Probleme wenn Partner Alkohol trinkt

Hallo zusammen,
Ich habe starke Probleme damit, wenn mein Partner Alkohol trinkt. Meine Mama war früher Alkoholikerin und ich denke dass es davon kommt.
Am Anfang der Beziehung waren wir gemeinsam trinken, er auch mal alleine und kam dann auch mal angetrunken/betrunken nach Hause. Ich hatte damit überhaupt keine Probleme und habe es akzeptiert.
Mittlerweile aber ganz im Gegenteil. Ich werde wütend wenn ich weiß dass er sich mit Freunden trifft und dort Alkohol trinkt. Ebenfalls möchte er in letzter Zeit häufiger Alkohol trinken (er ist momentan im Krankenstand aufgrund einer OP) und greift auch Zuhause dann am Abend zu 1-3 Bier. Sobald er sagt dass er gerne ein Bier möchte oder eben schon trinkt, bin ich genervt und empfinde Wut, Angst und mein Herz pocht wie verrückt. Mit Wut meine ich nicht damit, dass ich ausraste oder sonstiges aber ich habe einfach das Gefühl in mir.
Jedes Mal wenn er was trinkt, ist das Diskussions-/ Streitthema bei uns. Teilweise möchte er am Abend Bier trinken und möchte „beschwipst mit mir auf dem Sofa sitzen“. Aber ich verstehe es einfach nicht warum man alleine am Abend etwas trinkt und dann beschwipst auf dem Sofa mit mir sitzen möchte - obwohl ich dann nüchtern bin. Ich habe dafür einfach kein Verständnis und kann es nicht nachvollziehen.
Wenn er trinkt dann trinkt er auch immer so viel, dass man ihm anmerkt dass er an-/betrunken ist. Er lallt, spricht total laut und zieht unfassbar viel Aufmerksamkeit auf sich.
Ich verstehe nicht, weshalb ich damit so starke Probleme habe und damit einfach überhaupt nicht zurecht komme.
Ich weiß, dass es absolut nur mein Problem ist, dass ich damit nicht zurecht komme. Ich weiß auch, dass ich an mir arbeiten muss was das Thema betrifft - ich bin auch schon in Therapie.
Aber ich hätte andererseits auch ein bisschen ein Entgegenkommen von meinem Freund. Dass er sich im Rahmen hält mit dem Alkohol und nicht so viel trinkt, dass man es ihm direkt anmerkt. Er persönlich sagt er hat sich im Griff und trinkt nicht viel - ich persönlich sage das Gegenteil.
Ich bin einfach so verzweifelt und traurig. Ich möchte nicht dass es jedes Mal Streitthema ist weil ich damit nicht zurecht komme.. Ich kann es allerdings auch nicht abstellen.
Geht es jemanden von euch auch so ähnlich und kann mir Tipps geben, wie ich damit handeln kann?
Dankeschön!

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Hallo leacatherine,

du bist als Tochter einer Alkoholikerin co-abhängig und bemerkst ja selbst schon wie deine emotionalen Probleme beim Alkoholkonsum deines Partners mit deiner familiären Vorgeschichte zusammenhängen dürften.

Nun hast du das Pech, einen Partner gefunden zu haben, der zumindest zeitweise mit seinem Alkoholkonsum am oberen Ende der Normalverteilung liegt. Und der uneinsichtig ist, was die Menge seines Konsums und was er damit in dir anrichtet anbelangt.
Du kommst mit seinem Alkoholkonsum mental nicht zurecht und hast dich deshalb sogar schon in Therapie begeben.

Für mich (ich bin selbst trockener Alkoholiker) ist die Co-Abhängigkeit eine lebenslange Erkrankung, du kannst es auch seelische Wunde nennen, die nie völlig verheilen wird. Du musst lernen, damit zu leben, es kann auch mit der Zeit leichter werden.
Aber wenn du getriggert wirst - wie jetzt vom Alkoholkonsum deines Partner - dann reißen die Verletzungen deiner Vergangenheit wieder auf und schmerzen dich wie am ersten Tag.

Leider suchen sich co-abhängige Menschen nicht selten Partner, die eine ähnliche Persönlichkeitsstruktur und eine ähnliche Suchtproblematik haben wie der Suchtkranke in der Familie. Das Rad der gegenseitigen Abhängigkeit dreht sich somit generationsübergreifend weiter.

Ich würde deine Situation so sehen:
Du bist als Co-Abhängige selbst Teil deiner Familienkrankheit und selbst mit erkrankt. Für mich besteht die einzig gangbare Lösung darin - wie für mich als Alkoholiker auch - alles zu vermeiden, was deine Erkrankung triggert bzw. wieder zum Ausbruch bringt. Deine Therapie wird dir nach meinem Erachten in der aktuellen Situation und mit dem aktuellen Verhalten deines Partners nicht helfen können!

