Wie finden Eheleute Kompromisse..

..mit denen beide glücklich sind?

Zurzeit habe ich das Gefühl, dass es sehr sehr schwierig ist, in einer Ehe gemeinsame Entscheidungen zu treffen, mit denen beide zufrieden sind.
Denke über Eheberatung nach, in der Hoffnung, dass es mit professioneller Unterstützung klappt.

Es geht bei mir um ganz elementare Fragen, zu denen jeder seine eigene Meinung hat:

Wo wollen wir wohnen?
Wann wollen wir weitere Kinder?

Letztendlich haben wir verschiedene Ziele und auch wenn der eine das vom anderen kennt, so verfolgt doch jeder nur sein eigenes Ziel. Für mich fühlt es sich sehr danach an, als würden wir nicht im Team handeln.
Ich erwarte nicht, dass mein Mann seine Ziele über Board schmeißt. Aber durchaus, dass wir uns zusammensetzen, diskutieren und gemeinsame Wege suchen, auch wenn dabei dann nicht der für ihn bequemste Weg rauskommt, weil dieser für mich halt nicht passt.

Oder sind Kompromisse eh immer faul und man muss Alternativen finden, zum Beispiel abwechselnd über "große Fragen" entscheiden?

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Was sind denn eure unterschiedlichen Ziele im Leben? Kannst du das genauer beschreiben?

Ich meine wenn einer z.b. ein ungebundenes Jet Set leben führen will und der andere will z.b.auf nem Bauernhof leben und vier Kinder. Dann gibt es da schwer einen Kompromiss sondern dann passt es einfach nicht.

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Aber durchaus, dass wir uns zusammensetzen, diskutieren und gemeinsame Wege suchen, auch wenn dabei dann nicht der für ihn bequemste Weg rauskommt, weil dieser für mich halt nicht passt.


Klingt für mich ein bisschen so, als wenn du deins komplett durchsetzen willst egal wie es ihm damit geht.
Einfacher wären natürlich konkrete beispiele.

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Bitte konkretisiere eure Ziele.
Die grundlegenden Lebensziele wie Hochzeit, Kinder oder Wohnsituation (Haus, Wohnung) sollten schon gleich sein, sonst kann man sich ja selbst nicht verwirklichen.
Wenn einer auf's Dorf und der andere in die Großstadt ziehen möchte, dann probiert man es entweder am Rand der Stadt oder eine Kleinstadt in einem ruhigem Wohnviertel.
Bei uns ist es so, dass wir jeder mal nachgeben oder eben Kompromisse finden.
Mein Mann möchte das Wohnzimmer grün, ich möchte hellbraun. Dann streichen wir eben das Wohnzimmer grün und ich bekomme hellbraune Deko und dafür darf ich die Wandfarbe in der Küche bestimmen.

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Wenn es so elementare Fragen sind, so wie es bei euch klingt, wäre es gut, wenn man schon vor der Hochzeit bzw. dem Zusammenleben auf einen gemeinsamen Nenner kommen würde.
Stadt oder Land ?
Kinder und/oder Karriere ?
Wertvorstellungen/Religion ?

Bei vielen unerheblichen Entscheidungen darf bei uns derjenige entscheiden, der sich gerade damit befasst und damit auskennt.
Man muss dann nicht jede Anschaffung und jeden Termin ausdiskutieren.
Bei anderen Sachen diskutieren wir oft über längere Zeit, bringen immer wieder neue Ideen und Lösungen ein, bis es für beide passt.

Es sollte so sein, bei wichtigen Entscheidungen, dass sich keiner untergebuttert fühlt, jeder seine Bedürfnisse anerkannt sieht.
Das ist oft auch ein längerer Prozess.
Kompromisse sind nicht faul, sondern sollten für beide akzeptabel sein.

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Bei manchen Dingen gibt es glaube ich einfach keine zufriedenstellenden Kompromisse. Da sollte man von vornherein einer Meinung sein.
Z.B. die Frage, ob man Kinder möchte. Wenn einer auf keinen Fall eines möchte und der andere unbedingt, wo soll man da einen Kompromiss finden?
Wenn es aber um die Anzahl der Kinder geht, geht ein Kompromiss meist schon.
Beim Heiraten das gleiche. Will der eine das gar nicht, gibt es kaum einen Kompromiss.
Aber bei der Art der Hochzeit geht das evtl. schon.

