte mit seiner "Ex" und dir parallel lief (bzw. womöglich noch läuft oder so ne on/off Sache ist). Hattet ihr eine Affäre?

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Tatsächlich denke ich mittlerweile, dass er ein „Warmwechsler“ ist. Er hat mir anfangs gesagt, er sei nicht in sie verliebt und sie würden nicht zusammen passen. Da ich selbst sehr verliebt war, habe ich mich darauf eingelassen, und kurz darauf hat er Schluss gemacht und seine Sachen von ihr geholt. Trotzdem riss der Kontakt nie ab, er stellte es aber immer so hin, als ob es von ihr ausging. Ich hatte aber öfters schon die Vermutung, dass er sie heimlich traf, konnte es aber nie richtig verifizieren.

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Was ich hier herauslese, ist, dass du einen "Mann" hast (ich hoffe, es ist lediglich dein Freund), welcher keine Kinder möchte aber offensichtlich nicht in der Lage ist, vernünftig zu verhüten. Wenn er keine Kinder möchte, warum hat er dann erfolgreich (mindestens) zwei Frauen geschwängert?

Kümmere dich bitte um dich, auch wenn dir das weh tut. Du scheinst ohne ihn besser dran zu sein.

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Siehe oben, ich hatte leider die Verantwortung für die Verhütung übernommen…
Um mich selbst kümmern sollte ich mich wohl, schaffe es aber einfach nicht, meinen Fokus von ihm zu lösen. Ich hatte leider nie vorher so starke Gefühle für einen Mann :(

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Ja gut, wenn die Gefühle für deinen Partner stärker sind als dich selbst retten zu wollen, kann man dir nicht helfen, da du im Grunde keine Hilfe möchtest und sie auch nicht annehmen oder umsetzen wirst.

Du pflegst gerade das Gegenteil einer gesunden Beziehung, und das, obwohl er dich schonmal nach kurzer Zeit verlassen hat und dich unter Umständen weiterhin betrügt. Ich finde es immer schade, wenn Frauen sich so wenig wert sind und im Schatten des falschen Mannes sitzen bleiben, ohne etwas zu machen.

Bearbeitet von blackfox
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