Gefühlte Ungerechtigkeit

Hallo zusammen,

Ich brauche mal eine Einordnung ob ich falsch lieg aber ich fühle momentan irgendwie Ungerechtigkeit in unserer Partnerschaft.

Mein Mann und ich arbeiten beide Vollzeit und wir haben zwei kleine Kinder. Ich arbeite in Angestelltenverhältnis mit sehr freier Zeiteinteilung und fange morgens um sechs an zu arbeiten, so dass ich gegen 14 Uhr fertig bin und die Kinder holen kann. Uns ist beiden wichtig dass sie (vor allem
die kleine) noch nicht den ganzen Tag in Betreuung sind Soweit klappt das gut. Ich hole die Kinder und mache dann mit ihnen Ausflüge, Quality Time zuhause und auch Haushalt. Abends esse ich mit ihnen und bringe sie ins Bett.

Mein Mann ist selbständig im gastronomischen Bereich. Er betreibt eine Gastronomie, aber bewusst nicht mit ganz klassischen fiesen Gastrozeiten, sondern eher ein Deli, mit Hauptaugenmerk auf Mittagstisch und Nachmittagscafe. Seine Arbeitszeit ist 10:30 bis ca. 21 Uhr. Er steht mit den Kindern auf, macht sie fertig und bringt sie zur Krippe und in den Kindergarten.

Auch er bringt sich in den Haushalt ein wo es geht, bevor er los muss, auch wenn ich mehr mache, das ist aber ok, da ich zwar auch Vollzeit aber effektiv doch weniger Stunden arbeiten muss.

Wenn er gegen 21 Uhr heimkommt ist natürlich alles erledigt und die Kinder im
Bett. Gerade weil dem so ist, und seine „Hilfe“ nicht mehr benötigt wird zuhause, sieht er es aber als unproblematisch an, nach offiziellem Ladenschluss noch gerne mit Stammkunden oder Freunden, die oft vorbei kommen, zu „verhocken“ oder noch weiterzuziehen in eine Bar oder ein Restaurant oder so.

Für mich fühlt sich das unfair an, denn ich hocke jeden Abend allein zuhause, kann nicht mit Freunden durch die Stadt ziehen, kann keine Hobbys am Abend ausüben etc. Ich halte im da gerne für die Arbeit den Rücken frei. Aber dass ich immer allein daheim während er regelmäßig Freunde trifft und soziale Kontakte pflegt ärgert mich zunehmends.

Spreche ich es an, meint er, wenn ich rausgehen will soll ich Bescheid sagen, dann kommt er flott um 21.00 Uhr heim. Für mich ist aber keine Option
Um 21 Uhr noch anzufangen loszuziehen, weil ich ja um 5 Uhr aufstehen muss. Davon ab verabreden sich meine Freunde auch zu Zeiten, wo um halb zehn, wenn ich es dann mal in die Stadt schaffen würde, der Abend eigentlich vorbei ist.

Daher sieht er es so, dass ich ja dann „eh daheim bin“.

Trotzdem fände ich es fair, wenn er einfach heimkommt und mit mir den Rest Abend verbringt. Oder das weiterziehen / verhocken zumindest abspricht mit mir.

Es handelt sich natürlich auch nicht um jeden Abend… klar… aber trotzdem hat er drei / viermal wöchentlich solche Abende und ich nie.

Steigere ich mich grad im was rein oder ist hier wirklich ein Ungleichgewicht vorhanden? Ich weiß irgendwie nicht ob es wenig gönnerhaft von mir ist oder egoistisch von ihm?

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>> Trotzdem fände ich es fair, wenn er einfach heimkommt und mit mir den Rest Abend verbringt. <<
Ich fände das eher bescheuert. So als würde mein Partner, weil ich Diabetes habe, auch keine Schokolade mehr essen dürfen.
Das wäre sowas wie sinnlose Solidarität. Mir nützt es nix, wenn er auch 'leiden' muss.

Ich vermute mal, dass Du in der Woche eh schon früh schlafen gehst. Dein Partner würde also noch maximal 30 - 60 Minuten mit Dir abhängen um dann alleine auf dem Sofa zu sitzen. Das macht doch auch keinen Sinn.

Wie ist es denn mit dem Wochenende? Da kannst Du doch mit Freunden um die Häuser ziehen, während Dein Partner sich um die Kinder kümmert (und Dir das Ausschlafen ermöglicht), oder?

Grüsse
BiDi

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Nun ja… eben nicht so ganz.

