wir haben gerade eine schwierige Phase in unserer Ehe und ich habe Angst, dass unsere Partnerschaft nun einen größeren Riss bekommt.
Vor 1,5 Wochen hatte ich eine Fehlgeburt in der 10. SSW. Es war die zweite Fehlgeburt. Wir haben schon seit vielen Jahren einen Kinderwunsch und sind auch schon länger in Kinderwunschbehandlung. Aufgrund meines Alters und verschiedener gesundheitlicher Einschränkungen, die den Kinderwunsch betreffen, müssen wir uns wohl auch damit abfinden, dass wir kein Kind mehr bekommen.
Nach der ersten Fehlgeburt vor zwei Jahren ging es meinem Mann auch sichtlich schlecht. Wir haben viel geredet und ich hatte das Gefühl, dass uns das Erlebnis noch mehr zusammengeschweißt hat.
Aufgrund der langen Kinderwunschgeschichte waren wir beide daher diesmal nach dem positiven Test auch eher verhalten. Mein Mann hat fast komplett verdrängt, dass ich schwanger bin. Dementsprechend hat er auch die Nachricht von der erneuten Fehlgeburt eher gefasst aufgenommen.
Seitdem tut er nun aber so, als wäre nichts geschehen. Mir geht es leider nicht so gut, sowohl körperlich als auch psychisch. Mein Mann frägt nicht einmal nach wie es mir geht, auch nach Arztterminen will er nicht mehr wissen, was der Arzt gesagt hat. Im Gegenteil: wenn ich bedrückt wirke, oder nichts esse weil ich keinen Appetit mehr habe, frägt er mich, ob irgendetwas passiert sei oder was mit mir nicht stimmt. Ich habe letzte Woche versucht, mit ihm darüber zu reden, er hat nicht geantwortet und hatte nach zwei Minuten das Handy in der Hand.
Letzte Woche war ich auch bei der Hebamme, der ich nun ja auch absagen musste. Sie hat dann gefragt, wie es mir und meinem Mann geht und ich habe ein wenig erzählt....
Daraufhin sagte sie, ich solle akzeptieren, dass meine Mann anders mit der Fehlgeburt umgeht und nicht versuchen, ihm meine Art zu Trauern aufzuzwingen. Außerdem kommen Fehlgeburten je recht häufig vor.
Ich habe mir die Worte der Hebamme zu Herzen genommen und versuche so gut es geht normal weiter zu machen. Dabei habe ich aber das Gefühl, dass sich zwischen meinem Mann und mir eine größer werdende Distanz aufbaut. Abends sitzen wir auf der Couch, er in seiner Ecke und ich in meiner. Er redet über belanglose Dinge, ich kann fast nicht zuhören und weiß nicht, was ich antworten soll.
Ich hoffe nun, dass sich meine Hormone bald wieder einpendeln und ich auch wieder Sport machen kann und dann hoffentlich alles wieder beim Alten ist, auch zwischen mir und meinem Mann.
Aber was, wenn nicht? Ich habe Angst, dass nun immer eine Distanz zwischen uns bleibt....
Hat das jemand schon mal erlebt? Wie geht man damit um?
Hält unsere Ehe das aus?
Er darf auf seine Art trauern.
Du darfst aber auch auf deine Art trauern!!
Wenn es dich noch belastet, dann sag das deinem Mann!
Und wenn er über Belanglosigkeiten reden möchte, dann darfst du ihm auch sagen: du, ich weiß dass du da grade drüber nachdenkst, aber ich habe grade andere Gedanken.
Wenn er sich ablenken mag, dann schick ihn "raus". Ich hab meinen Mann mit Freunden Kajak fahren geschickt, während ich mich heulend ins Bett gekuschelt hab.
Abends ging es uns dann beiden besser.
Ich habe ihm gesagt, dass mich das Thema noch sehr belastet, aber er blockt das Gespräch dann ab.
Vielleicht hilft es wirklich, wenn er mal raus kommt. Leider war gefühlt unser ganzer Freundeskreis am Wochenende krank, daher saß er auch nur zuhause.
Ich selber hatte drei Fehlgeburten und bei uns war es ebenso das wir unterschiedlich getrauert haben.
Das war auch für mich teilweise schwierig da ich mich so unverstanden gefühlt habe.
Mein Mann hat es einfach ganz anders verarbeitet und war auch schneller damit durch.
