Guten Abend zusammen,
ich hoffe, ich bin im richtigen Forum. Mich würde interessieren, ob es hier ähnliche Erfahrungen gibt und wie ihr damit umgegangen seid.
Ich bin der Auffassung, dass man bezüglich der Kindererziehung in manchen Dingen durchaus anderer Meinung sein darf bzw. Situationen unterschiedlich handhaben kann, aber mit der Art und Weise meines Mannes gegenüber meinem Sohn tue ich mir sehr schwer. Er ist ein äußerst strenger Vater, zumindest empfinde ich das so. Und die Fronten verhärten sich aus meiner Sicht immer mehr. Ich habe das Gefühl, hier nur noch zu moderieren und entweder meinem Mann zu sagen, dass ich seine Reaktionen unverhältnismäßig finde oder eben irgendwelche ausgleichenden Gespräche zu führen.
Mein Mann ist grundsätzlich darauf bedacht, dass aus unserem Kind „etwas wird“. Das wünsche ich mir natürlich auch, aber ich kann nichts damit anfangen, dass sich bei meinem Mann alles auf Knigge, ökonomisches Fortkommen und die „richtigen“ Netzwerke fokussiert. Unser Kind ist VIER! Und ständig wird er bewertet oder extrem kritisiert …
Vor Kurzem hat er einen kleinen Unfall mit seinem Fahrrad gebaut, bei dem das Rad kaputt gegangen ist. Er war einfach unachtsam, körperlich blieb er unversehrt. Mein Mann hat ihn dermaßen zusammengefaltet, dass er die darauffolgenden Stunden immer wieder zu weinen anfing und sich kaum noch beruhigen konnte. Es hat mir regelrecht das Herz gebrochen, das zu sehen. Mein Mann war trotz eindringlichem Gespräch der Meinung, dass das die einzig richtige Reaktion war und ich einfach nur zu lasch bin. Ich komme einfach überhaupt nicht zu ihm durch.
Ständig kommentiert und reglementiert er und wird teilweise richtig fies. Wenn unser Sohn ausversehen etwas voll bröselt, wird er „als Baby, das nicht essen kann“ bezeichnet. Wenn er etwas anzieht, das in den Augen meines Mannes nicht gut aussieht (da reicht schon ein bunter Print auf einem T-Shirt), sieht er „fürchterlich“ oder „wie ein Clown“ aus - egal wie schön sich der Kleine in seinen Klamotten fühlt. Und das sind jetzt nur einzelne Beispiele. Manchmal hab ich den Eindruck, dass ihm unser Sohn überhaupt nichts recht machen kann.
Ich weiß einfach nicht mehr, wie ich mit dieser Situation umgehen soll. Ich bin wie gesagt nur noch am moderieren, trösten, Diskussionen führen. Es ist einfach nur noch ermüdend und tut mir mittlerweile im Herzen weh. Mein Mann ist nur wenig zu Hause - früher war ich deswegen häufig sauer, mittlerweile finde ich es gut, dass er viel außer Haus ist, da das Zusammenleben ohne ihn tausendmal harmonischer ist. Furchtbar, dass ich sowas denke, aber ich kann es nicht verleugnen. Dabei bin ich überhaupt keine Heititei-Helikopter-Ach Schatzibu-Mama. Ich verliere auch mal deutliche Worte, aber immer auf die Sache bezogen und nie auf meinen Sohn als Person. Außerdem muss ich auch echt sagen, dass der Kleine ein tolles, soziales, freundliches Kerlchen ist, das auch ohne Geschimpfe mega kooperiert und ich tatsächlich überhaupt nicht nachvollziehen kann, warum mein Mann diese Schimpftiraden auspackt. Es macht auch rein aus „erzieherischer“ Perspektive überhaupt keinen Sinn.
Wie seid ihr mit ähnlichen Situationen umgegangen?
