Er redet astreines Kölsch, wat nu?

Hi,
Ich habe heute zum ersten Mal mit einem Mann telefoniert, den ich vor zwei Wochen bei Parship kennen gelernt habe. Wir haben längere Zeit intensiv geschrieben. Alls, was mir wichtig ist, schien erst mal zu passen. Er war sehr zugewandt, offen, wir haben gleiche Werte und Vorlieben. Wir haben uns richtig gut verstanden.
Heute am Telefon der Schock. Er spricht starken rheinländischen Dialekt. Ich bin fast vom Sofa gefallen.
Ich bin auch Rheinländerin, rede aber absolutes Hochdeutsch, schon weil ich im
Job überall unterwegs bin.
Ich musste an Sex denken, wenn er dann im
Dialekt in mein Ohr flüstert „ich find‘ et rischtisch juut“ oder Ähnliches.
Könnt Ihr das nachvollziehen?
🫣🤷‍♀️
Ist das oberflächlich?
Oder berechtigt?

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Nein. Ich bin allerdings auch Schweizer und kann nicht verstehen, wie sich Leute extrem darum bemühen, dass man ihnen die Herkunft nicht anhört oder wie Deutsche laufend intoleranter gegenüber Abweichungen von der in Deutschland geltenden Norm werden. Im englischen Sprachraum ist es ganz normal, verschiedene Aussprachestandards nebeneinander zu haben, Australier und Amerikaner verstehen sich trotzdem. Dagegen gibt es Deutsche, die angeblich z.B. Sachsen oder Bayern nicht verstehen, die selbst ich problemlos verstehen kann. Irgendwann sprechen alle so wie in der Tagesschau, inhaltlich mehr zu sagen haben die Leute dann trotzdem nicht.

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Inzwischen sind wir so weit, dass schon in Grundschulen der Dialekt abtrainiert wird, weil man ja nicht dumm wirken will (wurde hier genau so erklärt). Wie kann das sein, dass jemand, nur weil man im anhört, wo er herkommt, als "Bauer", wie hier so uncharmant irgendwo geschrieben wurde, bezeichnet wird? Ich finde das total furchtbar. Es ist so beleidigend für viele Leute und so krass, dass die vielgeforderte Toleranz da schon an ihre Grenzen kommt. Und damit meine ich nicht, dass man gewisse Dialekte unattraktiver als andere findet. Jeder empfindet es anders. Aber diese Verbindung von "spricht Dialekt, kann also nicht ganz so schlau / gebildet / eloquent sein", ist fatal. Deswegen finde ich es immer total großartig, wenn man Personen des öffentlichen Lebens auch mal anhört, wo sie herkommen :-D

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Schweizer mit wenig Kontakt zu Deutschen lassen sich durch sowas vielleicht manchmal beeindrucken. Wenn man mal mitkriegt, dass in Teilen Deutschland einfach jeder in jeder Situation so spricht, weil es den Leuten antrainiert wird und sich deswegen daraus keine Rückschlüsse auf Bildungsstand oder Intelligenz des Sprechers oder Relevanz des gesprochenen Inhalts ziehen lassen, fällt das ganze wieder in sich zusammen.

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Bei Geschmäckern gibt es kein oberflächlich oder berechtigt.

Du musst halt abwägen, ob deine anderen Vorzüge das wett machen oder nicht.

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Seine, nicht deine 😅

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Also vorab..
Ich weiß, ich habe selber einen starken Dialekt (Schwäbisch) und ja, ich werde Süddeutschland nie im Leben verlassen können 😂🙈
Ich habe letztes auch online jemand kennengelernt der ursprünglich aus dem Osten kommt. Und ja, ich habe nach dem ersten Telefonat den Kontakt auch nicht mehr vertieft.

Ich kann's also verstehen 🙈

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Ich finde es ganz toll, wenn jemand Dialekt beherrscht. Allerdings finde ich das in bestimmten Situationen, zum Beispiel im Job, aber auch im sozialen Kontext (besonders wenn Menschen ohne Kenntnisse des Dialekts anwesend sind) eher unschön. Das wirkt etwas “bauerntrampelig”.

