Hallo,
ich würde gerne wissen ob das wirklich so normal ist bei uns: mein Mann führt ein mittelständisches Unternehmen im Transport Bereich mit 10 Mitarbeitern und naja, er arbeitet tatsächlich immer. Er hat bis auf Sonntags nie Ruhe.
Viele Unternehmungen im privaten Bereich können kurzfristig ausfallen, je nach dem, wenn in der Firma jemand ausfällt oder mehr Arbeit kommt. Oder werden ohnehin erst gar nicht geplant weil immer was sein könnte. Mein Mann fährt trotzdem, dass er Chef ist, als Springer und macht Wochenende noch ein Teil der Buchhaltung bzw Abrechnung mit. Natürlich weiß ich um die Vorteile die solch eine Arbeit bzw Firma birgt. Aber wir haben zwei kleine Kinder und können nie einen Urlaub, ein Wochenende oder gewisse Kleinigkeiten mit 100% Sicherheit planen, da es sein kann, dass mein Mann nicht kann oder die Arbeit zuviel ist. Unser Familienurlaub zb geht immer ins selbe Land in unser Ferienhaus, von dort wird auch täglich telefoniert und ich muss eigentlich jeden Tag vom Urlaub fürchten er sagt, er müsse zurück.
Wie regeln das andere Paare bzw gehen Unternehmerfrauen mit dieser Planungsunsicherheit um?
Unter der Woche ist er mal Zuhause (telefoniert aber eigentlich fast den ganzen Tag und ist auf Bereitschaft oder löst abends Mitarbeiter ab) und ganz kurzfristig von heute auf morgen doch nicht. Ich habe Unterstützung durch seine Eltern wenn ich möchte, aber das ist ja nicht dasselbe der Papa und Ehemann.
Mir fällt es manchmal sehr schwer damit umzugehen und ein paar Worte dazu würden mir helfen.
Ist das das Los der (sehr) erfolgreichen Selbständigkeit?
LG
An die Eheleute, mit selbstständigem Hauptverdiener
Ja ich glaube das gehört dazu. Solange, bis man jemanden einstellen kann, der das macht.
Bei meinen kommt das recht selten vor, dass er Notfälle am Wochenende oder im Urlaub etc. hat. Gleichzeitig bin ich Leitung einer Gruppe der stationären Kinder- und Jugendhilfe und habe auch ab und an Notfälle am Wochenende, nachts oder nach meiner Arbeitszeit. Von daher kenne ich das und habe ich da vollstes Verständnis. (zumal er es ja für sich und sein Unternehmen macht und ich es „nur“ im angestelltenverhältnis.)
Gibt es denn bei deinem mann einen Geschäftspartner? Sodass sie sich die Tage aufteilen können, an denen sie für Notfälle erreichbar sind? Oder gibt es vllt andere Möglichkeiten?
Ich sehe es immer als spontane „me-time“ und finde es daher wirklich nicht schlimm sondern auch mal ganz schön. Aber wir haben noch keine Kinder, da ist das sicher nochmal was anderes.
Nein, keinen Partner und er tut sich auch sehr schwer im Verantwortung abgeben deshalb auch die Buchhaltung am Wochenende (und Reparaturen, Überführungsfahrten, Werkstatt - die ich vergaß zu erwähnen) - also effektiv bleibt uns Familienzeit maximal Sonntag, wenn es ganz viel ist, nicht mal dann oder nur ein halber Tag. Kaputt ist er deswegen natürlich auch oft. Gleichzeitig opfert er sich die wenigen Stunden, die er hat, aber für die Familie auf, hilft und kocht und beschäftigt sich toll mit seinen Töchtern. Umso trauriger finde ich es manchmal, dass er nicht soviel Zeit hat. Hat auch kein eigenes Hobby außer bisschen Konsole abends. Sein großen Traum vom Pilotenschein würde auch begraben. Und manchmal denke ich mir, wofür alles wenn keine Zeit zum "Geld ausgeben" ist - also nicht falsch verstehen, mir geht es nicht um Luxusurlaub oder sowas, das liegt mir fern wir sind sehr sparsam, aber gewisse Dinge gehen einfach zeitlich nicht obwohl das Geld da wäre.
Man sagt ja nicht umsonst bei einer selbständigkeit = selbst und ständig
Und ja, wenn er möchte, dass seine Firma erfolgreich ist, dann muss er, auch als chef, einspringen, wenn Not am Mann ist.