Mein Mann ist sehr streng zu unserem Sohn
Oh weh, das hört sich garnicht gut an. Du solltest schnellstmöglich mit deinem Mann unter professioneller Hilfe das Thema angehen. Nach deinen Schilderungen würde ich ihn auch als unnötig streng empfinden und das tut euren Sohn sicherlich nicht gut. Die Vorstellung, dass der Kleine bereits mit 4 Jahren keine Fehler mehr machen darf und für sein Äußeres kritisiert wird, finde ich massiv traurig und durchaus gefährlich für die Entwicklung des Selbstbewusstseins.
Sollte da keine Besserung eintreten, würde ich wohl meinen Kind zu Liebe über eine Trennung nachdenken.
Danke für dein Feedback! Welche Art professioneller Hilfe würdest du in dem Fall empfehlen? Hast du da Erfahrungen?
Ich kenn mich nicht gut aus, aber soweit ich weiß, gibt es Familienberatungen, was hier eventuell das richtige sein könnte. Oder ansonsten eventuell eine Kombination aus Paartherapie und Erziehungsberatung? Vielleicht kannst du im Internet einfach mal schauen, was es so gibt und ggf. mal jemanden anrufen/anschreiben und versuchen zu sehen, ob das passend wäre
Ich gehe mal in eine andere Richtung als meine Vorrednerinnen, was noch sein könnte.
Ich muss das jetzt mal fragen...ist er übermäßig auch dir gegenüber gestresst nenne ich es mal?
Habt ihr noch Paarzeit? Bzw auch noch regelmäßig GV?
Ist auf Arbeit mehr Stress als sonst? Seit wann ist er so?
Manchmal versucht er so eine „Art“ auch bei mir, aber er weiß, dass er so nicht mit mir reden kann und ich ihm dann auch klare Grenzen setze (die er dann auch akzeptiert). Aber ich bin ja auch schon „groß“ und der Mann mir gegenüber keine ein Meter höhere, mir rhetorisch überlegene Person. Paarzeit haben wir noch. Nicht mehr so oft wie noch vor ein paar Jahren, aber wir verbringen so oft es geht ein paar Stunden zu zweit.
Er ist seit einigen Monaten tatsächlich beruflich sehr stark eingenommen. Er sagt, er erlebt das Ganze als positiven Stress. Aber Stress macht ja immer was mit einem, auch wenn er nicht komplett negativ besetzt ist… deswegen mag das auch ein Grund für sein Verhalten sein. Wobei ich mir schwer tue, das einfach so zu akzeptieren. Ich arbeite auch Vollzeit - mache zwar weniger Überstunden aber immerhin, fange sehr früh an, damit ich den Kleinen auch möglichst früh aus der Kita holen kann und kümmere mich meistens um ihn und den Haushalt, bis er im Bett ist. Mein Mann kommt häufig erst zu seiner Schlafenszeit um 19:30/20 Uhr nach Hause. Ich würde also behaupten, mein Leben ist ebenfalls nicht unstressig, aber deswegen verhalte ich mich doch nicht so. Vor allem nicht gegenüber meinem vierjährigen Kind, das sich gar nicht wirklich gegen sowas wehren und es nicht einordnen kann. Am Ende denkt er noch, ER wäre irgendwie falsch.
Nein ich empfinde so ein Verhalten auch nicht als gut. Mein Mann war damals auch so wie deiner. Da half nur viiiiel reden. Raus kam dass sein Verhalten durch angestauten Stress/ Frust (Arbeit, Kindergeschreih etc), plus wenig Freizeit/ Ausgleich und naja kaum kuscheln und GV (körperliche Nähe entstresst), kaum Aufmerksamkeit meinerseits...naja alles sammelte sich an und er ließ es leider seinen Frust am Kind aus sobald etwas war.
Möchte damit sagen, falls es bei euch ähnlich ist..uns hat geholfen oben aufgezähltes in positive richtung zu lenken sodass sich die Wogen geglättet haben und man entspannter wurde. (Wir haben u.a. auch nun regelmäßig wieder GV mindestens 1x die Woche.)