Kannst du ausschließen, dass er das extra gemacht hat? Also redet er wirklich immer so? Ich bin auch mit einem kölsche Jong zusammen, und er frotzelt manchmal in rheinländischem Singsang ein “Schätzelein” oder ähnliches in mein Ohr. Aber das ist nur Spaß, er spricht im Alltag lupenreines Hochdeutsch.
Da Kölsch / Rheinländisch ja durchaus häufig in den Medien durch den Kakao gezogen und parodiert wird, finde ich den Dialekt zwar lustig und charmant, im Alltag wäre mir das dauerhaft aber zu krass.

Frag ihn doch nochmal nach seinem Hochdeutsch, vielleicht wollte er ja nur deine Rheinländerseele etwas wach kitzeln. Ansonsten kann ich deinen empfunden Widerstand durchaus nachvollziehen. Das kann, gerade im Bett, echt nerven.

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Meine Einstellung mag oberflächlich sein, für mich ist Dialekt als dauerhafte Alltagssprache und vor allem im Beruf aber ein No Go.

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Ich kann das völlig verstehen. Wir wohnen im Eck Hessen/Bayern/BaWü und hier gibts eine bunte Mischung allerhand Dialekte und keinen davon möchte ich in bestimmten Lebenslagen hören, da vergeht es mir wirklich. Ich finde es toll, wenn jemand den örtlichen Dialekt beherrscht und man vielleicht in der Familie oder unter Freunden so spricht, bevorzuge dann am Ende doch lieber Hochdeutsch wenn es um ernste Gespräche geht, um Sex oder eben auch im Berufsleben.

Vielleicht kannst du ja bei einem weiteren Telefonat nochmal nachhören, ob der Dialekt permanent vorhanden ist und falls ja, dann ist es eben so. Dann lässt du eben den Kontakt einschlafen oder aber du bist offen und sagst ihm, dass dich der Dialekt abturnt.

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Beim ersten Telefonat scheint dir das nicht aufgefallen zu sein. Oder spricht er auch Hochdeutsch?

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Das war das Erste

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Hi,
ich komme aus dem Grenzgebiet RLP/Hessen. Arbeite in Hessen und habe eine Kollegin, gebürtig aus Sachsen.

Als sie heute diesen Spruch brachte: "so eine Krawatte bekomm ich da", im besten Sächssisch, da vergeht es einem. Sie spricht auch noch schwer mit Dialekt, obwohl schon 15 Jahre in Hessen.

Vor 2 Firmen, war ein Ersthelfer auch Sachse mit schwer Dialekt. Ich schaute ihn minutenlang an, und er redete und redet............ich verstand kein Wort, und dachte er zieht uns auf. Es stellte sich dann raus, er kann wirklich "kein (Ho h)Deutsch".

Unser Dialekt ist auch nicht schön. Und solange keiner auf Dialekt mit mir spricht, versuche ich Hochdeutsch zu sprechen. Ich date jemand aus dem Nachbarort. Viel geschrieben, 2x Telefoniert, 1 x essen gegangen ...........ja, mit ihm rede ich nur Dialekt.

Entweder mag man es, oder nicht............................daher, nochmal telefonieren. Ob er es immer spricht, oder ob er so nervös war, und nicht anders konnte.

Gruß

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Redet man denn Dialekt, wenn man nervös ist 👀🥹

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Hallo,

ja :-). Ich bin gebürtige Saarländerin, seit fast 30 Jahren in Hessen. Ich spreche hier natürlich im Alltag hochdeutsch, Dialekt nur am Telefon mit meiner Schwester.

Aber: Wenn ich emotional werde oder mit meinen Kindern "schimpfe" falle ich automatisch in meinen Dialekt. Glück für meine Kinder - sie verstehen meist nur die Hälfte, was ich sage.

Liebe Grüße
Delenn

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Ohje... Ich glaube, bei mir wäre der Ofen da erstmal aus. Also ja, es ist nachziehbar.

Und nein, es wäre nicht bei jedem Dialekt so schlimm.