Partnerschaft und Depression

Hallo,
Mein Partner leidet an einer Depression. Ich würde ihn gerne unterstützen, er kann mir aber leider nicht sagen was ihm helfen würde, was ja auch klar ist in einer depressiven Phase. Hat jemand von euch Erfahrungen wie man gut durch die Zeit kommt? Für mich ist es neu und deswegen klingt die Frage vielleicht etwas blöd. Bin für jeden Tipp oder Erfahrungen dankbar.

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Er kann dir also nicht sagen was er braucht. Na ja vielleicht ist er erstmal von sich selbst überfordert. Ist er schon in Behandlung? Hat er sowas öfters? Hat er einen Pychiater, nimmt er Medikamente?
Er bräuchte fachliche Hilfe.

Ela

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Ja wir sind dabei alles zu organisieren und das fachliche ist abgedeckt. Ich bin selbst noch ein wenig überfordert mit der ganzen Sache. Ich weiß nicht wie ich das als Angehörige am besten machen soll. Soll ich ihn schonen oder ganz normal ihn im Alltag einspannen? Wir haben hier ein kleines Baby.

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Ja manche Fragen lassen sich nicht so einfach beantworten. Wenn ihr immerhin schon an Fachlicher Hilfe dran seid, dann ist das schonmal ein guter Weg und ich gehe davon aus er hat sich freiwillig drauf eingelassen. Das wäre auf jeden Fall schonmal gut. MAnche Dinge werden nun aber auf jeden Fall erstmal Zeit brauchen.
Depressive sind von vielen Dingen überfordert in einigen Phasen wo normale Menschen den Kopf schütteln wie man hier Probleme haben kann. Heißt natürlich nicht das man nichts mehr fordern kann von diesen Menschen.
Daher ist es nicht immer einfach die richtige Antwort zu haben. Ich denke hier muss man sich möglicherweise auch ein wenig rantasten und schauen, aber auf jeden Fall mit viel Verständnis an die Sache ranzugehen.
Ich würde ihm Hilfe anbieten aber im Notfall auch klarmachen das er sich helfen lassen muss. Aktuell geh ich mal davon aus.
Konzentriere dich in erster Linie auf dein Baby. Deinem Mann kannst du nur Hilfe anbieten, mehr erstmal nicht oder ihn eben auf seinem Weg unterstützen. Wenn es dich aber sehr belastet würde ich mir notfalls selbst Hilfe suchen. Das ist sicherlich auch nicht falsch.

Ela

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Hi,

ich hatte eine Weile mit Depressionen zu kämpfen, die dazu führten, dass ich mich selbst habe einweisen lassen, weil ich mir nicht mehr sicher war, ob ich das noch unter Kontrolle habe.

Bei uns liefen solche Zeiten mit Absprachen:

Bedingung meines Partners: Therapie und Aufrichtigkeit in Hinblick auf meinen Zustand

Das habe ich akzeptiert und auch eingehalten. Meine Bedingung: keinen Druck hinsichtlich meiner nicht mehr vorhandenen Leistungsfähigkeit. Ich fand es selbst furchtbar, wenn ich mich früh entscheiden musste: Geschirrspüler oder Waschmaschine, weil zwei Sachen waren ja schon zu viel.

Auch im Umgang als Paar hatten wir solche Vereinbarungen: er wollte, dass ich wenigstens einmal am Tag für ein paar Minuten ihm zuhöre.
Meine: ich möchte einmal am Tag fest in den Arm genommen werden und spüren, dass er da ist. Es waren für uns beide Mindestanforderungen. Er war nicht böse, wenn ich 15 Minuten zuhörte, ich war auch mit mehr Umarmungen absolut fein, aber wie gesagt ... das war unser Minimum, um uns nicht zu verlieren.

So sind wir durch die ganz schlimme Zeit. Das waren ungefähr vier Monate. Dann kam ich für drei Monate in die Klinik, bekam Medikamente und dann wurde an den Ursachen gearbeitet, was natürlich auch nach der Klinik weiterging. Aber danach kamen solche Phasen nicht wieder.

Die Frage ist halt, wie stark steckt er drin, hat er vielleicht Suizidgedanken, wie sehr ist er imstande sich an z.B. solche Absprachen zu halten. Mein Partner hätte es nicht mitgetragen, wenn ich mich an Absprachen nicht gehalten hätte und z.B. nicht zur Therapeuten gegangen wäre.

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Diese klaren Vereinbarungen klingen sehr sinnvoll! 🙂

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Für uns war es das. Aber das kommt eben darauf an, wie absprachefähig es ist, wie man als Paar zusammen tickt. Wir konnten uns auch darauf verlassen, dass wenn wir uns gegenseitig sagen: das brauche ich wenigstens, dass das stimmt. Keine Vorwürfe oder sonst was! Für uns hat es die Zeit irgendwie erträglich gemacht.

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Ich glaube das lässt sich schwierig beantworten, weil es total individuell ist. Mein Mann hat auch immer wieder depressive Phasen, die dann inkl. Panikattacken auf die Arbeit bezogen und für unsere Situation habe ich festgestellt, dass es hilft, wenn ich ohne zu murren so viel wie es für moch irgendwie geht im Haushalt und mit den Kindern übernehme, damit ihm das zumindest nicht als zusätzlicher Stress im Kopf ist. Manchmal hat es aber auch geholfen ihm mal wirklich knallhart zu sagen: schau dir unsere Situation an, dies und das und jenes ist super und die Sachen, die du grade als Katastrophe wahrnimmst, sind eigentlich Kleinigkeiten, für die wir diese und jene Lösung haben und nur noch umsetzen müssen etc.
Und manchmal war es einfach nur dran, ihn in den Arm zu nehmen und zu sagen, dass ich ihn liebe, auch wenn er selbst sich grade ganz furchtbar findet.

Wie gesagt...je nach genauer Situation und sicherlich je nach Person ist das total verschieden.
Versuche einfach genau drauf zu achten, was zu helfen scheint und probiere das dann in der nächsten ähnlichen Situation erneut, ob es auch wieder hilft...es ist als Angehörige ein rantasten und sensibel beobachten.
Und falls du selbst merkst, dass du damit in eigene psychische Bedrängnis kommst, dann suche dir früh genug Menschen, mit denen du redest oder Angehörigen Gruppen o.ä.