Kurz gesagt er war in vielen Punkten frustriert und hat das falsche Ventil benutzt. Das haben wir aber wie gesagt geändert und nun läuft es. Sport macht er auch zum Ausgleich öfter
Huhu, ich weiß, das willst du jetzt nicht lesen, aber, wenn mein Partner so mit meinem Kind umgehen würde (Psychologe fürs Kind kannst du da echt schon mal suchen) und sich nicht einsichtig zeigen, bzw. etwas dran ändern wollen würde, würde ich gehen, bevor mein Kind komplett gebrochen wird.
Das arme Kind!
Es geht gar nicht darum, was ich hören oder nicht hören will. Es geht um eine sinnvolle Lösung. Ob eine Trennung per se das Problem in Wohlgefallen auflösen würde, bezweifle ich. Angesehen davon, dass ich erstmal auch andere Optionen ausschöpfen würde, weiß ich nicht, ob mein Mann sich deswegen plötzlich anders verhalten würde. Er würde ja Papa bleiben und trotzdem viel Zeit mit seinem Kind verbringen - und diese sogar allein, ohne dass ich mich einbringen könnte.
Aber wenn dh schreibst, dass er kein Problem sieht, wirst du ihn nicht ändern können.
Dann würde ich wirklich einen Therapieplatz für den kleinen suchen, damit sein Selbstwertgefühl nicht noch mehr zerstört wird durch den Vater.
Hey vielleicht kannst du ja ihm einen Vortrag von Gerald Hüther ihm empfehlen?
Er mavht sehr schöne Videos ueber Kinder und die Erziehung.
Das man einfach das Kind machenassen soll, es in keine Schublade stecken soll.
Das Kind nicht als Objekt seiner Begierde machen.
-Das Kind als Subjekt, nicht als Objekt-
Das Kind darf dss nicht erleben.
Dies führt dazu das Kinder das Gefühl verlieren, dass sie Gestalter ihres eigenes Lebens sind.
Hier ein sehr guter Vortrag
https://m.youtube.com/watch?v=4sOzIVUxPTQ&embeds_referring_euri=https%3A%2F%2Fwww.pinterest.de%2F&source_ve_path=MjM4NTE&feature=emb_title
Danke, schau ich mir mal an!
Sehr gerne, mir hilft es sehr, das ist wirklich ein wach werden.
Wenn dein Mann da offrn ist und er sich das anhört kann es auch sein, dass es ein Wachstoß ist und sich direkt ändert.
Gib mir gerne ein Feedback wenn du es dir angeschaut hast.
Vielleicht musst du es ihm in einem wirklich ruhigen Moment erklären. Und nicht 5 Minuten nachdem der kleine schläft, sondern den Kleinen mal zu Oma und Opa bringen und mal wirklich 2h mit ihm hinsetzen.
Thema könnte sein, warum er auf einen 4jährigen solchen Druck ausübt, dass man Verhalten kritisiert und nicht die Person, vielleicht mal in einem rollenspiel spiegeln (vielleicht sieht er dann von außen, wie sein Verhalten wirkt), weiterer Umgang mit dem Kind (zum Beispiel dass er mal echt Luft holt bevor er seinen Ärger auslässt und nochmal reflektiert, wie alt das Kind ist).
Wichtig ist, dass es bei ihm nicht als Vorwurf ankommt, sondern du mit ihm eine Lösung finden möchtest. Ihr solltet an einem Strang ziehen.
Viel Erfolg. 💕
Es tut im Herzen weh zu lesen wie dein Mann mit deinem Sohn umgeht.
Ich bin Lehrerin und kann die Gedanken meiner Vorredner unterschreiben.
Bei übermäßig strengen Eltern (dabei meine ich nicht "konsequente" Eltern, sondern schimpfende, unempatische Eltern) entwickeln die Kinder sich entweder total rebellisch und verprügeln irgendwann in der Schule Mitschüler oder werden ganz klein und gebrochen in ständiger Angst.
Du solltest stichhaltig mit wissenschaftlichen Kommentaren, Artikeln, Büchern deinen Mann dar legen, dass auf seine Weise eben NICHT etwas aus seinem Kind wird.
Oder gib ihm direkt Feedback.
