Warum kann er sich nicht entschuldigen?

Hallo,

mein Partner und ich (beide um die 50) sind seit 6 Jahren zusammen, wohnen auch zusammen. Die meiste Zeit verstehen wir uns echt gut, aber manchmal hat er so "Aussetzer", wo er sich teilweise unmöglich aufführt. Und nun war es mal wieder soweit.

Mittwoch kam er nach Hause, bis dahin war alles normal, wir hatten über den Tag mehrmals geschrieben, es war nichts Besonderes. Ich saß am PC mit Kopfhörern, weil ich mit einem gemeinsamen Freund gespielt und gechattet habe. Mein Partner fing sofort an, etwas zu erzählen, mein Chatpartner redete auch gerade, ich hab nix verstanden.

Ich hab meinem Partner dann ganz normal gesagt, dass ich gerade nichts verstanden habe, weil der Freund auch gesprochen hat und die Kopfhörer abgenommen weil ich dachte, er erzählt dann, was er möchte. Daraufhin schnauzte er mich an, woher er das denn wissen solle und verschwand im Bad. Seitdem ignorierte er mich und ich verstehe es mal wieder nicht.

Mal ehrlich, ich hab die Kopfhörer ja nicht zur Deko auf, da hätte er auch draufkommen können, dass ich da Musik, ein Gespräch, whatever drauf habe. Und mich dann deswegen so anzumotzen und mich vor allem tagelang zu ignorieren finde ich echt total drüber.

Ich hab mir das jetzt zwei Abende angeschaut, gewartet, dass er auf mich zukommt - aber nix. Ich hatte dann vorhin die Faxen dicke und hab ihn gefragt, wie lange er mich denn noch anschweigen will. Daraufhin kam die volle Packung Schuldumkehr, ich hätte ihn ja zuerst angemotzt (was definitiv nicht stimmt) und er hätte nur zurückgemotzt. Außerdem hätte ich ihn ja zuerst ignoriert.

Und dann kam der Knaller: "Ich laufe niemandem hinterher, auch dir nicht". Ah ja und das von dem Mann, der sonst immer behauptet, mich ach so sehr zu lieben und dass er alles für mich tun würde. Nee, ist klar. Heißt also, er erwartet, dass ich in solchen Situationen immer den ersten Schritt machen muss, auch wenn er den Streit völlig unnötig vom Zaun gebrochen hat. Und da haben wir beide ein Problem, denn das sehe ich nicht ein. Also wieder Schweigen.

Ich bin ehrlich, ich kann mit seinem Verhalten gerade nicht gut umgehen. Aus meinen vergangenen Beziehungen kenne ich das auch gar nicht. Und es lässt mich an seiner Liebe zweifeln. Wie groß kann die schon sein, wenn er mich wegen so einem Pillepalle so abfertigt?

Hat hier noch jemand so ein Exemplar zuhause und wie geht ihr damit um? Es wäre auch toll, wenn vielleicht jemand, der selber so tickt, was dazu schreiben würde, denn ich verstehe es leider wirklich nicht.

Liebe Grüße

Bearbeitet von Sanabelle
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Moin,

Ich.bin auch so ein Exemplar wie dein "Mann". Gleich Sturm angesagt , gibt mir mein Charakter so vor. Warum, keine Ahnung. Ist halt bei mir so.
Haben wir gestern erst drüber geredet, meine Frau die emotionale flatline, und ich das Chaos, ständig angewiesen auf eine Änderung.

Is halt so
Gruß

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Man kann an sich arbeiten.

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"Gleich Sturm angesagt , gibt mir mein Charakter so vor" "is halt so"

Halte ich für Schutzbehauptungen, um sich selbst nicht bewegen zu müssen und für die TE nicht hilfreich.

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Ich laufe niemandem hinterher, auch dir nicht

Also das sage ich auch zu meinem Mann, wenn wir uns streiten und ich weiß dass ich im Recht bin. Das heißt aber nicht dass ich ihn nicht liebe. Im Gegenteil ich liebe ihn wie keinen anderen je zuvor und auch so. Ohne ihn nein möchte ich niemals. Ich will damit lediglich klarstellen, dass ich mich nicht unterordnen werde und nicht abhängig bin von ihm

Bearbeitet von Oh je
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Erwartest du denn auch, dass er bei jedem Streit auf dich zukommt, unabhängig davon, wer verantwortlich für die Auseinandersetzung war? Ich empfinde es so, dass ich damit quasi gezwungen bin, nach jeder Auseinandersetzung den ersten Schritt zu machen, weil er sich dazu zu fein ist und das sehe ich nicht ein. Ich finde diesen Spruch einfach mega verletzend.

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Schwierig. Den Partner ignorieren ist ganz schlechte und destruktive Streitkultur einfach aus der Unfähigkeit mit Konflikten besser umzugehen.

Ich würde nochmal versuchen mich mit ihm hinzusetzen.

Sag ganz wertfrei wie du für dich die Situation empfunden hast und dann frag ihn was sein Problem genau ist.

Wahrscheinlich sind es gar nicht die Kopfhörer sondern vermutlich war vielleicht vorher schon irgendwas und die Situation kam noch dazu.

Das kannst du natürlich aber nicht wissen, wenn er nicht spricht. Telepathische Begabung haben nun mal die wenigsten. Auch das würde ich ihm so mitteilen.

Wer ein Problem hat muss den Mund aufmachen das ist anstrengend aber es hilft nun mal nichts.