Dein Freund sollte schon so viel Liebe und Mitgefühl mitbringen, bei deiner Vorgeschichte und Erkrankung gänzlich auf Alkohol zu verzichten.

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Ich finde es so schwierig.. Ich verstehe auch nicht warum ich am Anfang so gut damit klar kam und mit der Zeit dann irgendwann nicht mehr..
Meine Therapeutin hatte mir empfohlen, nochmal ein ernstes Gespräch mit ihm zu führen. Ich möchte nicht, dass er komplett mit Alkohol trinken aufhört. Einfach nur dass er es bei 1-3 Bier belässt wenn er ausgeht. Man kann auch aus Genuss trinken und nicht weil man sich den totalen Rausch geben will. Mehr verlange ich gar nicht..

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"möchte „beschwipst mit mir auf dem Sofa sitzen“"

Klingt für mich wie ein empathieloser Trottel. Der deutliche Symptome einer Alkoholsucht zeigt und diese nicht einsieht.

Ich nehme an, er kennt Deine Familiengeschichte? Daher würde ich ihm die Pistole auf die Brust setzen: entweder er benimmt sich wie ein erwachsener Mann oder es gibt keine Zukunft.

Bearbeitet von Angina
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Ja er kennt meine Familiengeschichte natürlich.. er sagt aber fast jedes Mal dann dass er nicht meine Vergangenheit ist. Ich habe natürlich auch das Gefühl dass ich übertreibe aber mit solchen Aussagen kann ich einfach nichts anfangen.. gestern waren wir im Kino und er wollte auch ein Salitos trinken. Dann hab ich nur gesagt dass er doch was normales trinken soll. Von ihm kam nur die Antwort „War ja nur ne Idee“ und dann hab ich aber gemerkt dass er leicht genervt war wieder. Raum für Diskussion war aber nicht, weil wir ja im Kino waren. Mir ist es auch unangenehm wenn ich ihn darauf anspreche..

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Naja der Tipp ist entweder es zu akzeptieren oder sich zu trennen, denn wenn es immer Streit deswegen gibt dann möchte er das ja nicht ändern.
Ich finde es auch absolut nachvollziehbar wenn du ( mit dieser Vergangenheit) nicht damit zurecht kommst. Ich hätte da auch absolut keine Lust darauf. Dann passt es aber vielleicht auch einfach nicht zwischen euch, denn er sieht das Thema Alkohol halt locker.

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Ich kann das total nachempfinden. Der Ex meiner Mutter hat sehr viel Alkohol getrunken, war eigentlich jedes Wochenende, wenn er bei uns war, betrunken oder zumindest angetrunken, hat meine Mutter irgendwann dann dort mit reingezogen. Er wurde laut, teils auch handgreiflich. Ich war da im Jugendalter.

Ich habe auch Probleme damit, wenn mein Freund Alkohol trinkt und ich nicht dabei bin um zu „kontrollieren“, dass es nicht zu viel wird. Eigentlich reißt er sich zusammen, es gab jedoch hier und da mal Situationen, da kam er heim, er war mit seinen Jungs unterwegs, und hat erstmal gekotzt. Und wieder, und wieder. Hab ihn jedes Mal aufs Sofa verfrachtet damit er merkt, wie ernst es mir ist und dass ich es einfach nicht abkann. Ich glaube und hoffe, er hat es jetzt verstanden.

Dein Partner muss das auch unbedingt verstehen. Du willst ihm ja nicht die Freude verderben sondern möchtest ein wenig Verständnis für dich und deine Vergangenheit, die maßgeblich dazu beiträgt, dass du da so empfindlich bist. Ich würde ihn mir nochmal zur Brust nehmen und ihm nochmal klipp und klar sagen, dass er dir mit seinem Verhalten nicht gut tut. Wenn es nichts nützt, musst du eventuell überlegen, ob du Konsequenzen ziehst.

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Ich finde es so schwierig den richtigen Moment für dieses Gespräch zu finden.. in letzter Zeit trinkt er nicht mehr so regelmäßig und ich wollte kein Fass aufmachen und harmonisch bleiben. Jetzt diese Woche trinkt er wieder öfter was mit seinen Freunden und ich hab so Angst davor. Heute Abend geht er essen mit Freunden und es ist auch nicht klar ob er Alkohol zum Essen trinkt oder nicht. Aber der Gedanke daran bringt mein Herz zum pochen und ich fühle mich so unwohl. Er reagiert aber bei dem Alkohol Thema auch immer sehr angegriffen und meint nur dass er sich keine Erlaubnis holen möchte wenn er etwas trinkt. Das will ich ja auch gar nicht aber er versteht es irgendwie nicht. Ich möchte ihm ja auch wirklich nichts verbieten aber einfach dass es bei wenig Alkohol bleibt..