Unser Kompromiss beim Heiraten war z.B. mein Mann nimmt meinen Namen an und dafür haben wir etwas größer gefeiert, obwohl ich am liebsten nur zu zweit gefeiert hätte. Konnte aber sehr gut damit leben, da ich dafür ja meinen Willen mit dem Nachnamen durchsetzen konnte.

Um was genau geht es denn bei euch?

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Um ehrlich zu sein hatten wir die Situation noch nicht wirklich, dass einer den Plan X ganz genau im Kopf hat und der andere den Plan Y und es beiden gleich wichtig ist. Vieles war unvorhergesehen und dann nahm man die Situation so, wie sie war, und suchte nach einer Lösung mit der alle leben können.

Ich habe aber auch keinen super ausgefeilten Lebensplan, z.B. wie viele Kinder ich wann bekommen möchte oder welche Stufe der Karrieleiter wann zu erklimmen ist.

Manchmal ist mir etwas besonders wichtig, da ist dann mein Mann mitgezogen, bei anderem habe ich aber einfach keine fixe Meinung und lasse mich gern überzeugen.

Bearbeitet von Emalya
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Danke für die schnellen Antworten!

Jetzt wurde ich oft gefragt, um was es konkret geht.

Eigentlich dreht sich alles ums Thema Wohnen.

Vor der Ehe haben wir zusammen in einer Großstadt gewohnt und waren uns einig, dass wir mit Kindern nicht mehr in der Großstadt leben möchten.
Mein Mann hat vor der Ehe gesagt, dass er überall wohnen kann. Seine schlimmste Vorstellung war in dieser Großstadt zu wohnen und als er da war, war es nicht so schlimm, also kann er überall wohnen.

Ich war und bin nicht festgelegt, wo wir wohnen. Mir ist nur sehr wichtig, dass wir uns zusammen etwas aufbauen, gleichberechtigt sind und unsere Ruhe als kleine Familie haben. Gleichzeitig unsere Herkunftsfamilien noch in erreichbarer Nähe (60 bis max. 200 km Entfernung wäre optimal aus meiner Sicht) haben.

Wir sind dann in die Heimat meines Mannes gezogen mit der Vereinbarung, dass wir wieder umziehen, wenn es einem von uns nicht gefällt.

Zugegebenermaßen war die Testphase kurz (unter 6 Monaten).

Mein Fazit ist jetzt, dass ich nicht wieder dort hinziehen möchte.
Meine Gründe:
Für mich nicht ausreichende Privatsphäre (v.a. wegen unangekündigten Besuchen seiner Eltern zu jeder Tageszeit; Garten komplett einsehbar für alle Passanten, Zaun oder Hecke wird seitens seiner Eltern = aktuelle Hausbesitzer nicht gewünscht ), auch Sorge vor massiver (z.B. finanzieller) Abhängigkeit (von Schwiegereltern, aber auch von Ehemann) finanziell: inzwischen soll das Haus überschrieben werden auf ihn; kann absolut nachvollziehen, dass es nicht auf uns überschrieben wird, aber würde lieber in einer Wohnung/Haus wohnen, in der/dem wir gleichberechtigt sind (z.B. Miete oder Kredit, die wir zusammen zahlen).

Er sagt, dass er mich versteht. Und gleichzeitig setzt er alles daran, dass er dort wieder eine Arbeitsstelle bekommt. Er sagt, dass wir nicht wieder dort wohnen müssen, aber gleichzeitig verneint er alle Alternativen (möchte keinen Kredit aufnehmen, eigentlich auch nicht zur Miete wohnen; in keiner der Kleinstädte wohnen, die zwischen unseren Herkunftsfamilien liegen und auch nicht dort bleiben, wo wir aktuell wegen seiner Ausbildung wohnen).