Lieber so, als wenn er seine Mitarbeiter verheizt die arbeiten müssen, ggf doppeldienste/ Überstunden dauerhaft schieben müssen nur weil jemamd der. Meinung ist, dass nur weil er Chef ist, nichts machen muss.
Aber ich kann dich auch verstehen, dass es für dich eine nicht so schöne Situation ist, dennoch provitierst du ja auch davon.
In vielen Bereichen, wo der Mann selbstständig ist, helfen zb auch mal die Frauen mit zb mit der Buchhaltung (sofern soe ahnung von haben)
Ich würde sagen, dass dein Mann einfach die falschen Angestellten hat.
Mein Mann ist auch selbstständig, aber hat geregelte Arbeitszeiten, Wochenende und Urlaub. Die Buchhaltung macht er nicht selber, sondern dafür hat er Angestellte die sich damit auskennen. Auch in seinem Urlaub oder anderer Abwesenheit hat er entsprechende Angestellte die wissen wie der Laden zu laufen hat und meinen Mann vertreten.
Mein Mann ist allerdings auch in einem anderen Bereich Selbstständig und da ist Wochenende einfach Wochenende.
Anders hätte ich der Selbstständigkeit auch nicht „zugestimmt“, weil ich auf so einen Stress wie bei euch keine Lust hätte und weil die Gesundheit und die Familie wichtiger ist als die Arbeit.
Ich würde mich auch an der Stelle einklinken wollen: ich habe mit meinem Partner zusammen eine Firma. Und ein Punkt, den wir regelmäßig besprechen ist: was können und sollten wir abgeben, z.B. Dinge wie Buchhaltung. Wir haben eh so wenig Zeit. Da will ich mir nicht noch mehr verbauen. Wenn die Firma also nicht gerade vor dem finanziellen Aus steht, würde ich ganz klar sowas viel mehr in betracht ziehen. Ansonsten wäre vielleicht auch ein Coaching eine Idee, damit jemand unabhängiges Ideen einbringt, wie er sich Erleichterung verschaffen kann.Ich rede mir manchmal echt den Mund fusselig und komme nicht weiter, aber wenn ein dritter es sagt … huch, geht dann ganz schnell.
Hallo,
genau das ist das Wesen von Selbständigkeit, immer und überall zuständig und verantwortlich zu sein. Wenn man dieses Grundprinzip vernachlässigt, dann kann es sehr schnell existentiell gefährlich werden.
Das ist ja auch einer der Hauptgründe, warum sich immer weniger Menschen für eine Selbständigkeit entscheiden, sondern die Anstellung bevorzugen, idealerweise im öffentlichen Dienst oder gar als Beamte.
Mir hat bei meiner Partnerschaft sehr geholfen, dass meine Frau auch selbständig ist. Hätte ich damals etwa eine Lehrerin geheiratet, dann wäre meine Ehe wahrscheinlich schon längst geschieden, weil die Lebenswelten ziemlich unvereinbar wären.
Es gibt Tätigkeiten, die er nicht (komplett) selbst machen muss, wie z.b. Buchhaltung. Bedeutet aber, dass er das an eine andere Person abgeben muss, die er dafür bezahlen muss.
Selbiges für die Fahrdienste. Wenn dein Mann regelmäßig einspringen muss, sollte er darüber nachdenken, eine weitere Person (in Teilzeit? ) einzustellen. Bedeutet halt auch wieder Kosten.
Ist halt also eine grundsätzliche Abwägung für ihn/ euch: Zeit oder Geld.
Aus meiner Erfahrung: Nein, dass muss nicht so sein. Hier handelt es sich um einen typischen Fall von sich für unersetzlich halten. Das geht genau solange gut, bis gesundheitliche Probleme kommen, oder die Ehe plötzlich in die Brüche geht und das böse Erwachen kommt. Auch ein mittelständisches Unternehmen lässt sich so organisieren, dass man ein freies Wochenende hat. Arbeiten lassen sich delegieren und zur Not muss man auch mal einen Auftrag ablehnen und hat dafür aber Zeit mit der Familie.
