plötzliche Trennung aufgrund von Depression

Liebe Community,

ich melde mich, weil ich unter Schock stehe..
Ich bin gerade in einem anderen Kontinent, meinen Freund besuchen, der vor 10 Tagen eine schwierige OP hatte. Alles ist gut gelaufen und gestern hat er das Ergebnis noch mal offiziell bekommen, dass es auch keine Nachwirkungen der OP geben wird (gutartig).
Er ist dann zu mir gekommen, wir haben uns unterhalten und plötzlich hat er sich getrennt.

Die letzten 3,5 Monate, in denen wir auch teilweise räumlich voneinander getrennt waren, waren nicht einfach. Er hat von der OP erfahren und die Ungewissheit, ob es etwas Gut- oder Bösartiges ist, hat ihn sehr mitgenommen. Mit Depressionen hat er seit langer Zeit zu kämpfen, in diesen Phasen greift er auch oft mal zu Alkohol.
Die Wochen vor der OP waren sehr schwierig, aber als ich dann hergeflogen bin, haben wir die Woche in Vorbereitung auf die OP quality time verbracht und er konnte sich ein wenig beruhigen und nach vorne schauen. Hatte dann auch seine erste Therapiestunde.Wir haben viel darüber geredet, dass er Schritte unternehmen will, sich zu bessern.

Gestern habe ich ihn gefragt, ob er etwas getrunken hat, hatte irgendwie Alkohol gerochen. Er ist aufgestanden, auf die Toilette, ist wieder gekommen und hat gesagt, er glaubt, wir sollten es beenden, da es ihm nicht gut geht emotional und er mir nur weh tut und ich so viel Liebe und Zuneigung gebe und er das nicht zurückgegeben kann, er liebt mich sehr, aber er muss für diesen Weg alleine sein.
Ich hatte ein großes traumatisches Erlebnis, habe Stunden lang geweint, während er da saß und betäubt war. Betäubt, emotionslos, die Emotionen hatte er irgendwo eingesperrt.

Ich habe ihm unter Tränen gesagt, was ich denn jetzt hier im fremden Kontinent machen soll, ich habe kein support system, keine Freunde, Familie. Ich bin wegen ihm hier. Und er meinte, er gibt mir all die Liebe, die er hat. Dass wir die Wochen gemeinsam verbringen können, aber er nicht weiß, ob er den Weg der Besserung mit mir gehen kann, weil er Angst hat mir wehzutun und zu versagen.

Er ist gerade eben zu seiner Therapiestunde gegangen. Ich bin leer und kann es nicht verstehen. Vor zwei Tagen hat er noch etlichen Freunden erzählt, dass er nach Deutschland kommt.
Ich weiß nicht, wie ich hier alleine aushalten soll, dass es in paar Wochen auseinander geht.
Ich weiß nicht, was ich machen soll und wie ernst er es meint. Ich weiß, dass er - wenn er seine depressiven Phasen hat - komplett blockiert, eine Mauer aufbaut.
Aber dieses Mal klingt es ernst, auch wenn ich ihm nicht glaube, dass er die Beziehung beenden will. Aber vllt ist das Verleumdung.

Habt ihr Erfahrungen? Ratschläge?

Danke!

Bearbeitet von Wildwoodflower1
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Hallo,

ich war nicht in so einer Situation und es tut mir leid zu lesen, was ihr gerade erlebt.

Ich kann dich sehr gut verstehen, du liebst deinen Freund und willst ihn in der schwierigen Phase seines Lebens unterstützen.

Ich kann aber deinen Freund einen Stück weit verstehen. So eine Diagnose, auch wenn es nun positiv ausgegangen ist, kann sehr lebensverändernd sein. Man stellt sein bisheriges Leben infrage, man hat vielleicht darüber nachgedacht, dass man sterben wird. Er kommt scheinbar mit der Situation nicht zurecht und will dich nicht damit belasten, dich mit seinen negativen Gedanken runterziehen.

Was kannst du machen? Eigentlich nichts. Ihm nochmals versichern, dass du für ihn da sein willst, er auf dich zählen kann und abwarten.

Alles Gute.

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Vielen Dank für deine Antwort.

Egoistischer Gedanke, aber: Ich weiß momentan nicht, ob es für meine mentale Gesundheit gut ist, die nächsten Wochen mit ihm zu verbringen, wissend, dass er die Beziehung nicht weiterführen kann/möchte. Vielleicht auch hoffend, dass es "nur" eine depressive Episode ist und er zu dem zurückgeht, was er mir jeden Tag gesagt hat: Dass er die Beziehung will und mich liebt.

Aber die nächsten Wochen hier in einer fremden Stadt alleine zu verbringen mit diesem Herzschmerz.. Das macht mich gerade sehr sehr ängstlich.