Es gibt nur einen freien Tag im Deli. Das ist Montag. Da kann ich weder ausschlafen noch abends wahnsinnig viel unternehmen. Ausschlafen ist da natürlich wegen meiner Arbeit nicht. Und am WE ist für ihn natürlich Weiterziehen besonders interessant, so dass es da morgens dann eben auch nicht wirklich übernimmt.

Aber ja diesen Montag Nachmittag verbringt er mit uns.

Hmm na gut da muss ich vielleicht an meinem mindset arbeiten…

Ich bin halt einfach selbst kein häuslicher Typ, und viel lieber lieber draußen unterwegs als daheim zu sitzen. Besonders im Sommer.

Mit den Kids gern auch daheim, allein (=wenn sie schlafen) eben gar nicht.

Wahrscheinlich bin in einfach neidisch 😞 und muss mich locker machen. Und Inter wird’s nun sicher auch einfacher

Bearbeitet von LariLemon
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Aber Du könntest ihn dann schon am WE auf's pünktliche Nachhausekommen und die Morgenbetreuung der Kinder festnageln, und kämst so auch mal wieder unter Leute, oder?

Gleichzeitig würde ich Ausschau nach einem netten Babysitter halten (Praktikanten in der KiTa verdienen sich gerne was dazu), dann könnt Ihr auch mal wieder zusammen losziehen.

Grüsse
BiDi

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Ich führe dein Leben. Mein Mann ist in der Eventbranche. Es ist schwer einem Aussenstehenden zu erklären, was dieses zu Hause die Stellung halten bedeutet, welche Gefühle da aufkommen, ich kann sie selber nicht wirklich definieren.
Mittlerweile mag ich meine Abende allein, manchmal lenke ich ein, wenn er den Bogen überspannt. Es ist sein Leben, seine Entscheidung, wo er ist. Interessanterweise kommt er dann eher zu mir nach Hause, wenn ich mich distanziere, wenn er merkt, es ist mir egal.

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❤️❤️❤️ es tut gut das zu lesen…

Wen ich nur den Abenden allein mehr abgewinnen könnte 😖

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Ja verstehe ich. Mache Menschen sind gerne abends alleine und genießen ihre Ruhe. Andere wünschen sich Nähe und verbringen die kinderfreie Zeit gerne mit dem Partner und wollen den Abend nicht wie ein Single verbringen. Ich vermute dir gehts weniger um Solidarität, sondern um unterschiedliche Bedürfnisse in der Partnerschaft. 3-4 Abende pro Woche klingt für mich auch eher nach Singleleben als nach Familienvater. Ihr könnt hoffentlich irgendeinen Kompromiss finden mit dem ihr beide leben könnt. Z.B feste Tage jeweils für Freunde und Partnerschaft einplanen oder die Anzahl der Vergnügungstouren in der Woche festlegen. Am Ende sollten beide das Gefühl haben ein Stück gewonnen zu haben.

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Aus dem was du schreibst, wird nicht ganz deutlich, was du möchtest. Und ich vermute demnach auch, dass dein Partner dich (noch) nicht verstanden hat.
Dass er "aus Prinzip" zu Hause sitzen soll, weil du es auch tust, macht für mich keinen Sinn.
Soll er nach Hause kommen,
- weil du gern Zeit mit ihm verbringen möchtest?
- weil du das Gefühl haben möchtest, dass du ihm wichtig bist?
- weil es dir schwerfällt, dich zu beschäftigen?
Finde erstmal heraus, worum genau es dir geht. Erst dann könnt ihr Lösungen finden. Z.B. ginge es dir um letzteres: Könntest du zum Abend eine Freundin einladen, die mit euch gemeinsam Zeit verbringt (meine Kinder sind jetzt 2 und 3, da geht das schon ganz gut, die Kinder mögen Besuch und ein bisschen zum Quatschen kommt man schon. Bzgl der Einschlafbegleitung sind meine Freundinnen recht geduldig.) Oder du könntest mal nach einem Hobby stöbern, was zu Hause möglich ist.
Das alles würde dir aber nicht helfen, wenn es dir um Ersteres oder Zweiteres gehen würde.
Du bist für dich verantwortlich. Finde heraus, was genau hinter deinem Gefühl steckt und sorge für dich

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Ich kann dich verstehe. Mein Mann ist auch viel nicht zuhause. Und ich sitze dann zuhause fest.
Man fühlt dich gefangen während der andere sein Leben (weiter) lebt.

