Ehemann von Depression überzeugen

Mein Mann hatte schon früher depressive Phasen, bis hin zum Burnout. Er war nie in Behandlung. Wir haben stattdessen Ursachen behoben, z.b. Job hingeschmissen etc.

Dann war jahrelang alles gut, trotz schwerer Zeit mit unerfülltem Kinderwunsch. War auch nicht leicht, aber er war nie so, dass ich ihn als depressiv bezeichnet hätte.

Dann hats geklappt, unser Kind kam auf die Welt - und dann sind mir die Sicherungen durchgeknallt. Wochenbettdepression.

Im Verlauf bis wir gecheckt haben was los ist, hab ich ihm auch mal die Trennung verkündet.

Ich hab kurz darauf angefangen Antidepressiva zu nehmen, bei mir ist alles im Griff. Bis auf den üblichen Wahnsinn zwischen Job, Haushalt und Kleinkind eben.

Jetzt knallt aber mein Mann durch. Hat wieder angefangen zu rauchen, dann versucht er hundert mal aufzuhören und so weiter. Aktuell versucht er es wieder.

Nun hat er einen Nervenzusammenbruch am anderen. Heult, schreit, brüllt.

Dazu kommt ständiges Zittern. Er zittert und zittert.

Er sagt, ich bin schuld. Weil ich mich damals trennen wollte. Und er ist ein Versager, schafft nichts, kann nichts, ohne mich ist er ein Niemand, er kann nichts außer Geld ausgeben (ich bin Hauptverdienerin, wir haben aber gemeinsame Kasse). Alles ist schwarz, alles ist schlecht.

Ich sage, das Zittern muss man abklären. Und er ist depressiv und braucht Hilfe.

Er will aber nicht.

Ich sehe mich aktuell in der Rolle der Co-Abhängigen, die sich für alles die Schuld geben lässt.

Wie komme ich da raus? Wie kann ich ihm den Tritt in den Hintern geben, den er braucht, um Hilfe anzunehmen?

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Ich würde einen Termin beim Hausarzt ausmachen und ihm dann sagen, dass er mit mir da hingehen soll. Ohne Diskussion.

Tut er es nicht und sieht auch nichts ein hast du leider nicht viele Optionen. Dann kannst du nur gehen.

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Vielleicht kannst du das tatsächlich nicht allein. Du steckst da tief in einer bestimmten Rolle für ihn drin. Gibt es vielleicht irgendwen, der „von außerhalb“ auf ihn einwirken könnte? Eine Person aus der Verwandtschaft oder dem Bekanntenkreis, die du ins Vertrauen ziehen kannst und die freundlich aber bestimmt einen Arztbesuch nahelegen kann? Vielleicht auch erstmal über die Schiene „Entzugssymptome lindern“?

Es ist auch möglich, als Angehörige beim Hausarzt oder bei einer Beratungsstelle vorzusprechen und um Hilfe zu bitten, wie du deinem Mann helfen kannst. Denn es ist wirklich schwer, wenn er sich weigert, zum Arzt zu gehen.

Klar ist hier das Forum ein erster Schritt, aber hier sind Laien unterwegs. Und es macht einen großen Unterschied, ein paar anonyme Zeilen zu lesen oder Worte von einem freundlichen Menschen zu hören, der einem dabei ins Gesicht sieht.

Ich wünsche dir, dass er Hilfe annehmen wird!

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Messer an die Brust setzen.. Arzt oder Trennung. Das Umfeld ist Gift für ein Kleinkind und für dich auch..

Zittern deutet auf eine Abhängigkeit hin.. Das kann vieles sein.. Drogen, alk, Tabletten..

Süchtige sind perfekt darin wenn es darum geht ihre Sucht vor den Augen anderer zu verbergen.

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Wenn er depressiv ist, kannst du das Messer ansetzen wie du willst. Der ist gerade in sich selbst gefangen. Je nach schwere der Depression, sieht der eine ganz andere Realität als alle umstehenden. Du willst einen vermeintlich depressiven zu einer Entscheidung zwingen, das funktioniert nicht.

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Wenn dein Mann wieder eine aktuelle Krise hat, könntest du mit ihm auch in eine psychiatrische Notfallambulanz oder einen psychiatrischen Krisendienst gehen. Du könntest versuchen, ihn davon zu überzeugen. Oder dort anrufen, dort bekommst du auch akute Beratung, wenn dir so eine Situation über den Kopf wächst. Wenn dein Mann sich zu nichts überreden lässt, könntest du in eine Beratungsstelle gehen, auch zu einer solchen Notfallsprechstunde, einer Familienberatung, Caritas oder Diakonie o.ä.. Oder google mal psychiatrischer Krisendienst in deiner Gegend.
Ich denke, du brauchst wirklich fachärztliche Beratung und Unterstützung, damit du für euer Kind einigermaßen gesund bleibst. Und jemanden an deiner Seite, der deinen Mann berät und sich auskennt mit fehlender Krankheitseinsicht.

Für mich hört sich das so an, als bräuchte dein Mann einen Klinikaufenthalt oder eine zeitlang Tagesklinik, aber wie gesagt, das sollte eine Fachkraft mit medizinischer und psychiatrischer Ausbildung beurteilen.

Wenn dein Mann sich weigert, geh du einfach los oder ruf irgendwo an. Da wird dir dann sicher weiter geholfen, zumal ein kleines Kind davon betroffen ist. Danach kannst du immer noch überlegen, etwas an deiner Co-Was-Auch-Immer-Rolle zu arbeiten. Bei euch gehts anscheinend im Moment um eine akute Krise. Alles Gute.

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Wenn es hier um eine Depression geht, ließ mal bei der deutschen Depressionshilfe. Da gibt es auch Ratschläge für Angehörige.

Wenn er selbst keine Hilfe annehmen kann, kannst du nichts weiter tun, als für ihn da zu sein, ihn zu entlasten und immer wieder Hilfe anzubieten und ihm mitteilen, wie besorgt du um ihn bist. Nimm NICHTS was er sagt oder tut persönlich, es sei denn er wird gewalttätig. Dann musst du selbstverständlich da weg.

Sofern du dich nicht trennen willst, stell dich auf eine harte, schwere Zeit ein. Such dir erst einmal Hilfe für dich und sorge für dich und dein Kind.

Im schlimmsten Fall muss dein Mann nun ganz, ganz unten ankommen und auf dem Boden aufschlagen, damit er merkt, dass es nicht weiter so geht. Sollte er irgendwelche selbstverletzenden Gedanken oder gar Suizid ankündigen, ruf die 112- ohne wenn und aber!

Viel Kraft und alles Gute!

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Hallo, mein Mann ist vor ein paar Jahren auch völlig durchgeknallt.
Er hatte auch selbst mitbekommen, dass irgendwas nicht stimmt.
Ich habe ihm angeboten, dass wir mal zusammen zum Arzt gehen. Wollte er erst auch nicht, ich habe seine Ausbrüche immer reflektiert und war selbst ganz schön am Ende. Er kam dann wirklich auch mit und ihm wurde ein Klinikaufenthalt nahe gelegt. 8 Wochen war er da und es wurde Burn Out festgestellt. Die Behandlung dort tat ihm gut. Er ist weiterhin regelmäßig in Therapie. Sein Arbeitgeber ist auch ein Traum und hat ihm eine andere Stelle angeboten. Er war zuerst im Außendienst tätig, sodass er dort eben provisionsabhängig gearbeitet hat. Das war der Knackpunkt. Nun darf er dort als Anwenungstechniker arbeiten und bekommt stattdessen ein Festgehalt.