Aber du hast Recht, ich muss in mich gehen, da sein für mich und für ihn und abwarten.. Auch wenn es mich gerade zereisst.

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Depressionen sind der Teufel. Da sagt man Dinge, die man später bereut. Hat das Gefühl, niemandem mehr zu genügen. Man macht beschisse Dinge.

Es ist hart wenn er Schluss macht. Und dich trifft das sehr.

Vielleicht könnt ihr das Mal so stehen lassen und weiterhin Zeit verbringen. Scheinbar liebt er dich ja noch.

Die Krankheit war sicher auch ein wahnsinniger Schock für ihn?

Ich würde das nicht soo krass ernst nehmen. Natürlich übergehst du seine Entscheidung nicht. Zeit müsst ihr euch geben

Mir ist selbst sowas schon passiert. Daher kann ich ihn leider verstehen

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Als dir das schon einmal passiert ist - was hast du da gemacht? Wie ging es weiter?

Die Krankheit war ein Riesenschock... Es hat ihn sehr krass mitgenommen und wahrscheinlich die Depression auch wieder hochgeholt..

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Ich hab Schluss gemacht obwohl ich nicht wollte. Bekam Zwangsgedanken. Hatte furchtbaren Stress, den ich nicht mehr ertragen hab.
Hab mich selbst nicht mehr verstanden. Eine Traumatische Zeit war das auch für mich.

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Sind seine Depressionen diagnostiziert? Seit wann leidet er darunter? Ist er in Behandlung?
Lebt ihr dauerhaft eine Fernbeziehung? Oder nur momentan?
Wieso kannst du nicht einfach zurück nach hause fliegen? Musst doch jetzt nicht wochenlang bei ihm ausharren, in der Hoffnung, dass er die Beziehung weiterführen will.

Ich habe vollstes Verständnis für psych. Krankheiten. Dass diese einen Menschen veränderen ist klar.
Wofür ich aber kein Verständnis habe ist, wenn diese Krankheiten vorgeschoben werden, um sich zu verhalten wie die Axt im Walde.

Du schreibst, es hat schon vor der OP monatelang nicht mehr gepasst. Kann doch sein, dass der Gedanke der Trennung dabei schon in ihm gereift ist.
Ist natürlich alles knallhart und sehr traurig für dich. Aber es muss doch nicht zwangsläufig an den Depressionen liegen.

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ja, seine Depression ist diagnostiziert und er ist seit neuestem wieder in Behandlung.
Wir leben momentan in einer Fernbeziehung.
Ich habe in ein paar Wochen hier eine Arbeitswoche, kann also nicht einfach wieder zurück...

Ich schreibe nicht, dass es vor der OP nicht gepasst hat, sondern dass die Wochen vor der OP schwierig waren. Ich meine damit schwierig für seine mentale Gesundheit, nicht für unsere Beziehung..

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Du machst es ganz schön kompliziert.
Flieg nach Hause und komm in ein paar Wochen zurück, wenn du deine Arbeitswoche hast.
Bis dahin ist bei deinem (Ex-)Freund und auch bei dir bestimmt einiges passiert, so dass ihr klarer seht und nochmal in Ruhe sprechen könnt.
Quartier dich dort dann auch woanders ein, damit ihr nicht direkt wieder aufeinander hockt, sondern wirklich ehrlich sprechen könnt, ohne dass ihn deine Situation zusätzlich unter Druck setzt.

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Wäre ich in dieser Situation und mein Partner würde sich glasklar und zu 100% von mir trennen und sagen, er muss diesen Weg alleine gehen, würde ich vermutlich nach Deutschland zurückfliegen und mein eigenes Leben wieder auf die Reihe bekommen. Aber auch nur, wenn er es eben 100% ernst meint und sich absolut sicher ist, dass es eindeutig das Ende der Beziehung ist.

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"Ich habe ihm unter Tränen gesagt, was ich denn jetzt hier im fremden Kontinent machen soll, ich habe kein support system, keine Freunde, Familie. Ich bin wegen ihm hier."

Tut mir leid, wenn ich das so hart sage, aber für mich liest es sich so, als wenn du ihm gerade nicht gut tust.
Was willst du denn durch diese Aussage erreichen? Dass er sich dir gegenüber verantwortlich fühlt und die Trennung wieder zurücknimmt?
Wenn er depressiv ist, kann er diese Verantwortung gar nicht übernehmen. Das ist eine Art von emotionaler Erpressung.

Du bist für dich selbst verantwortlich. Wenn du dich nach seiner Aussage dort fehl am Platz fühlst (verständlich), buch dir den nächsten Flug nach Hause.
Mach dich und dein Leben nicht von ihm abhängig. Du kannst weder seinen Heilungsprozess beeinflussen, wenn er ihn alleine gehen möchte, noch die Tatsache, ob er dich noch liebt und die Beziehung zu dir weiterführen möchte.