Beispiel:
Euer Sohn hat etwas aus Versehen kaputt gemacht. Er wird zusammen gefaltet. Nach dem Gespräch sagst du deinem Mann "xy hat gelernt, dass es sehr schlimm ist, wenn er aus Versehen etwas kaputt macht und es dir sagt. Nächstes Mal hat er Angst, kommt nicht mehr und sagt es dir nicht mehr. Er lernt zu verschweigen und zu lügen." so oder in der Art, je nach Situation natürlich.
Zeige ihm Artikel, die belegen/erklären, dass Kinder unter Angst keine gute schulische Leistung bringen können.
Usw.
Und wie meine Vorrednerin meinte, kann gut sein, dass er selbst ein Päckchen trägt, welches er aufarbeiten müsste. Frag ihn zB mal, ob seine Eltern ihn getröstet haben, als er fiel? Was haben sie bei guten / schlechten Noten gesagt?
Welchem Umstand hat er es zu verdanken, dass er heute seinen Job hat?
Wow! Wenn ich so lese, wie glühend Du Deinen Mann verteidigst..... Da bist Du nicht auf den Mund gefallen!
Ich kann nur hoffen, daß Du genauso glühend und wortreich Dein 4-jähriges Kind (das sich in diesem Altern noch nicht wehren kann!) gegenüber Deinem Mann verteidigst.
Und überlege Dir schon einmal, was Du Eurem Sohn sagst, wenn er erwachsen ist und Dich fragt, wieso Dir 20 Jahre Ehe wichtiger waren, als ihn vor seinem Vater zu schützen.
Vorausgesetzt natürlich, daß er dann überhaupt noch Kontakt mit Euch haben will....
Nur so als Gedankenanstoß an diejenigen, die hier schreiben, die TE solle sich trennen. Euch ist schon klar, dass er trotz seiner Strenge, sein Sorgerecht nicht verlieren würde. Da muss leider viel 'mehr' sein. Also hätten Vater und Kind stattdessen gänzlich alleine Zeiten und das stell ich mir für das Kind wesentlich schlimmer vor. Wenn die Mutter gar nicht mehr eingreifen kann.
Liebe TE, ich würde mit deinem Mann nochmal ein GANZ deutliches Gespräch führen, dass du mit dieser Art der Erziehung nicht einverstanden bist und ihm nochmal aufzeigst, was das mit Kindern machen kann!! Wenn er sich uneinsichtig zeigt, sagt ihm klar, dass du eine Erziehungsberatung in Anspruch nehmen wirst, vielleicht fällt bei ihm dann langsam der Groschen.
Ich hoffe sehr, dass das Verhalten gegenüber deinem Kind schnellstens besser wird. Du als Mama kannst dich zwar bemühen, seine Wunden zu heilen, aber sie sind jedes Mal unlöschbar wieder da.
Aber man kann begleitenden ungang erwirken wenn es bedenken gibt und die gibt es da ja ….
Wo greift sie denn ein? Laut den Beschreibungen moderiert und tröstet sie, schützt aber nicht.
Das ist der Punkt.
Ich bleibe dabei, entweder zackig zur Erziehungsberatung oder weg da bevor der Schaden nicht mehr wieder gut zu machen ist!
Ich bin Sozialarbeiterin der Kinder- und Jugendhilfe und habe und hatte x solche Kinder und Familien wo es zu heftigsten Problemen kam und kommt weil die Kinder bei solch demütigender Erziehung entweder irgendwann austicken, in Depressionen versinken, suizidal werden oder andere teils massive Störungen entwickeln. Und dann ist das Geheule groß!
Das kann doch niemand wollen! Der Mann braucht Hilfe in der Erziehung oder Abstand.
Und ja, auch eine Trennung hilft wenn der Vater unbelehrbar ist denn dann hat das Kind zumindest einen sicheren, gewaltfreien Hafen den es so nicht hat. Momentan ist sein zu Hause für ihn kein sicherer Ort, so dramatisch das auch klingt.
Psychische Gewalt verletzt massiv, nicht bloß körperliche.
Es ist so traurig dass in den 10 Jahren in denen ich diesen Job nun mache das immernoch als eine Bagatelle bezeichnet wird...
Liebe Te, bitte hilf deinem Kind!