Hallo Zusammen,
Mein Mann und ich sind seit nun 13 1/2 Jahren ein Paar, seit 3 1/2 verheiratet und sind seit Januar Eltern, nach einem für uns schwierigen KiWu Weg.
Wir haben grad alles was wir je wollten und führen augenscheinlich (!) das erstrebenswerte Leben - Haus,Hund,Kind.
Wir haben schon immer recht viel und impulsiv gestritten, doch seit der Geburt unseres Kindes im Januar, ist es wirklich wirklich furchtbar. Einfach alles, alles was geschieht (oder auch nicht geschieht) ist ein Grund zum streiten. Und leider nicht nur „oh du das find ich doof“, nein es wird alles bis aufs bittere Blut ausdiskutiert und provoziert bis es eklig wird. Schöne Familienzeit gibt es nicht, weil alles im Desaster endet.
An Paarzeit ist gar nicht zu denken, unser Baby braucht enorm viel Nähe, schläft wenig und nur mit Körperkontakt und allmählich bin ich fast sogar fein damit, dass es diese Paarzeit nicht mehr gibt.
Wir sind total festgefahren und kommen trotz regelmäßiger Gespräche nicht aus unserem Verhaltensmuster.
Ich verliere allmählich den Glauben daran, dass es nur eine Phase sein könnte und habe den Gedanken an eine Trennung ausgesprochen. Er sieht das anders und glaubt daran, dass wir wieder zueinander finden können.
War vielleicht wer in einer vergleichbaren Situation und hat es tatsächlich geschafft?
Liebe Grüße 🌿
Alles was wir wollten und nun zum scheitern verurteilt?
ich denke der Knackpunkt liegt bereits in deiner Aussage "Wir haben schon immer recht viel und impulsiv gestritten".
Man hört oft, dass gerade ein Kind die Beziehung sehr hart auf die Probe stellt im ersten Jahr.
Wenn ihr schon vor dem Kind oft gestritten habt, scheint es ja generell Differenzen in der Beziehung gegeben haben. War das wirklich von Anfang an so? Gerade das ausdiskutieren bis aufs bitter Blut stelle ich mir auf die vielen Jahre betrachtet wahnsinnig energieraubend vor.
Vielleicht fehlte euch dadurch dieses gewisse gesunde Fundament.
Vielleicht hilft euch an diesem Punkt nur eine Paartherapie, habt ihr darüber mal nachgedacht? Ich denke ohne fremde Hilfe ist es sehr schwierig so einem Teufelskreis zu entkommen. Das würde ich auf jeden Fall für das Kind allein schon, in Betracht ziehen.
Danke für deine Antwort. Diesen Aspekt werden wir in die Lösungssuche miteinfließen lassen.
Es ist doch schon mal gut, dass ( zumindest ) du siehst was ihr zusammen erreicht habt: ihr habt ALLES was ihr euch erträumt habt.
Das Bewusstsein hierüber ist wichtig, denn oft vergisst man was man hat und hält die Dinge für selbstverständlich.
Ihr seid jetzt an einem schweren Punkt.
Aber denkt daran, was ihr durch habt:
Der KiWu-Weg ist nervenaufreibend und kräftezehrend…und gerade das erste Jahr mit Baby ebenfalls. Angefangen von der absoluten Änderung des bisherigen ( kinderlosen ) Lebens bis hin zu Sorgen und Schlafmangel. Es war die letzten Jahre etwas viel, mit dem ihr fertig werden musstet und immer noch müsst.
Ihr habt euch als Paar einfach etwas verloren und die Nerven liegen blank…und wenn dann zwei charakterstarke Menschen aufeinander treffen knallt es gewaltig.
Bei uns war das ganz genauso.
Weißt du, was mir half? Ein einziger Satz.
Ich laß ihn in einem Magazin und dann wurde mir alles klar!