Arbeitet er 6 Tage die Woche? Kann er ein Abend nicht früher zuhause sein? Irgendwie müsste ihr ein Kompromiss machen können.
Ich finde es schon leicht unfair das du so gar keine Zeit für dich hast.
Du solltest schon eine Wahl haben dürfen.
Eventuell einmal die Woche hast du abends frei und kannst den so gestalten wie du möchtest. Egal ob du dann zuhause bleibst oder rausgeht oder beides!

Ich finde nicht das wie jemand anderes schreibt "er auch dann daheimhocken soll weil du bestimmt ja dann ne stunde später Schlafengehst"
Du hockst ja nun auch jeden abend daheim, aber er muss nicht. Das ist einfach nicht ganz fair. Er kann sein Feierabend jeden Tag gestalten wie er möchte aber sie hat nach der Arbeit die Kinder.

Aber gut. Du solltest dir vorher überlegen was sein Problem ist, was du dir als Lösung vorstellst.
Dann kannst du mit ihm sprechen und sagen WAS dich genau den stört.

Und für die anderen Tage, gibt es Sachen für zuhause die du gerne machst? Hobby?
Zb hörbuch hören, lesen, malen, puzzle, zocken, stricken.... Gibt ja viele Sachen die man zuhause machen kann.

Ich hoffe ihr findet für euch eine Lösung.

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Als erstes müsst ihr euch einen zuverlässigen Babysitter suchen. Damit du auch zu normalen Zeiten abends mal Sport machen kannst oder mal mit Freunden raus. Es gibt ja immer mal wieder Situationen, wo man mal auch abends los muss.

Ist er alleine im Laden oder hat er Angestellte? Kann er sich an einem Abend früher frei nehmen? Deli ist ja nicht unbedingt der Ausgehen-Hotspot, so dass es abends vielleicht ruhiger ist. Und dann ich Freitag oder Samstag. Dann kannst du mal raus oder mit passenden Babysitter zusammen. Oder du holst ihn von der Arbeit ab und ihr zieht zusammen los.

Also, ihr braucht einen Babysitter! Entweder über den Kindergarten oder große Kinder von Freunden, etc.

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Mein Mann war und ist als Musiker auch viel abends unterwegs und ich halte dann Zuhause die Stellung.

Ich habe auch lange gebraucht, um den Abenden alleine etwas abzugewinnen. Ich finde, es ist viel besser, seit die Kinder so groß sind, dass sich ihre Interessen mit meinen decken. Natürlich sind es inmer noch Kinder - aber mittlerweile muss ich bei einem Ausflug in den Zoo nicht mehr alleine das Ziel auswählen und aufpassen, dass keiner verloren geht und nicht alleine das Essen schleppen sondern unterhalte mich quasi auf Augenhöhe - eher über Elefanten und Mitschüler als über Kultur und Weltpolitik, aber dennoch: wenn die Kinder abends im Bett sind, hatte ich oft ebenfalls einen inspirierenden Tag und brauche nicht mehr viel Unterhaltung.

Bei euch kommt aber ein Punkt dazu, der mich auch irritieren würde:
Du kannst es dir Zuhause so schön machen, wie du willst, aber dein Mann scheint lieber mit seinen Kumpels abzuhängen als mit dir. Das ist doch der Punkt: auf der einen Seite du, gezwungenermaßen Zuhause, auf der anderen Seite die Kumpels, aus Gewohnheit in der Kneipe. Würde er das 50/50 lösen... naja. Aber an 4 von 6 Arbeitstagen finde ich schon, dass das Pendel zu deinen Ungunsten ausschlägt.

Grundsätzlich finde ich, dass ihr für die nächtliche Betreuung eurer Kinder beide zuständig seid. Arbeit ist ein regelmäßiger Termin. Unregelmäßige Termine gehören abgesprochen.
Du könntest die Motivation für Absprachen erhöhen, indem du selbst Pläne machst. Auch wenn das "nur" Pläne für Zuhause sind: Badewanne (wie oft werden eure Kinder noch vor Mitternacht wach? Ist das eine Aktion für dich alleine oder brauchst du ihn da, falls die Kinder wach werden?) Filmabend (Frauenfilm oder einen, den er auch mag?) Gesellschaftsspiel (das geht wiederum nur mit ihm). Usw.

Und abgesehen davon würde ich wirklich einen Babysitter empfehlen!
Damit du deine Freunde treffen kannst oder mal zum Sport. Und dein Mann sollte an diesen Abenden natürlich früh Zuhause sein, sonst geht das ja echt ins Geld. Damit hat er automatisch deinen Job auch mal - die Verantwortung, ohne wirklich etwas tun zu müssen. Schwupp, ausgeglichen ;-)

LG