Seitdem er meinen Vorschlag, in meine Heimat zu ziehen, vehement abgelehnt hat, weil es viel zu weit weg von seiner Familie sei und ihm der Dialekt dort nicht gefiele - sank meine Bereitschaft, genau das Gleiche für ihn zu tun in den Keller. Nur zur Erklärung: ich will nicht unbedingt in meine Heimat ziehen, nur mein Elternhaus wäre durch Erbe + Teilschenkung finanziell erschwinglich für uns, daher der Vorschlag.

Ich bin einige Wochen nach der ersten Geburt umgezogen. Seitdem insgesamt 3 mal. Das möchte ich mit einem weiteren Kind nicht nochmal so und möchte daher abwarten, wo wir ab nächstem Jahr zumindest mittelfristig wohnen.

Er will 2 Jahre Altersabstand zwischen den Kindern, weil das bei ihm und seinem Geschwister so ist und er das gut findet. Das würde für und bedeuten, dass wir innerhalb der ersten paar Lebensmonate mindestens einen Umzug mit Baby und Kleinkind stemmen müssten.

In diesen konkreten Punkten - was könnten Kompromisse sein? Vielleicht sehe ich das zu negativ, aber mir fällt bald kein Vorschlag mehr ein.

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Hat er denn selber mal einen konkreten Vorschlag gemacht? Wenn er sagt, dass er dich versteht, muss er doch eine Vorstellung haben, wie dann eine Lösung aussehen könnte. Immer nur "Nein" bringt ja nicht weiter.

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Mir fällt jetzt kein konkreter Vorschlag ein, den er gemacht hätte.

Finde es richtig schön, wie es bei Euch gelaufen ist.
So schön, dass ich gleich wieder überlegt habe, ob ich auch ihm zuliebe dort hin ziehen soll, wo er am liebsten wohnen will.

Leider war ich dort einfach nicht glücklich. Weiß nicht, ob sich das ändern könnte.

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Ich denke, es gibt Themen, wo ein Kompromiss kaum machbar ist - das sind aber wenige. Beispielsweise die grundsätzliche Frage nach Kindern. Bei "Ich will keinesfalls Kinder!" und "Ich möchte sieben Kinder!" ist der Kompromiss wohl kaum "Okay, also drei."

Mein Mann hat kurz nach unserer Hochzeit mit seinem Vater mal darüber gesprochen, weil meine Schwiegereltern wirklich auch das absolute Kontrastprogramm sind. Es ist für uns alle ein Wunder, dass die seit fast 50 Jahren verheiratet sind. Und mein Schwiegervater sagte auf die Frage, wie sie diese unglaublich unterschiedlichen Wünsche und Lebensstile miteinander vereinbart hätten: "Ihr Glück war mir immer wichtiger als mein eigenes. Und andersherum genauso." Das fand ich sehr beeindruckend, denn genau das leben sie auch, das macht viele Kompromisse möglich - und manchmal sind es auch gar keine, sondern einer von beiden tritt komplett zurück und sagt "Wir machen es so, weil es dir wichtiger ist als mir."

Bei uns selber war es immer so, dass die großen beruflichen Ziele im Leben klar waren und wir auch wussten, wer wann zurückstecken muss. Es hat sich logisch so ergeben, eine andere Entscheidung wäre vielleicht gerechter oder fairer oder mehr 50-50 gewesen, aber dümmer. Das war kein wirklicher Kompromiss, das war eine rein logische, rationale Entscheidung. Sie tut ein bisschen weh, ja, aber es ist okay so. Manchmal ist das so.