Er lautet:
„ Versuchen sie ihren Partner wieder durch die Augen der Liebe zu sehen, mit liebenden Augen.“
Ja, erwischt. Ich hatte aufgehört meinen Mann als den geliebten Menschen an meiner Seite zu sehen. Er nervte mich nur noch und seine Eigenheiten ließen mich auf die Barrikaden gehen. Schon Kleinigkeiten reichten hierfür aus und dementsprechend genervt war auch meine Wortwahl ihm gegenüber. Der Grund war nicht er, sondern mein Stress.
Als ich zurückruderte und versuchte ihn wieder mehr mit liebevollen Augen zu sehen und dementsprechend mit ihm umzugehen, änderte er sich ebenfalls ins Liebevolle. Es wirkte tatsächlich, mir war das vorher gar nicht bewusst.
Wenn du deinen Mann noch liebst, dann rede mit ihm in einer ruhigen Minute.
Versucht trotz Baby-Stress wieder liebevoll miteinander umzugehen, erinnert euch an den Anfang und daran, wie ihr euch mal saht.
Ihr habt alles zusammen erreicht was ihr euch erträumt habt. Es wäre schade, das jetzt nicht zusammen genießen zu können.
Ihr könntet euch auch über „gewaltfreie Kommunikation“ oder „Giraffensprache“ belesen.
Herzlichen Dank! Ich fühl mich grad SO abgeholt, das trifft es so ziemlich genau. Das Liebevolle Miteinander ist absolut eingeschlafen.
Ich bin so wahnsinnig oft von absolut banalen Dingen genervt und lass das viel zu häufig raushängen..
ich möchte mich für den Erfahrungswert und den Denkanstoß bedanken!
Viele gute Sachen wurden schon genannt. Vor allem auch wieder sich bewusst Zeit füreinander nehmen. Aber auch für sich selbst. Wie soll man positiv auf den anderen zugehen wenn man selber gestresst, überfordert, müde und vielleicht auch noch unzufrieden mit sich selbst.
Sich bewusst Zeit für sich nehmen hilft auch wieder Dinge zuhause entspannter zu sehen.
So ging es zumindestens mir. Ein Abend mit einer Freundin oder mit jemanden etwas essen gehen. Oder ein Friseurbesuch. Me Time finde ich persönlich ge au so wichtig wie Pärchenzeit. Auch weil man dann wieder was zu erzählen hat außer: das Kind hat heute noch nicht 💩. 🙈
Eure Situation ist auf denen Fall nicht ungewöhnlich und kenne sehr viele.
Die erste Zeit mit einem Baby und Kleinkind, locker die ersten eineinhalb Jahre, oft länger, sind sehr hart für eine Partnerschaft! Vielleicht noch einmal härter, wenn man vorher schon so lang zusammen war und das gemeinsame kinderlose Leben so gut eingespielt war, dann ist es umso mehr eine riesige Umstellung.
Als ich schwanger wurde, waren mein Mann und ich auch schon zehn Jahre zusammen (und zweieinhalb Jahre verheiratet). Wir hatten eigentlich auch eine sehr gute, liebevolle und stabile Beziehung, doch die erste Zeit mit unserer Tochter, die traumatische Geburt, die ich erst aufarbeiten musste, und dazu noch die Coronazeit damals haben uns schon sehr an unsere Grenzen gebracht. In der Verzweiflung hab ich damals auch schon mal das Thema Trennung angesprochen, was mir aus heutiger Sicht sehr leid tut.
Jedenfalls ist es schrittweise wieder leichter geworden und dazu haben mehrere Faktoren beigetragen. Der wichtigste: unsere Tochter ist älter und selbständiger geworden und klebt nicht mehr Tag und Nacht dermaßen an uns, es gibt wieder mehr Freiräume. Sie schläft jetzt viel besser und wir bekommen dadurch auch wieder mehr Schlaf. Ich habe abgestillt (das war auch ein riesen Faktor! Mich haben die Stillhormone eher unausgeglichen und aggressiv gemacht, und ich fühle mich körperlich und psychisch seitdem viel besser und das tut auch der Beziehung gut). Wir haben uns neu gefunden in der Rolle als Eltern, viel miteinander geredet und an der Beziehung gearbeitet.