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Für mich sind das zwei unterschiedliche Sachen.
Abends beim Ausgehen oder auf Feiern etwas trinken, halte ich für einigermaßen normal. Solange er nicht ständig Gelegenheiten sucht, um dann trinken zu können oder wirklich jedes Wochenende voll bis obenhin ist. Mein Partner trinkt selten mal unter der Woche, aber im Sommer ein kaltes Bier kommt auch schon vor.

Das andere sind ja aber die 1-3 Bier am Abend, um beschwipst zu sein. Das klingt für mich eher nach "ich brauch das jetzt, um runterzukommen". Gerade, wenn er nach der OP im Krankenstand ist, ist der Schritt es dann wirklich ständig zu brauchen nicht mehr weit. Wenn er über diese Grenze nicht sogar schon hinaus ist.

Ich würde ihm sehr deutlich machen, dass Alkohol beim Weggehen oder das Bier zum Grillen/der Wein zum Essen, für dich in Ordnung sind, du aber keinerlei Verständnis für den allabendlichen Alkoholkonsum hast. Das klingt sehr nach Flucht und dafür kann niemals Alkohol der richtige Weg sein. Das siehst du auch nicht zu eng und bei uns würde es deshalb auch Streit geben.

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Hallo leahcatherine,

du fragtest ob jemand in deiner Situation war. Ja ich. Sogar ziemlich genau wie du. Meine Mutter war Alkoholikerin. Mein jetziger Freund hat früher leider auch häufig mal über die Strenge geschlagen. Ich weiß was es heißt getriggert zu werden. Man kann nichts gegen seine Reaktion machen und meist schaukelt es sich noch mehr hoch. Ich selbst bin seit 2 Jahren in Therapie, die mir sehr geholfen hat. Was glaube der Grund war, dass wir diese schwierige Anfangsphase überstanden haben war glaube ich, dass mein Freund einmal im Jahr einen Monat komplett auf Alkohol verzichtet hat. Das hat er schon vor der Beziehung gemacht. Mir tat das richtig gut. Er ist trotzdem mit den Kumpels weg und hat dann nur Cola oder Alkohlfreies Bier getrunken. Wir waren damals 30. Heute sind wir 36 haben einen 1,5 Jährigen Sohn, mein Freund trinkt sehr selten noch was und Bier haben wir zu Hause kaum bis gar nicht mehr. Triggern tut es mich mittlerweile gar nicht mehr wenn er mal Alkohol trinkt, was wirklich selten ist.

Ich kann dir leider keine wirklichen Tipps geben. Wenn du willst kannst du mir aber gern eine PN schreiben wenn du dich austauschen möchtest.

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Hi,
wenn das eher die Ausnahme ist, wäre das okay. Aber täglich 1-3 Bier und das über einen längeren Zeitraum, da wird‘s dann halt hakelig.
Mach für dich klar, was du in Bezug auf die Beziehung möchtest und teile es ihm dann genauso klar mit. Ich vermute, eine Beziehung mit einem Alki ist nicht das, was du möchtest, was völlig legitim ist, das würde ich ihm auch so sagen und dann ggf. die Konsequenzen ziehen.

vlg tina

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Ich finde es schwer ihm das nochmal mitzuteilen. Vieles sieht er als Angriff und dann streiten wir wieder..

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Ich weiß, dass es absolut nur mein Problem ist, dass ich damit nicht zurecht komm

Nee, sehe ich anders. Ist das täglich? Wie oft in der Woche? Nee, für mich ist dein Freund derjenige mit dem (beginnenden?) Alkoholproblem und du bist normal. Bzw. halte ich es für normal, nicht 5mal pro Woche neben einem fallenden Mann auf der Couch sitzen zu wollen.
Und dass du da das (Haupt-) Problem bei dir siehst, lässt mich aufhorchen. Redet er dir das ein? Co-Abhängigkeit?

5 mal pro Woche ein Bier wäre im gesundheitlich akzeptablen Bereich.

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Täglich nicht, Nein. Aber es gab schon Phasen in denen er 5 Mal die Woche getrunken hatte. Als ich ihn darauf angesprochen habe, gab es Streit und es ist ihm nicht mal aufgefallen dass er so oft trinkt.
Er redet mir nicht ein, dass es mein Problem ist. Ich denke das selbst weil ein gewisser Alkoholkonsum ja in Ordnung wäre, aber ich damit auch nicht gut zurecht komme. Er sagt dann immer dass er nicht meine Vergangenheit ist und er es unter Kontrolle hat..

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Es gibt verschiedene Arten der Alkoholsucht.
Für mich klingt es wie der Beta-Typ.

Leider muss ihm selber klar werden dass es ein Problem ist. Das Problem kann auch sein, dass er dadurch seine Beziehung aufs Spiel setzt.

Ich finde auch nicht dass du lernen musst damit umzugehen. Alkohol ist und bleibt Gift für den Körper. Und er trinkt nicht nur gelegentlich sondern mMn häufig. Auch wenn nur zeitweise häufig.