So ein Lebensstil ist auch nicht gesund. Jeder Mensch braucht Ausgleich, Freizeit und Ruhephasen und eine Familie braucht eine gewisse Planungssicherheit. Ich kenne aus meinem Umfeld einige Beispiele, die 60 Stunden Wochen für normal hielten und dann plötzlich mit Burn-out, Gehörsturz, Herzproblemen etc. ausfielen. Erst als sie gesundheitlich ausgebremst wurden, haben sie realisiert, dass ihre Firma nicht sofort zusammenbricht, wenn sie mal nicht da sind.
Ich würde an deiner Stelle mehr Planungssicherheit einfordern und vehement darauf bestehen, wenn er sagt es geht nicht.
Ich selbst bin zwar nicht „betroffen“, kenne aber viele…
Mein Opa hatte ne eigene Firma und ja, da war’s genauso. Die Firma übernahm mein Onkel und der hat inzwischen die 3. Ehe (letztes Jahr geheiratet, mal abwarten). Bisher ist jede Ehe unter anderem daran gescheitert. Er hat richtig viel Geld, aber eben auch richtig wenig Zeit… Urlaube sind zwar möglich, aber auch dort wird gearbeitet und unter Umständen muss abgebrochen werden.
Mein Mann arbeitet in so einem Unternehmen. Sein alter Chef hat ebenfalls ne geschiedene Ehe, da er eben nie Zeit für Kinder und Frau hatte. Seine neue Frau ist ebenfalls selbstständig und im Alter kam dann tatsächlich etwas Einsicht - inzwischen hat er die Firma verkauft.
Der neue Chef meines Mannes ist da etwas „entspannter“. Er lebt allerdings eigentlich gut 500km weg. Der eigentliche Plan, montags-donnerstags in der Firma zu sein und freitags - sonntags daheim, kann oft genug NICHT eingehalten werden. Und dabei sind in der Firma durchaus sehr fähige Mitarbeiter, die schon viel abfangen. Aber alles geht halt nicht und da muss er ran 🤷♀️
Auch ein guter Freund meines Mannes ist selbstständig und erst jetzt tritt er etwas kürzer. Seine Frau hat er noch, aber ich glaube er versteht auch erst jetzt langsam, wie viel Glück er hatte, dass sie das Jahrzehnte lang mitgemacht hat. Dafür hat er zu 2 von 3 Kindern keinen guten Kontakt (inzwischen erwachsen).
Für meinen Mann und mich stand daher immer fest - nie, nie im Leben machen wir uns mit irgendwas selbstständig. Egal wie lukrativ. Das wollen wir beide so einfach nicht 🙈
Also: ich verstehe deinen Frust total und bin bei dir, dass es so nicht laufen MUSS. Aber in der Realität ist das tatsächlich normal! Und nun musst du überlegen, ob du das mit leben und stemmen willst (vielleicht kannst du mal Fahrdienste übernehmen und so wenigstens Vater-Kind-Zeit ermöglichen?) oder ob dann getrennte Wege besser sind.
Nein, das ist es nicht.
Eine gute Führungskraft zu sein hat nichts damit zu tun, dass man alles nur noch selbst und ständig macht.
Ich kenne das auch, allerdings eher aus der Gründungsphase. Da haben wir keinen Urlaub gemacht, waren ständig unter Strom. Aber unser Ziel war eben immer, dass es irgendwann besser als als Angestellte wird. Und mit 10 Angestellten ist man ja über die Gründungsphase auch hinaus. Nun muss er sehen, dass auch die Strukturen und Prozesse im Unternehmen mitwachsen. Das ist nicht einfach, aber machbar.
Da würde ich mir also mal anschauen, was das für Notfälle sind, bei denen er einspringt. Natürlich: Am Ende bin ich es, die den Kopf hinhält und Überstunden macht. Nicht die Kollegen. Aber wenn das eigentlich gar keine Ausnahme ist, sondern ich schlicht zu wenig Personal für die viele Arbeit habe, die ich annehme, dann liegt da der Hase im Pfeffer.
Delegieren ist da das A und O. Ich würde jemanden für die Büroarbeit einstellen. Nicht selten erlebe ich es nämlich, dass ausgerechnet bei denen, die rund um die Uhr arbeiten die Rechnungen nur sehr schleppend kommen.Aber die ganze viele Arbeit nützt ja nix, wenn man dafür nicht auch eine Rechnung schreibt und Geld auf dem Konto hat :)
Du kannst mir gerne auch privat schreiben, wenn du möchtest.