Und jetzt, wo unsere Tochter bald zweieinhalb wird, ist unsere Beziehung insgesamt besser und stabiler als zuvor und hat diese Krise sehr gut überstanden. Ein bisschen mache ich mir zwar schon Sorgen, wie es werden würde, wenn die Belastung und Hormone durch ein zweites Kind dazu kommen würden, aber noch ist es ja nicht so weit. Und wir haben jetzt auch schon Erfahrung mit dem Thema und wissen, es geht vorbei. Und wir sind daran gewachsen und gereift.
Leider trennen sich ganz viele Paare in der Babyphase, und viele, meiner Meinung nach, voreilig. Und das ist sehr schade. Denn was kommt dann? Alleinerziehend sein, Wechselmodell, Patchworkfamilien und ähnliches... alles davon sehr mühsam und kompliziert für alle Beteiligten und nichts, das man sich wünscht!
So, wie du schreibst, ist dein Partner NICHT das Problem. Und eure Beziehung auch nicht. Sonst hättet ihr ja nicht schon so lange davor eine schöne, stabile Beziehung gehabt! Die Ursache für eure momentanen Probleme ist doch glasklar: dass ihr ein Kind bekommen habt und das sehr fordernd ist!
Die momentane Situation mit eurem Kind würde so gut wie JEDE Beziehung an ihre Grenzen bringen.
Jetzt hast du einen Partner, der der Papa von eurem gemeinsamen Kind ist, der das Kind und dich liebt, und der an eure Beziehung glaubt und es weiter versuchen will mit euch.
Was hättest du denn nachher? Entweder du wärst alleine. Oder du hättest irgendwann wieder jemanden an deiner Seite, der aber nicht der Papa von deinem Kind ist. Der es meist nicht so liebt wie der leibliche Papa. Mit dem alle Probleme von Patchworkfamilien auftreten können. Und zusätzlich den leiblichen Papa, der durch die Trennung wahrscheinlich sehr verletzt wird. Glaubst du, das wird leichter? Du würdest dir mit hoher Wahrscheinlichkeit damit deine Lebenssituation psychisch, organisatorisch und finanziell massiv verschlechtern! Das ist nichts, was man leichtfertig machen sollte aufgrund einer momentanen Überlastung!
Du kannst dich dazu ja hier mal in die Foren "Alleinerziehend" oder "Patchworkfamilien" einlesen, nichts davon ist ein Zuckerschlecken (habe ich selbst aus der Perspektive als Kind miterlebt und ich wünschte, es wäre anders gewesen).
Ich würde jeder davor stabilen und guten Beziehung, in die ein Kind kommt, raten, wenn irgendwie möglich, zu vereinbaren, sich zumindest die ersten zwei Jahre nach der Geburt des Kindes NICHT zu trennen und auch nicht über Trennung nachzudenken/zu sprechen (ausgenommen natürlich Extremsituationen wie Gewalt in der Partnerschaft etc.).
Während dieser Zeit ist alles noch so frisch, die Überlastung ist so groß, der Fokus so stark auf dem Kind, da hat man keinen klaren Kopf, Entscheidungen mit langfristigen Konsequenzen zu treffen, die man bitter bereuen könnte.
Gebt euch Zeit, und arbeitet an der Beziehung, wenn nötig mit Unterstützung (z.B. Paartherapie), aber trefft doch jetzt in dieser Situation keine Entscheidung für immer! Alles Gute!
Huhu!
Diese Zeit ist anstrengend. Aus der Paartherapie gibt es eine Methode, ich hab leider den Namen vergessen.
Dabei macht man eine Stunde abends aus, wenn das Kind schläft. Kann natürlich kurz unterbrochen werden wenn es aufwacht!