Ich denke dein Mann blockt es komplett ab um sich zu schützen.
Ein halbes Jahr nach meiner letzten Fehlgeburt war ich wieder schwanger und trotz schlechter Prognose verlief alles gut.
Versuch nochmal mit ihm darüber zu sprechen und gebt euch nicht auf🍀
Lg
Luzie
Er blockt leider total ab, wenn ich mit ihm sprechen will. Und ich möchte ihn ja auch nicht dazu zwingen. Aber momentan führt das dazu, dass wir zuhause irgendwie nebeneinander her leben und das macht mir ein wenig Angst.
Es ist auch noch sehr frisch und er braucht evtl noch etwas Zeit.
Ich würde deswegen nicht gleich die Beziehung in frage stellen.
Mir ging es damals auch sehr schlecht und ich bin fast daran verzweifelt das mein Mann einfach so anders damit umgegangen ist.
Gib ihm Zeit …
Erstmal tut es mir leid für euch.
Ich hatte in der 10. und 12.ssw auch eine FG vor Jahren. Die ersten Monate taten weh, aber der Kummer verging. Heute denke ich manchmal dran, wenn ich solche Beiträge wie deinen zb lese, aber ansonsten haben wir es verarbeitet. Das Leben muss auch weiter gehen. Dieses Thema FG darf nicht euer Leben bestimmen und eure Gedanken. Es gibt so viel anderes auf der Welt.
Wenn dein Mann über andere Themen reden will, ist doch total verständlich. Er möchte wahrscheinlich nicht pausenlos daran erinnert werden. Wollten wir auch nie. Wir haben auch schnell versucht wieder in den Alltag zu finden, weil es sonst zu sehr einen kaputt macht. Und leider erleiden wirklich viele Frauen eine FG. Es ist nichts unnormales leider.
Mein Rat versucht damit abzuschließen und euer Leben weiter zu leben und das nicht zum Hauptthema bleiben zu lassen. Das Leben kann so schön sein...
Dann noch abschließend ein paar Fragen...wie alt seid ihr und wurde schon ein Grund gefunden, woran es liegt? Du kannst mir auch privat antworten
Hey,
ja, ich weiß, dass das Leben weiter geht. Wir haben auch während der ganzen Zeit mit den Kinderwunschbehandlungen versucht, unser Leben normal weiter zu führen und dem Thema nicht allzu viel Raum zu geben. Wir haben auch immer gesagt, dass wir uns auch ohne Kinder ein schönes Leben machen.
Trotzdem trifft mich die Fehlgeburt jetzt und so sehr ich es auch versuche, ich kann das Thema auch nicht komplett weg schieben. Ich habe ja z. B. auch immer noch Blutungen.
Mein Mann und ich sind beide 41. Ich habe Endometriose Grad III, Adenomyose, Hashimoto und PCO, die Prognose ist also nicht so gut.
Männer trauern hier leider wirklich oft anders als Frauen. Ein Mann erlebt ja auch nicht den körperlichen Prozess mit Ausschabung oder natürlichem Abgang, für ihn ist es mit der Diagnose oft abgeschlossen, während sich die Frau oft noch wochenlang mit Blutungen herumschlagen muss. Auch der Hormonabfall nach der Fehlgeburt ist nicht zu unterschätzen.
Du solltest dir aber auf jedem Fall trotzdem die Zeit zum Trauern nehmen. Auch wenn Fehlgeburten häufig vorkommen, sollte man den Betroffenen nicht das Recht zu trauern absprechen. Da bei jeder Frau auch eine individuelle Geschichte dahinter steht, läuft dieser Prozess auch nicht immer nach Schema F ab.
Wenn dir nach Weinen ist, dann lass die Tränen auch raus. Verdrängen ist nicht gut und irgendwann holt dich das ein. Hast du gute Freundinnen, mit denen du sprechen kannst?
Ansonsten kann ich dir auch Beratungsstellen wie ProFamilie, Diakonie, etc. ans Herz legen. Vielleicht kannst du da auch mit deinem Mann zusammen hingehen.
Ich wünsche euch alles Gute!
Ich habe sonst leider niemandem zum Reden.
Von der ersten Fehlgeburt wussten noch ein paar Freunde, die Kommentare wollte ich mir diesmal aber ersparen.
Lieben Dank für den Tipp mit den Beratungsstellen! Da werde ich mich mal informieren...