Ein ganz konkretes Problem war bei uns das Wohn-Thema, wie ja bei euch offensichtlich auch. Mein Mann ist von der Sorte "ewiges Landkind", während ich die Stadt bevorzuge. Wir haben beide in der absolut großartigsten Stadt der Welt gewohnt (meinem Verständnis nach ;-) ), er aus praktischen Gründen und ich aus purer Liebe :-D, und weil mein Mann wusste, wie sehr ich daran hing, haben wir also nach unserer Hochzeit dort etwas für uns beide gesucht. In diesem ganzen endlosen Prozess der Sucherei waren wir irgendwann mal für zwei, drei Wochen wieder Zuhause, in der Gegend, aus der wir beide kommen. Und in dieser kurzen Zeit habe ich gesehen, wie gut es meinem Mann tut, dort zu sein. Seine engsten und ältesten Freunde wohnen nach wie vor da, er liebt die Ruhe und die Natur... Er war so entspannt nach ein paar Tagen, wie er es nicht mal nach drei Wochen Urlaub sonstwo ist. Und da wurde mir klar: Für ihn macht es tatsächlich einen bedeutenderen Unterschied als für mich, wo wir leben. Ihm gibt das so viel, er ist so glücklich und zufrieden und entspannt... Also habe ich mich schweren Herzens durchgerungen und ihm gesagt, dass wir wieder aufs Land ziehen. Das war eine echt harte Zeit, weil ich wusste, dass es für ihn, für uns als Paar, für unsere Familie richtig war, aber es hat mir alles abverlangt, wirklich :-D Es war auch für ihn nicht leicht, weil er solche Schuldgefühle gegenüber mir hatte (unnötigerweise, war ja meine freie Entscheidung).

Ansonsten diskutieren wir sehr viel, aber meistens kristallisiert sich sehr schnell heraus, wem das Thema jetzt wichtiger ist. Das hält sich gut die Waage, keiner kommt zu kurz. Es gibt auch Dinge, wo wir beide sagen: Hier finden wir gerade keine Lösung, also lassen wir es jetzt erstmal. Das geht natürlich nicht immer, aber manchmal hilft auch etwas Abstand. Wir versuchen, uns am Rat meines Schwiegervaters zu orientieren, und das klappt ganz gut. Bei meinem Mann sowieso, er ist in der Hinsicht deutlich weiter als ich ;-) Vielleicht findet ihr ja auch gemeinsame Ziele? Nichts schweißt so sehr zusammen, das stärkt die Beziehung extrem, wenn man etwas gemeinsam erreicht hat.

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Eure Beziehung liest sich richtig toll und respektvoll 😍

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Zu deinem konkreten Problem kann ich nur sagen, dass das so auch kein hinnehmbarer Kompromiss ist.

Ich war so dumm und naiv und bin in das Haus meiner Schwiegereltern eingezogen. Um das Vermögen zu schützen, was ich durchaus verstehe, gehört das Haus mehrheitlich noch ihnen. Sie wohnen in der Nähe. Ausgemacht war, dass ich/wir sie auszahlen, sobald mir dies beruflich möglich sein würde. Jetzt weigern sie sich, dies zu akzeptieren. Für uns entsteht eine Ehekrise, weil ich nicht mehr bereit bin, mich so hinhalten zu lassen. Es gab bislang immer irgendwelche „guten Gründe“ dagegen.

Eure Voraussetzungen sind nicht akzeptabel. Ihr dürft das Haus nicht verkaufen, vermutlich nicht vermieten, ihr sollt wenig bis nichts am Grundstück verändern. Habt ihr eine Zugewinngemeinschaft?

Verstehe mich bitte richtig, das Handeln deiner SE ist verständlich und berechtigt. Dein Nein zu diesen Bedingungen jedoch auch. Es erfordert Mut, das auszusprechen und auch offen zu kommunizieren. Ein Kompromiss wäre die Wohngegend, aber eine andere Immobilie. Wenn euch die SE aus freien Stücken unterstützen wollen, werden sie auch dieses Projekt unterstützen, sofern das möglich ist. Sonst geht es ihnen eben um ihre eigenen Interessen, die legitim sind, aber über deren Stöckchen du nicht springen musst.
Eure Lage wirkt festgefahren. Lasst euch helfen dabei. Es scheint, als ginge es um mehr. Das geht es bei uns auch.

Ich habe die Wohngegend schätzen gelernt, ich wohne gerne hier. Doch die Voraussetzungen sind eben (noch) nicht optimal und es ist immer leicht von außen zu schreien, ich solle Druck machen oder auszuziehen, aber so einfach ist das nicht immer. Daher würde ich persönlich nicht wieder an zukünftige Versprechen glauben, wie einer Probezeit. Seid ihr erst mal dort, bist du dort. Aus meiner Erfahrung heraus muss ich das so sagen.