Erst spricht der eine eine halbe Stunde, dann der andere. Zeit stoppen! Derjenige, der gerade nicht spricht darf wirklich nur zuhören. Natürlich hat man sein Gesicht nicht immer unter Kontrolle, aber nicht sprechen. Derjenige der als zweites spricht muss nicht auf das eingehen, was davor gesagt wurde.
Und nach dieser Stunde darf/ muss man nicht weiter sprechen. Man lässt es erstmal so stehen. Vielleicht ergibt sich ein ruhiges (!) Gespräch, vielleicht schaut man Serie oder einer geht fern schauen und der andere ins Bett.
Man kann auch jeweils 15 Minuten im Wechsel machen.
Dabei geht es darum, in ich-Botschaften, Gelegenheit zu haben wieder mit dem Partner zu sprechen. Am Anfang geht es meistens um Konflikte, Dinge die einen verletzten. Irgendwann ist es vielleicht die blöde Kollegin, die einen beschäftigt etc.
Es geht darum, dass man zum einen wieder lernt zuzuhören und zum anderen darum Raum zu schaffen, in dem man weiß, der andere hört gerade wirklich zu.
Vielleicht würde euch sowas ja helfen?
Liebe Grüße
Hier wurde schon sehr viel Gutes genannt, das wiederhole ich jetzt nicht alles. Eine Sache, die uns noch geholfen hat: Einen Streit bewusst abbrechen, wenn man merkt, dass es nicht konstruktiv ist, man sich komplett festgefahren hat oder eigentlich keine Zeit hat. Bei uns ist so ein klassischer Moment, dass wir alle zusammen irgendwo pünktlich hin müssen und irgendwas fehlt - an schlechten Tagen gehen wir da beide sofort hoch und von 0 auf 100 fliegen die Vorwürfe, wessen Schuld das nun ist, und dann arbeitet man sich so richtig schön aneinander ab. Am Ende diskutiert man dann nicht mehr den fehlenden Schuh vom Kind, sondern das große Ganze. Wir haben uns angewöhnt, dann bewusst aufzuhören und zu sagen: "Falscher Zeitpunkt, falsche Stimmung, wir diskutieren das später." Manchmal ist das dann gar nicht notwendig, weil es nur eine Kleinigkeit war, aber bei anderen Sachen hilft das Verschieben auf später sehr.
Im 1. Jahr sollte man keine Entscheidung zur Beziehung treffen. Wir hatten uns selten gestritten, aber im Babyjahr mit dem 1. Kind war es hart. Da hatten wir öfter Streit. Schlafentzug, Langeweile Zuhause, Einsamkeit, Unverständnis für den anderen und durch alles war man einfach gereizt. Da führt ein Wort zum anderen und es knallt.
Nach dem 1. Jahr wurde es besser und nach 15/16 Monaten waren wir endgültig über den Berg. Es wurde wieder so wie vorher.
Beim 2. Kind hatten wir diese schlechte Phase nicht.
Ihr habt schon vorher oft gestritten und ein Baby belastet die Beziehung nochmal zusätzlich. Es bleibt euch nur im Gespräch zu bleiben, notfalls mit Paartherapie und abzuwarten.
Alles Gute
Hallo,
was ihr erlebt ist keine Seltenheit.
Du beschreibst ja schon das eigentliche Dilemma. Vor dem Kind war alles perfekt. Karriere, Haus, Hund, Hochzeit.
Fehlt nur noch das Kind als Kirsche auf der Torte. Und genau das ist euer Problem. Nicht das Kind ansich sondern das was mit dem Kind einhergeht.
Jetzt bestimmt das Kind euren Alltag. Schlaflose Nächte, Fokus nur auf dem Kind, wenig Freizeit, nur noch Fremdbestimmt.
Euer Alltag ist frustrierend, einengend und hat sich um 180 Grad gedreht. Ihr habt euch das Abenteuer Kind ganz anders vorgestellt und scheitert jetzt an der Realität.
Ihr braucht dringend Hilfe von außen sonst werdet ihr es nicht schaffen.
Es wäre vielleicht auch wissenswert was Eure Streitpunkte sind.
LG