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Also mich triggert das extrem. Hatte auch so ein Exemplar. Wegen der kleinsten Kleinigkeit bockig, weggelaufen, tagelang angeschwiegen (im gemeinsamen Haushalt mit Kindern!). Wollte immer, dass ich zuerst ankomme, aber selbst dann hieß das nicht, dass er wieder mit mir spricht. Sex wäre aber möglich gewesen 🙄

Wenn’s vorbei war, jedes Mal die Beteuerung anders zu reagieren. Pustekuchen… ich finde auch, man kann an sich arbeiten und er soll sagen, was ihn stört.
Aber alles andere ist für mich emotionale Erpressung und gehört nicht in eine Beziehung

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Nun ja, ich denke, du hast es schon gut verstanden und dich nicht manipulieren lassen: Er fühlte sich anscheinend von dir zurück gewiesen und war daraufhin eingeschnappt.

Es gibt ja so Kommunikationsmodelle, die so Missverständnisse (vereinfacht) erklären können, z. B. das 4-Ohren-Modell.

Ihr zwei sprecht eigentlich immer zu viert. Die zwei Erwachsenen-Ichs und die zwei inneren (unbewussten) Kinder-Ichs. Bei deinem Partner spricht hier das gekränkte innere Kind, das vielleicht Schwächen nicht zugeben konnte, weil Bedürftigkeit oder Ängste nicht gehört, akzeptiert, erwünscht waren? Und das im Erwachsenenalter nicht sagen kann: Wenn ich nachhause komme, wünsche ich mir erstmal, dass du ganz für mich da bist, mich in den Arm nimmst. Der Tag war so schwer. Oder mir ist was passiert, bei dem ich deinen Trost oder dein Ohr brauche.

Hier würde er Bedürftigkeit zugeben. Das innere Kind sagt aber: geht nicht, dann wirst du wieder so verletzt. So vermeidet das Erwachsenen-Ich, sich bedürftig und ängstlich zu fühlen und wehrt seine Enttäuschung, dass du grade so gar nicht seine Wünsche erfüllst und ihn mit offenen Armen und vor allem SOFORT empfängst, um ihm zuzuhören und in den Arm zu nehmen, ab. Also: Schimpfen, Türenknallen, Schuldumkehr, Bestrafung durch Liebesentzug.

Vielleicht hatte dein Mann einen besonders schweren Tag und hat sich insgeheim gewünscht, dass er von dir gleich mit offenen Armen empfangen wird. Stattdessen warst du ganz woanders und nicht verfügbar. Klar, er hätte das mit dir in Ruhe besprechen können, aber es war ihm wohl überhaupt nicht bewusst.

Solche Kommunikationsprobleme sind eigentlich eher die Regel als die Ausnahme. Besonders bei Männern, die oft nicht gelernt haben, über ihre Bedürfnisse und Gefühle zu reden.

Hoffe, das war jetzt nicht zu wirr....

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"Bei deinem Partner spricht hier das gekränkte innere Kind, das vielleicht Schwächen nicht zugeben konnte, weil Bedürftigkeit oder Ängste nicht gehört, akzeptiert, erwünscht waren?"

Das kann gut sein, er hatte kein besonders liebevolles Elternhaus und wenn er manchmal von seiner Kindheit erzählt merkt man, dass er mit den Verletzungen von damals nicht abgeschlossen hat. Seine jüngere Schwester wurde stets bevorzugt und war das "goldene Kind", er dagegen lief halt eben so mit und von meinem Gefühl her hat sich daran bis heute nichts geändert. Auch wenn seine Eltern das niemals zugeben würden.

"Vielleicht hatte dein Mann einen besonders schweren Tag und hat sich insgeheim gewünscht, dass er von dir gleich mit offenen Armen empfangen wird. Stattdessen warst du ganz woanders und nicht verfügbar."

Naja, er wusste, dass ich zum Spielen verabredet war, normalerweise steigt er dann mit ein. Und wir hatten ja vorher noch geschrieben, da hat er nichts erwähnt. Er hätte nur mal 10 Sekunden warten müssen, dann wäre ich ja für ihn da gewesen. Von daher finde ich seine Reaktion immer noch völlig drüber.

Und es bleibt ja noch die Frage, wie ich am besten damit umgehen kann...

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Keine Frage, dass seine Reaktion nicht "passt" und dass er dich zu unrecht "bestraft". Aber dir gehts ja darum , das einordnen zu können.
Was du über seine Familiensituation schreibst, passt echt gut.

Ich glaube, außer darüber zu reden gibt, es nicht viele bessere Möglichkeiten. Vielleicht in Ruhe, ohne Vorwürfe, wenn er sich wieder "eingekriegt" hat? Evtl. bei einem extra dafür verabredeten Zeitpunkt mit viel Zeit.

Immerhin kannst du besser mit ihm reden, wenn du die ganze Situation überblickst. Vielleicht gibts ja Dinge, die es ihm einfacher machen, aus seinem Bocken wieder rauszukommen? Vielleicht kannst du ihn mal fragen. Immerhin gehst du so raus aus der Wir-bocken-uns- gegenseitig-an-Pose.

Wenn das Problem so schwerwiegend ist, lohnt es sich ja auch, dafür einige Energie aufzuwenden. Biete ihm deine Hilfe an, statt zurückzubollern...

Bearbeitet von Naima68
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